Polyneuropathie, eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, betrifft viele Menschen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Polyneuropathie, von den Ursachen und Symptomen bis hin zu den Behandlungsansätzen, die Heilpraktiker anbieten. Dabei werden sowohl konventionelle als auch naturheilkundliche Therapieoptionen betrachtet, um ein umfassendes Bild dieser komplexen Erkrankung zu vermitteln.
Was ist Polyneuropathie?
Der Begriff "Polyneuropathie" leitet sich vom Griechischen ab und bedeutet "Leiden der vielen Nerven". Es handelt sich um eine systemische Erkrankung, bei der mehrere periphere Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmarks geschädigt sind. Diese Nerven sind für die Weiterleitung von Signalen zwischen Gehirn und Körper verantwortlich. Eine Schädigung dieser Nerven führt zu einer Reizleitungsstörung und kann sensible, motorische oder vegetative Nerven betreffen. Im Extremfall kann das gesamte periphere Nervensystem betroffen sein.
Die Prävalenz der Polyneuropathie in Deutschland wird auf 2-3 % der Allgemeinbevölkerung geschätzt, wobei sie bei über 55-Jährigen sogar 8 % beträgt. Dies unterstreicht die Bedeutung dieser Erkrankung und die Notwendigkeit, sie frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Ursachen von Polyneuropathie
Die Ursachen für Polyneuropathie sind vielfältig. Über die Hälfte aller Fälle in Deutschland sind auf Diabetes mellitus oder dauerhaft erhöhten Alkoholkonsum bzw. Alkoholabhängigkeit zurückzuführen. Die genauen Mechanismen, die zu Nervenschädigungen führen, sind jedoch noch nicht vollständig geklärt.
Weitere mögliche Ursachen sind:
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- Stoffwechselstörungen: Diabetes mellitus (häufigste Ursache), Gicht
- Infektionskrankheiten: Borreliose, COVID-19
- Krebserkrankungen: Malignome
- Mangelzustände: Fehlernährung, Resorptionsstörungen (z.B. Malabsorption bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen)
- Autoimmunerkrankungen: Das Immunsystem greift fälschlicherweise körpereigenes Gewebe an, einschließlich der Nerven.
- Genetische Faktoren: Einige Formen von Neuropathien sind genetisch bedingt.
- Toxische Einflüsse: Medikamente (z.B. Chemotherapeutika, ältere AIDS-Medikamente, Antibiotika), Schwermetalle (Blei, Kupfer, Amalgam oder Cadmium), chronischer Alkoholismus, Umwelt- oder Alltagsgifte
- Weitere Erkrankungen: Nierenschwäche, Lebererkrankung, Schilddrüsenunterfunktion, Thalassämie
In einigen Fällen bleibt die Ursache der Polyneuropathie trotz umfassender Diagnostik unklar. In solchen Fällen spricht man von idiopathischer Polyneuropathie.
Symptome der Polyneuropathie
Die Symptome der Polyneuropathie sind vielfältig und hängen davon ab, welche Nervenfasern betroffen sind (sensible, motorische oder autonome Nerven). Am häufigsten treten Beschwerden beidseitig symmetrisch im Bereich von Unterschenkel/Fuß bzw. Unterarm/Hand auf. Man spricht von einer strumpf- bzw. handschuhartigen Verteilung, wobei die Beine in der Regel stärker betroffen sind als die Arme.
Typische Symptome sind:
- Sensibilitätsstörungen: Taubheit, Kribbeln ("Ameisenlaufen"), Brennen, Stechen, Überempfindlichkeit, gestörtes Temperatur- und Schmerzempfinden
- Motorische Störungen: Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, Muskelzuckungen, Muskelschwund, Lähmungen, Störungen des Bewegungsablaufs und der Koordination, Reflexausfälle
- Autonome Störungen: Störungen der Schweißsekretion, Blendempfindlichkeit, Verdauungsbeschwerden, Probleme beim Wasserlassen, Impotenz, mangelnde Nährstoffversorgung von Gewebe (Haut, Gelenke, Knochen), Herzrhythmusstörungen, Atemstillstand, Pupillenstörungen
Spezifische Symptome bei Diabetes: Bei Diabetes mellitus entwickeln sich die Symptome oft schleichend und sind anfangs besonders im Ruhezustand und nachts spürbar. Typisch sind Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Beinen sowie brennende Schmerzen in den Füßen (Burning-Feet-Syndrom). Aufgrund der gestörten Durchblutung besteht die Gefahr schlecht heilender Wunden und Gewebsnekrosen.
Spezifische Symptome bei Alkoholkrankheit: Die alkoholische Polyneuropathie verläuft in der Regel langsam und kann ohne Symptome verlaufen. Betroffene leiden jedoch häufig unter Nervenstörungen in beiden Beinen, die sich in Missempfindungen, Sensibilitätsstörungen, Schmerzen, Muskelschwund und schwerwiegenden Muskelerschlaffungen äußern können.
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Diagnose der Polyneuropathie
Die Diagnose der Polyneuropathie basiert auf verschiedenen Säulen:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und aktueller Beschwerden
- Körperliche Untersuchung: Neurologische Untersuchung zur Überprüfung von Sensibilität, Muskelreflexen, Nervenleitgeschwindigkeit u.v.m.
- Laboranalysen: Blutuntersuchungen zur Bestimmung von Entzündungsparametern, Blutzuckerwerten, Antikörpern, Leberwerten, Nierenfunktion usw.
