Etwa ein Drittel aller Babys in Deutschland werden per Kaiserschnitt geboren. Obwohl es sich für die Ärzte um eine Routine handelt, ist es für die Mutter ein nicht zu vernachlässigender operativer Eingriff. Nach der Operation hält die Mutter ihr kleines Wunder in den Händen, und gleichzeitig ziert von nun an eine Kaiserschnittnarbe ihren Bauch. Viele Frauen bemerken nach einem Kaiserschnitt ein Taubheitsgefühl im Bereich der Narbe. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für dieses Taubheitsgefühl, wie man es lindern kann und wie man die Narbe optimal pflegt.
Was ist ein Kaiserschnitt?
Bei einem Kaiserschnitt führen die Ärzte in der Regel einen horizontalen Hautschnitt unterhalb der Schamhaargrenze durch. Dieser Schnitt ist etwa zwölf bis fünfzehn Zentimeter lang. Danach werden die darunterliegenden Gewebeschichten (das Unterhautfettgewebe, die äußere Faszie, die Bauchmuskeln, die innere Faszie und das Bauchfell) eröffnet. Heutzutage wird meist die sogenannte Misgav-Ladach-Methode angewendet. Bei einem solchen Misgav-Ladach-Kaiserschnitt wird nur die obere Hautschicht mit einem Skalpell eröffnet. Alle tieferliegenden Gewebeschichten werden dann mit den Fingern vorsichtig auseinandergerissen bzw. aufgedehnt. Auch die Gebärmutter kann nach einem kleinen Schnitt mit dem Skalpell mit den Fingern aufgedehnt werden. Diese Methode soll sanfter sein, da hierdurch das Gewebe geschont wird. Nachdem das Baby geboren wurde, durchtrennen die Geburtshelfer die Nabelschnur und entnehmen die Plazenta. Nach dem Kaiserschnitt wird die frische Wunde über dem Schambein durch einen Operationsverband geschützt.
Ursachen für Taubheitsgefühl nach Kaiserschnitt
Die Taubheit nach einem Kaiserschnitt ist eine häufige Nebenwirkung, die durch Nervenschäden während der Operation verursacht werden kann. Es handelt sich um eine vorübergehende Empfindungsstörung, die normalerweise einige Wochen oder sogar Monate andauern kann. Während des Eingriffs können Nerven geschädigt werden, was zu vorübergehender Taubheit führen kann. Die Taubheit tritt in der Regel im Bereich der Narbe auf, kann sich jedoch auch auf benachbarte Bereiche ausbreiten.
Zusätzlich kann die Schwellung um die Narbe herum den Druck auf die Nerven erhöhen und zu Taubheit führen. Auch Verwachsungen im Unterleib können sehr unangenehm sein und zu einem Taubheitsgefühl führen.
Symptome der Taubheit
Die Symptome der Taubheit nach einem Kaiserschnitt sind ein Verlust oder eine Verringerung der Empfindung im betroffenen Bereich. Ein „pelziges Gefühl“ stellt sich dann ein. Es kann ein Gefühl der Taubheit, Kribbeln oder ein „eingeschlafenes“ Gefühl bemerkt werden.
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Dauer der Taubheit
Die Dauer der Taubheit nach einem Kaiserschnitt kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein. In den meisten Fällen dauert die Taubheit einige Wochen bis mehrere Monate an. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Taubheit länger anhält. Dies kann auf schwerere Nervenschäden während des Eingriffs oder auf andere Faktoren wie Entzündungen oder Narbenbildung zurückzuführen sein.
Behandlungsmöglichkeiten zur Linderung der Taubheit
Es gibt verschiedene Methoden, um die Taubheit nach einem Kaiserschnitt zu lindern. Einige Frauen finden Linderung durch Massagen und regelmäßige Bewegung, während andere von physikalischer Therapie oder Akupunktur profitieren.
Übungen und Massagen zur Verbesserung der Durchblutung
Regelmäßige Übungen und Massagen können helfen, die Durchblutung im betroffenen Bereich zu verbessern und die Heilung zu fördern. Leichte Massage- und Bewegungsübungen können dazu beitragen, die Taubheit zu reduzieren. Eine sanfte Massage des Bereichs um die Narbe herum kann ebenfalls hilfreich sein.
