Handtraining nach Schlaganfall: Übungen für die Rehabilitation

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist ein entscheidender Prozess, bei dem die Wiederherstellung verlorener Funktionen im Vordergrund steht. Besonders wichtig ist das Handtraining, da die Handfunktion oft stark beeinträchtigt ist. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene Übungen und Trainingsmethoden, die speziell auf die Bedürfnisse von Schlaganfallpatienten zugeschnitten sind.

Die Bedeutung der Neuroplastizität

Ein Schlaganfall stellt einen Wettlauf gegen die Zeit dar. In den ersten Wochen und Monaten nach dem Ereignis ist das Gehirn besonders aufnahmefähig für neue Lernprozesse. Neurologen bezeichnen dies als das „Fenster der Neuroplastizität“. In dieser Phase können gesunde Hirnbereiche am besten die Funktionen geschädigter Areale übernehmen. Dies erfordert jedoch intensive Stimulation. Die typischen ein bis drei Therapiestunden pro Woche reichen dafür oft nicht aus. Studien zeigen, dass für messbare Fortschritte mindestens 300 bis 500 Bewegungswiederholungen täglich notwendig sind. Diese hohe Anzahl lässt sich am besten durch Eigentraining erreichen.

Eigentraining mit Geräten

Eigentrainingsgeräte ermöglichen eine hohe Wiederholungszahl in einer sicheren Umgebung. Ein Pedaltrainer kann beispielsweise in 15 Minuten hunderte Bewegungszyklen ermöglichen - weit mehr, als in einer ganzen Therapiestunde manuell möglich wäre. Die Geräteführung gewährleistet dabei die Qualität der Bewegung, selbst wenn die motorische Kontrolle noch eingeschränkt ist. Viele moderne Reha-Geräte bieten motorische Unterstützung, sodass auch Patienten mit schweren Lähmungen trainieren können. Der Motor übernimmt die Bewegung teilweise oder ganz, was dennoch Hirn und Muskeln stimuliert.

Die psychologische Komponente des Heimtrainings sollte nicht unterschätzt werden. Wer aktiv an seiner Genesung arbeitet, fühlt sich weniger hilflos und entwickelt eine positivere Einstellung zur Rehabilitation. Das tägliche Training mit Eigentrainingsgeräten gibt Struktur und Hoffnung. Viele Betroffene berichten, dass die sichtbaren Fortschritte - sei es eine zusätzliche Pedalumdrehung oder ein festerer Griff - enorm motivieren. Diese Erfolgserlebnisse sind besonders wertvoll für die Reha-Phase, die oft Monate dauert. Es wird empfohlen, so früh wie möglich mit dem Eigentraining zu beginnen, idealerweise bereits in der Klinik unter Anleitung von Therapeuten.

Ein weiterer Vorteil: Heimtherapie mit Eigentrainingsgeräten ist zeitlich flexibel. Das Training kann zu den Zeiten erfolgen, die am besten passen - morgens nach dem Aufwachen, mittags oder abends vor dem Fernseher. Diese Flexibilität erhöht die Compliance erheblich. Studien belegen, dass Patienten mit Zugang zu Heimtrainingsgeräten durchschnittlich 60 Prozent häufiger trainieren als jene, die nur auf Praxistermine angewiesen sind. Zudem entfallen Fahrt- und Wartezeiten, was besonders für Angehörige eine Entlastung darstellt.

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Pedaltrainer für Arme und Beine

Pedaltrainer gehören zu den vielseitigsten und effektivsten Eigentrainingsgeräten in der Schlaganfall-Rehabilitation. Diese kompakten Geräte funktionieren nach dem Prinzip eines Mini-Ergometers und können sowohl für Bein- als auch Armtraining eingesetzt werden. Für das Beintraining wird der Trainer auf den Boden gestellt, der Patient sitzt auf einem Stuhl oder im Rollstuhl und tritt in die Pedale - ähnlich wie beim Fahrradfahren. Für das Armtraining kommt das Gerät auf den Tisch, und die kreisenden Bewegungen trainieren Schulter, Ellenbogen und Handgelenke. Diese Doppelfunktion macht Pedaltrainer besonders wertvoll für Schlaganfallpatienten, die oft sowohl Arm- als auch Beinlähmungen haben.

