Sprechen, Schlucken, Gehen und Greifen - diese alltäglichen Bewegungen sind für die meisten Menschen selbstverständlich. Doch bei Lähmungen oder krankhafter Muskelschwäche funktionieren diese Abläufe nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr. Wenn ein Muskel überhaupt nicht mehr bewegt werden kann, spricht man von einer Plegie. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein.
Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Diagnose und Behandlung der halbseitigen Lähmung (Hemiplegie/Hemiparese), wobei ein besonderer Fokus auf Ursachen gelegt wird, die nicht auf einen Schlaganfall zurückzuführen sind.
Was ist eine Halbseitenlähmung?
Die Halbseitenlähmung ist die Lähmung einer Körperhälfte, die vollständig (Hemiplegie) oder unvollständig (Hemiparese) ausgeprägt sein kann. Sie ist immer ein Symptom einer Grunderkrankung, wie z. B. eines Schlaganfalls oder einer Schädigung des Gehirns aufgrund anderer Ursachen. Einseitige Kraft- und Bewegungsstörungen (Motorik) sowie Muskelverkrampfungen im Gesicht oder an Armen und Beinen können den Alltag erheblich einschränken und Betroffene psychisch enorm belasten.
Ursachen der Halbseitenlähmung ohne Schlaganfall
Eine Halbseitenlähmung wird durch Schädigung einer Gehirnhälfte verursacht, meist durch Schlaganfall oder unfallbedingte Schädel-Hirn-Verletzungen, seltener durch bakterielle oder virale Gehirnentzündungen oder Tumoren. Sie kann aber auch aufgrund genetischer Erkrankungen angeboren sein oder durch Verletzungen bei der Geburt entstehen. Es ist wichtig zu beachten, dass es auch Ursachen für eine Halbseitenlähmung gibt, die nicht direkt mit einem Schlaganfall in Verbindung stehen.
Um die Ursachen von Lähmungserscheinungen zu klären, muss zunächst differenziert werden, ob der Muskel selbst betroffen ist oder ein Nerv, der den Muskel steuert. Ist der Muskel selbst für die Lähmung verantwortlich, muss an eine Muskelentzündung oder angeborene Erkrankungen wie eine progressive Muskeldystrophie gedacht werden.
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Die Ursache kann in den Nervenzellen im Gehirn oder Rückenmark liegen, was als zentrale Lähmung bezeichnet wird. Dahinter können beispielsweise Hirntumoren oder eine Schädel-Hirn-Verletzung stecken. In diesem Fall ist die Grundspannung des Muskels zu Beginn dauerhaft hoch, es liegt eine Spastik vor.
Hier sind einige mögliche Ursachen für eine Halbseitenlähmung ohne Schlaganfall:
Entzündliche Erkrankungen des Gehirns
- Gehirnentzündung (Enzephalitis): Bakterielle oder virale Infektionen können zu einer Entzündung des Gehirns führen, die Nervenzellen schädigen und Lähmungen verursachen kann.
- Hirnhautentzündung (Meningitis): Eine Entzündung der Hirnhäute kann ebenfalls das Gehirn beeinträchtigen und Lähmungen verursachen.
- Multiple Sklerose (MS): Diese Autoimmunerkrankung greift die Schutzschicht der Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark an, was zu vielfältigen neurologischen Symptomen, einschließlich Lähmungen, führen kann.
Tumore im Gehirn
- Hirntumore: Gutartige oder bösartige Tumore im Gehirn können auf bestimmte Hirnregionen drücken und deren Funktion beeinträchtigen. Je nach Lage des Tumors kann dies zu einer Halbseitenlähmung führen.
Verletzungen des Gehirns oder Rückenmarks
- Schädel-Hirn-Trauma (SHT): Eine Gewalteinwirkung auf den Kopf kann zu Schädigungen des Gehirns führen, die sich in Lähmungen äußern können.
- Rückenmarkverletzungen: Verletzungen des Rückenmarks, beispielsweise durch einen Unfall, können die Nervenbahnen unterbrechen und zu Lähmungen führen. Je nach Höhe der Verletzung kann eine Halbseitenlähmung auftreten.
Infektionen
- Kinderlähmung (Poliomyelitis): Diese Viruserkrankung kann das Rückenmark schädigen und Lähmungen verursachen.
- Borreliose: Eine Infektion mit Borrelien, die durch Zecken übertragen werden, kann das Nervensystem befallen und Lähmungen auslösen.
