Sauna und Polyneuropathie: Was Sie wissen sollten

Die Sauna ist ein fester Bestandteil der finnischen Kultur und erfreut sich auch in Deutschland wachsender Beliebtheit. Regelmäßige Saunabesuche können nachweislich das Immunsystem stärken und die Anzahl sowie Schwere von grippalen Infekten reduzieren. Durch die Hitze weiten sich die Gefäße, der Blutdruck steigt und die Durchblutung von Haut und Schleimhäuten verbessert sich. Zudem werden bestimmte Immunzellen, wie die natürlichen Killerzellen, vermehrt gebildet. Auch bei chronischer Bronchitis, Rhinitis oder Sinusitis (ohne akuten Infekt, Fieber) und Heuschnupfen kann das Saunieren Linderung verschaffen, da sich Atem- und Bronchialmuskulatur entspannen.

Doch wie sieht es bei Menschen mit Polyneuropathie aus? Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen und potenziellen Auswirkungen von Saunabesuchen auf Menschen mit dieser neurologischen Erkrankung.

Was ist Polyneuropathie?

Polyneuropathie (PNP) ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, bei der die Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmarks geschädigt sind. Typischerweise äußert sich dies durch symmetrische Empfindungsstörungen an Füßen und Unterschenkeln. Neben sensiblen Störungen können auch motorische Nerven betroffen sein, was zu Reflexausfällen, Muskelschwäche oder Lähmungen führen kann. Das autonome Nervensystem kann ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden und Funktionsstörungen an inneren Organen verursachen.

Häufige Symptome sind Taubheit, Kribbeln, Brennen, Schmerzen oder eine verminderte Empfindlichkeit, insbesondere an den Füßen. Betroffene berichten oft von einem Gefühl, zu enge Socken zu tragen. Die verminderte Empfindlichkeit kann dazu führen, dass Druckstellen oder kleine Verletzungen, wie ein Steinchen im Schuh, nicht bemerkt werden, was zu Geschwüren an der Fußsohle führen kann.

Ursachen von Polyneuropathie

In vielen Fällen ist Polyneuropathie die Folge einer Grunderkrankung, wobei Diabetes mellitus die häufigste Ursache ist. Ein schlecht eingestellter Diabetes kann die Nervenfasern direkt oder indirekt durch Schädigung der kleinen Blutgefäße, die die Nerven versorgen, beeinträchtigen. Schätzungen zufolge entwickelt jeder zweite Diabetiker im Laufe der Zeit eine schmerzhafte oder schmerzlose Form der Neuropathie.

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Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Stoffwechselstörungen und Vitaminmangel
  • Schwere Organ- oder Allgemeinerkrankungen mit "Selbstvergiftung" (z.B. Nieren- oder Leberinsuffizienz)
  • Malabsorption bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen
  • Krebserkrankungen
  • Arterielle Durchblutungsstörungen
  • Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Borreliose)
  • Toxisch bedingte Polyneuropathien (z.B. chronischer Alkoholismus, Nebenwirkungen von Medikamenten, Umweltgifte)
  • Thalassämie

Kann keine Grunderkrankung festgestellt werden, spricht man von einer "idiopathischen Polyneuropathie".

Sauna bei Polyneuropathie: Was ist zu beachten?

Die Sauna stellt einen intensiven thermischen Wechselreiz für die Haut dar, wirkt schmerzlindernd und kann das vegetative Nervensystem positiv beeinflussen. Allerdings setzt ein Saunabesuch eine gewisse Belastbarkeit und ausreichende Durchblutung voraus.

Kontraindikationen

Bei Polyneuropathie gibt es einige Kontraindikationen für Saunabesuche:

  • Ausgeprägte Polyneuropathie: Aufgrund der eingeschränkten Sensibilität besteht die Gefahr, dass Hitzeschäden nicht rechtzeitig bemerkt werden.
  • Arterielle Durchblutungsstörungen: Schwerwiegendere arterielle Durchblutungsstörungen (ab Stadium IIb) stellen eine Kontraindikation dar.
  • Akute Entzündungen oder Infekte: Bei einem Infekt oder einer akuten Entzündung ist die Sauna tabu.