Moderne Pedaltrainer für die Heimtherapie verfügen über wichtige Spezialfunktionen. Die motorische Unterstützung ist dabei das Herzstück - ein eingebauter Motor hilft bei der Bewegung oder führt sie komplett aus, wenn die eigene Kraft noch nicht ausreicht. Bei Hemiplegie (halbseitige Lähmung) kann so die gesunde Seite die betroffene „mitziehen“ - ein Trainingseffekt, der wissenschaftlich als „bilaterales Training“ bezeichnet wird und nachweislich die Gehirnplastizität fördert. Die Anti-Spastik-Funktion erkennt verkrampfte Muskeln und stoppt automatisch, um Verletzungen zu vermeiden. Einstellbare Widerstände ermöglichen eine progressive Steigerung, während LCD-Displays Trainingszeit, Umdrehungen und verbrannte Kalorien anzeigen - wichtig für die Erfolgskontrolle.

Die Anwendung ist einfach, was gerade für Senioren nach Schlaganfall wichtig ist. Die Füße werden in die Anti-Rutsch-Pedale gesteckt, die oft zusätzliche Sicherungsschlaufen haben. Mit einem Drehknopf wird der gewünschte Widerstand eingestellt - anfangs leicht, später zunehmend schwerer. Bei motorunterstützten Modellen wählt man zwischen passivem Training (Motor macht alles), assistiertem Training (Motor hilft) und aktivem Training (eigene Kraft). Bereits 15 Minuten täglich können die Durchblutung verbessern, Muskelkraft aufbauen und Koordination fördern. Für den Einstieg werden Geräte mit mindestens acht Widerstandsstufen und motorischer Unterstützung empfohlen.

Studien zeigen Verbesserungen der Gehfähigkeit um durchschnittlich 25 Prozent nach achtwöchigem Training. Die Armfunktion profitiert ähnlich stark - die Fähigkeit, alltägliche Handgriffe auszuführen, steigt messbar. Besonders wertvoll: Das Training auf dem Pedaltrainer reduziert Spastizität (krampfhafte Muskelversteifung) um bis zu 40 Prozent. Dies liegt an der rhythmischen, gleichmäßigen Bewegung, die das zentrale Nervensystem beruhigt. Für Pflegebedürftige bedeutet dies: Weniger Schmerzen, bessere Beweglichkeit und mehr Selbstständigkeit im Alltag. Die regelmäßige Nutzung kann zudem Thrombosen vorbeugen und die Herz-Kreislauf-Gesundheit fördern.

Handtrainer und Greifhilfen

Die Handfunktion ist oft am stärksten und längsten von einem Schlaganfall betroffen. Etwa 70 Prozent der Patienten haben auch Monate nach dem Ereignis noch Schwierigkeiten mit Greifen, Halten und Feinmotorik. Handtrainer als Eigentrainingsgeräte sind daher unverzichtbar für eine erfolgreiche Rehabilitation. Die Palette reicht von einfachen Therapiekneten über Griffbälle bis hin zu hochspezialisierten Greiftrainern mit Einzelfingerfunktion. Jedes dieser Geräte spricht unterschiedliche Aspekte der Handfunktion an - Kraft, Koordination, Beweglichkeit und Sensibilität. Die richtige Auswahl hängt vom Schweregrad der Lähmung und den individuellen Therapiezielen ab.

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Für die Frühphase nach Schlaganfall, wenn die Hand noch stark betroffen ist, eignen sich weiche Therapiekneten ideal. Sie passen sich der Handform an, erfordern minimale Kraft und ermöglichen trotzdem Stimulation. Die verschiedenen Konsistenzen - von butterweich bis fest - erlauben eine schrittweise Steigerung. Das Kneten fördert nicht nur die Kraft, sondern auch die Durchblutung und kann Schwellungen reduzieren. Griffbälle mit unterschiedlichen Härtegraden sind der nächste Schritt. Sie trainieren die gesamte Handmuskulatur und verbessern die Greifkraft. Besonders effektiv sind Bälle mit strukturierten Oberflächen - Noppen, Rillen oder Igelstruktur - die zusätzlich die oft beeinträchtigte Sensibilität stimulieren.

Spezialisierte Handtrainer für Schlaganfallpatienten bieten oft Zusatzfunktionen. Fingertrainer mit Einzelfingerfunktion ermöglichen gezieltes Training einzelner Finger - wichtig, da nach Schlaganfall oft Ring- und Kleinfinger besonders schwach sind. Spreiztrainer mit Widerstandsbändern kräftigen die oft vernachlässigte Streckmuskulatur. Für die Feinmotorik sind Greifübungen mit unterschiedlich großen Objekten wertvoll - von Wäscheklammern über Münzen bis zu Reiskörnern. Diese alltagsnahen Übungen bereiten optimal auf reale Anforderungen vor. Es wird empfohlen, ein Set aus verschiedenen Trainingsgeräten zu verwenden, um alle Aspekte der Handfunktion abzudecken.

