Die Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR-Impfung) ist eine wichtige präventive Maßnahme, um Kinder vor diesen potenziell gefährlichen Krankheiten zu schützen. Obwohl Impfungen im Allgemeinen sicher und wirksam sind, können in seltenen Fällen Nebenwirkungen auftreten. Eine mögliche, aber sehr seltene Komplikation nach einer MMR-Impfung ist die Hirnhautentzündung (Meningitis). Dieser Artikel beleuchtet die Thematik der Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung umfassend und geht dabei auf Ursachen, Risikofaktoren, Symptome, Diagnose, Behandlung und Prävention ein.
Einführung in die MMR-Impfung
Die MMR-Impfung ist eine Kombinationsimpfung, die Kinder vor drei Viruserkrankungen schützt: Masern, Mumps und Röteln. Diese Krankheiten können schwerwiegende Komplikationen verursachen, insbesondere bei Kindern unter fünf Jahren. Masern können zu Lungenentzündung, Gehirnentzündung (Enzephalitis) und in seltenen Fällen zum Tod führen. Mumps kann zu Hodenentzündung (bei Jungen), Hirnhautentzündung und Taubheit führen. Röteln können bei Schwangeren zu schweren Schädigungen des ungeborenen Kindes führen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland empfiehlt eine zweimalige MMR-Impfung für alle Kinder. Die erste Impfung soll im Alter von 11 Monaten und die zweite im Alter von 15 Monaten erfolgen. Zwischen den beiden Impfungen muss ein Mindestabstand von vier Wochen liegen. Versäumte Impfungen sollten so bald wie möglich und vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden.
Mögliche Ursachen einer Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung
In sehr seltenen Fällen kann die MMR-Impfung selbst eine Hirnhautentzündung auslösen. Dies wird als impfassoziierte Meningitis bezeichnet. Die Ursache hierfür ist in der Regel das im Impfstoff enthaltene abgeschwächte Mumpsvirus. Die verwendeten Mumps-Impfstämme, insbesondere der Stamm "Jeryl Lynn", sind jedoch sehr sicher, und Berichte über impfassoziierte Meningitis sind selten.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Wahrscheinlichkeit, eine Hirnhautentzündung durch die MMR-Impfung zu entwickeln, deutlich geringer ist als das Risiko, eine Hirnhautentzündung durch eine natürliche Mumpsinfektion zu erleiden. Bei etwa jedem zehnten an Mumps Erkrankten tritt eine Entzündung der Hirnhäute (Mumps-Meningitis) auf.
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Risikofaktoren für eine Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung
Bestimmte Faktoren können das Risiko einer Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung erhöhen:
- Abwehrschwäche: Personen mit angeborener oder erworbener Abwehrschwäche sollten vor der Impfung mit einem Lebendimpfstoff wie der MMR-Impfung ihren Arzt konsultieren. In einigen Fällen kann es erforderlich sein, den Impferfolg im Blut zu kontrollieren.
- Vorherige Impfkomplikationen: Falls nach einer vorausgegangenen Impfung Krankheitserscheinungen aufgetreten sind, sollte nur nach eingehender Beratung weitergeimpft werden.
- Neurologische Vorerkrankungen: Bei Kindern, die an Erkrankungen des Nervensystems leiden oder bei denen der Verdacht auf eine solche Erkrankung besteht, sollten sich die Eltern über die Notwendigkeit und die Möglichkeit der Impfung ausführlicher beraten lassen. In besonderen Fällen kann auch auf andere Impfstoffe ausgewichen werden.
- Krampfanfälle oder zerebrale Schädigungen: Die Impfung sollte bei Personen mit Krampfanfällen oder zerebralen Schädigungen in der Eigen- oder Familienanamnese mit Vorsicht angewendet werden.
Symptome einer Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung
Die Symptome einer Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung ähneln denen einer durch andere Ursachen ausgelösten Hirnhautentzündung. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Hohes Fieber
- Starke Kopfschmerzen
- Nackensteifigkeit
- Erbrechen
- Lichtempfindlichkeit
- Verwirrtheit
- Krampfanfälle
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Bei Verdacht auf eine Hirnhautentzündung sollte jedoch umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Diagnose einer Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung
Zur Diagnose einer Hirnhautentzündung führt der Arzt in der Regel eine körperliche Untersuchung durch und befragt den Patienten oder die Eltern nach den Symptomen und der Krankengeschichte. Eine wichtige Untersuchung zur Diagnose einer Hirnhautentzündung ist die Lumbalpunktion (auch als Spinalpunktion oder Nervenwasseruntersuchung bezeichnet). Dabei wird eine kleine Menge Flüssigkeit aus dem Rückenmarkkanal entnommen und auf Entzündungszeichen und Krankheitserreger untersucht.
