Angststörungen sind in Deutschland weit verbreitet, wobei etwa 14 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Diese Störungen können sich in Dauer und Intensität stark unterscheiden und sowohl durch psychische Probleme als auch durch genetische und biologische Faktoren verursacht werden. Angststörungen können sich zu einer chronischen Erkrankung entwickeln und das alltägliche Leben der Betroffenen erheblich einschränken.
Ursachen von Angststörungen und Angstzuständen
Es gibt nicht die eine Ursache für Angststörungen, sondern ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Psychiatrische und psychotherapeutische Ansätze gehen davon aus, dass es sich um eine Überwertigkeit des normalen Angstmechanismus handelt. Erste Angstreaktionen im Alltag können ursächlich sein, wobei Vermeidungsverhalten die Angststörung verfestigt. Eigene Wesenszüge, der Erziehungsstil der Eltern und Veranlagungen in der Familie spielen ebenfalls eine Rolle. Traumatisierende Erlebnisse oder psychosoziale Stressbelastungen können generalisierte Angststörungen und Panikattacken verursachen. Seelisch belastende Ereignisse und existenzielle Krisen können ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung einer Angsterkrankung sein, was dazu führt, dass alltägliche Situationen mit Ängsten besetzt werden. Betroffene sind einem permanenten seelischen Stress und Leidensdruck ausgesetzt.
Generell haben Angststörungen psychosoziale, psychologische, genetische und biologische Auslöser.
Genetische Faktoren
Neben einer vorgelebten "Ängstlichkeit" in der Familie können auch genetische Faktoren eine Rolle spielen. Medizinisch geht man davon aus, dass mehrere Gene für Angsterkrankungen verantwortlich sein können. Verwandte ersten Grades von Angstpatienten leiden häufiger selbst unter Ängsten. Allerdings wird dies durch den Einfluss der sozialen Prägung in Eltern-Kind-Beziehungen eingeschränkt. Studien mit Zwillingen weisen darauf hin, dass es genetische Faktoren gibt, welche die Entwicklung einer Angststörung wahrscheinlicher machen. In den Familien von Patienten findet man eine Häufung von Angsterkrankungen. Bei eineiigen Zwillingen treten Angststörungen häufiger gleichzeitig auf als bei zweieiigen.
Biologische Ursachen
Auch wenn viele Ursachen für Angststörungen auf psychischer Basis liegen, sind biologische Faktoren zu berücksichtigen. Das vegetative Nervensystem zeigt bei Angstpatienten eine erhöhte "Empfindlichkeit", was zu einer Anfälligkeit für Angststörungen führt. Experten gehen davon aus, dass sich verschiedene Botenstoffe (Neurotransmitter) wie Serotonin und Noradrenalin nicht mehr im Gleichgewicht befinden. Bei Angststörungen ist vermutlich das Gleichgewicht von Botenstoffen (Neurotransmittern) wie etwa Serotonin, Noradrenalin oder Gamma-Aminobuttersäure (GABA) im Gehirn gestört. Die Rolle von Serotonin im Ursprung von Angst wird insbesondere durch die Wirksamkeit von Medikamenten gestützt, die den Serotonin-Abbau hemmen und somit den Serotonin-Spiegel im Gehirn erhöhen (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer/SSRI), das gleiche gilt für Noradrenalin. GABA ist ein Angst hemmender Botenstoff im Gehirn.
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Das limbische System
Das limbische System, das als "Zentrum" unserer Emotionen gilt, gerät in den Blickpunkt der Neurobiologen. Sie sprechen von Fehlfunktionen in der Kommunikation zwischen Hypothalamus, Amygdala und Hippocampus. Der Hypothalamus verarbeitet und filtert äußere Reize. Fehler in der Funktion oder Kommunikation mit anderen Gehirnregionen können Angstreaktionen vorschnell auslösen. Bei Angst- oder Stress-Signalen aus dem limbischen System oder präfrontalen Cortex gibt der Hypothalamus ein Releasing-Hormon ab, welches über die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) die Bildung und Freisetzung des Hormons Cortisol in der Nebennierenrinde auslöst.