Die Trainingsfrequenz ist entscheidend für den Erfolg. Handtraining sollte idealerweise mehrmals täglich in kurzen Einheiten erfolgen - 3-5 mal täglich je 5-10 Minuten sind effektiver als eine lange Session. Diese Verteilung folgt dem Prinzip der „massed practice“ - intensives, wiederholtes Üben in kurzen Abständen, das die Neuroplastizität optimal stimuliert. Wichtig ist auch die Variation: Wechseln Sie zwischen Kraft-, Koordinations- und Sensibilitätsübungen. Kombinieren Sie die Eigentrainingsgeräte mit funktionellen Übungen wie Knöpfe schließen, Reißverschlüsse bedienen oder Deckel aufschrauben. Diese Alltagsaufgaben sind letztlich das Ziel - und gleichzeitig effektive Trainingsmethoden, die sich nahtlos in den Pflegealltag integrieren lassen.

Therapieknete: Übungen im Überblick

Therapieknete ist ein weit verbreitetes Hilfsmittel in therapeutischen Einrichtungen und auch zu Hause. Sie ermöglicht vielfältige Übungen, die sich in Zielsetzung und Dauer unterscheiden.

1. Übung für den Start: leichter Krafteinsatz und grobes Greifen

Die Knete mit einer Hand auf einer Unterlage positionieren und zu einer Kugel modellieren. Dabei ist nur wenig Druck und somit Kraft erforderlich. Wichtig ist die Handachse: Der Mittelfinger sollte stets in Verlängerung des Unterarms positioniert sein. Die Übung dauert etwa 15 Minuten - dabei sind 8 bis 12 Kugeln in jeweils zwei Serien vorgesehen, demnach sind es am Ende insgesamt 16 bis 24 wiederholt geformte Kugeln.

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2. Übung zum Strecken: leichter Druck und grobe Fingerfertigkeit

Die Finger (nicht die ganze Hand) auf die ausgerollte Therapieknete legen, dann einen leichten Druck ausüben, um sie in Richtung Körper zu ziehen. Diese Übung wird viermal bei jeder Hand wiederholt, die Dauer beträgt ungefähr 5 Minuten.

3. Übung zum Mobilisieren: Strecken und Spreizen

Eine Faust bilden und die Hand dann anschließend mit der Knete umwickeln. Nun wird alles gut zusammengedrückt. Die Aufgabe besteht darin, die Hand von der Knete zu befreien, und zwar ohne die Hilfe der anderen Hand. Das klappt, indem die Finger langsam gestreckt und gespreizt werden.

Gangtrainer und Gehilfen

Die Wiedererlangung der Gehfähigkeit ist für die meisten Schlaganfallpatienten das wichtigste Rehabilitationsziel. Selbstständiges Gehen bedeutet Unabhängigkeit und Lebensqualität. Gangtrainer als Eigentrainingsgeräte unterstützen dieses Ziel auf vielfältige Weise. Anders als einfache Gehhilfen trainieren sie nicht nur das Gehen selbst, sondern auch Gleichgewicht, Koordination und Muskelkraft. Für die Heimtherapie stehen verschiedene Systeme zur Verfügung - von einfachen Gehbarren über Balance-Boards bis zu motorisierten Laufband-Systemen mit Gewichtsentlastung. Die Auswahl hängt vom aktuellen Leistungsstand und den räumlichen Möglichkeiten zuhause ab.

Gehbarren oder Parallel-Barren sind ideal für den Einstieg ins Gangtraining. Diese feststehenden Geländer bieten sicheren Halt beim Üben der Gehbewegung. Anfangs wird vielleicht nur das Gewicht von einem Bein aufs andere verlagert, später folgen erste Schritte mit voller Unterstützung. Der große Vorteil: Training ist jederzeit möglich, ohne dass eine Pflegekraft permanent unterstützen muss. Moderne Modelle sind höhenverstellbar und lassen sich bei Bedarf zusammenklappen. Für kleinere Wohnungen eignen sich Wand-Gehbarren, die nur bei Bedarf ausgeklappt werden.

