Julius Caesar, einer der bekanntesten Feldherren und Staatsmänner der römischen Geschichte, litt an einer Krankheit, die in der Antike als "heilige Krankheit" galt: Epilepsie. Diese neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist, warf lange Schatten auf Caesars Leben und beeinflusste möglicherweise seine Entscheidungen und sein öffentliches Image.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist keine einzelne Krankheit, sondern eine Gruppe verschiedener Erkrankungsformen, die alle durch das Auftreten von Anfällen gekennzeichnet sind. Ein epileptischer Anfall entsteht durch eine plötzliche, synchrone Entladung von Nervenzellen im Gehirn, was zu einer Störung des Gleichgewichts zwischen erregenden und hemmenden Neurotransmittern führt.
Epilepsie in der Antike: Eine "heilige Krankheit"
In der Antike wurde Epilepsie oft als "heilige Krankheit" missverstanden. Man glaubte, dass die Anfälle von göttlichen Mächten oder Dämonen verursacht wurden. Diese Vorstellung führte zu Aberglauben und Stigmatisierung der Betroffenen.
Julius Caesar: Epileptiker und Staatsmann
Julius Caesar war einer der bekanntesten Epileptiker der Geschichte. Schon zu Lebzeiten Caesars wurde von den Römern über die epileptischen Anfälle dieses Feldherrn und Staatsmanns gesprochen. Er selbst machte aus seiner Krankheit kein Geheimnis. Auch in den Biografien, die teilweise schon vor 44 v. Chr., dem Todesjahr Caesars, verfasst wurden, ist seine Epilepsie erwähnt - meist mit der Bezeichnung 'morbus comitialis‘ (‚Volksversammlungskrankheit‘). Dieser merkwürdige Epilepsie-Begriff rührt daher, dass öffentliche Versammlungen des römischen Volkes, die sog. Comitien, sofort abgebrochen werden mussten, wenn ein Versammlungsteilnehmer einen epileptischen Anfall erlitt.
Plutarch (um 45 - 125 n. Chr.) beschreibt in seiner Caesar-Biografie Caesars körperliche Konstitution und erwähnt seine Anfälligkeit für Kopfschmerzen und epileptische Anfälle. Er berichtet, dass Caesar seine Krankheit nicht als Vorwand für ein verweichlichtes Leben nutzte, sondern den Kriegsdienst als Therapie ansah. An anderer Stelle der Plutarch’schen Biografie heißt es bei einem Bericht über eine kriegerische Auseinandersetzung, die in Nordafrika unter Caesars Führung stattfand (Schlacht bei Thapsos): „Andere berichten, Caesar habe nicht selbst an den Kämpfen teilgenommen, sondern gerade als er die Armee aufgestellt und die Kommandos gegeben habe, sei er von seiner Krankheit befallen worden.
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Auswirkungen auf Caesars Leben und Karriere
Es ist unklar, inwieweit Caesars Epilepsie seine Entscheidungen und seine Karriere beeinflusste. Einige Historiker spekulieren, dass die Krankheit zu cholerischen Ausbrüchen und psychomotorischen Veränderungen geführt haben könnte. Andere argumentieren, dass Caesar trotz seiner Krankheit ein fähiger und erfolgreicher Staatsmann war.
Moderne Perspektiven auf Caesars Epilepsie
Moderne Mediziner haben versucht, Caesars Epilepsie anhand der historischen Berichte zu diagnostizieren. Einige vermuten, dass er an einer fokalen Epilepsie litt, während andere eine andere Form der Epilepsie in Betracht ziehen oder dass es eine Serie kleinerer Schlaganfälle gewesen sein könnte.
Epilepsie in der Kunst
Viele der historischen epilepsiekranken Persönlichkeiten wurden zu Lebzeiten oder auch posthum von Künstlern in Gemälden oder Skulpturen festgehalten. Eine Ausnahme von der aufgestellten Regel bilden die zahlreichen Darstellungen des Völkerapostels Paulus dar, der dabei meist während seines (epileptischen?) Anfalls gezeigt wird. Paulus hatte nach seiner Geburt beide Namen erhalten - den jüdischen "Saulus" und den römischen "Paulus". Nach dem Bekehrungserlebnis führte er allerdings nur noch seinen römischen Namen. Hauptsächliches Thema dieser Paulus-Darstellungen ist das sog. Vieles spricht dafür, dass der Völkerapostel tatsächlich an einer Epilepsie litt; vor allem die Hinweise, die Paulus selbst in seinen zahlreichen Briefen über den "Dorn in seinem Fleisch" gibt, machen die Epilepsie-Diagnose sehr wahrscheinlich. Noch heute spricht man selbst in Fachkreisen von einem "Paulus-Anfall", wenn ein epileptisches Geschehen mit vorübergehender Blindheit oder deutlicher Sehbeeinträchtigung einhergeht. Die Künstler stellen den Sturz des Saulus fast ausschließlich als Sturz von einem Pferd dar, obwohl von einem Reittier in der Apostelgeschichte keine Rede ist. Auch auf dem Bild Michelangelos ("Die Bekehrung Pauli", Vatikan, Rom, gemalt zwischen 1542 und 1545) war Saulus/Paulus von einem Pferd gestürzt; jetzt liegt er hilflos auf dem Boden, ein Diener versucht, ihn zu stützen.
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