Ein Rollator kann für Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine große Hilfe sein, um ihren Alltag selbstständiger zu gestalten. Dies gilt insbesondere für Menschen mit Parkinson, deren Bewegungsfähigkeit durch die Krankheit beeinträchtigt ist. Der Markt bietet eine Vielzahl von Rollatoren, die sich in Ausstattung, Funktionalität und Preis unterscheiden. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Arten von Rollatoren, die speziell auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten zugeschnitten sind, und stellt einige empfehlenswerte Modelle vor.
Rollatoren im Alltag: Eine wachsende Notwendigkeit
Rollatoren sind im Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Ob im Seniorenheim, beim Einkaufen oder im Park - die Gehhilfen sind allgegenwärtig. Gertrud Kronberger, eine 88-jährige Rollator-Nutzerin, verdeutlicht die Bedeutung dieser Hilfsmittel: Nach einer missglückten Hüftoperation und mit einem kleinen Herzleiden ermöglicht ihr der Rollator, selbstständig einzukaufen und Ausflüge zu unternehmen. Auch jüngere Menschen mit Multipler Sklerose (MS), Parkinson oder Arthritis greifen immer häufiger auf Rollatoren zurück.
Die steigende Nachfrage hat dazu geführt, dass auch Discounter wie Lidl den Markt für sich entdeckt haben. Allerdings zeigte ein Test, dass nicht alle Modelle den Qualitätsanforderungen entsprechen. Umso wichtiger ist es, sich vor dem Kauf eines Rollators gründlich zu informieren und verschiedene Modelle zu vergleichen.
Arten von Rollatoren
Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Rollatoren, die sich in ihrer Bauweise und Ausstattung unterscheiden. Die Wahl des richtigen Modells hängt von den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen des Nutzers ab.
Standardrollatoren
Standardrollatoren sind robuste und zuverlässige Gehhilfen, die sich für den Innen- und Außenbereich eignen. Sie bieten eine gute Stütze und sind in der Regel mit einem Sitz, einem Korb und Bremsen ausgestattet. Standardrollatoren sind eine gute Wahl für Menschen, die eine Gehhilfe für alltägliche Erledigungen benötigen. Ihr Gewicht liegt bei 8-12 kg.
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Leichtgewichtrollatoren
Leichtgewichtrollatoren bestehen aus Aluminium oder Carbon und sind daher besonders leicht. Sie sind ideal für Menschen, die viel unterwegs sind und den Rollator häufig transportieren müssen. Leichtgewichtrollatoren sind oft faltbar und lassen sich platzsparend verstauen. Manche Modelle wiegen unter fünf Kilogramm, die meisten zwischen fünf und sechs Kilogramm. Sie sind gut geeignet für Menschen mit eingeschränkter Kraft, weniger jedoch für Menschen mit einem verringerten Gleichgewichtssinn.
Outdoor-Rollatoren (Geländerollatoren)
Outdoor-Rollatoren sind speziell für den Einsatz im Freien konzipiert. Sie verfügen über große, profilierte Räder, die auch auf unebenem Gelände einen guten Halt bieten. Einige Modelle sind zusätzlich mit einer Federung ausgestattet, die Stöße abfängt und den Komfort erhöht. Sie haben größere und profilierte Räder, in der Regel mit Luftbereifung und manchmal auch mit zuverlässigen Scheibenbremsen.
Indoor-Rollatoren (Wohnungsrollatoren)
Indoor-Rollatoren sind besonders wendig und schmal, um in der Wohnung gut manövrieren zu können. Sie sind ideal für Menschen, die eine Gehhilfe in ihren eigenen vier Wänden benötigen. Die Räder sind schmal und der Gehwagen ist wendig gebaut, so dass er gut zu manövrieren ist. Da die Maße kompakt sind, passt er gut durch die gängigen Türen. Die Abstellfläche kann zum Tablett umfunktioniert werden.
Arthritis-Rollatoren
Arthritis-Rollatoren sind speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Arthritis zugeschnitten. Sie verfügen über spezielle Unterarmauflagen, welche das Gehen und Stützen auch mit Krankheit erleichtern.
Elektrorollatoren
Elektrische Rollatoren haben einen kleinen Motor und unterstützen die Anschubkraft des Nutzers. Sie fahren also nicht ganz allein, sondern unterstützen nur die benötigte Schiebekraft. Der Nachteil des E-Rollators ist sein hoher Preis. Je nach Hersteller und Modell kann so ein Rollator schon einmal mehrere tausend Euro kosten. Hinzu kommen Wartungskosten für den Motor.
