Otto Schenk, ein Doyen der österreichischen Theaterszene, war ein vielseitiges Talent, das sich als Schauspieler, Regisseur und Kabarettist einen Namen machte. Seine Karriere erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte und umfasste Engagements an renommierten Bühnen sowie Auftritte in Film und Fernsehen.
Frühe Jahre und Ausbildung
Otto Schenk absolvierte seine Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar, einer renommierten Schauspielschule in Wien. Bereits in den frühen 1950er-Jahren begann seine Karriere am Wiener Volkstheater, wo er als Theaterregisseur tätig war. Seine erste Oper, Mozarts "Zauberflöte", inszenierte er 1957 am Salzburger Landestheater.
Theaterkarriere
Schenk machte sich nicht nur als Regisseur, sondern auch als Schauspieler einen Namen. Er inszenierte zahlreiche Theaterstücke und Opern und arbeitete mit namhaften Künstlern zusammen. Seine Inszenierungen zeichneten sich oft durch ihren Humor und ihre Originalität aus.
Eine der reizendsten Theateranekdoten, die Otto Schenk erzählte, handelte von einem Schauspieler in einem Stadttheater, der eine Einsatzrolle hatte, die lautete: "Der Schweizer schießt". Die Kollegen versuchten ihn aus dem Konzept zu bringen und sagten ihm ständig vor: "Der Schwyzer scheisst".
Im Westen spielte Angelica Domröse unter Zadek, Haneke, Tabori und Otto Schenk - in Hamburg, Wien, Bochum und dann wieder in Berlin - diesmal im Westen - erst am Schillertheater - später in der Komödie am Kufürstendamm.
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2020 stand er am Theater in der Josefstadt in "Der Kirschgarten" ein letztes Mal auf der Bühne.
Film- und Fernsehkarriere
Auch im Film und Fernsehen war Otto Schenk präsent. Dem deutschen TV-Publikum war er unter anderem durch Auftritte in Filmen wie Helmut Dietls "Late Show" (1999) und Dieter Wedels "Mein alter Freund Fritz" (2007) bekannt.
Würdigung eines Unermüdlichen
Anlässlich seines 70. Geburtstages widmete ORF III Otto Schenk ein großes Porträt. Die Dokumentation basierte auf einem langen, persönlichen und sehr intimen Gespräch mit Otto Schenk über sein Leben, seine Karriere, seine Frau und seine Wohnsitze. Man erfuhr über seine Kochkünste, seine Reiseunlust, seine Liebe zur Musik sowie seine philosophischen Gedanken über Leben und Tod. Man beobachtete ihn in seiner Garderobe der Kammerspiele vor der Vorstellung und begleitete ihn im Auto auf seinen langen Tourneen. Man erlebte ihn als Palatschinkenkoch beim Seewirt und als liebevollen Ehemann. Gedreht wurde unter anderem in seiner privaten Bibliothek in Wien, auf seiner Lesetournee in Stockerau und in seinem Seehaus am Irrsee. Zahlreiche historische Aufnahmen aus dem ORF Archiv ergänzten das Bild seines vielfachen Schaffens. Seine elegischen Gedanken über den letzten Lebensabschnitt und seinen Nachlass wurden ergänzt durch seine Interpretation des Hobelliedes von Ferdinand Raimund und konterkariert durch humorvolle Anekdoten über Leben und Tod.
Persönliches Leben
Otto Schenk war mit Renée Schenk verheiratet. Seine Frau verstarb 2022 im Alter von 95 Jahren.
Rolando Villazón inszeniert "Don Pasquale" neu
Eine während der Probenzeit schon viel beachtete Neuinszenierung von Donizettis „Don Pasquale“ hatte am 29.4. ihre Premiere an der Rheinoper in Düsseldorf. Die Aufmerksamkeit galt vorwiegend dem Regisseur Rolando Villazón, der in diesen Tagen auch seinen zweiten Roman „Lebenskünstler“ der Öffentlichkeit präsentierte und seine vielfältigen Talente exzessiv auslebt. Seine sechste Regiearbeit galt also dem „Don Pasquale“, einer im besten Sinn unterhaltsamen Oper, die ihre Spannung zum Teil aus abrupten Stimmungswechseln gewinnt, wenn die Komödie zur Tragödie wird oder das böse Spiel der Liebesromantik weicht. Rolando Villazón hat diese Mixtur potenziert. In einem Wirbel aus intelligentem Witz und poetisch-verrückten Einfällen wechselt seine Szene von einer commedia dell´arte zur opera buffa, zeigt die menschliche Boshaftigkeit und den echten Kummer eines jungen Mannes, der mit dem Erbe des Onkels auch die Geliebte verliert, erspürt die Tragödie eines alten Mannes, der noch einmal die Liebe erleben will und entsetzlich getäuscht wird. In einem gelungenen Zusammenspiel von Dirigent (der junge Nicholas Carter überzeugt mit leichter, doch exakter Hand) und Regisseur werden auch die von Donizetti so charmant verflochtenen Stilelemente zelebriert, die italienisches Melos mit sprühenden französischen Rhythmen der opéra comique verbinden und einen Hauch von Wiener Walzer mit kunstvollen Koloraturen, welche nicht nur hörbar sind, sondern in dieser Vorstellung auch in Szene gesetzt wurden. Ich dachte vor dieser Premiere, dass die Inszenierung von Otto Schenk an der New Yorker Met mit einer hinreißenden Anna Netrebko nicht zu überbieten ist und wahrscheinlich kein Regisseur die Bilder des dicken, ungewaschenen Don Pasquale mit einem Anflug von Parkinson`schem Zittern aus dem Kopf kriegen wird, aber zu meiner Verblüffung ist es Rolando Villazón gelungen, diese Oper wirklich n e u zu inszenieren.
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Tod
Otto Schenk ist verstorben. Der Schauspieler, Theaterregisseur und Kabarettist starb im Alter von 94 Jahren.
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