Ein Schlaganfall ist eine der häufigsten Todesursachen und Hauptursachen für Behinderungen weltweit. Jedes Jahr erleiden allein in Deutschland mehr als 250.000 Menschen einen Schlaganfall. Während viele Schlaganfälle mit deutlichen Symptomen wie Halbseitenlähmung, Sprach- oder Sehstörungen einhergehen, gibt es auch Fälle, in denen ein Schlaganfall unbemerkt bleibt - ein sogenannter stiller Schlaganfall. Dieser Artikel beleuchtet die Symptome, Risiken und Präventionsmaßnahmen im Zusammenhang mit stillen Schlaganfällen.
Was ist ein stummer Schlaganfall?
Ein stummer Schlaganfall, auch als „klinisch stumm“ oder „verdeckt“ bezeichnet, ist ein Schlaganfall, der keine offensichtlichen Symptome verursacht. Er wird oft zufällig bei einer Gehirnuntersuchung wie CT oder MRT entdeckt, die aus anderen Gründen durchgeführt wurde. Studien zeigen, dass stumme Schlaganfälle bis zu fünfmal häufiger auftreten als symptomatische Schlaganfälle.
Warum bleiben stumme Schlaganfälle unbemerkt?
Es gibt mehrere Gründe, warum ein Schlaganfall stumm verlaufen kann:
- Betroffene Hirnareale: Der Schlaganfall ereignet sich in einem Gehirnareal, das nicht für offensichtliche Funktionen wie Sprache oder Bewegung zuständig ist. Diese Bereiche werden als nicht-eloquent bezeichnet.
- Kompensation: Andere Hirnareale können die ausgefallenen Funktionen kompensieren, sodass keine merklichen Beeinträchtigungen entstehen.
- Schlaf: Der Schlaganfall tritt im Schlaf auf, und die Symptome sind beim Erwachen bereits abgeklungen oder werden nicht wahrgenommen.
- Negierung: Betroffene ignorieren oder verharmlosen die Symptome und sehen die Besserung als Beweis dafür, dass nichts Ernstes passiert ist.
Symptome
Definitionsgemäß verursachen stumme Schlaganfälle keine typischen Schlaganfallsymptome. Sie sind jedoch nicht immer völlig asymptomatisch. Einige Betroffene können subtile Anzeichen aufweisen, die oft übersehen oder anderen Ursachen zugeschrieben werden. Zu diesen Anzeichen gehören:
- Leichte Gesichtsfelddefekte
- Milde motorische Störungen
- Allgemeine Schwäche
- Gedächtnisstörungen
- Wesensveränderungen
- Gangstörungen
- Kurzer Schwindel
- Kribbeln
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome unspezifisch sind und auch andere Ursachen haben können. Treten solche Beschwerden jedoch plötzlich auf, sollte man einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären.
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Risikofaktoren
Die Risikofaktoren für stumme Schlaganfälle sind ähnlich wie bei symptomatischen Schlaganfällen. Dazu gehören:
- Bluthochdruck
- Arteriosklerose
- Diabetes mellitus
- Vorhofflimmern
- Rauchen
- Höheres Alter
- Herzerkrankungen
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Medizinische Eingriffe am Herzen (z.B. Herzklappenersatz)
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Erhöhte Cholesterinwerte
Diagnose
Stumme Schlaganfälle werden meist zufällig bei bildgebenden Verfahren des Gehirns entdeckt, die aus anderen Gründen durchgeführt werden. Zu den gängigen Diagnosemethoden gehören:
- Computertomographie (CT): Eine CT-Untersuchung kann Schäden im Gehirn sichtbar machen, die auf einen Schlaganfall hindeuten.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT ist empfindlicher als eine CT und kann auch kleinere stumme Schlaganfälle erkennen.