- Herpes Zoster (Gürtelrose): In seltenen Fällen kann eine Gürtelrose, insbesondere wenn sie im Gesichtsbereich auftritt, den Gesichtsnerv (Nervus facialis) schädigen und zu einer Gesichtslähmung führen.
Funktionelle neurologische Störungen
- Funktionelle Paresen: Diese Lähmungserscheinungen treten ohne erkennbare organische Ursache auf und werden durch psychische Faktoren ausgelöst.
Andere Ursachen
- Genetische Erkrankungen: Bestimmte genetische Erkrankungen können zu Muskelschwäche und Lähmungen führen.
- Vergiftungen: Einige Giftstoffe können das Nervensystem schädigen und Lähmungen verursachen.
- Komplikationen bei der Geburt: Verletzungen während der Geburt können in seltenen Fällen zu Lähmungen führen.
Symptome einer Halbseitenlähmung
Die Symptome einer Halbseitenlähmung können je nach Ursache und Ausmaß der Schädigung variieren. Typische Symptome sind:
- Kraftlosigkeit oder Schwäche in einer Körperhälfte.
- Eingeschränkte Beweglichkeit einer Körperhälfte.
- Muskelverkrampfungen (Spastiken) in der betroffenen Körperhälfte.
- Gefühlsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln in der betroffenen Körperhälfte.
- Koordinationsstörungen und Gleichgewichtsprobleme.
- Sprachstörungen (Aphasie), wenn die Sprachzentren im Gehirn betroffen sind.
- Gesichtslähmung (Fazialisparese), die sich durch einen hängenden Mundwinkel oder ein unvollständiges Schließen des Augenlids äußern kann.
- Sehstörungen, wenn die Sehbahnen im Gehirn betroffen sind.
- Bewusstseinsstörungen, in schweren Fällen.
Bei einer vollständigen Halbseitenlähmung (Hemiplegie) sind häufig auch die Gesichts- und Zungenmuskulatur (Faszialparese) der gelähmten Seite betroffen. Die Wahrnehmung von Reizen (Temperatur, Schmerz, Berührung) ist gestört, vermindert oder nicht mehr vorhanden. Die unvollständige Halbseitenlähmung (Hemiparese) kann sich in einer schlaffen oder starken Muskelspannung äußern und zu unkoordinierten oder überschießenden Bewegungen (Spastiken) führen. In manchen Fällen sind vor allem das Gesicht und/oder der Arm und weniger das Bein betroffen, sodass es noch möglich ist, selbstständig mit oder ohne Hilfsmittel zu gehen. Häufig erschweren jedoch Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen die eigenständige Fortbewegung. Lähmungen einer Gesichtshälfte führen häufig zu eingeschränkter Mimik und Sprachstörungen.
Diagnose einer Halbseitenlähmung
Eine plötzlich auftretende Halbseitenlähmung ist immer ein Notfall und muss umgehend untersucht werden, um die ursächliche Erkrankung festzustellen. Auch bei einer Halbseitenlähmung, die sich schleichend über einen längeren Zeitraum entwickelt, suchen unsere Experten der Neurologie zunächst nach der Ursache.
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Die Diagnose einer Halbseitenlähmung umfasst in der Regel folgende Schritte:
- Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten und erfasst die aktuellen Symptome.
- Neurologische Untersuchung: Der Arzt prüft die मोटरische Funktion, Sensibilität, Reflexe und Koordination des Patienten.
- Bildgebende Verfahren: Mithilfe von Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) kann die Hirnschädigung detailliert dargestellt werden.
- Computertomografie (CT): Darstellung der normalen Struktur und krankhafter Veränderungen oder Verletzungen im Schädelbereich
- Magnetresonanztomografie/Kernspintomografie (MRT): Darstellung von Struktur und krankhaften Veränderungen im Hirngewebe und im Schädelbereich
- Funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT): Darstellung der Durchblutung und Stoffwechselaktivität in bestimmten Gehirnregionen während einer Aufgabe
- Elektroenzephalografie (EEG): Darstellung der elektrischen Hirnaktivität mit hoher zeitlicher Auflösung
- Laboruntersuchungen: Blutuntersuchungen und eine Untersuchung des Nervenwassers (Lumbalpunktion) können weitere Hinweise auf die Ursache der Lähmung geben.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um Schädigungen der peripheren Nerven festzustellen.