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Deltarollatoren
Deltarollatoren bilden eine Ausnahme zu allen anderen Rollatoren, weil sie nur drei Räder haben und nach vorne spitz zulaufen. Allerdings sind Rollatoren mit drei Rädern nicht so kippsicher wie die Modelle mit vier Rädern. Deshalb sind sie für den Außenbereich nicht gut geeignet.
Spezielle Rollatoren für Parkinson-Patienten
Für Parkinson-Patienten gibt es spezielle Rollatoren, die auf ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Diese Rollatoren verfügen über zusätzliche Funktionen, die das Gehen erleichtern und die Sicherheit erhöhen.
Rollatoren mit Schleifbremsen
Rollatoren mit Schleifbremsen sind besonders für Parkinson Patienten gedacht. Aufgrund der Einschränkungen von Parkinson Patienten durch Bewegungsverlangsamung, Zittern, steife Muskeln, sowie einer instabilen Körperhaltung ist keine problemlose Rollatornutzung gegeben. Wird der Rollator zu schnell, durch ein empfindliches Gleichgewicht oder Gefälle, ist die Sturzgefahr hoch. Um diese Gefahr zu minimieren wurden Rollatoren mit Schleifbremse entwickelt. Durch den Widerstandsgrad der Räder wird ein sicheres Vorankommen ermöglicht. Das ausgeklügelte System der Schleifbremse ist ein großer Schritt für die Sturzprophylaxe bei der Nutzung von Gehhilfen bei Parkinson Patienten. Mit Hilfe der Schleifbremse wird ebenfalls ein Wegrollen des Rollators verhindert. Dank der Schleifbremsen mit einstellbaren Rollwiderstand kann die Steuerung der Gehgeschwindigkeit an die Bedürfnisse des Benutzers individuell angepasst werden. Durch das Rollwiderstand-System (RWS) ist keine weitere Betätigung zur Erhaltung der reduzierten Gehgeschwindigkeit nötig. Der Widerstandsgrad lässt sich einfach stufenlos einstellen, um eine individuelle Steuerung der Gehgeschwindigkeit zu ermöglichen. Der Einsatz des Rollators ist nach Einstellung des Rollwiderstandes sofort möglich da die Schleifbremse bereits vormontiert kommt. Einstellen lässt sich der Rollwiederstand ganz einfach über ein kleines Rädchen unterhalb des Bremsmodules. Bei Bedarf kann die Bremse auch ganz ohne Werkzeug jederzeit ein- oder ausgeschaltet werden.
Rollatoren mit Rückwärtsbremssystem (RBS)
Das Rückwärtsbremssystem ist ein weiteres besonderes Merkmal einiger Rollatoren für Parkinson-Patienten. Der Vorteil: Der Rollator stoppt sofort, sobald gebremst wird. Dies erhöht die Sicherheit, wenn der Patient das Gefühl hat, dass die Füße auf dem Boden „festkleben“.
Rollatoren mit Laservorrichtung (Antifreezing)
Einige Rollatoren sind mit einer Laservorrichtung ausgestattet, die bei Gehblockaden (Freezing) helfen kann. Bei einer Gehblockade wird mit dieser speziellen Funktion eine grüne Laserlinie als Hinweisreiz angezeigt. Indem sich der Patient auf die Linie konzentriert, die auf dem Boden erscheint und versucht, einen Schritt darüber zu machen, kommt er wieder in Bewegung.
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Empfehlenswerte Rollatoren für Parkinson-Patienten
Auf dem Markt gibt es verschiedene Rollatoren, die sich besonders für Parkinson-Patienten eignen. Zwei empfehlenswerte Modelle sind der Gemino 30 Parkinson und der Topro Troja Neuro.
Gemino 30 Parkinson
Der Gemino 30 Parkinson ist ein leichter Rollator, der mit einer individuell einstellbaren Schleppbremse ausgestattet ist. Diese bietet bei Bedarf einen zusätzlichen Widerstand und ermöglicht das Gehen in gleichmäßigem Tempo. Das Rückwärtsbremssystem erhöht die Sicherheit, und die Laservorrichtung kann bei Gehblockaden helfen.