- Zusatzuntersuchungen: Je nach Ursachenverdacht können weitere Untersuchungen wie Elektroneurographie (ENG) zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit oder eine Muskelbiopsie erforderlich sein.
Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um die Beschwerden zu lindern und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
Konventionelle Therapieansätze
Die konventionelle Behandlung der Polyneuropathie zielt in erster Linie darauf ab, die Grunderkrankung zu behandeln und die Symptome zu lindern.
- Ursachenbezogene Therapie: Wenn die Ursache der Polyneuropathie bekannt ist, wird diese gezielt behandelt (z.B. Einstellung des Blutzuckers bei Diabetes, Behandlung einer Infektion).
- Symptomatische Therapie: Zur Schmerzlinderung werden häufig Antidepressiva, Antiepileptika oder Opioide eingesetzt. Diese Medikamente können jedoch erhebliche Nebenwirkungen haben und erfordern eine engmaschige ärztliche Überwachung.
- Physikalische Therapie: Physiotherapie, Ergotherapie, physikalische Anwendungen (z.B. Wechselbäder, Massagen) können helfen, die Mobilität zu erhalten, die Durchblutung zu fördern und die Muskeln zu stärken.
- Reizstromtherapie (TENS): Die Wirksamkeit der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) ist nicht wissenschaftlich vollständig belegt, kann aber bei manchen Patienten eine Schmerzlinderung bewirken.
- Vitamintherapie: Bei nachgewiesenem Vitaminmangel (z.B. Vitamin B12 bei diabetischer Polyneuropathie, Vitamin B1 bei alkoholischer Polyneuropathie) werden entsprechende Präparate verabreicht.
Naturheilkundliche Therapieansätze
Neben den konventionellen Behandlungsmethoden gibt es eine Reihe von naturheilkundlichen Therapieansätzen, die bei Polyneuropathie eingesetzt werden können. Diese zielen darauf ab, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren, die Nervenregeneration zu fördern und die Symptome zu lindern.
Ein Heilpraktiker wird das gesamte Krankheitsgeschehen im Kontext der allgemeinen Konstitution und Persönlichkeit des Patienten erfassen, um geeignete individuelle Therapien zu finden.
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Zu den naturheilkundlichen Therapieoptionen gehören:
- Ernährungstherapie: Eine ausgewogene, vollwertige Ernährung mit viel Gemüse, Obst und gesunden Fetten ist wichtig für die Nervenfunktion. Bei Diabetes sollte der Blutzucker optimal eingestellt sein. Alkohol und Nikotin sollten vermieden werden. Eine basische Ernährung kann sich ebenfalls positiv auswirken.
- Orthomolekulare Medizin: Die gezielte Zufuhr von bestimmten Nährstoffen kann sinnvoll sein, insbesondere bei Mangelzuständen. Dazu gehören B-Vitamine (z.B. Benfotiamin bei Vitamin-B1-Mangel), Alpha-Liponsäure, Folsäure, Uridinmonophosphat und Calcium-EAP.
- Pflanzenheilkunde (Phytotherapie): Verschiedene Heilpflanzen können zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung eingesetzt werden, z.B. Teufelskralle, Johanniskrautöl, Capsaicin-haltige Salben.
- Hydro- und Thermotherapie: Anwendungen wie Wassertreten nach Kneipp, kalte Unterschenkelgüsse, ansteigende Teilbäder und Lehmpackungen können die Durchblutung fördern und Schmerzen lindern.
- Akupunktur: Akupunktur kann die Durchblutung verbessern, die Nervenfunktion stimulieren und Schmerzen lindern.
- Entgiftungs- und Ausleitungstherapien: Diese Therapien zielen darauf ab, Schadstoffe aus dem Körper zu entfernen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
- Säure-Basen-Haushalt: Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt ist wichtig für die Gesundheit des gesamten Organismus, einschließlich des Nervensystems.
- Bewegungstherapie: Regelmäßige Bewegung und Sport können die Durchblutung verbessern, die Muskeln stärken und die Koordination fördern. Geeignet sind z.B. Walking, Yoga, Geräte- oder Ergometertraining.
- Ordnungstherapie: Die Ordnungstherapie umfasst eine individuelle Beratung über Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel, Alkoholkonsum und Stress. Entspannungsverfahren, Yoga oder vergleichbare Maßnahmen können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzverarbeitung zu verbessern.
- Biochemie nach Schüssler: Die Schüssler Salze Nr. 5 Kalium phosphoricum D6 und Nr. 7 Magnesium phosphoricum D6 sowie die Nr. Die Kombination aus Nr. 3 in der D12, Nr. 7 in der D6 und Nr.
Heilungschancen und Prävention
Die Heilungschancen bei Polyneuropathie hängen maßgeblich vom Zeitpunkt der Diagnose und der zugrunde liegenden Ursache ab. Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Aussichten auf eine Besserung.
Auch wenn eine vollständige Heilung nicht immer möglich ist, können weitere Nervenschäden durch eine entsprechende Behandlung verhindert und die Symptome verbessert werden.
Eine gesunde Lebensführung spielt eine wichtige Rolle bei der Prävention und Behandlung der Polyneuropathie:
- Verzicht auf Alkohol und Nikotin
- Ausgewogene Ernährung
- Regelmäßige Bewegung
- Optimale Einstellung des Blutzuckers bei Diabetes
- Stressmanagement
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