Hirninfarkt und Schlaganfall: Ein umfassender Überblick

Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der auftritt, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies kann durch einen Verschluss eines Blutgefäßes (ischämischer Schlaganfall) oder durch das Platzen eines Blutgefäßes (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht werden. Der Hirninfarkt, auch ischämischer Schlaganfall genannt, ist die häufigste Form des Schlaganfalls und entsteht, wenn das Gehirn nicht mehr ausreichend Sauerstoff erhält. Die Folgen eines Hirninfarkts können von leichten bis schweren Hirnschäden reichen und meist eine bleibende Behinderung verursachen. Ziel der Behandlung ist es, die Betroffenen wieder weitestgehend am sozialen und beruflichen Leben teilhaben zu lassen.

Definition des Hirninfarkts

Der Hirninfarkt oder ischämische Schlaganfall ist die häufigste Form des Schlaganfalls. Ursache für einen Hirninfarkt ist eine plötzliche Minderdurchblutung des Gehirns durch eine verengte oder verschlossene Arterie. Dadurch werden die betroffenen Hirnareale nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Glukose versorgt und sterben schnell ab. Die Hirnschäden verursachen meist eine bleibende Behinderung.

Ursachen und Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Ursachen, die einen Hirninfarkt auslösen können:

  • Blutgerinnsel (Thrombose): Ein Blutpfropf, der sich irgendwo im Blutkreislauf gebildet hat, kann über die Arterien ins Gehirn gelangen und dort ein Hirngefäß verschließen. Solche Gerinnsel bilden sich gern in der Vorkammer des Herzens, wenn diese nicht mehr regelmäßig schlägt (Vorhofflimmern).
  • Arteriosklerose (auch Atherosklerose): Bei der Arteriosklerose „verkalken“ die Arterieninnenwände zunehmend. Dadurch verengen sich die betroffenen Arterien und der Blutfluss ist stark gestört. An den „Verkalkungsstellen“ bilden sich Entzündungen und Blutgerinnsel. Diese können das Gefäß verschließen oder als Embolie in die nachfolgenden Gefäße treiben.

Verschiedene Risikofaktoren können die Entstehung von Blutgerinnseln und Arteriosklerose begünstigen und einen Hirninfarkt wahrscheinlicher machen. Zu den Hauptrisikofaktoren gehören:

  • Alter
  • genetische Veranlagung
  • Rauchen
  • hoher Blutdruck (Hypertonie)
  • starkes Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Diabetes mellitus
  • Herzrhythmusstörungen

Symptome eines Hirninfarkts

Die Symptome eines Hirninfarktes hängen vom betroffenen Hirnareal ab. Jedes Gehirnareal ist für eine bestimmte Körperfunktion zuständig. Fällt das betroffene Areal aus, hat das oft deutliche Funktionsstörungen zur Folge. Typische Symptome eines Hirninfarkts sind:

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  • plötzliche Sprach- und Sprechstörungen
  • plötzlicher Schwindel
  • Gangunsicherheit, Fallneigung, Stürze
  • halbseitige Lähmung der Extremitäten
  • halbseitige Gesichtslähmung (hängender Mundwinkel, hängendes Augenlid)
  • Missempfindungen und Gefühlsstörungen (Wärme, Kälte, Druck)
  • Sehstörungen bis hin zu plötzlicher einseitiger Erblindung
  • Schluckstörungen
  • Unfähigkeit, einfache Handlungen auszuführen (Schuhe binden, telefonieren, anziehen, usw.)
  • Bewusstlosigkeit

Ein Hirninfarkt ist immer ein medizinischer Notfall. Sollten Sie ein oder mehrere Symptome bei sich oder einem Angehörigen feststellen, informieren Sie umgehend die Notrufzentrale unter 112.

Diagnose

Zur Erstversorgung wird der Notarzt Herztätigkeit und Atmung sicherstellen. Danach geht es so rasch wie möglich in eine Klinik, am besten in ein Zentrum, das auf Schlaganfälle spezialisiert ist (Stroke Unit). Hier arbeiten Experten aus den verschiedensten Fachgebieten zusammen in einem Team - Neurologen, Kardiologen, Gefäßchirurgen, Gehirnspezialisten. Sie klären ab, welche Nervenfunktionen eingeschränkt sind. Bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Kernspintomographie zeigen den Gefäßzustand und eventuelle Gewebeschäden im Gehirn. Mit Doppler- und Duplexsonographie lassen sich zusätzlich die Gefäße darstellen, die das Gehirn versorgen. Bluttests runden die Diagnose ab. Dabei geht es um Gerinnungsfaktor, Blutzucker und andere wichtige Parameter.

Therapie

Steht fest, dass es sich um einen ischämischen Schlaganfall handelt, setzt so rasch wie möglich die so genannte Lyse-Therapie ein. Dabei werden Medikamente über einen Gefäßzugang in den Blutstrom gegeben, die Blutgerinnsel auflösen können. Am erfolgversprechendsten ist die Lyse-Therapie, wenn sie innerhalb der ersten viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall einsetzt.

Eine weitere Behandlungsoption, die allerdings seltener zum Einsatz kommt ist die so genannte Thrombektomie. Dabei wird ein winziger Katheter zum Gefäßverschluss geführt und der Thrombus abgesaugt.

Der hämorrhoigische Schlaganfall wird anders behandelt: Hier müssen die Ärzte zuerst die Blutung stillen und danach den durch das ausgetretene Blut entstandenen Druck auf das umliegende Gewebe senken. Dazu ist meist eine Operation nötig, wobei das Blut entfernt und der Gefäßriss geschlossen wird.