Neurotransmitter
Dein Nervensystem hat seine eigenen „Drogen“, sogenannte Neurotransmitter. Dabei kann das Nervensystem mit der Wirkung dieser körpereigenen Drogen „jonglieren“ und unterschiedliche Effekte erzielen. Wird Glutamat in der Nervenzelle gebildet und ausgeschüttet, bewirkt dies Aktivierung und Alarmbereitschaft, während die Bereitstellung von GABA hemmend auf synaptische Weiterleitung von Erregung wirkt und so für Entspannung im Nervensystem sorgt. Auch Serotonin, welches als Hormon und Neurotransmitter agiert, wirkt der Entstehung von Panikattacken entgegen. Neurobiologisch gesehen sind ein Mangel an GABAerger und serotonerger Übertragung, d.h. ein Ungleichgewicht der relevanten Neurotransmitter, eine der Ursachen von Angststörungen und Panikattacken.
Psychosoziale Faktoren
Viele Patienten hatten vor ihrer Erkrankung schwerwiegende Lebensereignisse, wie zum Beispiel den Tod oder die schwere Erkrankung einer nahestehenden Person, eine Trennung oder den Verlust des Arbeitsplatzes. Nach verhaltenstherapeutischen Theorien haben viele erkrankte Personen beim Aufwachsen die Erfahrung gemacht, schwierige Situationen nicht allein meistern zu können, beispielsweise durch einen überbehütenden Erziehungsstil der Eltern. Auch das Beobachten ängstlicher Eltern oder auch das intensive Erleben einer besonders angstauslösenden Situation können prägende Erfahrungen sein. Auch nach psychodynamischen Theorien entstehen Ängste durch die Erfahrung, in bedrohlichen Situationen hilflos gewesen zu sein. Dies können zum Beispiel konflikthafte Situationen aus der Kindheit sein, aber auch innerseelische, oft unbewusste Gewissenskonflikte. Typischerweise liegen bei Angststörungen auch sogenannte Abhängigkeit-Unabhängigkeits-Konflikte vor, das heißt Patient*innen können hin- und hergerissen sein zwischen dem Verlangen nach dem Schutz durch andere und dem Bedürfnis, eigenständig und autonom zu sein. Traumatische Kindheitserlebnisse (z.B. körperliche oder seelische Gewalt, sexueller Missbrauch), aber auch langanhaltende und stressreichen Belastungen gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Angststörung. Nach der Lerntheorie begünstigen negative Lernerfahrungen die Entstehung und Aufrechterhaltung von Ängsten. Psychoanalytische (tiefenpsychologische) Theorien, die allerdings noch einer wissenschaftlichen Bestätigung bedürfen, haben unterschiedliche Erklärungen für die Entstehung krankhafter Ängste. Manche Hypothesen gehen von einer Auslösung durch verdrängte sexuelle und aggressive Triebimpulse aus.
Formen von Angststörungen
Bei einer Angststörung unterscheidet man - je nach Auslöser - zwischen verschiedenen Formen:
- Agoraphobie (Platzangst)
- Panikstörung
- Soziale Phobie
- Akute Belastungsreaktion
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- Anpassungsstörung
- Generalisierte Angststörung
Agoraphobie (Platzangst)
Die Agoraphobie ist eine Form der Angststörung, bei der Menschen Angst vor Menschenmengen und öffentlichen Plätzen haben. Es handelt sich vor allem um die Furcht vor Panikattacken und Angstreaktionen in der Öffentlichkeit. Betroffene haben die Sorge, dass ihnen während einer Panikattacke niemand hilft oder sie den jeweiligen Ort nicht verlassen können. Aus diesem Grund meiden die Betroffenen Auslöser der Angst, sodass dies erheblich das Leben einschränken kann.