- Muskelbiopsie: Entnahme und Untersuchung von Muskelgewebe, um Muskelerkrankungen zu diagnostizieren.
In einer ausführlichen Untersuchung ermitteln wir mit Ihrer Hilfe die Vorgeschichte (Anamnese) und prüfen unter anderem Kraft, Reflexe und Spannung einzelner Muskelgruppen sowie Ihre Feinmotorik.
Therapie der Halbseitenlähmung
Die Therapie der Halbseitenlähmung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Ziel der Behandlung ist es, die Ursache zu beseitigen oder zumindest zu lindern und die функциональные Fähigkeiten des Patienten zu verbessern.
- Behandlung der Grunderkrankung: Je nach Ursache können Medikamente, Operationen oder andere Therapien erforderlich sein.
- Physiotherapie: Durch gezielte Übungen können die Muskelkraft und Koordination verbessert werden.
- Ergotherapie: Die Ergotherapie unterstützt den Patienten dabei, alltägliche Aufgaben selbstständig auszuführen.
- Logopädie: Bei Sprachstörungen kann die Logopädie helfen, die Sprachfähigkeit wiederherzustellen.
- Psychotherapie: Eine psychotherapeutische Behandlung kann helfen, die psychischen Belastungen durch die Lähmung zu bewältigen.
- Hilfsmittel: Je nach Bedarf können Hilfsmittel wie Rollstühle, Orthesen oder Gehhilfen die Mobilität und Selbstständigkeit des Patienten verbessern.
Zur Behandlung motorischer und sensibler funktioneller Störungen haben sich sowohl physiotherapeutische als auch psychotherapeutische Verfahren bewährt.
Medikamentöse Behandlung
- Kortikosteroide: Bei entzündlichen Erkrankungen können Kortikosteroide eingesetzt werden, um die Entzündung zu reduzieren.
- Virostatika/Antibiotika: Bei viralen oder bakteriellen Infektionen werden entsprechende Medikamente eingesetzt, um die Erreger zu bekämpfen.
- Muskelrelaxantien: Bei Spastiken können Muskelrelaxantien helfen, die Muskelspannung zu reduzieren.
- Schmerzmittel: Bei Schmerzen können Schmerzmittel eingesetzt werden, um die Beschwerden zu lindern.
Rehabilitation
Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung der Halbseitenlähmung. Ziel der Rehabilitation ist es, die функциональные Fähigkeiten des Patienten zu verbessern und ihm ein möglichst selbstständiges Leben zu ermöglichen. Die Rehabilitation umfasst in der Regel:
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- Physiotherapie: Verbesserung der motorischen Fähigkeiten, Koordination und des Gleichgewichts.
- Ergotherapie: Training von Alltagsaktivitäten wie Essen, Anziehen und Körperpflege.
- Logopädie: Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
- Neuropsychologie: Behandlung von kognitiven Beeinträchtigungen wie Gedächtnis- oder Aufmerksamkeitsstörungen.
- Sozialberatung: Unterstützung bei der Bewältigung sozialer und beruflicher Probleme.
Hilfsmittel und Anpassungen im Alltag
- Rollstühle: Für Patienten mit schweren Lähmungen kann ein Rollstuhl die Mobilität значительно verbessern.
- Gehhilfen: Gehhilfen wie Krücken oder Stöcke können die Standsicherheit erhöhen und das Gehen erleichtern.
- Orthesen: Orthesen können schwache oder gelähmte Gliedmaßen stabilisieren und unterstützen.
- Anpassung des Wohnraums: Umbaumaßnahmen wie der Einbau von Rampen oder Haltegriffen können den Alltag erleichtern.
Psychologische Unterstützung
Eine Halbseitenlähmung kann für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine große psychische Belastung darstellen. Eine psychologische Unterstützung kann helfen, die Erkrankung zu verarbeiten und neue Perspektiven zu entwickeln.
Was Sie selbst tun können
Neben der ärztlichen Behandlung und Rehabilitation können Betroffene auch selbst aktiv werden, um ihre Lebensqualität zu verbessern:
- Regelmäßige Bewegung: Auch wenn die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist, ist regelmäßige Bewegung wichtig, um die Muskelkraft zu erhalten und die Durchblutung zu fördern.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann den Heilungsprozess unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.
- Soziale Kontakte pflegen: Der Austausch mit anderen Menschen kann helfen, Isolation und Depressionen vorzubeugen.
