Weisheitszähne sind die letzten Zähne, die im menschlichen Gebiss durchbrechen. Oftmals bereiten sie jedoch Probleme und müssen entfernt werden. Dieser Artikel beleuchtet die Gründe für die Entfernung von Weisheitszähnen, die damit verbundenen Risiken und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten.
Was sind Weisheitszähne?
Weisheitszähne sind die letzten großen Backenzähne im Ober- und Unterkiefer. Sie werden auch als Achter bezeichnet, da sie der achte Zahn im jeweiligen Kiefer sind. Ihren Namen verdanken sie der Tatsache, dass sie sich relativ spät entwickeln, meist erst im Erwachsenenalter zwischen dem 18. und 24. Lebensjahr. Bei manchen Menschen lässt sich der Weisheitszahnkeim erst mit 14 Jahren auf dem Röntgenbild nachweisen, und der Durchbruch erfolgt häufig erst im Erwachsenenalter - wenn überhaupt.
Warum bereiten Weisheitszähne Probleme?
Die Kiefer unserer Vorfahren waren breiter und boten genügend Platz für alle 32 Zähne, einschließlich der Weisheitszähne, die zum Zerkleinern harter Nahrung benötigt wurden. Im Laufe der Evolution hat sich die Kopfform des Menschen jedoch stark verändert: Ober- und Unterkiefer sind nach innen gefallen, wodurch der Mundraum kleiner geworden ist und die Kieferleiste kürzer. Gleich geblieben ist allerdings die Zahl der Zähne und ihre Größe. Dies führt dazu, dass viele Menschen nicht genügend Platz für ihre Weisheitszähne haben.
Wenn Weisheitszähne nicht genügend Platz haben, können sie nicht richtig durchbrechen und bleiben im Kieferknochen stecken (retinieren). Dies kann zu verschiedenen Problemen führen:
- Entzündungen: Die Schleimhaut über dem Weisheitszahn kann sich entzünden, wodurch sich eine schmerzhafte Tascheninfektion oder Kapuze bildet.
- Zysten: Um den Weisheitszahn kann sich eine Zyste bilden.
- Neuralgien: In einigen Fällen können Weisheitszähne schneidende Schmerzattacken an den Nervenenden auslösen.
- Verschiebung der Zähne: Weisheitszähne können auf die Nachbarzähne drücken und diese verschieben, was zu Zahnfehlstellungen und Schäden an den Backenzähnen führen kann. Sind Weisheitszähne nur im Ober- und Unterkiefer durchgebrochen, verschieben sich die Zähne ungleichmäßig.
- Kiefersperre: In seltenen Fällen kann es durch die eingeschränkte Kaufunktion zu einer kompletten Kiefersperre kommen.
Besonders betroffen von diesen Problemen ist der Unterkiefer, da sein Knochen sehr hart ist und die Zähne dort noch weniger Platz haben als im Oberkiefer.
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Wann müssen Weisheitszähne entfernt werden?
Ob Weisheitszähne entfernt werden müssen, ist immer eine individuelle Entscheidung, die in Absprache mit dem Zahnarzt oder Kieferorthopäden getroffen werden sollte. Grundsätzlich wird eine Entfernung empfohlen, wenn:
- Platzmangel besteht und die Weisheitszähne nicht richtig durchbrechen können.
- Eine Schlupfwinkelinfektion am Weisheitszahn vorliegt.
- Die Weisheitszähne Nachbarzähne schädigen oder zu Karies führen.
- Die Weisheitszähne Zahnfehlstellungen verursachen.
- Ein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht.
Es gibt entsprechende Richtlinien von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, die die genaue Indikationsstellung für den Eingriff berücksichtigen. Wer sich die Weisheitszähne bis zum 25. Lebensjahr herausnehmen lässt, verhindert spätere Krankheiten - das zumindest belegen Studien.
Allerdings macht es wenig Sinn, Weisheitszähnen auch dann zu entfernen, wenn keine Risiken erkennbar sind. Zu diesen Risiken zählen in erster Linie ein nachgewiesener Platzmangel und eine erkennbare Nähe zum Nerven.
Der Eingriff: Wie werden Weisheitszähne entfernt?
Die Entfernung von Weisheitszähnen ist ein Routineeingriff, der in der Regel ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird. In einigen Fällen, insbesondere wenn alle vier Weisheitszähne entfernt werden sollen oder bei Angstpatienten, kann auch eine Vollnarkose in Erwägung gezogen werden.
Vor dem Eingriff wird die genaue Lage der Weisheitszähne und der umliegenden Nerven mithilfe von Röntgenbildern bestimmt. Dies ist wichtig, um das Risiko von Nervschädigungen zu minimieren.
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Während des Eingriffs wird das Zahnfleisch über dem Weisheitszahn aufgeschnitten und der Knochen, der den Durchbruch des Zahns verhindert, abgetragen. Anschließend wird der Weisheitszahn entweder als Ganzes oder in kleineren Stücken entfernt. Die Wunde wird vernäht und der Patient erhält Anweisungen für die Nachsorge.
Risiken und Komplikationen
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es auch bei der Entfernung von Weisheitszähnen bestimmte Risiken und mögliche Komplikationen:
- Schmerzen und Schwellungen: Nach dem Eingriff können Schmerzen und Schwellungen auftreten, die jedoch in der Regel mit Schmerzmitteln und Kühlpads gelindert werden können.