Medizinische Behandlungsmöglichkeiten
In einigen Fällen kann eine medizinische Behandlung erforderlich sein, um die Taubheit zu lindern. Ein Arzt kann bestimmte Medikamente verschreiben, um Entzündungen zu reduzieren oder die Nervenregeneration zu fördern.
Natürliche Hausmittel
Es gibt auch einige natürliche Hausmittel, die zur Reduzierung der Taubheit beitragen können. Zum Beispiel können kalte Kompressen oder warme Bäder helfen, Schwellungen zu reduzieren und die Durchblutung zu fördern. Aloe Vera Gel oder Arnika Salbe oder ein hochwertiges Olivenöl zur Narbenpflege können ebenfalls verwendet werden, um die Heilung zu unterstützen.
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Die Phasen der Wundheilung nach einem Kaiserschnitt
Nach einem Kaiserschnitt durchläuft der Körper verschiedene Phasen der Wundheilung. Es ist wichtig, diese Phasen zu verstehen, um die Narbe optimal zu pflegen und den Heilungsprozess zu unterstützen.
Tag 0 - 5: 1. Wundheilungsphase = Entzündungsphase
Die ersten Tage lässt man die Narbe in Ruhe. Schwellung, Schmerz, Erwärmung, Rötung und eine gestörte Funktion sind jetzt ganz normal. In der Entzündungsphase beginnt der Körper sofort, die Wunde zu reinigen und Infektionen abzuwehren. Die Narbe ist oft rot, heiß, leicht geschwollen und glänzend. Es ist wichtig, die Wunde durch einen Verband oder Steri-Strips zu schützen.
Tag 5 - 21: 2. Wundheilungsphase = Proliferationsphase
In dieser Phase klingen Schwellung, Schmerz, Erwärmung und Rötung langsam ab. Damit wieder gutes Gewebe aufgebaut werden kann, sind gut dosierte Belastungsreize wichtig. Überlastung vermeiden. Nach circa 8 -10 Tagen sollte die Narbe mit einer Narbensalbe 1-3x tägl. im Narbenverlauf sanft behandelt und gepflegt werden. In dieser Phase beginnt der Körper, neues Gewebe zu bilden, um die Wunde zu verschließen. Die Narbe ist weniger rot und schwillt allmählich ab. Ab jetzt kann man sanft mit der Narbenpflege beginnen.
Tag 21 - 60: 3. Wundheilungsphase = Regenerationsphase
Jetzt wird das Gewebe zunehmend dichter und stabiler, aber auch elastischer. Nun kann mit der intensiven Narbenbehandlung, bzw. -dehnung begonnen werden. In der Reparationsphase wird das neu gebildete Gewebe stabilisiert und vernetzt. Die Narbe ist jetzt deutlich blasser, flacher und weicher als zuvor. Taubheitsgefühle oder gelegentliches Ziehen sind noch normal, sollten aber allmählich weniger werden. Regelmäßige Narbenmassage hilft, das Gewebe geschmeidiger zu machen und Verwachsungen zu verhindern. Ab der 6. Woche darf die Massage etwas intensiver werden, um auch die tieferen Gewebsschichten zu erreichen.
Tag 60 - 360: 4. Wundheilungsphase = Umbauphase
Die Wundheilung ist erst nach circa 1 Jahr abgeschlossen. Die Narbenbehandlung sollte mindestens in den ersten 6 Monaten durchgeführt werden - auch wenn keine Beschwerden bestehen. Die Struktur des Narbengewebes verändert sich weiterhin und wird immer widerstandsfähiger. Die Narbe wird blasser und weicher und integriert sich vollständig ins umliegende Gewebe. Empfindlichkeiten und Taubheitsgefühle lassen weiter nach und verschwinden meist vollständig.
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Narbenpflege nach Kaiserschnitt
Die richtige Narbenpflege ist entscheidend, um den Heilungsprozess zu unterstützen und Komplikationen wie Verklebungen und Verwachsungen zu vermeiden.
Allgemeine Tipps zur Narbenpflege
- Schonung: In den ersten Wochen nach dem Kaiserschnitt sollte man sich schonen und schweres Heben vermeiden.
- Bewegung: Trotzdem ist es wichtig, möglichst früh wieder aufzustehen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen und das Risiko für eine Thrombose zu verringern.
- Passende Kleidung: Weite Kleidung, die nicht auf den Nahtbereich drückt, ist empfehlenswert.
