Sicherlich hat jeder von uns schon einmal seine Schlüssel vergessen oder den Namen eines Bekannten ist uns allen schon gelegentlich entfallen. Auch das Verpassen von Geburtstagen oder anderen Terminen kommt vor. Oder man fragt sich: "Warum bin ich noch gerade eigentlich in die Küche gegangen?". Termine und Namen vergisst jeder einmal und manchmal sind wir so in Gedanken, dass wir unsere eigenen Pläne vergessen. Das ist völlig normal. Wenn sich solche Vorfälle jedoch häufen, besonders bei fortgeschrittenem Alter, macht man sich schnell Sorgen. Schließlich ist Demenz wohl die Erkrankung, die einem im Zusammenhang mit dem Alter als erstes einfällt.
Was ist ein Demenztest?
Ein Demenztest dient der Abklärung der Verdachtsdiagnose einer Demenz. Das bedeutet, wenn bei einer Person gehäuft Verhaltensweisen auftreten, die dem Verhalten einer demenzkranken Person entsprechen, kann mit einem Demenztest geklärt werden, ob bei der Person tatsächlich eine Demenz vorliegt, oder nicht. Demenztests verfolgen alle das gleiche Ziel, sind aber sehr unterschiedlich. Sie variieren erheblich sowohl im Schwierigkeitsgrad, im Zeitaufwand oder auch bezüglich der Anforderungen an den Testleiter. Aufgrund dieser Differenzen unterscheiden sich Demenztests auch stark, was die Aussagekraft und die Zuverlässigkeit angehen. So kann ein einfacher Demenz Test online allein durchgeführt werden, aber für eine belastbarere Diagnose sollten Sie den Demenz Test bei einem Arzt oder einer Ärztin durchführen. Neben der bloßen Gedächtnisleistung werden bei einer Demenzdiagnostik auch andere Bereiche untersucht.
Demenztests für zu Hause: Ein erster Überblick
Sind Ihnen bei sich selbst oder bei einer nahestehenden Person gehäuft Vorfälle wie die oben beschriebenen aufgefallen, fragen Sie sich nun vielleicht, ob es einen Demenztest für zu Hause in Eigenregie gibt? Für eine richtige Diagnostik sollten Sie definitiv Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin aufsuchen. Dennoch kann es hilfreich sein, sich selbst zuhause erst einmal einen ersten Überblick zu verschaffen. Womöglich kommt Ihnen Ihre eigene Vergesslichkeit viel schlimmer vor, als sie eigentlich ist. Oder Sie machen sich völlig zurecht Sorgen, um eine nahestehende Person. Für eine erste Einschätzung finden Sie jede Menge unterschiedliche Demenztests online und kostenlos. Auch verschiedene Demenztest Fragebogen und Demenz Test PDF gibt es im Internet sehr viele. Alzheimer Demenz Tests oder auch Vaskuläre Demenz Tests, die von medizinischen Laien in den eigenen vier Wänden durchgeführt werden, dienen lediglich einem ersten Überblick über eine mögliche Erkrankung. Sie geben einen ersten Anhaltspunkt darüber, ob es einen Grund zur Sorge gibt oder nicht. Für eine richtige Diagnose reichen sie nicht aus. Eine richtige Demenzdiagnostik ist weitaus komplizierter und anspruchsvoller und sollte von einem oder einer Mediziner:in oder einem Psychologen bzw. Psychologin mit Erfahrung auf diesem Gebiet durchgeführt werden.
Bekannte Demenztests für den Hausgebrauch
Zu den wohl bekanntesten Demenztests gehört der Uhrentest. Bei diesem Test wird der Probandin oder dem Probanden ein Blatt Papier mit einem vorgezeichneten Kreis vorgelegt. Die Aufgabe lautet, in diesen Kreis die Ziffern einer Uhr einzuzeichnen. Dann soll die Person die Uhrzeit „zehn nach elf“ einzeichnen.
