Rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen können bei verschiedenen Arten von Schmerzen Linderung verschaffen. Die Wirksamkeit hängt dabei von der Schmerzart, der Schmerzstärke und der Dosierung des Medikaments ab. Ibuprofen ist zur Behandlung von leichten bis mittelstarken Schmerzen zugelassen. Auch wenn es rezeptfrei erhältlich ist, sollte es nicht bedenkenlos eingenommen werden.
Allgemeine Hinweise zur Einnahme von Schmerzmitteln
Schmerzmittel sollten immer mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Neben Wasser sind auch Früchte- oder Kräutertees geeignet. Bei Kopfschmerzen kann auch eine Tasse Kaffee helfen. Die Einnahme auf nüchternen Magen führt zwar oft zu einer schnelleren Wirkung, kann aber auch die Verträglichkeit beeinträchtigen.
Ein sorgloser Umgang mit Schmerzmitteln birgt Risiken. Es kann zu Leber- und Nierenschäden kommen, und auch Dauerkopfschmerzen können sich entwickeln. Bei der Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, ASS oder Ibuprofen können, insbesondere in hohen Dosierungen, Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt auftreten. Dazu gehören Magengeschwüre und Magenblutungen. Patienten mit einem erhöhten Risiko für diese Komplikationen wird empfohlen, zusätzlich ein magenschützendes Medikament wie Omeprazol oder Pantoprazol einzunehmen.
Um das Risiko für Nebenwirkungen zu minimieren, sollte die Dosis so niedrig wie nötig gehalten werden. Bei einigen Schmerzmitteln, wie Acetylsalicylsäure, muss die Tagesdosis bei älteren Menschen reduziert werden. Acetylsalicylsäure ist zudem für Kinder unter 12 Jahren nicht geeignet.
Viele Hersteller haben ihre Schmerzmittel weiterentwickelt, um eine schnellere Wirkung zu erzielen. Dies wird beispielsweise durch gelöste Wirkstoffe in Kapseln, Zerfallsbeschleuniger in Tabletten oder zusätzliche Stoffe zur schnelleren Aufnahme im Körper erreicht.
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Ibuprofen und Acetylsalicylsäure (ASS)
Viele Menschen nehmen regelmäßig Acetylsalicylsäure (ASS) in geringer Dosierung ein, um die Blutgerinnung zu hemmen. Wenn zusätzlich Ibuprofen gegen akute Schmerzen eingenommen wird, sollte ASS entweder eine halbe Stunde vor oder acht Stunden nach dem Ibuprofen eingenommen werden. Andernfalls kann Ibuprofen die gerinnungshemmende Wirkung von ASS beeinträchtigen. Diese zeitversetzte Einnahme funktioniert jedoch nicht bei ASS-Präparaten, die sich erst im Dünndarm auflösen.
Ibuprofen bei Krämpfen
Muskelkrämpfe: Ein weit verbreitetes Problem
Muskelkrämpfe sind ein häufiges Phänomen und können durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Sie äußern sich als tastbare und schmerzhafte Verhärtungen der Muskulatur und sind in der Regel selbstlimitierend. Bei lang anhaltenden Krämpfen können die Schmerzen jedoch über den eigentlichen Krampf hinaus bestehen bleiben.
Insbesondere nächtliche Muskelkrämpfe sind weit verbreitet. Vereinzelt treten sie bei jungen Erwachsenen, besonders Sportlern, mit einer Häufigkeit von über 90 % auf. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu, sodass 33-50 % der älteren Erwachsenen jenseits von 65 Jahren regelmäßig - mindestens 1-mal pro Woche - an Muskelkrämpfen leiden.
Die Lebensqualität kann durch Muskelkrämpfe erheblich beeinträchtigt sein. Schlafstörungen und eine reduzierte Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf sind mögliche Folgen.
Ursachen von Muskelkrämpfen
Pathophysiologisch entstehen Muskelkrämpfe durch hochfrequente Entladungsserien der motorischen Einheiten. Dies ist Ausdruck einer neurogenen Übererregbarkeit. Auch spinale Faktoren, wie der Wegfall inhibitorischer Einflüsse an den Vorderhornzellen, scheinen eine Rolle zu spielen.
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Schmerzhafte Muskelkrämpfe im Rahmen körperlicher Belastung wurden bereits vor über 100 Jahren bei Arbeitern unter warmen und feuchten Bedingungen beschrieben. Dehydratation und Elektrolytverlust wurden als begünstigende Faktoren identifiziert. Auch bei Sportlern stellen Muskelkrämpfe häufig ein Problem dar, das durch Dehydratation und Elektrolytstörungen verstärkt werden kann.
Muskelkrämpfe können spontan und ohne erkennbare Ursache auftreten, aber auch im Rahmen von neurologischen oder internistischen Erkrankungen. Viele Betroffene haben bereits Magnesiumpräparate ohne ärztliche Rücksprache ausprobiert.