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Panikstörung
Bei einer Panikstörung handelt es sich um eine Angststörung, die sich durch plötzliche Panikattacken äußert. Bei dieser Angsterkrankung gibt es keine Auslöser, sodass jederzeit eine Angstreaktion auftreten kann. Des Weiteren kann eine Panikstörung mit Entfremdungsgefühlen sowohl gegenüber sich selbst als auch der Umgebung verbunden sein. Für Betroffene entsteht oft das Gefühl, sich selbst fremd oder in einer fremden, künstlichen oder unwirklichen Umgebung zu sein, obwohl diese bekannt ist. Angstattacke, Panikzustand, Angstanfall, Panikattacke oder Panikstörung - das alles sind Begriffe für ein akutes und intensives Angsterleben ohne erkennbaren Auslöser. Die erste Panikattacke kommt vermeintlich „aus heiterem Himmel“. Bei genauerem Nachfragen stellt sich jedoch heraus, dass in der Zeit vor der Panikattacke meist eine starke Belastung bestand. Das können negative oder positive einschneidende Lebensereignisse sein, wie ein Todesfall in der Familie, die Trennung von der Partnerin oder dem Partner, eine Heirat, die Geburt eines Kindes oder ein Umzug. Häufiger sind es jedoch die „Kleinigkeiten des Alltags“, die zu einer erhöhten Stressbelastung führen. Häufig beginnt eine Panikstörung zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Die Symptome einer Panikattacke treten plötzlich auf, zeigen eine große Bandbreite an körperlichen Beschwerden und Ängsten und sind von Patient zu Patient unterschiedlich stark ausgeprägt. Auch einzelne Attacken können sich bei Betroffenen voneinander in Stärke oder Symptomatik deutlich unterscheiden. Die Dauer der Attacken reicht von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Stunden.
Die Beschwerden während des Angstanfalls lassen vermuten, dass im Körper etwas Gefährliches oder sogar Lebensbedrohliches vorgeht. Die Betroffenen leiden häufig unter der Angst, zu sterben oder die Kontrolle zu verlieren. Durch wiederholte Panikattacken entsteht meist eine zunehmende Angst vor der Angst - auch Erwartungsangst genannt. Um künftigen Attacken vorzubeugen, meiden die Betroffenen zunehmend Orte oder Situationen, in denen sie bereits Panik erlebt haben oder wo es schwierig wäre, Hilfe zu bekommen oder zu fliehen. Dies führt zu einem immer stärkeren Vermeidungsverhalten. Sicherheitsstrategien werden eingesetzt, um möglichst keine weiteren Panikattacken zu erleben. Der Bewegungsradius wird immer weiter eingeschränkt. Typische Angstauslöser sind öffentliche Plätze, Menschenmengen, Warteschlangen, Reisen mit Bus, Bahn oder Auto sowie das Alleinsein außerhalb der Wohnung. So kann als Folge eine weitere Angststörung entstehen - die Agoraphobie. Eine Agoraphobie mit Panikstörung kann so stark sein, dass sich die Betroffenen nur in Begleitung oder gar nicht mehr trauen, die Wohnung zu verlassen. Nicht selten nehmen sie Beruhigungsmittel oder nutzen Kontrollstrategien (z. B.
Symptome einer Panikattacke:
- Atemnot
- Benommenheit
- Gefühl der Unsicherheit, Gefühl in Ohnmacht zu fallen, weiche Knie, Schwindel
- Herzklopfen oder unregelmäßiger Herzschlag
- Zittern oder Beben
- Schwitzen
- Erstickungsgefühle, Engegefühl im Hals
- Übelkeit, Bauchbeschwerden
- Entfremdungsgefühle (Gefühle der Unwirklichkeit, Gefühle, nicht da zu sein)
- Hitzewallungen oder Kälteschauer
- Schmerzen, Druck oder Enge in der Brust
- Furcht, zu sterben
- Angst, die Kontrolle zu verlieren
- Angst, wahnsinnig zu werden
- Taubheits- oder Kribbelgefühle
Eine Attacke kann wenige Minuten und im Extremfall einige Stunden anhalten - die meisten Panikattacken dauern jedoch nicht länger als 30 Minuten. Die Häufigkeit der Attacken kann zwischen mehrfach täglich bis monatlich schwanken. Die Patienten leben manchmal in ständiger Angst vor der nächsten Attacke. Panikattacken können völlig überraschend entstehen, zum Beispiel, während man sich in Ruhe vor dem Fernseher befindet. Sie können sie aber auch in bestimmten Situationen ausgelöst werden. In etwa zwei Drittel der Fälle ist die Panikstörung mit einer Agoraphobie (auch Platzangst genannt) verbunden; dabei hat der Betroffene in bestimmten Situationen oder Orten Furcht und meidet sie. Frauen erkranken zweimal häufiger als Männer an Panikstörungen. Etwa 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung leiden an dieser Angststörung. Die meisten Patienten entwickeln die Symptome zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Mitte 30 ist die Ausprägung am stärksten; nach dem 45.
