Das intraossäre Ganglion im Os Lunatum ist eine relativ seltene, gutartige Knochenläsion, die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Handgelenk verursachen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome, Diagnose und verschiedene Therapieansätze dieser Erkrankung, um ein umfassendes Verständnis für Betroffene und Interessierte zu schaffen.
Einführung in das Os Lunatum und seine Bedeutung
Das Mondbein (Os Lunatum) ist einer der acht Handwurzelknochen und spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität und Funktion des Handgelenks. Zusammen mit dem Kahnbein (Os Scaphoideum) bildet es die gelenkige Verbindung zwischen der Handwurzel und der Speiche (Radius). Aufgrund seiner Position ist das Lunatum anfällig für verschiedene Erkrankungen, darunter die Lunatumnekrose (Morbus Kienböck) und die Bildung von intraossären Ganglien.
Was ist ein intraossäres Ganglion?
Ein Ganglion ist eine gutartige, zystische Struktur, die mit einer gallertartigen Flüssigkeit gefüllt ist. Ganglien treten typischerweise in der Nähe von Gelenken oder Sehnenscheiden auf und sind meistens außerhalb des Knochens lokalisiert. Ein intraossäres Ganglion hingegen befindet sich innerhalb des Knochens. An der Hand manifestiert sich ein intraossäres Ganglion oft in den Handwurzelknochen, insbesondere im Kahnbein und Mondbein. Seltener sind andere Handwurzelknochen oder die Finger betroffen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für die Entstehung von intraossären Ganglien sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass verschiedene Faktoren zusammenspielen können:
- Degenerative Veränderungen: Veränderungen des Gelenkkapselgewebes können zur Bildung von Ganglien führen.
- Überlastung und chronische Reizzustände: Wiederholte Belastungen und Reizungen des Handgelenks können die Entstehung begünstigen.
- Schwaches Bindegewebe: Ein schwaches Bindegewebe kann die Bildung von Aussackungen in Gelenkkapseln und Sehnenscheiden begünstigen. In manchen Fällen wird eine Bindegewebsschwäche sogar durch Genmutationen vererbt.
- Überproduktion von Gelenkflüssigkeit: Eine chronische Reizung kann zu einer vermehrten Produktion von Gelenkflüssigkeit führen, wodurch der Druck im Gelenkspalt steigt und die Flüssigkeit gegen Schwachstellen der Gelenkinnenhaut drückt.
Bestimmte Risikofaktoren können die Entwicklung eines intraossären Ganglions begünstigen:
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- Alter: Ganglien treten am häufigsten im dritten bis fünften Lebensjahrzehnt auf.
- Geschlecht: Frauen sind etwa dreimal häufiger betroffen als Männer.
- Vorerkrankungen: Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Arthrose und Gicht können das Risiko erhöhen.
Symptome
Die Symptome eines intraossären Ganglions im Os Lunatum können vielfältig sein und hängen von der Größe und Lage des Ganglions ab. Typische Symptome gibt es nicht, und im Gegensatz zu extraossären Ganglien sind intraossäre Ganglien äußerlich nicht sichtbar. Viele Ganglien sind schmerzfrei und werden daher oft erst spät diagnostiziert. Mögliche Beschwerden sind:
- Handgelenkschmerzen: Die Schmerzen können intermittierend oder konstant sein und sich bei Belastung des Handgelenks verstärken.
- Druckschmerz: Bei der Untersuchung kann ein Druckschmerz im Bereich des Mondbeins am Handgelenk festgestellt werden.
- Bewegungseinschränkungen: Das Ganglion kann die Beweglichkeit des Handgelenks einschränken.
- Schwellung: In manchen Fällen kann es zu einer mäßigen Schwellung im Bereich des Handgelenks kommen.
- Nervenschmerzen: Wenn das Ganglion auf einen Nerv drückt, können Schmerzen, Taubheitsgefühle oder Kribbeln auftreten.
Diagnose
Die Diagnose eines intraossären Ganglions im Os Lunatum umfasst in der Regel folgende Schritte:
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten und führt eine sorgfältige körperliche Untersuchung durch, um die Symptome zu beurteilen und andere mögliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
- Röntgenaufnahmen: Eine konventionelle Röntgenaufnahme des Handgelenks ist die Basis jeder Diagnostik. Allerdings sind intraossäre Ganglien im frühen Stadium oder bei geringer Größe oft nicht auf Röntgenbildern erkennbar.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist das bildgebende Verfahren der Wahl, um ein intraossäres Ganglion zu diagnostizieren und von anderen Erkrankungen wie der Lunatumnekrose oder Knochenzysten zu unterscheiden. In der MRT zeigen Ganglien typischerweise eine hohe Signalintensität in T2-gewichteten Sequenzen.
