Die Frage, ob Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach einen Schlaganfall hatte, ist in der vorliegenden Information nicht direkt beantwortet. Allerdings finden sich zahlreiche Informationen zu seiner Gesundheitspolitik, insbesondere im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Corona-Pandemie, sowie zu seinem geplanten "Gesunde-Herz-Gesetz". Dieser Artikel fasst die verfügbaren Fakten zusammen und beleuchtet die Hintergründe seiner gesundheitspolitischen Initiativen.
Lauterbachs "Gesundes-Herz-Gesetz": Ein Überblick
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte mit seinem ersten Gesetzesvorschlag für ein „Gesundes-Herz-Gesetz“ zunächst einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Obwohl alle Akteure im Gesundheitswesen der Analyse des SPD-Politikers zustimmen, dass in Deutschland mehr gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen getan werden muss, wurde der von Lauterbach zunächst gewählte Weg zur Reduzierung von Schlaganfällen und Herzinfarkten einhellig abgelehnt. In seinem finalen Gesetzentwurf, der vom Bundeskabinett beschlossen wurde, ging der Minister weitgehend auf die Kritik ein.
Ziele des Gesetzes
Lauterbach will zum einen die Früherkennung verbessern. Dazu soll ein flächendeckendes Screening auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselerkrankung in die Vorsorgeuntersuchungen „U“ (Kinder) beziehungsweise „J“ (Jugendliche) aufgenommen werden. Konkret geht es um die Familiäre Hypercholesterinämie, die zu den häufigsten erblich bedingten Stoffwechselerkrankungen gehört. Ohne Behandlung können die Betroffenen bereits in jungen Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden, weil der Körper Cholesterin nur schwer abbauen kann. Betroffen sind in Deutschland zwischen 5000 und 10.000 Kinder pro Jahr. Zudem soll es für die gesetzlich Versicherten einen Anspruch auf „Check-up“-Untersuchungen im Alter von 25, 40 und 50 Jahren im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen geben. Des Weiteren will Lauterbach erreichen, dass Ärzte leichter und frühzeitiger Cholesterinsenker (zum Beispiel Statine) verordnen dürfen.
Kritik am Gesetz
Lauterbach wollte per Gesetz und Rechtsverordnung die Ausgestaltung der Früherkennungsuntersuchungen und die Grenzwerte für die Medikamentengabe bestimmen. Das widerspricht bewährten Verfahren. Insbesondere mit Blick auf die deutsche Geschichte wurde hierzulande ein weitgehend staatsfernes Gesundheitssystem etabliert. Die Politik bestimmt zwar die Grundrichtung dessen, was die gesetzliche Krankenversicherung leisten soll. Die Details bestimmen aber die wesentlichen Akteure - Kassen, Ärzte, Kliniken, Apotheker und Patientenvertreter - selbst im Gemeinsamen Bundesausschuss. Der G-BA wird deshalb auch als „kleiner Gesetzgeber“ bezeichnet.
Es fällt auf, dass Lauterbach von Anfang an nur von den Kardiologen unterstützt wurde. Praktisch alle anderen relevanten Ärzteverbände und die Krankenkassen hatten das Vorhaben auch aus medizinischen Gründen vehement abgelehnt. Im Fokus der Kritik: Die deutlich leichtere Verordnung von Statinen, insbesondere an Kinder und Jugendliche. Lauterbach wollte zwei Millionen Menschen mehr damit versorgen. G-BA-Chef Josef Hecken sagte Anfang Juli dem RND, Statine seien keine „Pfefferminzbonbons aus dem Supermarkt“. Sie verursachten beispielsweise Muskelschmerzen, Leberschäden oder Diabetes.
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Kassenarztchef Andreas Gassen bemängelte, dass Lauterbach zu wenig für die Prävention tue. Es müsse darum gehen, bestimmten Risikofaktoren, wie zum Beispiel Rauchen, Bluthochdruck, Adipositas oder Bewegungsarmut, durch eine veränderte Lebensführung, Sport oder eine andere Ernährung zu begegnen. Der AOK-Bundesverband kritisierte insbesondere, dass Lauterbach Mittel der Krankenkassen für die Prävention vor Ort umwidmen will, um die geplanten Früherkennungsuntersuchungen zu bezahlen.
Neues Gesetz statt Lauterbachs Plänen
Das vom ehemaligen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante „Gesunde-Herz-Gesetz“ wird nicht kommen. „Wir werden uns mit diesem Gesetzentwurf nicht mehr beschäftigen“, so Kippels, „weder im Detail noch noch in Einzelregelungen.“
Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland: Eine ernste Bedrohung
Deutschland gibt so viel wie kein anderes EU-Land für die Gesundheitsversorgung aus: knapp 5000 Euro pro Einwohner und Jahr - der EU-Durchschnitt liegt bei 3159 Euro. Trotzdem liegt die Lebenserwartung in Deutschland mit 80,8 Jahren nur knapp über dem EU-Durchschnitt (80,1 Jahre). Das wird insbesondere auf die hohe Zahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückgeführt. Sie sind hierzulande die häufigste Todesursache: Ein Drittel aller Todesfälle entfallen auf diese Erkrankungen. Das ist im Vergleich zu anderen westlichen Industrienationen der höchste Wert. Mit geschätzten rund 60 Milliarden Euro verursachen Krankheiten des Kreislaufsystems die höchsten Kosten für das Gesundheitssystem in Deutschland.