Soziale Phobie (Soziale Angststörung)
Die soziale Phobie oder auch soziale Angststörung tritt bei Menschen auf, die Angst haben, von ihren Mitmenschen als merkwürdig, lächerlich oder peinlich empfunden zu werden. Die soziale Angststörung entsteht durch Situationen, welche die Betroffene oder den Betroffenen in den Mittelpunkt stellen oder bewertend sind. Dies ist zum Beispiel der Fall bei öffentlichen Reden oder Prüfungen. Aber auch der Kontakt zu anderen kann für Menschen mit sozialer Phobie zu Problemen führen, da das Ansprechen von Fremden, Gespräche mit Menschen des anderen Geschlechts oder der Berührungspunkt mit Autoritätspersonen zu körperlichen Beschwerden und Angstreaktionen wie zum Beispiel Herzrasen, Durchfall, Übelkeit oder Muskelanspannung führen kann. Die Soziale Phobie ist eine extreme Form der Schüchternheit. Menschen mit einer Sozialphobie haben in Situationen Angst, in denen sie sich von ihren Mitmenschen kritisch betrachtet oder beobachtet fühlen:
- in einer Situation zu sein, in der alle Blicke auf einen gerichtet sind, eine Rede halten, ein Gedicht aufzusagen oder ein Lied vor anderen zu singen
- sich in einer Unterrichtsstunde melden oder etwas an die Tafel schreiben
- eine Prüfung ablegen
- zu einer Behörde oder zu einem Arzt zu gehen
- mit einem Vorgesetzten sprechen
- sich in einem Streitgespräch gegenüber anderen durchsetzen
- in einem Restaurant essen
- im Beisein anderer Menschen zu telefonieren
- einen Fremden ansprechen
- sich zu einer Verabredung treffen
- eine Frau/einen Mann kennen zu lernen
Menschen mit einer Sozialphobie vermeiden deshalb solche Situationen. Rund sieben Prozent der Bevölkerung sind von sozialer Phobie betroffen. Die Angststörung beginnt meist schleichend schon in der Kindheit oder Jugend. Am schlimmsten sind die sozialen Ängste zwischen dem 20. und dem 35.
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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) tritt nach einem traumatischen Ereignis in Form von sich wiederholenden und überwältigenden Erinnerungen auf, die Angst, Furcht und Albträume hervorrufen. Zunächst spricht man bei der posttraumatischen Belastungsstörung von der akuten Belastungsreaktion, da die Ursache dieser Angsterkrankungen gleich ausfällt. Das Charakteristische der PTBS ist die Schwere der Auswirkungen der Ereignisse, sodass sie die Funktionsfähigkeit der Betroffenen im Alltag in dem Maße beeinträchtigt, dass sie zu einer Erkrankung wird, die meist mit einer Angsttherapie behandelt werden muss.