Balance-Trainer und Koordinationsgeräte ergänzen das Gangtraining optimal. Therapiekreisel trainieren die Propriozeption - das Körpergefühl im Raum, das nach Schlaganfall oft gestört ist. Balance-Pads aus Schaumstoff fordern das Gleichgewicht auf weichem Untergrund. Stepper simulieren Treppensteigen und kräftigen die Beinmuskulatur. Diese Geräte sind kompakt, kostengünstig und hocheffektiv. Sie lassen sich gut in den Alltag integrieren - beim Zähneputzen auf dem Balance-Pad stehen oder beim Telefonieren den Therapiekreisel nutzen. Solche Mehrfachnutzung erhöht die Trainingsfrequenz enorm, ohne dass es als zusätzliche Belastung empfunden wird.

Für fortgeschrittenere Schlaganfallpatienten bieten motorisierte Gangtrainer optimale Trainingsbedingungen. Diese Geräte simulieren das Gehen auf dem Laufband, oft mit Gewichtsentlastung durch ein Gurtsystem. Der Patient kann so das Gehen üben, ohne das volle Körpergewicht tragen zu müssen. Die rhythmische Bewegung fördert die Gangautomatisierung - das Gehen wird wieder zur unbewussten Bewegung. Studien zeigen, dass 20 Minuten tägliches Training auf einem motorisierten Gangtrainer die Gehgeschwindigkeit um durchschnittlich 30 Prozent binnen acht Wochen verbessern.

Koordinationstrainer

Koordinationsstörungen nach Schlaganfall sind oft subtil, aber im Alltag massiv einschränkend. Die Hand zittert beim Greifen, das Bein schwenkt beim Gehen unkontrolliert, feine Bewegungen misslingen. Spezielle Koordinationstrainer als Eigentrainingsgeräte adressieren genau diese Probleme. Sie schulen die Zusammenarbeit zwischen Gehirn, Nerven und Muskeln und verbessern so die Bewegungspräzision. Von einfachen Steckbrettern über Labyrinth-Spiele bis zu elektronischen Reaktionstrainern - die Bandbreite ist groß und lässt sich optimal an individuelle Bedürfnisse anpassen.

Steckbretter und Sortierspiele sind klassische Koordinationstrainer für Hand und Finger. Holzstifte müssen in Löcher gesteckt, verschiedene Formen sortiert oder Perlen aufgefädelt werden. Diese Übungen schulen die Auge-Hand-Koordination, Feinmotorik und Konzentration gleichzeitig. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich durch die Größe der Objekte variieren - große Holzknöpfe für den Anfang, kleine Perlen für Fortgeschrittene. Es entstehen sichtbare Ergebnisse - ein gestecktes Muster, eine aufgefädelte Kette. Diese Erfolgserlebnisse sind psychologisch wertvoll in der oft frustrierenden Reha-Phase.

Labyrinth-Spiele und Balance-Boards trainieren die Grobmotorik und Körperkontrolle. Bei einem Kugellabyrinth muss durch Neigen eine Kugel durch einen Parcours geführt werden - schult Dosierung von Kraft und Bewegung. Therapiekreisel mit Labyrinth kombinieren Balance- und Koordinationstraining. Für Beine und Gang eignen sich Koordinationsleitern - auf dem Boden liegende Leitersprossen, zwischen denen präzise Schritte gesetzt werden müssen. Diese Übungen verbessern die räumliche Wahrnehmung und Schrittlänge - oft nach Schlaganfall beeinträchtigt. Koordinationsleitern helfen, wieder normale Gehmuster zu entwickeln.

Moderne elektronische Koordinationstrainer bieten zusätzliche Motivation durch Gamification-Elemente. Reaktionstrainer mit Lichtsignalen oder Tönen fordern schnelle, präzise Reaktionen - wichtig für Alltagssituationen wie Straßenverkehr oder Sturzprophylaxe. Apps und Tablet-Spiele können ebenfalls wirksame Trainingstools sein, sofern die Handfunktion ausreichend erhalten ist. Studien zeigen, dass Schlaganfallpatienten, die spielerische Koordinationstrainer nutzen, durchschnittlich mehr trainieren als mit klassischen Übungen. Die Unterhaltungskomponente steigert die Motivation enorm.