- Computertomographie (CT): Wenn das Ganglion im einfachen Röntgenbild nicht erkennbar ist, kann eine Computertomographie (CT) zur Diagnostik eingesetzt werden.
- Ultraschalluntersuchung (Sonografie): Die Ultraschalluntersuchung kann helfen, flüssigkeitsgefüllte Hohlräume darzustellen und andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen.
- Feinnadelaspiration: In unklaren Fällen kann eine Feinnadelaspiration durchgeführt werden, bei der eine Probe der Flüssigkeit aus dem Ganglion entnommen und untersucht wird.
Es ist wichtig, andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen, darunter:
- Lunatumnekrose (Morbus Kienböck): Eine Durchblutungsstörung des Mondbeins, die zum Knochenzerfall führen kann.
- Knochenzysten: Flüssigkeitsgefüllte Hohlräume im Knochen, die jedoch nicht die typischen Merkmale eines Ganglions aufweisen.
- Ulnokarpales Impaktionssyndrom: Ein Anstoßen der Elle am Mondbein aufgrund einer relativen Überlänge der Elle.
- Traumatische Knochenkontusionen: Verletzungen des Knochens, die durch repetitive Überbelastungen entstehen können.
- Arthrose: Verschleiß des Gelenkknorpels.
Therapie
Die Behandlung eines intraossären Ganglions im Os Lunatum richtet sich nach der Größe des Ganglions, den Symptomen und dem Stadium der Erkrankung. Grundsätzlich stehen konservative und operative Therapieansätze zur Verfügung.
Konservative Therapie
Die konservative Therapie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Entzündung zu reduzieren. Mögliche Maßnahmen sind:
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- Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können helfen, Schmerzen und Entzündungen zu reduzieren.
- Ruhigstellung: Eine vorübergehende Ruhigstellung des Handgelenks mit einer Schiene oder einem Gipsverband kann helfen, die Beschwerden zu lindern. Im Stadium I und II der Lunatummalazie (Morbus Kienböck) ist eine Ruhigstellung für mindestens 6 Wochen im zirkulären Unterarm-Gipsverband sinnvoll.
- Physiotherapie: Physiotherapeutische Übungen können helfen, die Beweglichkeit des Handgelenks zu verbessern und die Muskulatur zu stärken.
- Ergotherapie: Ergotherapeutische Maßnahmen können helfen, die Handfunktion im Alltag zu verbessern und Belastungen zu reduzieren.
- Injektionen: In manchen Fällen kann eine Injektion von Kortikosteroiden in das Ganglion oder in die Umgebung des Ganglions helfen, die Entzündung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
- Alternative Therapien: Elektrotherapieformen wie das TENS-Gerät, Akupunktur, Osteopathie, Eigenblutbehandlung, Heilerde und Wärmebehandlungen können ergänzend eingesetzt werden, um die Beschwerden zu lindern.
Operative Therapie
Wenn die konservative Therapie nicht ausreichend hilft oder das Ganglion groß ist und erhebliche Beschwerden verursacht, kann eine operative Entfernung des Ganglions in Erwägung gezogen werden. Es gibt verschiedene operative Techniken:
- Offene Operation: Bei der offenen Operation wird das Ganglion über einen Hautschnitt freigelegt und vollständig entfernt. Der Handchirurg legt den betroffenen Bereich frei, entfernt das Ganglion und kratzt die Knochenhöhle anschließend aus. Größere Aushöhlungen werden mit einer sogenannten Spongiosaplastik behandelt - dazu wird Knochengewebe (Spongiosa) aus einem gesunden Knochen, z. B. aus dem Beckenkamm, entnommen und in die Knochenhöhle eingesetzt.
- Arthroskopische Operation: Bei der arthroskopischen Operation wird das Ganglion mit Hilfe einer kleinen Kamera und speziellen Instrumenten über kleine Hautschnitte entfernt. Diese Methode ist minimal-invasiv und ermöglicht eine schnellere Rehabilitation.
Zusätzliche operative Verfahren, die bei der Behandlung der Lunatumnekrose (Morbus Kienböck) eingesetzt werden können, sind:
- Dekompressionsosteotomie: Eine Operation zur Druckentlastung des Mondbeins. Dabei werden meist drei Teilstücke aus dem Lunatum entnommen, vergleichbar mit einem Stecknadelkopf. Zu dieser Methode zählt auch die Predibohrung, bei der Löcher in das Lunatum gebohrt werden, statt Entnahmen zu machen.