- Duschen: In der Regel ist es kein Problem, einen Tag nach der Bauchgeburt wieder zu duschen. Mit dem Baden sollte man warten, bis die Fäden gezogen wurden, die Wunde verheilt und der Wochenfluss beendet ist.
Spezielle Maßnahmen zur Narbenpflege
- Narbenmassage: Ab der 4. Woche nach der Geburt kann man mit einer leichten Narbenmassage beginnen. Hierfür eignen sich spezielle Narbencremes, Narbengels oder Öle wie Ringelblumensalbe, APM-Salbe nach Penzel oder Johanniskrautöl. Die Heilsalbe bzw. das Öl wird ein bis zwei Mal pro Tag aufgetragen und vorsichtig in die Narbe einmassiert.
- Narbenmobilisation: Der Schnitt, bzw. der Riss sollte möglichst zeitnah mobilisiert werden, auch wenn die Narbe (noch) keine spürbaren Probleme verursacht! Die Schichten die eröffnet werden (Haut, Unterhautfett, Muskulatur, Faszie,…) sind im Normalfall gut gegeneinander verschieblich; bei der Heilung kann es passieren, dass diese Schichten "verbacken" oder "verkleben", was wiederum zu Einschränkungen (in der Bewegung oder Funktion) oder Schmerzen führen kann.
Hilfsmittel für die Narbenpflege
Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die bei der Narbenpflege unterstützen können:
- Narbencreme: Spezielle Narbencremes spenden Feuchtigkeit und fördern die Regeneration des Gewebes.
- Bürste: Eine weiche Babybürste kann für sanfte Streichbewegungen verwendet werden, um die Lymphe zu aktivieren und Nervenimpulse zu setzen.
- Narbenroller: Ein Narbenroller aus Jade oder Rosenquarz kann helfen, das Kollagen anzuregen und das Narbengewebe zu ordnen.
- Schröpfgläser: Schröpfgläser erzeugen einen Unterdruck und können die Faszien gezielt bearbeiten.
- Narbenstift: Ein Narbenstift eignet sich für Stellen mit Überständen oder Knubbeln, um Verwachsungen zu lösen.
Fehler, die bei der Behandlung von Narben-Verwachsungen vermieden werden sollten
- Zu früh anfangen: In den ersten 8-10 Wochen sollte man nie direkt auf der Narbe arbeiten.
- Zu doll massieren: Die Massage sollte sanft und vorsichtig erfolgen.
- Zu oft massieren: Der Körper braucht Zeit, um die Massage umzusetzen. Daher sind Pausen wichtig.
- Zu früh Zug auf die frische Narbe bringen: Während der Heilung sollten sich möglichst wenige Mikro-Risse bilden.
Wann ist ein Arzt zu konsultieren?
In folgenden Fällen sollte ein Arzt oder eine Hebamme konsultiert werden:
- Anzeichen einer Entzündung (Rötung, Schwellung, Schmerzen, Wundflüssigkeit)
- Starke Schmerzen im Bereich der Narbe
- Anhaltendes Taubheitsgefühl
- Verhärtungen oder Verklebungen im Gewebe
- Narbenbruch (Vorwölbung im Narbenbereich)
- Fieber
Komplikationen nach einem Kaiserschnitt
Obwohl die meisten Kaiserschnittnarben problemlos verheilen, können in einigen Fällen Komplikationen auftreten:
- Wundinfektion: Wie bei allen Wunden besteht die Gefahr einer bakteriellen Wundinfektion.
- Narbe unter Hautniveau: Eingesunkene Narben entstehen, wenn der Körper zu wenig Bindegewebe bildet.
- Narbe über Hautniveau: Überschiessende Narben entstehen durch eine Überproduktion vom Bindegewebe.
- Sensibilitätsstörungen: Durch Verletzung von Nerven kann es zwischen Narbe und Bauchnabel zu Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheit kommen.
- Narbenbruch: Ein Narbenbruch kann nach einer Bauchoperation im Bereich der Operationsnarbe entstehen.
Weitere Tipps für die Genesung nach einem Kaiserschnitt
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien kann den Heilungsprozess unterstützen.
- Ausreichend Flüssigkeit: Es ist wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um den Körper hydratisiert zu halten und die Durchblutung zu fördern.
- Unterstützung suchen: Unterstützung von Partner, Familie und anderen Müttern kann helfen, mit den körperlichen Beschwerden umzugehen.
- Ruhepausen: Regelmäßige Ruhepausen sind wichtig, um den Heilungsprozess zu fördern.
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