- Selbsthilfegruppen: Der Kontakt zu anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann wertvolle Unterstützung und Informationen bieten.
- Achtsamkeit: Wenn ein leichtes Kribbeln in Ihrem Arm über mehrere Wochen andauert oder die Beine über Wochen schwächer werden, dann besuchen Sie Ihre Haus*ärztin und lassen Sie die Situation abklären. Bandscheibenvorfälle und viele weitere Erkrankungen können sich über die Zeit entwickeln und stärker werden.
- Mitarbeit einfordern: Auch wenn es oft länger dauert - Patient*innen mit Lähmungen sollten bei alltäglichen Pflegemaßnahmen wie dem An- und Ausziehen so viel wie möglich selbst machen.
- Nicht überfordern: Was für Gesunde selbstverständlich ist, kostet Betroffene viel geistige und körperliche Kraft. Überfordern Sie die von Ihnen gepflegte Person also nicht und steigern Sie die Mitarbeit langsam. Achten Sie auch unbedingt auf Sicherheit. So sitzt die Patient*in z. B.
- Kranke Seite stimulieren: Halbseitig gelähmte Patient*innen vernachlässigen ihre kranke Seite oft - obwohl gerade diese besonders gefördert werden sollte.
- Nicht den Mut verlieren: Wer sich von Lähmungen erholt, braucht einen langen Atem. Auch wenn Funktionen nach und nach zurückkehren, sind Rückschläge häufig. Das ist nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen demotivierend. Machen Sie sich klar, dass Sie mit Ihrer emotionalen Unterstützung maßgeblich zum Behandlungserfolg beitragen.
Fazialisparese (Gesichtslähmung)
Eine spezielle Form der Lähmung, die oft im Zusammenhang mit Halbseitenlähmung auftritt, ist die Fazialisparese, auch Gesichtslähmung genannt. Aufgrund einer gestörten Funktion des Gesichtsnervs ist die Gesichtsmuskulatur teilweise gelähmt. Neben den körperlichen Schädigungen können motorische Lähmungserscheinungen auch psychische Ursachen haben. In diesem Fall spricht die Medizin von einer psychogenen Lähmung.
Formen der Fazialisparese
- Periphere Fazialisparese: Hier ist der Nerv in seinem Verlauf vom Hirnstamm zum Gesicht geschädigt. Dadurch ist eine Gesichtshälfte insgesamt gelähmt.
- Zentrale Fazialisparese: Hier ist die Verschaltung des Nervus Facialis im Gehirn gestört. Hierbei ist das Gesicht vom Auge bis zum Kinn einseitig gelähmt - lediglich die Mimik im Bereich der Stirn bleibt erhalten.
Ursachen der Fazialisparese
Als Ursachen einer Fazialisparese kommen viele Faktoren infrage: Knochenbrüche oder Wunden im Gesicht, Schädigung anderer Nerven, Tumore, Autoimmun- und Stoffwechselerkrankungen, Virusinfektionen wie etwa mit dem Gürtelrose-Erreger (dem Varizella-Zoster-Virus), aber auch bakterielle Infektionen wie bei einer Mittelohrentzündung können eine Gesichtslähmung auslösen. Eine zentrale Fazialisparese entsteht häufig als Folge eines Schlaganfalls.
Möglich ist auch, dass bei einem Unfall oder im Rahmen einer Operation der Gesichtsnerv geschädigt wird. In den allermeisten Fällen lässt sich allerdings keine Ursache für die Gesichtslähmung ausmachen. Mediziner und Medizinerinnen sprechen dann von einer idiopathischen Fazialisparese.
Therapie der Fazialisparese
Wenn zum Beispiel eine Infektion, ein Schlaganfall oder eine andere Erkrankung eine Fazialisparese auslöst, wird in erster Linie die entsprechende Grunderkrankung behandelt. In den häufigeren Fällen einer Fazialisparese ohne bekannte Ursache konzentriert sich die Therapie darauf, die Symptome zu lindern.
- Medikamente: Entsteht die Gesichtslähmung als Folge einer Infektion mit einem Virus oder einem Bakterium, helfen bestimmte Medikamente - Virustatika bei Viren und Antibiotika bei Bakterien - dabei, die Erreger zu eliminieren. Außerdem kommen bei manchen Betroffenen Glukokortikoide, umgangssprachlich Kortison, zum Einsatz.