Die Integration von Koordinationstraining in den Alltag ist der Schlüssel zum Erfolg. Nutzen Sie Wartezeiten - beim Kaffeekochen mit dem Steckbrett üben, beim Fernsehen das Balance-Board nutzen. Selbst alltägliche Tätigkeiten können zum Koordinationstraining werden: Münzen in die Spardose stecken, Wäscheklammern sortieren, beim Gehen bewusst auf Bodenfliesen treten. Diese funktionellen Übungen sind oft effektiver als isoliertes Gerätetraining, da sie direkt alltagsrelevant sind.

Armrehabilitation: Spezifische Therapieansätze

Armlähmungen sind häufige Folgen einer Hirnschädigung nach einem Schlaganfall. Die Ausprägung der Lähmung variiert stark, von leichten Beeinträchtigungen bis zu schweren Lähmungen, die den Alltag erheblich einschränken. Oftmals kommt zu der verminderten willentlichen Bewegungsfähigkeit eine erhöhte Muskelanspannung (Spastik) hinzu.

Die motorischen Areale im Gehirn steuern die Bewegungen. Schädigungen dieser Areale oder der Nervenleitbahnen können zu Lähmungen führen. Die Lähmung kann als eine Störung der Bewegungskontrolle verstanden werden, wobei die feine Abstimmung der Bewegungen beeinträchtigt ist.

Die Diagnose einer Armlähmung erfolgt durch eine klinisch-neurologische Untersuchung. Anschließend werden Therapieziele festgelegt und geeignete therapeutische Vorgehensweisen ausgewählt. Standardisierte klinische Beurteilungsmethoden können dabei helfen, die Therapieerfolge objektiv festzuhalten.

Therapieformen

In der Arm-Rehabilitation gibt es verschiedene Therapieformen ohne technische Geräte, um den betroffenen Arm aktiv zu trainieren. Die Rehabilitation der Armmotorik sollte früh nach einem Schlaganfall beginnen. Insbesondere in der frühen Phase nach dem Schlaganfall wird empfohlen, dass eine zusätzliche spezifische Armrehabilitation für mindestens 30 Minuten jeden Werktag erfolgt. In der späten Krankheitsphase können spezifische Maßnahmen der Armrehabilitation empfehlenswert sein, wie zum Beispiel 90-270 Minuten pro Woche ein strukturiertes, sich wiederholendes Training.

Weitere Therapieansätze sind:

  • Arm-Basis-Training: Wiederholtes Üben der Bewegungsfähigkeit in den verschiedenen Abschnitten von Arm, Hand und Fingern.
  • Arm-Fähigkeits-Training: Tägliches Training von Präzision und Geschwindigkeit bei verschiedenen Armfunktions-Anforderungen an der individuellen Leistungsgrenze.
  • Bewegungsinduktionstherapie (CIMT): Spezielle Therapie für Schlaganfall-Betroffene mit einem „erlernten Nicht-Gebrauch“.
  • Spiegeltherapie: Der Patient betrachtet im Spiegel die Bewegung seiner nicht gelähmten Hand, wodurch der Eindruck entsteht, dass sich die gelähmte Hand normal bewegt.
  • Mentales Training: Verbesserung der Armfunktion durch mentales Training.
  • Neuromuskuläre Elektrostimulation: Elektrische Stimulation von Nerven und Muskeln am Arm, um eine Bewegung zu erzeugen.
  • Arm-Therapie-Roboter: Mechanische Unterstützung von Schulter-, Ellenbogen-, Unterarm-, Handgelenks- oder Fingerbewegungen.
  • Sensible Stimulation und Akupunktur: Zusatztherapien zur Behandlung von Armlähmungen.

Behandlung der Spastik

Ein gelähmter Arm kann nicht nur eine Bewegungseinschränkung zur Folge haben, sondern auch eine Spastik. Dabei entsteht eine unkontrollierbare Muskelverkrampfung, die das Zusammenspiel von Beuge- und Streckmuskulatur stört und sich in einer angewinkelten Haltung äußert. Um zu vermeiden, dass sich die Muskeln weiter verkürzen, die Durchblutung gestört wird und die Beweglichkeit der Gelenke verringert wird, ist eine anschließende Physio- und Ergotherapie wichtig.

Je nach Schwere der Lähmung werden aktive oder passive Übungen eingesetzt, um die Arm- und Handmuskulatur wieder aufzubauen oder die Nerven im Gehirn zu stimulieren. Passive Übungen zielen auf die Stimulation der Neuroplastizität ab, wobei der gelähmte Arm mittels Unterstützung des Therapeuten oder Angehöriger bewegt wird.