- Revaskularisationsoperation: Eine Operation zur Verbesserung der Durchblutung des Mondbeins. Dabei wird beispielsweise das Os Pisiforme (ein kleiner Handwurzelknochen) stützend zur Verbesserung der Durchblutung in das Mondbein implantiert oder ein gefäßgestielter Knochenblock aus der Speiche (Radiusmetaphyse) eingepflanzt.
- Niveauoperationen: Operationen zur Korrektur einer Fehlstellung der Elle/Speiche gegenüber der als normal anerkannten Stellungen beider Unterarmknochen im Körper. Dazu gehören die Radiusverkürzung (Elle wird eingekürzt) oder Ulnaverlängerung (Speiche wird verlängert).
- Interkarpale Teilarthrodesen: Teilversteifungen des Handgelenks zur Stabilisierung der Handwurzel.
- Exzision der proximalen Handwurzelreihe (Proximal Row Carpectomy, PRC): Entfernung der unteren Reihe der Handwurzelknochen (Kahnbein, Mondbein und Dreieckbein), um ein vereinfachtes Scharniergelenk zu schaffen.
- Radiokarpale oder vollständige Handgelenksarthrodese: Versteifung des Handgelenks, bei der die Handwurzelknochen mit Hilfe von Knochenmark und Drähten zusammengefügt werden.
- Denervation: Durchtrennung schmerzverbreitender Nervenbahnen im Handgelenk.
Die Wahl der geeigneten Operationsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Stadium der Erkrankung, das Ausmaß der Beschwerden und die individuellen Bedürfnisse des Patienten.
Nachbehandlung
Nach einer operativen Entfernung eines intraossären Ganglions ist eine sorgfältige Nachbehandlung wichtig, um eine optimale Heilung zu gewährleisten und Komplikationen zu vermeiden. Die Nachbehandlung umfasst in der Regel:
- Ruhigstellung: Das Handgelenk wird für einige Tage bis Wochen mit einer Schiene oder einem Gipsverband ruhiggestellt.
- Physiotherapie: Nach der Ruhigstellung beginnt die Physiotherapie, um die Beweglichkeit des Handgelenks wiederherzustellen und die Muskulatur zu stärken.
- Ergotherapie: Ergotherapeutische Maßnahmen können helfen, die Handfunktion im Alltag zu verbessern und Belastungen zu reduzieren.
- Schonung: Das Handgelenk sollte in den ersten Wochen nach der Operation geschont und nicht überlastet werden.
- Narbenpflege: Die Narbe sollte regelmäßig gepflegt werden, um Verwachsungen und Bewegungseinschränkungen zu vermeiden.
Komplikationen
Wie bei jeder Operation können auch bei der Entfernung eines intraossären Ganglions Komplikationen auftreten. Mögliche Komplikationen sind:
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- Infektionen: Wundinfektionen können auftreten, sind aber selten und in der Regel gut zu behandeln.
- Nervenschäden: Bei der Operation können Nerven verletzt werden, was zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen kann.
- Blutergüsse und Schwellungen: Blutergüsse und Schwellungen sind normale Begleiterscheinungen einer Operation und bilden sich in der Regel von selbst zurück.
- Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS): In seltenen Fällen kann es zu einem CRPS kommen, einer chronischen Schmerzerkrankung, die eine intensiveNachbehandlung erfordert.
- Rezidiv: In manchen Fällen kann sich das Ganglion nach der Operation erneut bilden (Rezidiv). Die Rezidivrate variiert stark und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Vollständigkeit der Entfernung des Ganglions und die Erfahrung des Operateurs.
Prognose
Die Prognose nach der Behandlung eines intraossären Ganglions im Os Lunatum ist in der Regel gut. Die meisten Patienten erfahren nach der Operation eine deutliche Schmerzlinderung und Verbesserung der Handfunktion. Allerdings kann es in manchen Fällen zu Komplikationen oder einem Rezidiv kommen.
Prävention
Da die genauen Ursachen für die Entstehung von intraossären Ganglien nicht bekannt sind, gibt es keine spezifischen Maßnahmen zur Vorbeugung. Allerdings können folgende allgemeine Maßnahmen helfen, das Risiko zu reduzieren:
- Vermeidung von Überlastungen: Wiederholte Belastungen und Reizungen des Handgelenks sollten vermieden werden.
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz kann helfen, Fehlbelastungen des Handgelenks zu reduzieren.
- Stärkung der Muskulatur: Kräftigungsübungen für die Hand- und Unterarmmuskulatur können helfen, das Handgelenk zu stabilisieren und Belastungen besser zu verteilen.
- Behandlung von Grunderkrankungen: Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Arthrose und Gicht sollten behandelt werden, um das Risiko für die Entstehung von Ganglien zu reduzieren.