- Physiotherapie: Spezielle Fazialisparese-Übungen ermöglichen es den Betroffenen, unter professioneller Anleitung das Sprechen zu verbessern, leichter essen und trinken zu können sowie Gesichtsausdrücke zu trainieren.
- Augenschutz: Augensalben und -tropfen lindern Beschwerden, die dadurch entstehen, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, das Auge richtig zu schließen.
- Transkutane Nervenstimulation: In schweren Fällen, in denen die Gesichtslähmung nicht wieder abklingt, ist eine sogenannte transkutane Nervenstimulation eine Therapieoption. Hierbei regen leichte Stromwellen die betroffenen Nerven und Muskeln an.
Funktionelle neurologische Störungen als Ursache für Lähmungen
Funktionelle Gefühls- und Bewegungsstörungen wie Lähmungserscheinungen (Paresen) oder Taubheitsgefühle treten meist unerwartet auf - oft in Situationen hoher seelischer Belastung. Ursache ist nicht eine strukturelle des Nervensystems. Motorische Paresen (Schwäche/Kraftlosigkeit) reichen von einer zeitweiligen Verunsicherung in der Bewegungskontrolle (z. B. Fallenlassen von Gegenständen) bis hin zu schweren Lähmungen. Typisch sind ein plötzlicher Beginn und ein wechselhafter Verlauf mit guten und schlechten Tagen. Funktionelle Gefühlsstörungen (auch Sensibilitätsstörungen genannt) können in Kombination mit motorischen Störungen oder als eigenständiges Symptom auftreten. Oft ist eine Körperhälfte betroffen (funktionelle Hemihypästhesie), manchmal ein ganzer Arm oder ein ganzes Bein. Diese Fehlanpassung findet jenseits der bewussten Kontrolle statt. Menschen, die bereits neurologische Ausfälle aufgrund einer anderen Krankheit haben, können zusätzlich funktionelle Ausfälle entwickeln. Psychische Risikofaktoren sind eine Depression, Angststörungen (einschl.
Ohne eine spezifische Behandlung ist der Verlauf funktioneller Lähmungen in etwa der Hälfte der Fälle chronisch. Die Prognose ausschließlich sensibler funktioneller Anfälle (z. B.
Eine funktionelle Schwäche oder Lähmung wird üblicherweise am charakteristischen klinischen Erscheinungsbild erkannt. Gelegentlich werden zusätzliche bildgebende oder elektrophysiologische Verfahren angewandt, um eine Schädigung des Nervensystems auszuschließen. Allerdings handelt es sich nicht um eine reine „Ausschlussdiagnose“.
Pflege und Alltag mit Lähmungen
Lähmungen können die Selbstständigkeit im Alltag beeinträchtigen. Je nach Ausmaß stehen Betroffenen verschiedene Leistungen der Pflegekasse zu. Voraussetzung hierfür ist ein anerkannter Pflegegrad. Damit Sie leichter ins Thema einsteigen können, erklärt Ihnen pflege.de den Aufbau und die Aufgaben des Gehirns. Als Schaltzentrale unseres Körpers erfüllt es unzählige Funktionen. Jedem dieser Areale kommen verschiedene Aufgaben zu. Die Koordinierung von Bewegungen findet vor allem im Großhirn statt, das aus zwei Gehirnhälften besteht. Übertragen werden die Signale vom Gehirn an die Muskulatur über Nervenbahnen, die mit dem restlichen Körper verbunden sind. Zusammen mit dem Rückenmark bildet das Gehirn das zentrale Nervensystem (ZNS).
Diese und weitere Symptome können die Selbstständigkeit im Alltag einer Person mit Lähmungserscheinungen beeinträchtigen. Wenn dies bei Ihnen der Fall ist, haben Sie eventuellen Anspruch auf einen Pflegegrad, mit dem Ihnen verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung zustehen. In einem Pflegetagebuch können Sie die Beeinträchtigungen im Alltag genauer beobachten und dokumentieren. Ein Pflegetagebuch unterstützt Sie gegebenenfalls beim Antrag auf Pflegegrad.
Hilfsmittel für mehr Mobilität und Selbstständigkeit
Für Patienten mit Halbseitenlähmung ist es wichtig, trotzdem im Alltag mobil zu sein und am aktiven Leben teilhaben zu können. Hier können ein Scooter, ein Rollstuhl oder ein Treppenlift bzw. Treppensteiger helfen. Hilfsmittel wie diese erhalten Sie im Sanitätsfachhandel.