Bei Verdacht auf eine impfassoziierte Meningitis kann zusätzlich eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) durchgeführt werden, um das Mumpsvirus im Nervenwasser nachzuweisen. Durch eine Sequenzierung kann das Virus als Impfvirus identifiziert werden.
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Behandlung einer Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung
Die Behandlung einer Hirnhautentzündung richtet sich nach der Ursache der Entzündung. Bei einer bakteriellen Hirnhautentzündung werden Antibiotika eingesetzt, um die Bakterien zu bekämpfen. Bei einer viralen Hirnhautentzündung, wie sie in seltenen Fällen nach einer MMR-Impfung auftreten kann, erfolgt die Behandlung in der Regel symptomatisch. Das bedeutet, dass die Symptome wie Fieber und Kopfschmerzen gelindert werden. In den meisten Fällen heilt eine virale Hirnhautentzündung von selbst aus.
Prävention einer Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung
Das Risiko einer Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung ist sehr gering. Um das Risiko weiter zu minimieren, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:
- Sorgfältige Anamnese: Vor der Impfung sollte der Arzt eine sorgfältige Anamnese erheben, um mögliche Risikofaktoren zu erkennen.
- Aufklärung: Die Eltern sollten über die möglichen Nebenwirkungen der Impfung aufgeklärt werden.
- Beobachtung nach der Impfung: Nach der Impfung sollten die Eltern ihr Kind aufmerksam beobachten und bei Auftreten von Symptomen, die auf eine Hirnhautentzündung hindeuten könnten, umgehend einen Arzt aufsuchen.
Wann sollte nicht geimpft werden?
Es gibt bestimmte Situationen, in denen eine MMR-Impfung nicht oder erst nach Rücksprache mit dem Arzt durchgeführt werden sollte:
- Akute, fieberhafte Erkrankung: Wer an einer akuten, fieberhaften Erkrankung leidet, sollte nicht geimpft werden; die Impfung kann nachgeholt werden, sobald die Krankheitssymptome abgeklungen sind (in der Regel nach 1 Woche). Leichte Infekte (z.B. Schnupfen) ohne Temperaturerhöhung stellen kein Impfhindernis dar.
- Immunmangel: Kinder mit einem Immunmangel (angeboren, erworben oder durch Medikamente) sollten nicht mit vermehrungsfähigen Impfstoffen (z.B. MMR) geimpft werden; gelegentlich kann durch andere Maßnahmen (z.B. Seren) dennoch ein Schutz zumindest gegen einzelne Erkrankungen erreicht werden.
- Gabe von Gammaglobulinen oder Bluttransfusion: Die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR-Impfung) soll nicht bei Personen vorgenommen werden, die innerhalb der letzten 3 Monate besondere Abwehrstoffe (Gammaglobuline) erhalten haben oder bei denen eine Blutübertragung (Bluttransfusion) vorgenommen wurde. Durch die hierbei übertragenen Schutzstoffe (Antikörper) gegen die genannten Viren kann die Impfung unwirksam bleiben.
- Schwangerschaft: Wird eine MMR-Impfung bei Erwachsenen geplant, so ist zu beachten, dass sie nicht bei Schwangeren vorgenommen werden soll, da möglicherweise ein - theoretisches, praktisch jedoch nicht nachgewiesenes - Risiko des Kindes im Mutterleib durch das Impfvirus besteht. Aus dem gleichen Grund ist für die Dauer von mindestens 3 Monaten nach der Impfung eine Schwangerschaft zu vermeiden.
- Allergie: Impfhindernisse können Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffes sein. Ursache können vor allem Inhaltsstoffe wie Neomycin und Streptomycin sowie in seltenen Fällen Hühnereiweiß sein. Wenn nach dem Essen von Hühnereiweiß ein schwerer Schock aufgetreten ist, sollte nicht mit Impfstoffen, die Hühnereiweiß enthalten, geimpft werden.