Die Häufigkeit von Muskelkrämpfen nimmt mit dem Alter zu. Studien zeigen, dass etwa 30-50 % der Menschen ab dem 60. Lebensjahr betroffen sind, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Insbesondere bei älteren Menschen sollte auch an medikamentös induzierte Krämpfe gedacht werden. Die Häufigkeit der Krämpfe variiert stark, wobei etwa 2 % der Betroffenen mindestens 2-mal pro Woche darunter leiden. Im Sommer treten Muskelkrämpfe häufiger auf.
Mögliche Auslöser und Risikofaktoren für Muskelkrämpfe:
- Medikamente: Diuretika, Statine, inhalative Beta-2-Sympathomimetika
- Vorerkrankungen: Neurologische oder internistische Erkrankungen, Schilddrüsenfunktionsstörung, Diabetes mellitus, Hämodialyse, Leberzirrhose
- Weitere Faktoren: Körperliche Anstrengung, Schwangerschaft, Dehydratation, Elektrolytstörungen, Polypharmazie (insbesondere bei älteren Patienten)
Diagnostik von Muskelkrämpfen
Die Anamnese ist entscheidend für die Diagnose von Muskelkrämpfen und zur Abgrenzung von Differenzialdiagnosen. Typischerweise handelt es sich um einen starken Schmerz, der meist im Bereich der Wade oder des Fußgewölbes lokalisiert ist und wenige Sekunden bis maximal 10 Minuten andauert. Auch nach dem Krampf können Schmerzen persistieren.
Differenzialdiagnostisch sollte an ein Restless-legs-Syndrom (RLS) gedacht werden, das sich durch einen Bewegungsdrang der Beine und Missempfindungen äußert. Die Beschwerden treten häufig in Ruhephasen auf und bessern sich durch Bewegung, im Gegensatz zu Muskelkrämpfen.
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Die Lokalisation der Krämpfe ist zu erfragen. Bei häufigem Auftreten am Rumpf, den Armen oder den Oberschenkeln sollte eine neurologische Vorstellung erfolgen. Es ist wichtig, eine vollständige Medikamentenanamnese zu erheben, um mögliche medikamentöse Auslöser zu identifizieren.
Eine neurologische Abklärung ist erforderlich, wenn Hinweise für eine Schädigung des ersten oder zweiten Motorneurons vorliegen. Symptomatische Muskelkrämpfe können beispielsweise im Rahmen körperlicher Anstrengung oder einer Schwangerschaft auftreten. Zahlreiche internistische Erkrankungen begünstigen das Auftreten von Muskelkrämpfen.
Vor Therapiebeginn sollte der Status quo erhoben werden, um die Wirksamkeit der Maßnahmen später beurteilen zu können. Der Patient sollte für etwa 4 bis 8 Wochen die Häufigkeit und die Schwere der Muskelkrämpfe erfassen und potenzielle Auslösefaktoren wie Alkohol meiden.
Behandlung von Muskelkrämpfen
Die Behandlung von Muskelkrämpfen umfasst nichtmedikamentöse und medikamentöse Maßnahmen.
Nichtmedikamentöse Therapien:
- Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen der betroffenen Muskulatur können die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Muskelkrämpfen reduzieren. Die Übungen sollten mehrmals am Tag für circa 30 Sekunden durchgeführt und 3-mal wiederholt werden, mit kurzen Pausen dazwischen.
- Akutbehandlung: In der Akutbehandlung kann der Muskelkrampf durch Anspannung der antagonistischen Muskulatur oder durch kräftige Dehnung des betroffenen Muskels beendet werden.
Medikamentöse Behandlung:
Magnesium: Gemäß der neurologischen Leitlinie sollte zunächst ein Versuch mit Magnesium aufgrund des günstigen Nebenwirkungsprofils durchgeführt werden, auch wenn die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist. Die empfohlene Tageszufuhr liegt bei 300-400 mg. Im Zusammenhang mit der Einnahme von Magnesium kann es zu Durchfällen kommen. Bei einer bestehenden Niereninsuffizienz muss die Gefahr einer Hypermagnesiämie beachtet werden.
Chinin: Die Gabe von Chinin zur vorbeugenden Behandlung von schmerzhaften Muskelkrämpfen ist etabliert und durch Studien belegt. Es wird in der aktuellen neurologischen Leitlinie empfohlen. Eine Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2015 zeigte eine signifikante Reduktion der Crampi-Häufigkeit und der Intensität der Muskelkrämpfe durch Chinin im Vergleich zu Plazebo. Als Hauptnebenwirkung wurden gastrointestinale Beschwerden beschrieben.
Chininsulfat kann zur Prophylaxe von Muskelkrämpfen verordnet werden, da es zu Veränderungen im Bereich der neuromuskulären Übertragung führt. Es verlängert die Refraktärzeit durch direkte Wirkung auf die Muskelfaser, vermindert die Erregbarkeit an der motorischen Endplatte und beeinflusst die Verteilung von Kalzium in der Muskelfaser.