Etwas umfangreicher ist der DemTect, bei dem anhand von fünf unterschiedlichen Aufgaben ermittelt werden soll, ob der Proband oder die Probandin Anzeichen einer Demenzerkrankung zeigt. Zunächst soll sich der Proband oder die Probandin an möglichst viele Wörter erinnern, die ihm oder ihr vorgelesen wurden. Dann soll er oder sie Ziffern als Wörter ausschreiben und möglichst viele Dinge aufzählen, die er oder sie in einem Supermarkt finden kann. In der nächsten Aufgabe sollen Zahlenreihen in umgekehrter Reihenfolge aufgesagt werden. Und schließlich soll die Testperson noch einmal möglichst viele der Begriffe wiederholen, die zu Beginn vorgelesen wurden. Der Test kann ohne besondere Vorkenntnisse beim Testleiter durchgeführt werden und dauert in der Regel nicht länger als zehn Minuten. Einen Demenz Test zum Ausdrucken können Sie in Ruhe Zuhause ausfüllen.
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Andere auf die Erkennung von Anzeichen ausgelegte Demenz Tests sind der Mini Mental Status (MMST) und der Angehörigen-Test.
Der Mini-Mental-Status-Test (MMST)
Der Mini-Mental-Status-Test (MMST) ist ein Schnelltest für die Erfassung kognitiver Störungen bei älteren Menschen. Er hat eine hohe Aussagekraft über die Diagnose Demenz. Gerade bei dem Verdacht auf eine Demenz wird er häufig als Erst-Test angewandt. Darüber hinaus wird er auch genutzt, um den Krankheitsverlauf zu verfolgen. Der Begriff MMSE ist die Abkürzung für den englischen Namen des MMST, nämlich „Mini Mental State Examination“. Der Test wurde 1975 von Marshal F. Folstein entwickelt.
Durchführung des MMST
Der MMST wird am besten von einem geschulten Experten durchgeführt und besteht aus einem Gespräch zwischen dem Experten und der betroffenen Person. In jeder der fünf Kategorien gibt es mehrere Fragen zu beantworten oder Aufgaben zu erledigen. Für jede richtig gelöste Aufgabe oder Frage gibt es einen Punkt, also maximal 30 Punkte. Sie haben bis zu 30 Minuten Zeit, den MMST-Test zu bearbeiten - in der Regel geht es aber deutlich schneller. Der MMST liefert ein zuverlässiges Bild von der kognitiven Leistungsfähigkeit des Probanden. Auf den Test selbst folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung.
Bestandteile des MMST:
- Orientierung: Fragen nach dem aktuellen Datum, Wochentag, Jahreszeit, Jahr, Ort, Bundesland, usw.
- Gedächtnis: Dem Patienten werden drei Wörter genannt, die er sich merken soll.
- Aufmerksamkeit und Rechnen: Der Patient zählt von 100 abwärts in 7er Schritten oder buchstabiert das Wort "STUHL" rückwärts.
- Erinnerung: Der Patient soll die drei zuvor genannten Wörter wiederholen.
- Sprache und Motorik: Der Patient benennt Gegenstände, wiederholt einen Satz, führt eine dreiteilige Aufgabe aus, liest und befolgt eine schriftliche Anweisung, schreibt einen Satz und zeichnet eine geometrische Figur ab.
Bewertung des MMST:
- 27 bis 30 Punkte: Normalbefund, höchstens leichte Beeinträchtigungen des Denkvermögens
- 21 bis 26 Punkte: Leichte Demenz
- 10 bis 20 Punkte: Mittelschwere Demenz
- Unter 10 Punkte: Schwere Demenz
Wichtiger Hinweis zum MMST
Der Mini-Mental-Status-Test kann die ausführliche Diagnose und Untersuchung bei einem Arzt nicht ersetzen. Denn zu einem professionellen Demenz-Test gehört immer auch eine ausführliche körperliche Untersuchung durch einen Arzt. Auch wenn der MMST einfach aussieht - er gehört in die Hand von geschulten Experten, die Erfahrung mit Demenzerkrankten und mit psychometrischen Tests haben. Der MMST wird häufig in Hausarztpraxen eingesetzt, in denen das Personal oder der Arzt speziell in der Anwendung dieses Tests geschult sind. Wichtig ist dabei, dass sich der Arzt zuvor im Gespräch ein gutes Bild des Patienten machen konnte. Der MMST wird oft auch verwendet, um den Verlauf einer Demenz zu messen. Dafür wird der Test in regelmäßigen Abständen wiederholt.