Vorsichtsmaßnahmen

Wenn keine Kontraindikationen vorliegen, können Menschen mit Polyneuropathie unter bestimmten Vorsichtsmaßnahmen die Sauna besuchen:

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  • Ärztliche Rücksprache: Vor dem ersten Saunabesuch sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
  • Langsame Abkühlung: Nach dem Saunagang sollte man sich langsam und kontrolliert abkühlen, idealerweise an der Luft oder mit lauwarmem Wasser. Sehr kalte Duschen oder das Tauchbecken können den Blutdruck zu stark ansteigen lassen.
  • Regelmäßige Blutzuckerkontrolle: Diabetiker sollten ihren Blutzucker vor, während und nach dem Saunabesuch kontrollieren, um einer Unterzuckerung vorzubeugen. Insulininjektionen in den Oberschenkel oder das Gesäß können das Risiko einer Unterzuckerung verringern.
  • Fußpflege: Diabetiker mit Polyneuropathie sollten besonders auf ihre Füße achten. Bei Wunden sollte der Saunabesuch verschoben werden.
  • Nicht alleine saunieren: Es ist ratsam, nicht alleine in die Sauna zu gehen.
  • Mäßige Saunagänge: Saunaanfänger sollten mit kurzen Saunagängen (3-5 Minuten) beginnen und die Dauer langsam steigern.
  • Aufgüsse vermeiden: Kreislauflabile Personen sollten auf Aufgüsse verzichten, da der stoßförmige Wärmeeinstrom den Körper eher belastet.

Positive Effekte

Trotz der genannten Vorsichtsmaßnahmen kann ein Saunabesuch auch positive Effekte bei Polyneuropathie haben:

  • Schmerzlinderung: Die Wärme kann zur Lockerung von Muskulatur, Bändern, Gelenken und Faszien beitragen und dadurch Schmerzen lindern.
  • Verbesserte Durchblutung: Die Erweiterung der Gefäße durch die Wärme kann die Durchblutung fördern.
  • Entspannung: Die Sauna kann zur Entspannung beitragen und Stress reduzieren, was sich positiv auf die Schmerzverarbeitung auswirken kann.

Weitere Therapieansätze bei Polyneuropathie

Neben Saunabesuchen gibt es eine Vielzahl weiterer Therapieansätze bei Polyneuropathie:

  • Behandlung der Grunderkrankung: Wenn die Polyneuropathie Folge einer Grunderkrankung ist, sollte diese optimal behandelt werden.
  • Naturheilkundliche Therapie:
    • Hydro- und Thermotherapie: Trockenbürsten, Wassertreten, ansteigende Teilbäder, Lehmpackungen.
    • Ernährung und Vitamine: Ovolaktovegetabile Vollwertkost, Vermeidung von extremen Diäten, Ausgleich von Vitaminmangel (insbesondere Vitamin B1, B12, Folsäure), Alpha-Liponsäure.
    • Phytotherapie: Teufelskrallen-Präparate, Aconit-Nervenöl, Nelken-, Rosmarin- oder Minzöl, Johanniskraut-Rotöl, Capsaicin-haltige Salben.
  • Bewegungstherapie und Krankengymnastik: Trainingstherapie, Walking, Geräte- oder Ergometertraining, Bewegungsbäder, Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitationstherapie (PNF), Gangschulung.
  • Schmerztherapie: Medikamentöse Behandlung mit Schmerzmitteln, gegebenenfalls spezielle Schmerzmittel gegen "neuropathische" Schmerzen.
  • Kältetherapie: Eisbaden oder Kaltlufttherapie können die Schmerzweiterleitung in den Nerven dämpfen und Entzündungen reduzieren.
  • Akupunktur: Kann zur Regulierung von Energie und Blutzirkulation eingesetzt werden.
  • Elektrotherapie: Zellenbäder oder transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) können die Übererregbarkeit der Nerven regulieren.

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