Gutachter Deutsche Rentenversicherung und Multiple Sklerose: Erfahrungen und wichtige Aspekte

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) spielt eine entscheidende Rolle im Leben von Menschen mit Multipler Sklerose (MS), insbesondere wenn es um die Erwerbsminderungsrente (EMR) geht. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen von MS-Betroffenen mit Gutachtern der DRV, gibt Einblicke in den Antragsprozess und zeigt auf, welche Aspekte bei der Beantragung und dem Bezug einer EMR zu beachten sind.

Erwerbsminderungsrente: Ein wichtiger Pfeiler der sozialen Absicherung

Die Erwerbsminderungsrente ist für Menschen gedacht, die aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt arbeiten können. Sie soll das Einkommen ersetzen, wenn die Arbeitsfähigkeit dauerhaft gemindert ist. Wer sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, erhält regelmäßig Informationen von der Deutschen Rentenversicherung über die Höhe der zu erwartenden Altersrente und der potenziellen Erwerbsminderungsrente.

Der Weg zur Erwerbsminderungsrente

Der Weg zur EMR kann für MS-Betroffene mitunter steinig sein. Oftmals beginnt er mit längeren Krankheitsphasen und Rehabilitationsmaßnahmen. Nadine, eine junge MS-Betroffene, wurde beispielsweise nach mehreren Schüben und einer Reha-Maßnahme dazu geraten, einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu stellen.

Reha vor Rente

Ein wichtiger Grundsatz bei der Rentenantragstellung lautet: "Reha vor Rente". Die Krankenkasse kann Versicherte auffordern, einen Reha-Antrag zu stellen, wenn sie deren Erwerbsfähigkeit erheblich gefährdet oder gemindert sieht. Dieser Aufforderung muss innerhalb einer bestimmten Frist nachgekommen werden, da ansonsten der Anspruch auf Krankengeld verloren gehen kann.

Das medizinische Gutachten als Dreh- und Angelpunkt

Dreh- und Angelpunkt des gesamten Prozesses ist das medizinische Gutachten, das die Arbeitsfähigkeit oder Arbeitsunfähigkeit attestiert. Hier haben Betroffene die Möglichkeit, ihre Situation und ihre Perspektiven darzulegen. Gegen die Aufforderung der Krankenkasse zu einer Reha kann Widerspruch eingelegt werden.

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Erfahrungen mit Gutachtern der Deutschen Rentenversicherung

Viele Betroffene berichten von einem langwierigen Antragsverfahren und Problemen mit Gutachtern der Rentenversicherung. Hartmut, ein Mitglied im Sozialverband, erfuhr in der dortigen Sozialberatung, dass sich das Antragsverfahren sehr in die Länge ziehen kann. Viele Betroffene beschweren sich außerdem über den Termin beim Gutachter der Rentenversicherung. Dieser habe sich kaum Zeit genommen und hätte lediglich einen starren Fragenkatalog abgearbeitet, würden viele Mitglieder berichten.

Reha als Alternative zum direkten Rentenantrag

Aus diesem Grund kann es sinnvoll sein, statt der Erwerbsminderungsrente eine Reha zu beantragen. Im Rahmen einer Reha werden Betroffene über einen längeren Zeitraum von Experten untersucht und behandelt. Am Ende der Reha steht ein amtsärztliches Gutachten der Deutschen Rentenversicherung. Wenn dieses zum dem Schluss kommt, dass Sie weniger als drei Stunden am Tag irgendeiner Arbeit nachgehen können - dann wird Ihr Reha-Antrag automatisch in einen Antrag zur Erwerbsminderungsrente umgewandelt. Rückwirkend.

Die Rolle des MS-Registers

Das MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft liefert wichtige Daten darüber, wie MS-Betroffene ihren Alltag gestalten und wie gut sie medizinisch versorgt sind. Die Daten zeigen, dass viele MS-Betroffene aufgrund ihrer Erkrankung ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben können und in ihrer Erwerbstätigkeit deutlich stärker eingeschränkt sind als andere Personen im erwerbsfähigen Alter.