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Nach dieser Akuttherapie schließt sich meist eine lange Zeit der Rehabilitation an. Je nach Folgen des Schlaganfalls - Lähmungen, Sprachverlust, Gehstörungen - helfen Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie dabei, dass sich die Schlaganfallsymptome wieder zurückbilden. Oft dauert es zwar Monate, doch mit hartem Training lassen sich Sprechen und Gehen meist wieder erlernen.

Rehabilitation nach Hirninfarkt

Im Fachbereich für Neurologie der MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr werden Patienten nach Hirninfarkten jedes Ausprägungsgrades aufgenommen, die nicht mehr künstlich beatmet werden müssen. Ziel der Behandlung ist es, die Betroffenen wieder weitestgehend am sozialen und beruflichen Leben teilhaben zu lassen. Entsprechend dem Phasenmodell der neurologischen Rehabilitation werden Patienten der Phasen C (Weiterführende Rehabilitation) und D (Anschlussheilbehandlung) behandelt. Nach Absprache werden im Einzelfall auch Patienten der Phase B (Frührehabilitation) behandelt.

Nach der Behandlung in einer Akutklinik und der Ankunft in der Rehaklinik begutachtet der behandelnde Arzt den Patienten in einem Aufnahmegespräch und einer körperlichen Untersuchung. Dabei werden sämtliche Folgeschäden des Hirninfarkts erfasst und nochmals die Ursachen überprüft. Dazu wird eine Vielzahl moderner diagnostischer Methoden genutzt:

  • alle erforderlichen neurologischen, psychiatrischen und psychologischen Untersuchungsverfahren
  • neuropsychologische Testverfahren
  • FEES (Diagnostik von Schluckstörungen)
  • EEG (Messung von Gehirnströmen)
  • Elektro-, Funktions- und Spastikdiagnostik
  • Untersuchung der Leistungsfähigkeit von Nervenbahnen
  • Ultraschall der Gefäße des Halses und des Kopfes
  • transkranielle Magnetstimulation (Stimulierung von Hirnarealen mit Hilfe von Magnetfeldern)

Anhand der bei der körperlichen Untersuchung gewonnenen Informationen wird dann ein auf den Patienten angepasster Therapieplan zusammengestellt. Bei der Behandlung des Hirninfarkts wird eine Vielzahl von etablierten Verfahren genutzt.

Therapieangebote nach einem Hirninfarkt

Das Therapieangebot nach einem Hirninfarkt umfasst:

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  • Sprach- und Schlucktherapie: Viele Patienten leiden nach einem Hirninfarkt unter Sprach- und Schluckstörungen. In störungsspezifischer Einzeltherapie werden Sprach- und Schluckstörungen mit verschiedenen Therapieangeboten behandelt. Falls nötig, wird die Ernährung über Sonden gesichert.
  • Physiotherapie: Häufige Probleme des Bewegungsapparates nach einem Hirninfarkt (z.B. Bewegungsabläufe, Koordination, Gleichgewichtssinn), werden in der Physio- und Sporttherapie behandelt. Dazu wird eine Vielzahl verschiedener Konzepte und Trainingsgeräte für die Einzel- oder Gruppentherapie angeboten.
  • Spiegeltherapie: Die Spiegeltherapie ist ein evidenzbasiertes Verfahren, das die Wahrnehmung und Bewegung gelähmter Körperteile verbessern soll.
  • Erzwungener Gebrauch (Forced-use): In der Forced-use Therapie wird die Beweglichkeit gelähmter Körperteile durch gezielte Beanspruchung der betroffenen Regionen gefördert.
  • Verbesserung von Hirnleistungsstörungen: In computerassistierten Trainingsmodulen werden Aufmerksamkeits- und Merkfähigkeitseinschränkungen erfasst und verbessert. Patienten lernen, spezielle Seheinschränkungen (Hemianopsie) zu kompensieren und Umsetzungsstrategien zu entwickeln.
  • Sporttherapie: Die Sporttherapie dient dem Aufbau und der Verbesserung von Muskeln, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit und Schnelligkeit. Das Angebot richtet sich immer nach der Belastungsfähigkeit des Patienten.
  • Ergotherapie: Mit der Ergotherapie sollen Patienten ihre Selbstständigkeit im Alltag wiedererlangen. Dazu wird eine Vielzahl alltagsbezogener Übungen genutzt, die die persönliche Wohnsituation berücksichtigen.
  • Patientenschulung und Selbsthilfe: In regelmäßigen Seminaren und Schulungen werden Patienten und ihre Angehörigen über Hirninfarkte informiert und geschult. Dabei werden Fragen zu Themen wie Krankheitsbewältigung, Reduzierung von Risiken, Nachsorge und Alltagsbewältigung geklärt.

Prävention

Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind letztendlich immer die Vermeidung von Risikofaktoren. Das heißt: Maßnahmen, die effektiv einem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und letzten Endes auch Diabetes vorbeugen und verhindern. Dazu gehört im ersten Schritt, dass man sich vernünftig ernährt, das heißt eine balancierte, ausgewogene zum Beispiel mediterrane Diät zu sich führt. Also überwiegend Gemüse, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Alkohol. Alkohol ist zwar nicht komplett verboten, aber nur in sehr geringen Mengen. Und natürlich ist ausreichende Bewegung sehr wichtig. 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal. Und wenn Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, sollte man die natürlich auch behandeln.

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