Ergänzend können Wärmeanwendungen, Elektrobehandlungen oder Wechselbäder helfen, die Muskulatur zu stärken und die generelle Beweglichkeit sowie Durchblutung zu fördern. Um die Muskulatur zu entspannen und Verkürzungen zu vermeiden, können zudem bestimmte Techniken und Gelenkübungen angewandt werden.

Alltagstraining mit der MyoPro®

Neben der professionellen Physio- und Ergotherapie ist das Training zu Hause unabdinglich, um die Stärkung des gelähmten Arms und der Hand weiter voranzutreiben. Die MyoPro® ist ein Hilfsmittel, mit dem der gelähmte Arm und die Hand im Alltag wieder eingesetzt werden können. Die Übungen, die bereits ohne die Orthese durchgeführt wurden, können zusätzlich zum Training mit der MyoPro® umgesetzt werden. Im Vordergrund des Trainings steht der allgemeine Umgang, sodass Schritt für Schritt immer mehr Aufgaben mit der Orthese erledigt werden können.

Prinzipien erfolgreicher Handmotorik-Übungen

Erfolgreiche Handmotorik-Übungen berücksichtigen alle Aspekte der Handfunktion. Kraftübungen stärken die Muskulatur und verbessern den Griff. Beweglichkeitsübungen erhalten die Gelenkfunktion. Regelmäßigkeit ist entscheidender als Intensität. Lieber täglich zehn Minuten als einmal pro Woche eine Stunde - dieser Grundsatz hat sich bewährt.

Die besten Handmotorik-Übungen lassen sich mühelos in den Alltag integrieren. Ein Tennisball, den Sie regelmäßig zusammendrücken, trainiert die Greifkraft wirkungsvoll. Therapeutische Knete bietet vielseitige Trainingsmöglichkeiten. Beweglichkeitsübungen sollten sanft und kontrolliert durchgeführt werden. Besonders wohltuend sind Kreisbewegungen: Lassen Sie jeden Finger einzeln kreisen, dann das ganze Handgelenk. Koordinationsübungen fordern das Gehirn heraus und verbessern die Zusammenarbeit beider Hände.

Je nach individuellem Bedarf können Handübungen angepasst werden. Nach Verletzungen ist ein behutsamer Wiedereinstieg wichtig. Menschen mit Arthritis profitieren besonders von sanften Bewegungsübungen in warmem Wasser. Ältere Menschen haben oft spezielle Bedürfnisse beim Handtraining.

Schädigungsorientiertes Training (IOT)

Motorische Rehabilitationsbehandlung kann das Ziel haben, die spezifisch geschädigte Funktion wiederherzustellen. Das Konzept des "Schädigungsorientierten Trainings" (Impairment-oriented Training / IOT ®) zielt darauf ab, durch gezielte Trainingsverfahren genau die Funktionen wiederherzustellen, die durch einen Schlaganfall geschädigt wurden.

Bei schwergradigen Paresen steht der Verlust der selektiven Innervationsfähigkeit im Vordergrund. Ziel der Behandlung bei schwerer Lähmung sollte demnach die Wiedererlangung dieser Basis-Kompetenz 'selektive Innervation' für die verschiedenen Freiheitsgrade des Armes sein. Das bedeutet, dass wieder alle Muskelgruppen im Arm aktiviert und gezielt angesteuert werden können müssen.

Das Arm-BASIS-Training beübt systematisch und repetitiv alle möglichen Armbewegungen. Zunächst wird dokumentiert, welche Bewegungen im Arm in den einzelnen Gelenken schon aktiv möglich sind. Das Training erfolgt dann über Wochen bis Monate in 3 Stufen:

  • Stufe 1: Alle Bewegungsmöglichkeiten werden jeden Tag wiederholt beübt. Dabei wird darauf geachtet, dass der Patient lernt, gezielt jeden einzelnen Abschnitt des Armes selektiv, d.h. isoliert, zu bewegen und zwar über das volle Bewegungsmaß im beübten Gelenk.
  • Stufe 2: Wenn die einzelnen Bewegungen gelingen, wird auch so geübt, dass der Patient lernt, auch das Gewicht des Armes bei Bewegungen zu halten.
  • Stufe 3: Zuletzt werden solche Bewegungen geübt, bei denen mehrere Gelenke gleichzeitig bewegt oder gehalten werden müssen.

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