Formen der Erwerbsminderungsrente

Die Rentenversicherung unterscheidet insgesamt vier Formen von Erwerbsminderungsrente, darunter:

  • Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung: Bei dauerhafter, also mindestens 6 Monate anhaltend eingeschränkter Leistungsfähigkeit zwischen 3 und unter 6 Stunden pro Tag.
  • Rente wegen voller Erwerbsminderung: Bei dauerhafter eingeschränkter Leistungsfähigkeit unter 3 Stunden pro Tag.

Probleme und Herausforderungen beim Bezug der EMR

Viele Betroffene berichten, dass das Einkommen über die Erwerbsminderungsrente nicht ausreicht, insbesondere wenn man nicht viele Beitragsjahre hatte. Es ist schwierig, eine passende Beschäftigung für wenige Stunden pro Woche zu finden, wenn man sich neben der Rente etwas hinzuverdienen muss.

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Hinzuverdienst zur Erwerbsminderungsrente

Es besteht auch die Möglichkeit, eine Rente wegen Erwerbsminderung zu beziehen und gleichzeitig zu arbeiten. Wenn man eine Arbeitstätigkeit während des Rentenbezugs aufnimmt, sollte man den zeitlichen Umfang beachten: Bei einer vollen Erwerbsminderung (also Leistungsfähigkeit unter 3 Stunden am Tag) kann die Aufnahme einer Arbeitstätigkeit von mehr als 3 Stunden täglich dafürsprechen, dass keine volle Erwerbsminderung mehr vorliegt. Auf jeden Fall sollte man alle Änderungen während des Rentenbezugs - beispielsweise die Erzielung von Einkommen (auch unter der 450 €-Grenze; Aufnahme einer ‚Arbeitstätigkeit‘) der DRV melden.

Tipps und Empfehlungen für MS-Betroffene

  • Frühzeitig informieren: Informieren Sie sich frühzeitig über die Voraussetzungen und den Ablauf der Erwerbsminderungsrente.
  • Beratung in Anspruch nehmen: Nehmen Sie die Hilfe von Rentenberatungsstellen, Sozialverbänden oder Rechtsanwälten in Anspruch.
  • Ärztliche Unterstützung suchen: Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt über Ihre Situation und lassen Sie sich bei der Antragstellung unterstützen.
  • Gutachten kritisch prüfen: Prüfen Sie medizinische Gutachten sorgfältig und legen Sie gegebenenfalls Widerspruch ein.
  • Reha-Maßnahmen nutzen: Nutzen Sie Reha-Maßnahmen, um Ihre Arbeitsfähigkeit zu verbessern und ein umfassendes Gutachten zu erhalten.
  • Flexibel bleiben: Bleiben Sie flexibel und offen für alternative Beschäftigungsmodelle, um Ihre Erwerbstätigkeit so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.

Fallbeispiele und persönliche Erfahrungen

  • Rosi Geiger: Die 54-jährige Rosi Geiger aus Apfeldorf hat seit 20 Jahren Multiple Sklerose. Um weiterhin mobil zu sein und arbeiten zu können, möchte sie ihr Auto auf Handbedienung umbauen lassen. Der Antrag bei der Deutschen Rentenversicherung war schon ein unglaublich umfangreiches Verfahren, wie die Apfeldorferin berichtet: Drei Anträge, 24 Seiten Formulare, acht Anlagen mit Befunden und ärztlichen Bescheinigungen, drei Nachforderungen.
  • Katja: Katja, eine 36-jährige Physiotherapeutin und Mutter von drei Kindern, kann seit 2013 nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten. Aufgrund der MS erschwert ihr die Arbeit auf Minijobbasis zunehmend. Sie überlegt, einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente zu stellen.
  • Monika: Monika, eine MS-Betroffene Ende 50, hat lange und gern als pharmazeutisch-technische Angestellte gearbeitet. Aufgrund von Tremor und Fatigue fällt ihr die Arbeit im Labor jedoch zunehmend schwer. Sie möchte einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente stellen.
  • Andreas: Andreas ist Mitte 50 und bezieht seit zehn Jahren Erwerbsminderungsrente. Seit einer Weile hat er keine Schübe mehr, aber wieder mehr Energie und die Idee, eine Berufstätigkeit in kleinem Umfang wiederaufzunehmen.

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