Der Angehörigen-Test: Fremdeinschätzung der Gedächtnisleistung
Da Betroffene ihre eigenen Defizite oft nicht oder nur teilweise wahrnehmen, kann ein Angehörigen-Test wertvolle Hinweise liefern. Ein solcher Test basiert auf der Einschätzung einer nahestehenden Person, die den Betroffenen gut kennt und Veränderungen im Verhalten und Gedächtnis bemerkt hat.
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Der IQCODE-Fragebogen
Ein Beispiel für einen solchen Angehörigen-Test ist der IQCODE-Fragebogen (Informant Questionnaire on Cognitive Decline in the Elderly, übersetzt: Fragebogen für Bezugspersonen zum kognitiven Abbau bei älteren Menschen). Er wird beispielsweise von digiDEM Bayern eingesetzt. Mit Hilfe dieses speziellen Online-Fragebogens können nahestehende Personen von älteren Menschen deren kognitiven Abbau einschätzen. Ziel ist es, die kognitiven Veränderungen innerhalb der vergangenen beiden Jahre zu erfassen. Erinnert sich der Senior besser oder weniger gut als vor zwei Jahren zum Beispiel an den Geburtstag eines Verwandten? Weiß die ältere Dame heute genauso wie vor zwei Jahren, welcher Tag und Monat es ist?
Der Fragebogen zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten umfasst insgesamt sieben Fragen mit jeweils fünf Antwortmöglichkeiten. Sind die Antworten angekreuzt, erhält jeder, der den Fragebogen nutzt, eine übersichtliche Gesamtbeurteilung.
Warum sind Demenztests wichtig?
Je früher eine Demenz erkannt wird, desto besser. Zwar gibt es keine Behandlung, die die Erkrankung stoppen oder gar heilen könnte. Aber es gibt Therapien, um den Krankheitsverlauf zu mildern und für eine gewisse Zeit zu verlangsamen. Wer über mehrere Wochen verdächtige Symptome hat, sollte zum Arzt gehen. Die Form der Demenz kann einen Einfluss haben auf die Verhaltensweisen und die Art der Betreuung. Medikamente und weitere Therapien zur Behandlung der Symptome können vor allem zu Beginn der Krankheit wirksam sein.
Vorteile einer frühen Diagnose
- Erklärung für unerklärliches Verhalten: Die Diagnose Demenz bietet eine Erklärung für bislang unerklärliches Verhalten und andere Auffälligkeiten.
- Effektive Therapie: Die Früherkennung macht eine effektive Demenz Therapie möglich und verzögert den weiteren Verlauf der Krankheit um lange Zeit.
- Bessere Lebensbedingungen: Eine zeitgerechte Diagnose verbessert die Lebensbedingungen im Rahmen der späteren Pflege.
Der Weg zur Diagnose: Hausarzt und Spezialisten
Für Menschen mit Anzeichen einer Demenz ist es oft schwierig, sich aus eigenem Antrieb zu einer Abklärung zu entschliessen. Angehörige können sie unterstützen, indem sie Informationen einholen, Termine vereinbaren und die betroffene Person zum Arzt begleiten. Eine umfassende Diagnose erstreckt sich über mehrere Termine und kann für den Patienten belastend sein. Auch die Angehörigen sind gefordert und sehen sich mit einer neuen Lebenssituation konfrontiert.
Erste Anlaufstelle: Der Hausarzt
Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Dieser erhebt die Vorgeschichte, macht körperliche und neurologische Untersuchungen und veranlasst Laboranalysen von Blut und Urin sowie Zusatzuntersuchungen (Elektrokardiogramm usw.) zur Überprüfung der wichtigen Körperfunktionen.