- Scooter: Bei verletzungs- oder krankheitsbedingten Gehschwierigkeiten unterstützt Sie der Scooter im Alltag. Für Personen ab 15 Jahren ist er somit ein wertvolles Hilfsmittel! Eine wichtige Voraussetzung ist jedoch, dass Sie den das Elektromobil selber bedienen können. Neben einer gesteigerten Mobilität im Alltag ermöglicht der Scooter, oder auch Elektroscooter, eine aktive Teilnahme am Leben. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Scooter-Modelle, sowohl für den Indoor- als auch für den Outdoorbereich. Da sie zur Kategorie der Krankenfahrstühle gehören, dürfen Sie einen E-Scooter ohne Führerschein fahren.
- Rollstuhl: Ein individuell angepasster Rollstuhl kann die Funktion der Beine quasi ersetzen. Je nach persönlichen Wünschen und Anforderungen, gibt es verschiedene Rollstuhl-Modelle, zu denen Sie sich im Sanitätshaus beraten lassen können. Beim Beratungsgespräch werden die persönlichen Ziele herausgearbeitet, sowie der gewünschte Komfort und die Anforderungen des Umfelds. Neben dem leichten und wendigen Aktiv-Rollstuhl gibt es den Multifunktions-Rollstuhl mit besonders vielen Einstellungsmöglichkeiten.
- Treppenlift: Wenn Sie nur schwer Stufen überwinden können, weil Sie beispielsweise im Rollstuhl sitzen, kann ein Treppenlift oder Treppensteiger ein geeignetes Hilfsmittel sein. Ein Treppenlift ist mit einem vorhandenen Sitzteil fest an der Treppe installiert. Ein Steiger ist transportabel und kann somit auch an anderen Treppen genutzt werden, indem er an den Rollstuhl montiert wird. Einen Treppenlift können Sie selber steuern, während ein Treppensteiger von einer Begleitperson bedient werden muss.
Weitere wichtige Aspekte im Pflegealltag
- Prophylaxen: Besonders wichtig im Pflegealltag mit schwereren und dauerhaften Lähmungen sind sogenannte Prophylaxen. Darunter fallen Maßnahmen, die vor Krankheiten oder deren möglichen Folgen schützen sollen.
- Infektionsschutz: Ausreichend Bewegung im Alltag ist wichtig für unser Immunsystem. Kommt diese zu kurz, sind wir anfälliger für Infektionen. Infektionsschutz zuhause ist somit besonders für Menschen mit Lähmungen wichtig, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Mit anerkanntem Pflegegrad zahlt die Pflegekasse monatlich bis zu 42 Euro für sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.
- Grad der Behinderung (GdB): Ähnlich wie der Pflegegrad ist ein Grad der Behinderung (GdB) in unterschiedliche Bereiche und Stufen eingeteilt. Ab einem GdB 50 haben Sie Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis, mit dem Sie Vergünstigungen und bestimmte Nachteilsausgleiche bekommen.
- Notrufsystem: Bei Gangunsicherheiten und einem erhöhten Sturzrisiko sorgt ein Notrufsystem - ob zuhause oder mobil - für mehr Sicherheit. Das gibt nicht nur der betroffenen Person ein besseres Gefühl, sondern auch ihren Angehörigen.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen.
Fazit
Eine Halbseitenlähmung kann verschiedene Ursachen haben, die nicht immer auf einen Schlaganfall zurückzuführen sind. Eine frühzeitige Diagnose und eine umfassende Therapie sind entscheidend, um die функциональные Fähigkeiten des Patienten zu verbessern und ihm ein möglichst selbstständiges Leben zu ermöglichen. Neben der medizinischen Behandlung spielen auch die Rehabilitation, die Anpassung des Wohnraums und die psychologische Unterstützung eine wichtige Rolle.
Wertvolle Hilfestellungen von Mensch zu Mensch in dieser schwierigen Situation können Verbände und Beratungsstellen zu speziellen Erkrankungen bieten. Eine mögliche Anlaufstelle für Menschen mit Querschnittslähmung ist die Fördergemeinschaft der Querschnittsgelähmten in Deutschland e. V. (FGQ). Oftmals ist auch ein Austausch mit anderen Betroffenen in Online-Foren oder regionalen Selbsthilfegruppen möglich.
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