MMR-Impfung und andere Erkrankungen
Es gibt viele Fragen und Bedenken bezüglich des Zusammenhangs zwischen der MMR-Impfung und anderen Erkrankungen. Im Folgenden werden einige häufige Fragen beantwortet:
- MMR-Impfung und Autismus: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für einen Zusammenhang zwischen der Masernimpfung und Autismus. Im Jahr 1998 veröffentlichte A.J. Wakefield zusammen mit anderen Wissenschaftlern eine Studie, die einen Zusammenhang zwischen der Masernimpfung und Magen-Darm-Symptomen sowie Entwicklungsstörungen bei zwölf Kindern vermutete. Weitere Studien konnten diese Ergebnisse nicht bestätigen. Wakefield wurde nachgewiesen, dass er bewusst Daten gefälscht hatte.
- MMR-Impfung und Neurodermitis: Impfungen verursachen keine Neurodermitis! Wenn dies so wäre, müssten viel mehr Kinder eine Neurodermitis bekommen, als die tatsächlich der Fall ist. Allerdings kann, wie viele andere Dinge auch, die Impfung ein Auslöser für einen akuten Schub sein. Daher sollte nach Möglichkeit in einer Phase geimpft werden, in der sich die Haut in einem relativ guten Zustand befindet.
- MMR-Impfung und Homöopathie: Der Begründer und „Papst“ der Homöopathie, Herr Hahnemann, schreibt in seinem „Organon“: „…die Wohltat, welche die Menschheit durch Anwendung der Kuhpocken-Einimpfung erfuhr, dass dadurch der Eingeimpfte von aller künftigen Menschenpocken-Ansteckung frei erhalten und gleichsam schon im voraus von letzterer geheilt ward, …. und so durch die allgemeine Verbreitung ihrer Einimpfung allen Epidemien jener tödlichen fürchterlichen Menschenpocken dergestalt ein Ende gemacht haben, dass die jetzige Generation gar keine anschauliche Vorstellung von jener ehemaligen scheußlichen Menschenpocken-Pest mehr hat.“ Dabei ist die Pockenimpfung die weitaus gefährlichste Impfung gewesen. Von den anderen Impfungen konnte Hahnemann noch nichts wissen. Nur der Pockenimpfpflicht ist es zu verdanken, dass diese Geißel der Menschheit ausgerottet ist.
Impfempfehlungen und -abstände
Im Rahmen des „Impfkalenders“ sollte gegen Diphtherie, Wundstarrkrampf, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis B und Haemophilus influenzae B-Infektionen (u.a. Hirnhautentzündung und Kehlkopfentzündung), schon nach dem vollendeten 2. Lebensmonat mit der Impfung begonnen werden, da insbesondere HiB und Keuchhusten Kinder in den ersten zwei Lebensjahren gefährden. Gegen Masern, Mumps und Röteln beginnt die Impfung mit 12 Monaten. Hat die Mutter z.B. noch keine Masern gehabt, besitzen die Kinder keinen „Nestschutz“. Dann kann schon eher geimpft werden.
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Der Mindestabstand der drei Grundimmunisierungsimpfungen im ersten Lebensjahr beträgt jeweils mindestens 4 Wochen. Zwischen der 3. und der Jahresauffrischimpfung müssen mindestens 6 Monate vergehen. Die Tetanusauffrischimpfung wird frühestens nach 5 Jahren notwendig. Das Abwehrsystem vergisst keine Impfung! Auch nach vielen Jahren (z.B. bei Eltern) können begonnene Impfungen fortgesetzt werden. Es muss nicht von neuem angefangen werden!
Fazit
Die Hirnhautentzündung nach MMR-Impfung ist eine sehr seltene, aber mögliche Komplikation. Das Risiko ist jedoch deutlich geringer als das Risiko einer Hirnhautentzündung durch eine natürliche Mumpsinfektion. Die MMR-Impfung ist eine wichtige präventive Maßnahme, um Kinder vor Masern, Mumps und Röteln zu schützen. Eltern sollten sich von ihrem Arzt über die Vorteile und Risiken der Impfung aufklären lassen und bei Fragen oder Bedenken nicht zögern, diese anzusprechen.
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