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Abklärung beim Spezialisten: Memory Clinics und Neurologen
Es gibt viele Ursachen für eine kognitive Störung, etwa ein Schädel-Hirn-Trauma, Stoffwechselkrankheiten, Depressionen und vieles mehr. Deshalb macht eine genaue Abklärung Sinn, vor allem wenn der Betroffene nicht sehr alt ist und spezielle Verhaltensweisen entwickelt hat, beispielsweise grosses Misstrauen oder Beschuldigungen anderen gegenüber. Diese Abklärungen erfolgen bei einem Facharzt oder in einer Memory Clinic, wo verschiedene Fachpersonen (Geriater, Neuropsychologen, Neurologen, Alterspsychiater, diplomierte Pflegende) zusammenarbeiten.
Weitere Diagnoseschritte: Bildgebung, EEG und Labortests
Um der Ursache der Demenz auf die Spur zu kommen, setzen Mediziner unter anderem Labortests, EEG und Geräte ein, mit deren Hilfe sie die Beschaffenheit und Aktivität des Gehirns optisch kontrollieren können. Sogenannte bildgebende Verfahren sind die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT), die die Struktur des Gehirns zeigen. Mit ihrer Hilfe können die Ärzte Tumore, Blutungen, Infarkte, Schädigungen von Faserbahnen oder Schrumpfungen erkennen und so auf die Form der Demenz schließen. In manchen Fällen werden auch die SPECT (Single-Photon-Emission-Computertomografie) und die PET (Positronen-Emissions-Tomografie) beim Radiologen zur Diagnose notwendig. Daneben benutzen Ärzte zur Diagnose das klassische EEG-Verfahren, das die elektrische Aktivität von Nervenzellenverbänden misst.
Was tun nach der Diagnose?
Wenn das Untersuchungsergebnis fest steht und der Arzt Betroffene und Angehörige informiert, ist das meist eine Hiobsbotschaft, die Wut auslöst, Trauer und Angst. Sie kann aber zugleich Erlösung sein, weil endlich Klarheit herrscht und es eine Erklärung gibt für die Verunsicherung der vergangenen Monate. Dieses Diagnosegespräch braucht Zeit und Einfühlungsvermögen, denn es geht nicht nur um die Übermittlung eines medizinischen Befunds, sondern um den ersten therapeutischen Schritt, der für immer in Erinnerung bleibt und den Weg zur Verarbeitung ebnen soll.
Unterstützung, Therapie und offener Umgang mit Demenz
Je mehr Betroffene und Angehörige über die Krankheit und ihre Auswirkungen wissen, desto besser können sie damit umgehen. Empfehlenswert ist der Austausch mit anderen in Selbsthilfegruppen. Später können weitere Angebote sinnvoll sein, unter anderen Mahlzeitendienste, Haushaltshilfen, Fahrdienste, Entlastung für Angehörige oder Kurzzeitpflegeplätze. Bei Alzheimer werden sogenannte Antidementiva eingesetzt, sie können das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Ihre Wirkung ist aber umstritten. Im Anfangsstadium einer Demenz treten häufig Depressionen auf, deshalb können auch Antidepressiva Teil der Behandlung sein. Der Arzt hat womöglich Medikamente verschrieben, nicht-medikamentöse Therapien sind aber ebenso wichtig. Sie helfen, den Alltag besser zu meistern und Fähigkeiten zu erhalten. Welche Medikamente sinnvoll sind, hängt von der Demenzform ab und vom allgemeinen Gesundheitszustand. Nicht-medikamentöse Alternativen können Musik-, Kunst- oder Verhaltenstherapien sein, auch körperliche Bewegung.
Beziehungen, Offenheit und Entlastung
Je offener Demenzkranke ihrer Umwelt begegnen, umso mehr Verständnis bekommen sie und ihre Familie. Wer lange versucht, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, erntet oft Unverständnis, denn meist merken Freunde und enge Bekannte ohnehin, dass «etwas nicht stimmt». Ein offenes Ansprechen der Erkrankung kostet im ersten Moment zwar viel Überwindung. Aber möchte man von einem Freund nicht lieber die Wahrheit erfahren? Die Krankheit Demenz stellt Partnerschaften, Eltern-Kind-Beziehungen und Freundschaften auf eine Probe. Die Angehörigen von Menschen mit Demenz brauchen deshalb ebenso Begleitung und Beratung wie die Betroffenen selbst.
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