Risiken und Folgen
Auch wenn stumme Schlaganfälle keine offensichtlichen Symptome verursachen, sind sie nicht harmlos. Sie können langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit haben und das Risiko für weitere Komplikationen erhöhen. Zu den möglichen Folgen gehören:
- Erhöhtes Schlaganfallrisiko: Nach einem stummen Schlaganfall ist das Risiko für einen symptomatischen Schlaganfall deutlich erhöht.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Stumme Schlaganfälle können zu Gedächtnisstörungen, Konzentrationsproblemen und anderen kognitiven Defiziten führen.
- Demenz: Studien haben gezeigt, dass stumme Schlaganfälle das Risiko für die Entwicklung einer Demenz erhöhen können.
- Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko: Stumme Schlaganfälle sind ein Indikator für ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und andere kardiovaskuläre Erkrankungen.
Behandlung
Die Behandlung von stummen Schlaganfällen konzentriert sich auf die Vorbeugung weiterer Schlaganfälle und die Minimierung der Risikofaktoren. Zu den gängigen Behandlungsansätzen gehören:
- Medikamentöse Therapie:
- Thrombozytenfunktionshemmer (z.B. ASS): Diese Medikamente helfen, die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern und das Risiko für weitere Schlaganfälle zu reduzieren.
- Blutdrucksenker: Die Kontrolle des Blutdrucks ist entscheidend, um das Risiko für Schlaganfälle zu senken.
- Cholesterinsenkende Medikamente (Statine): Diese Medikamente helfen, den Cholesterinspiegel zu senken und die Arteriosklerose zu verlangsamen.
- Gerinnungshemmer: Bei Vorhofflimmern oder anderen Risikofaktoren für die Bildung von Blutgerinnseln können Gerinnungshemmer eingesetzt werden.
- Änderung des Lebensstils:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene, fettarme Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann helfen, das Risiko für Schlaganfälle zu senken.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität kann den Blutdruck senken, das Gewicht kontrollieren und das Herz-Kreislauf-System stärken.
- Gewichtsabnahme: Übergewicht erhöht das Risiko für Schlaganfälle. Eine Gewichtsabnahme kann helfen, dieses Risiko zu reduzieren.
- Rauchstopp: Rauchen ist ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle. Ein Rauchstopp kann das Risiko deutlich senken.
- Mäßiger Alkoholkonsum: Ein hoher Alkoholkonsum kann das Risiko für Schlaganfälle erhöhen. Ein mäßiger Alkoholkonsum ist in der Regel unbedenklich.
Prävention
Die beste Strategie gegen stumme Schlaganfälle ist die Prävention. Durch die Kontrolle der Risikofaktoren und die Einhaltung eines gesunden Lebensstils kann das Risiko für stumme und symptomatische Schlaganfälle deutlich reduziert werden. Zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen gehören:
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- Regelmäßige ärztliche Untersuchungen: Lassen Sie sich regelmäßig von Ihrem Arzt untersuchen, um Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
- Blutdruckkontrolle: Achten Sie auf einen gesunden Blutdruck und nehmen Sie bei Bedarf blutdrucksenkende Medikamente ein.
- Cholesterinkontrolle: Achten Sie auf einen gesunden Cholesterinspiegel und nehmen Sie bei Bedarf cholesterinsenkende Medikamente ein.
- Diabeteskontrolle: Wenn Sie an Diabetes leiden, achten Sie auf eine gute Blutzuckereinstellung.
- Herzgesunde Ernährung: Essen Sie eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Eiweiß.
- Regelmäßige Bewegung: Bewegen Sie sich regelmäßig, um Ihr Herz-Kreislauf-System zu stärken und Ihr Gewicht zu kontrollieren.
- Nichtrauchen: Verzichten Sie auf das Rauchen, um Ihr Schlaganfallrisiko zu senken.
- Mäßiger Alkoholkonsum: Trinken Sie Alkohol nur in Maßen.
- Stressmanagement: Lernen Sie, mit Stress umzugehen, um Ihr Herz-Kreislauf-System zu entlasten.
- Schlaganfall-Risikotest: Nutzen Sie Online-Tests, um Ihr persönliches Schlaganfallrisiko einzuschätzen und gegebenenfalls ärztlichen Rat einzuholen.
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