Technische Daten:
- Max. Benutzergewicht: 130 kg
- Empfohlene Körpergröße: 1500 - 2000 mm (30); 1350 - 1700 mm (30M)
- Gesamtlänge: 650 mm
- Gesamtbreite: 600 mm
- Gesamtgewicht: 7,6 kg (30) / 7,5 kg (30M)
Topro Troja Neuro
Der Topro Troja Neuro baut auf dem bewährten TOPRO Troja Classic auf und verfügt über ein reversibles Bremssystem (RBS). Ähnlich wie beim Gemino 30 Parkinson funktionieren die Bremsen beim Neuro „andersherum“: Sie wurden entwickelt, weil Parkinson-Patienten Bewegungsstörungen haben und dabei häufig verkrampfen. Dann fällt es ihnen schwer, mit einer normalen Rollatorbremse zu bremsen und sie z. B. beim Bergabgehen richtig zu dosieren. Die neue reversible Parkinsonbremse funktioniert deshalb „andersherum“: Zum Fahren wird sie angezogen, zum Bremsen losgelassen. Das erleichtert die Koordination, erhöht die Sicherheit und gibt den Rollatornutzern mehr Stabilität beim Sitzen auf dem Rollator oder bei Alltagsverrichtungen wie dem Einkaufen. Die Anti-Freezing-Option mit grünem Laserlicht kann ebenfalls bei Gehblockaden helfen.
Technische Daten:
- Größe: M (Medium) S (Small)
- Empfohlene Körpergröße: 150-200 cm - 135-170 cm
- Max. Benutzergewicht: 165 kg - 125 kg
- Griffhöhe: 78-100 cm - 67-86 cm
- Abstand Stützpunkte: 47 cm - 47 cm
- Sitzbreite/-höhe: 45,5 cm/62 cm - 45,5 cm/45 cm
- Wendekreis: 84 cm - 84 cm
- Höhe (geklappt): 80 cm - 74 cm
- Breite (geklappt): 24 cm - 24 cm
- Länge (geklappt) : 65 cm - 65 cm
- Gewicht mit Tasche: 7,2 kg - 7,0 kg
Weitere wichtige Aspekte beim Rollatorkauf
Neben der Art des Rollators und der Ausstattung gibt es noch weitere Aspekte, die beim Kauf berücksichtigt werden sollten:
- Gewicht: Das Gewicht des Rollators sollte möglichst gering sein, damit er leicht zu transportieren und zu manövrieren ist.
- Belastbarkeit: Der Rollator muss das Gewicht des Nutzers tragen können.
- Faltbarkeit: Ein faltbarer Rollator ist platzsparend und lässt sich gut im Auto oder in öffentlichen Verkehrsmitteln transportieren.
- Bremsen: Die Bremsen müssen gut zu bedienen sein und zuverlässig funktionieren.
- Griffe: Die Griffe sollten ergonomisch geformt sein und einen guten Halt bieten.
- Korb: Ein Korb ist praktisch für Einkäufe und andere Gegenstände.
- Sitz: Ein Sitz ermöglicht es, sich zwischendurch auszuruhen.
- Höheneinstellung: Der Rollator muss auf die Körpergröße des Nutzers eingestellt werden können.
Zubehör für Rollatoren
Für Rollatoren gibt es eine Vielzahl von Zubehörteilen, die den Komfort und die Funktionalität erhöhen können. Dazu gehören unter anderem:
- Rückengurt: Bietet zusätzlichen Halt beim Sitzen.
- Stockhalter: Ermöglicht den Transport eines Gehstocks.
- Tablett: Praktisch für den Transport von Speisen und Getränken in der Wohnung.
- Regencape: Schützt den Rollator vor Regen.
- Licht: Erhöht die Sicherheit bei Dunkelheit.
- Klingel: Ermöglicht es, auf sich aufmerksam zu machen.
Finanzierung durch die Krankenkasse
Rollatoren können als Hilfsmittel auf Rezept von einem Arzt verordnet werden. Allerdings übernimmt die Krankenkasse die Kosten nur für das einfachste Modell, dass der Verordnung (Rezept) entspricht. Manches Rollator-Zubehör macht die Gehwagen für Menschen mit verschiedenen Einschränkungen und Erkrankungen noch besser nutzbar. Es ist ratsam, sich vor dem Kauf eines Rollators mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzen, um die Kostenübernahme zu klären.