Prävention und Lebensstil
Gesunder Lebensstil bedeutet: Rauchverzicht, viel Bewegung, gesunde Ernährung. Das wissen im Grunde alle und dennoch gibt es Möglichkeiten, jeden dieser Faktoren zu unterstützen. Zum Beispiel „durch einen niedrigschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung und eine persönliche Ansprache, eine individuelle Betreuung“, so Dr. Sandra Blumenthal, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Berlin und Brandenburg.
Das mit Abstand größte Risiko fürs Herz entsteht durch das Rauchen. Hier bahnt sich derzeit unter Jugendlichen eine „echte Katastrophe an“, warnten die Kardiologen Laufs und Voigtländer unisono. „Wir haben im Windschatten der Corona-Pandemie eine dramatische Zunahme im Rauchverhalten der 14- bis 17-Jährigen“, warnte Laufs und Voigtländer präzisierte: „Hier geht es auch ums Vapen“ - also den Griff zur E-Zigarette.
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Lauterbachs Rolle in der Corona-Pandemie
Während der Corona-Pandemie spielte Karl Lauterbach eine prominente Rolle als Experte und später als Gesundheitsminister. Er setzte sich für Impfungen und andere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ein.
Kritik an der Corona-Politik
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat mit einem fehlerhaften Faktencheck zu Corona-Daten für Verwunderung gesorgt. So schrieb der Statistiker Daniel Haake, direkt ans BMG gerichtet: „Wie kommen Sie im 'Fakten-Booster' auf die Zahl, dass jeder 10. in Deutschland aufgrund eines schweren Covid-19-Verlaufs im Krankenhaus behandelt werden muss? Es muss vielmehr richtig heißen, dass 'bis zu 10 Prozent' der in Deutschland erkrankten Personen aufgrund eines schweren Covid-19-Verlaufs im Krankenhaus behandelt wurden. Aktuell liegt der Anteil laut RKI deutlich niedriger - und zwar zwischen 4 bis 5 Prozent.“
Auch die Behauptung, Lauterbach wolle jetzt alle Herzinfarkt-Toten nach Infektion als ‚Corona-Tote‘ zählen, wurde auf dem Blog Reitschuster.de aufgestellt. Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte dazu: „Der Minister wollte mit einem Beispiel verdeutlichen, wie ungenau die Corona-Statistik ist und dass dabei zu wenig Fälle erfasst werden könnten.“
Impfstrategie
Karl Lauterbach: Die Europäische Union (EU) hat leider die falsche Einkaufsstrategie in Bezug auf die Impfstoffe verfolgt. Dabei halte ich es bis heute für richtig, dass die EU den Einkauf koordiniert hat. Aber die Staatengemeinschaft hat Fehler gemacht. Sie hat erstens zu wenig Geld in die Hand genommen und zweitens zu lange gewartet, Verträge mit den Pharmafirmen abzuschließen. Dadurch haben einige Firmen zu wenig und zu spät investiert. Und zum Dritten hat die EU auch auf nationale Wirtschaftsförderung in Europa Rücksicht genommen, was sie nicht hätte tun sollen.
Finanzielle Herausforderungen im Gesundheitswesen
Steigende Kosten, zu geringe Einnahmen: In den Kassen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) klafft ein tiefes Loch. Den prognostizierten Einnahmen der Krankenversicherungen aus dem Gesundheitsfonds in Höhe von rund 294,7 Milliarden Euro stehen im kommenden Jahr Ausgaben für die medizinische Versorgung in Höhe von 341,4 Milliarden Euro gegenüber, errechnete der Schätzerkreis aus Sachverständigen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), des Bundesamtes für Soziale Sicherung (BAS) und des GKV-Spitzenverbandes.
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Um diese gravierende Finanzierungslücke zu schließen und die Gesundheitsversorgung der rund 75 Millionen gesetzlich Versicherten auch im Jahr 2025 sicherzustellen, hält das Expertengremium eine Anhebung des durchschnittlichen Zusatzbeitrages auf 2,5 % des Bruttoeinkommens von Beschäftigten im kommenden Jahr für notwendig. Die empfohlene Anhebung um 0,8 % zum Jahreswechsel ist die höchste seit fast 50 Jahren.
Versicherungsfremde Leistungen
Versicherungsfremde Leistungen sind teuer: Schätzungen zufolge kosten sie die GKV zwischen 20 und 57 Milliarden Euro pro Jahr. Zwar leistet der Bund hierzu einen Zuschuss. Doch der Betrag, den der Bund seit 2004 jährlich an die GKV zahlt, zuletzt 14,5 Milliarden Euro, ist nur ein Tropfen auf den immer heißer werdenden Stein.
Schlaganfall-Versorgung in Deutschland
Insgesamt 145.000 Menschen erlitten in den vergangenen zehn Jahren allein in Mitteldeutschland einen Schlaganfall. In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg, sowie im Saarland sind die relativen Fallzahlen deutschlandweit am höchsten. Bei einem Schlaganfall kommt es auf Minuten an.
Schlechte Chancen, schnell in einer auf Schlaganfälle spezialisierten Station, einer sogenannten Stroke Unit (SU), zu landen, hatten oder haben mitteldeutsche Schlaganfall-Patienten im Norden von Sachsen-Anhalt (hier wird aber zum Teil nachgebessert), südlich des Thüringer Schiefergebirges, in der Region um Zittau und in Nordsachsen. Hier dauert die Fahrt zur nächsten Stroke Unit oft mehr als 30 Minuten.
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