- Blutungen: Blutungen während und nach der Operation sind häufig und lassen sich meist rasch stoppen. Länger anhaltende oder starke Blutungen sollten jedoch sofort medizinisch abgeklärt werden.
- Infektionen: Bakterien können in die Wunde gelangen und eine Infektion verursachen. Um dies zu verhindern, ist eine gute Mundhygiene nach dem Eingriff wichtig.
- Nervenverletzungen: In seltenen Fällen können bei der Weisheitszahnentfernung Nerven in der Nähe der Zähne verletzt werden. Dies kann zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder sogar anhaltenden Schmerzen im Bereich der Zunge, Lippe, Kinn oder des Zahnfleischs führen. Solche Nervenverletzungen sind normalerweise temporär und klingen nach einigen Wochen ab, können aber in sehr seltenen Fällen dauerhaft sein. Abhängig von Ausbildung und Erfahrung des Operateurs liegt das Risiko einer Nervenschädigung zwischen 0,1 und 5 Prozent.
- Trockene Alveole (Alveolitis sicca): In einigen Fällen kann sich der Blutpfropfen, der die Wunde verschließt, vorzeitig lösen. Die Wunde bleibt dann ungeschützt und der Knochen liegt an dieser Stelle frei. Dies wird „trockene Alveole“ genannt und ist schmerzhaft, kann aber gut behandelt werden.
- Kieferbruch: Da der Weisheitszahn eine „Schwachstelle“ des Unterkiefers bildet, kann in seltenen Fällen zum Zeitpunkt der Zahnentfernung und auch bis etwa vier Wochen danach ein Bruch des Kiefers auftreten.
Um das Risiko von Komplikationen zu minimieren, ist es wichtig, einen erfahrenen Operateur zu wählen und die Anweisungen für die Nachsorge genau zu befolgen.
Nachsorge
Nach der Entfernung der Weisheitszähne ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig, um eine schnelle und komplikationslose Heilung zu gewährleisten:
- Kühlen: Kühlen Sie die Wange in den ersten Tagen nach dem Eingriff regelmäßig mit Kühlpads, um Schwellungen zu reduzieren.
- Schmerzmittel: Nehmen Sie die vom Arzt verschriebenen Schmerzmittel ein, um Schmerzen zu lindern.
- Mundhygiene: Achten Sie auf eine gute Mundhygiene. Spülen Sie den Mund mehrmals täglich mit einer antibakteriellen Mundspülung, um Infektionen vorzubeugen. Vermeiden Sie jedoch starkes Spülen in den ersten 24 Stunden, da dies den Blutpfropfen lösen kann.
- Ernährung: Essen Sie in den ersten Tagen nach dem Eingriff weiche und milde Speisen, die sich leicht kauen lassen. Vermeiden Sie heiße Getränke, Fruchtsäfte und harte Speisen, da diese die Wundheilung stören können.
- Rauchen und Alkohol: Verzichten Sie in den ersten Tagen nach dem Eingriff auf Rauchen und Alkohol, da diese die Wundheilung beeinträchtigen können.
- Körperliche Anstrengung: Vermeiden Sie anstrengende Aktivitäten wie Sport und Saunagänge in den Tagen nach der Operation, da auch sie die Wundheilung beeinträchtigen können.
- Kontrolltermine: Nehmen Sie die vereinbarten Kontrolltermine beim Zahnarzt wahr, damit der Heilungsprozess überwacht werden kann. Die Nahtentfernung sollte nach 7 Tagen durchgeführt werden.
Alternativen zur Weisheitszahnentfernung
In einigen Fällen gibt es Alternativen zur vollständigen Entfernung der Weisheitszähne:
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- Kieferorthopädische Behandlung: Bei Kindern und Jugendlichen können Fehlstellungen der Weisheitszähne durch eine kieferorthopädische Behandlung korrigiert werden. Man kann durch eine entsprechende kieferorthopädische Behandlung die Weisheitszähne korrekt einstellen oder auch kleinere Backenzähne entfernen, um eine richtige Stellung der Weisheitszähne zu gewährleisten. Das muss aber immer in Absprache mit dem Kieferorthopäden werden und dem Zahnarzt besprochen werden.
- Zahntransplantation: In seltenen Fällen kann ein Weisheitszahn als Ersatz für einen anderen, stark geschädigten Backenzahn transplantiert werden. Der neben dem Weisheitszahn liegende Backenzahn wird gezogen und durch den Weisheitszahn ersetzt. Der wird relativ einfach reingesteckt und mit etwas Draht für etwa sechs Wochen fixiert und man hat damit die Möglichkeit, eine Brücke oder Zahnimplantat zu vermeiden.
Fazit
Die Entfernung von Weisheitszähnen ist ein häufiger Eingriff, der in vielen Fällen notwendig ist, um Probleme wie Entzündungen, Zahnverschiebungen oder Schäden an Nachbarzähnen zu verhindern. Der Eingriff ist in der Regel sicher und komplikationsarm, wenn er von einem erfahrenen Operateur durchgeführt wird und die Nachsorgeempfehlungen befolgt werden. Es ist wichtig, sich vor dem Eingriff umfassend über die Risiken und Alternativen zu informieren und die Entscheidung in Absprache mit dem Zahnarzt oder Kieferorthopäden zu treffen.
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