Die Behandlung mit Chininsulfat beginnt mit 200 mg nach dem Abendessen. Bei Bedarf kann die Dosis auf 400 mg gesteigert werden. Insbesondere zu Beginn der Therapie sollten die Betroffenen die Häufigkeit und die Intensität der Muskelkrämpfe dokumentieren.
Zu den Nebenwirkungen von Chininsulfat gehören Schädigungen des Nervus vestibulocochleares oder des Nervus opticus, die jedoch auf hohe Plasmakonzentrationen zurückzuführen sind, die in der Prophylaxe von Muskelkrämpfen nicht erreicht werden.
Chininsulfat darf nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Es ist bei Bradykardien und Herzrhythmusstörungen kontraindiziert, da es zu einer Verlängerung der QT-Zeit kommen kann. Auch sollten regelmäßige Kontrollen der Elektrolyte bei gleichzeitiger Anwendung von Diuretika oder Laxantien erfolgen.
In sehr seltenen Fällen kann sich unter der Behandlung mit Chininsulfat eine thrombozytopenische Purpura entwickeln.
Ibuprofen bei Krämpfen: Dosierung und Anwendung
Ibuprofen ist primär ein Schmerzmittel mit entzündungshemmenden Eigenschaften. Es beeinflusst die Ursachen von Muskelkrämpfen nicht direkt, kann aber zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden, die durch Muskelkrämpfe verursacht werden.
Dosierung:
Die Dosierung von Ibuprofen hängt von der Stärke der Schmerzen und den individuellen Bedürfnissen ab. Für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren (ab 40 kg Körpergewicht) beträgt die übliche Einzeldosis 200-400 mg, die bei Bedarf alle 4-6 Stunden eingenommen werden kann. Die maximale Tagesdosis sollte 1200 mg nicht überschreiten.
Für Kinder zwischen 6 und 11 Jahren richtet sich die Dosierung nach dem Körpergewicht. Die Anwendung sollte nur erfolgen, wenn das Körpergewicht mindestens 20 kg beträgt.
Anwendung:
Ibuprofen wird in der Regel in Form von Tabletten eingenommen. Die Tabletten sollten unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit (z.B. einem Glas Wasser) während oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden.
Wichtige Hinweise:
- Ibuprofen sollte nicht länger als 3 Tage bei Fieber bzw. 4 Tage bei Schmerzen ohne ärztlichen Rat angewendet werden.
- Bei Kindern und Jugendlichen sollte die Anwendungsdauer ohne ärztlichen Rat nicht länger als 3 Tage betragen.
- Bei einer Überdosierung kann es unter anderem zu Kopfschmerzen, Schwindel, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Blutdruckabfall kommen. Bei Verdacht auf eine Überdosierung sollte umgehend ein Arzt kontaktiert werden.
- Ibuprofen kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen.
- Während der Einnahme von Ibuprofen sollte möglichst kein Alkohol getrunken werden.
- Ibuprofen sollte im letzten Drittel der Schwangerschaft nicht angewendet werden.
Gegenanzeigen:
Ibuprofen darf nicht eingenommen werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen Ibuprofen oder andere Inhaltsstoffe
- Blutbildungsstörungen
- Geschwüren im Verdauungstrakt
- Blutungen im Magen-Darm-Trakt
- Stark eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion
- Schwerer Herzschwäche
- Schwerem Flüssigkeitsmangel
Nebenwirkungen:
Wie alle Medikamente kann auch Ibuprofen Nebenwirkungen verursachen. Häufige Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung. Gelegentlich kann es zu Kopfschmerzen, Schwindel oder allergischen Reaktionen kommen. In seltenen Fällen können schwerwiegende Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Blutungen oder Nierenschäden auftreten.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn:
- Sich die Muskeln immer wieder schmerzhaft verkrampfen und sich die Schmerzen auf andere Körperpartien ausbreiten.
- Der Wadenkrampf lange anhält oder auf Dauer Ihre Nachtruhe oder den Tagesablauf stört.
- Sie unter einer chronischen Stoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus oder einer Nierenschwäche leiden.
- Sie hohes Fieber und/oder Durchfall und Erbrechen haben.
Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen
Neben Magnesium und Chinin gibt es weitere Maßnahmen, die zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen beitragen können:
- Ausreichend trinken: Wer genug trinkt, beugt Störungen des Elektrolythaushalts vor.
- Regelmäßiges Training: Wenn Sie sich regelmäßig sanft bewegen, werden Ihre Muskeln gut durchblutet. Zusätzliches Dehnen wirkt einer Verkürzung entgegen.
- Massage mit Latschenkiefernöl: Ein sanftes Massieren mit Latschenkiefernöl wirkt beim Wadenkrampf besonders wohltuend. Das ätherische Öl fördert die Durchblutung, wärmt und lindert Muskel- und Gelenksbeschwerden.
- Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen wie Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium kann helfen, Muskelkrämpfen vorzubeugen.