Generalisierte Angststörung
Von einer generalisierten Angststörung spricht man, wenn die Betroffenen eine ständige Angst verspüren. Das Gefühl der Angst können sie nicht kontrollieren, was ihren Alltag erheblich einschränkt. Dabei treten häufig Beschwerden wie zum Beispiel Magenprobleme oder Herzrasen auf. Die generalisierte Angststörung zeichnet sich durch ständige Sorgen über das tägliche Leben aus. So können Betroffene sich zum Beispiel in unverhältnismäßiger Weise Sorgen machen, dass eine oder einer ihrer Angehörigen einen Unfall haben könnte. Auch können sie sich sorgen, dass sie einen Herzinfarkt bekommen. Durch diese Angstreaktionen entstehen Symptome wie Herzrasen, Kurzatmigkeit, sowie Benommenheit, Schwindel und Nervosität. Bisher sind die genauen Ursachen einer generalisierten Angststörung nicht vollständig geklärt. Expertinnen und Experten vermuten, dass nicht nur körperliche, sondern auch psychische Faktoren dabei eine Rolle spielen. So können Menschen mit Angststörung die Ursache zum Beispiel in ihrer Kindheit oder im späteren Leben durch das Durchleben von Traumata finden. Das wesentliche Symptom der generalisierten Angststörung sind anhaltende Sorgen oder Ängste, die viele Lebensbereiche umfassen und nicht auf bestimmte Situationen beschränkt ist. Die Angst kann ohne Grund auftreten. Oft machen sich die Betroffenen aber auch Sorgen über reale Bedrohungen, wie zum Beispiel Autounfälle oder Erkrankungen, die Verwandten zustoßen könnten; dabei ist ihre Furcht in unrealistischer Weise übersteigert. Die Patienten sind innerlich unruhig, angespannt, nervös und haben häufig Schlafstörungen. Ein wichtiges Merkmal ist das Gefühl einer nahenden Katastrophe. Angstsymptome treten nicht - wie bei der Panikstörung - alle gleichzeitig in Form eines plötzlichen Angstanfalls auf, sondern einzeln und über den Tag verteilt:
- Herzrasen
- Zittern
- Ruhelosigkeit
- Schwitzen
- kalte und feuchte Hände
- Mundtrockenheit
- Übelkeit
- „Kloßgefühl" im Hals
- Muskelverspannungen im Rücken
Die Sorgen führen dazu, dass sich die Patienten Dinge vermeiden oder aufschieben, wie zum Beispiel Reisen. Die Abgrenzung zu Depressionen fällt oft schwer. Die generalisierte Angststörung ist bei Frauen häufiger. Rund 4 bis 6 Prozent der Bevölkerung leiden unter dieser Angsterkrankung. Sie beginnt meist um das 30.
Spezifische Phobien
Bei den spezifischen Phobien wird die Furcht durch einzelne Objekte oder Situationen hervorgerufen, die in der Regel ungefährlich oder harmlos sind. Dazu gehört die Furcht vor Tieren (Hunde, Katzen, Mäuse), Insekten wie Wespen, Spinnen, die Höhenphobie sowie die Blut- und Verletzungsphobien (z.B. Angst vor Spritzen). Schon der Gedanke an die entsprechenden Situationen oder Objekte verursacht Angst, die von leichtem Unbehagen bis hin zur panischen Angst reichen kann. Dass anderen Menschen die gleiche Situation nichts ausmacht, lindert die Furcht der Betroffenen nicht. Frauen sind häufiger als Männer von Phobien betroffen. So gehen die spezifischen Phobien auf Urängste der Menschen zurück, die in früheren Zeiten eine Rolle spielten, als die Angst vor Raubkatzen, Wölfen, Schlangen und giftigen Spinnen überlebensnotwendig war. Menschen, die keine Angst vor gefährlichen Tieren oder Naturgewalten hatten, starben aus, während die Vorsichtigen ihre Ängste auf dem Erbwege an die nächsten Generationen weitergaben.
Körperliche Symptome von Angststörungen
Eine Angststörung kann folgende körperlichen Symptome haben:
- Schwitzen
- Herzrasen
- Atemnot
- Enge in der Brust
- Zittern
- Magenbeschwerden
- Übelkeit
- Schwindel
- Harndrang
- Muskelanspannungen
Zum Teil können die Symptome der Angststörung so stark sein, dass Betroffene eine Panikattacke erleiden und diese als eine körperliche Erkrankung deuten.
Diagnose von Angststörungen
Sind körperliche Ursachen für das Auftreten der Panikattacke ausgeschlossen, sollte eine Überweisung an psychotherapeutisches oder entsprechendes fachärztliches Personal erfolgen. Durch ein ausführliches Gespräch zur Krankheitsgeschichte und mithilfe strukturierter klinischer Interviews sowie spezieller Fragebögen kann eine genaue Diagnose gestellt werden. In den Schön Kliniken nehmen wir uns viel Zeit für den diagnostischen Prozess und erarbeiten gemeinsam mit Ihnen ein individuelles Modell für die Entstehung Ihrer Ängste und Panikattacken. Auch die Erfassung der Vermeidungs- und Sicherheitsstrategien spielt eine wichtige Rolle. Es ist wichtig herauszufinden, welche Faktoren die Attacken auslösen und wodurch die Panikstörung aufrechterhalten wird. Um abzuklären, wie die Ängste einzuschätzen sind, führt eine Psychotherapeutin ein ausführliches Gespräch mit der Patientin. Ängste sind meistens mit starken körperlichen Symptomen wie Schwitzen, Herzklopfen oder Zittern verbunden. Manchmal werden ergänzend medizinische Untersuchungen veranlasst, um zum Beispiel neurologische oder kardiologische Ursachen auszuschließen.
Therapie von Angststörungen
Eine Angststörung benötigt meist eine Behandlung bestehend aus einer Psychotherapie und Medikamenten. Je nach Angsterkrankung und ihrer Ausprägung können Betroffene eine klinisch-psychologische Behandlung erhalten. Die genaue Bedeutung der Psychotherapie lautet „Behandlung der Seele. Bei Angststörungen gilt die kognitive Verhaltenstherapie als sehr wirksam. Dabei gehen Patientinnen und Patienten ihrem Denken und ihren Ängsten auf den Grund. Neben der kognitiven Verhaltenstherapie besteht die Möglichkeit, sich mit der Konfrontationstherapie seinen Ängsten zu stellen. Die Betroffenen werden in Begleitung von professioneller Hilfe intensiv und für längere Zeit der Situation ausgesetzt, die bei ihnen Angst hervorruft. Zunächst ist die Angst sehr intensiv, bis sie schließlich wieder abnimmt. Zur Behandlung von Angststörungen werden Medikamente wie Antidepressiva verwendet. Um ein mögliches Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn auszugleichen, kommen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer zum Einsatz. Bei der generalisierten Angststörung wird zum Beispiel Pregabalin eingesetzt, das zu den Medikamenten aus der Gruppe der Antiepileptika gehört. Auch weitere Antidepressiva werden zur Behandlung von Angststörungen eingesetzt. Diese werden je nach Schwere der Angststörung individuell eingesetzt. Tritt nach der Therapie der Angststörung Besserung ein, sollten die Medikamente über weitere sechs bis zwölf Monate eingenommen werden. Um die Therapie der Angst zu unterstützen, können Betroffene auch selbst etwas tun. Hierbei ist wichtig, dass die Betroffenen Auslöser ihrer Angst nicht meiden, sondern sich ihnen stellen. Eine weitere Möglichkeit, Stress abzubauen und die Psyche zu stärken, ist sportliche Aktivität. Am besten kann das Auftreten von Panikattacken durch Lauftraining und anderen Ausdauersport vermindert werden.
Therapieformen
- Verhaltenstherapie: Die Patient*in wird ermutigt und angeleitet, sich mit den angstauslösenden Situationen auseinanderzusetzen und zu konfrontieren. Dabei soll sie die Erfahrung machen, dass die Angst nach kurzer Zeit nachlässt, wenn zum Beispiel die angstbesetzte Situation nicht vermieden wird. Außerdem werden übertriebene Befürchtungen, zum Beispiel durch eine Panikattacke in Ohnmacht zu fallen, überprüft.
- Psychodynamische Therapie: Mit der Patientin werden die Konflikte bearbeitet, die den Ängsten zugrunde liegen. Die Patientin lernt, die Ängste vor dem Hintergrund prägender Erfahrungen in frühen Beziehungen zu verstehen und sie in ihren Alltag neu einzuordnen. Dabei geht es insbesondere um die Erkundung eines besonders angstverursachenden psychischen Konflikts, der sowohl bei der Entstehung der Ängste als auch bei der aktuellen Beziehungsgestaltung eine Rolle spielt.
- Medikamentöse Therapie: Zur medikamentösen Behandlung sind moderne Antidepressiva zugelassen. Auf angstlösende Mittel oder Beruhigungsmittel (zum Beispiel Valium®, Tavor®, Rohypnol®) sollte nicht zurückgegriffen werden, da es hier zu starken Nebenwirkungen (zum Beispiel Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit) kommen kann und die Gefahr sehr groß ist, dass sich eine Abhängigkeit von diesen Substanzen entwickelt. Um ein mögliches Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn auszugleichen, kommen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer zum Einsatz. Bei der generalisierten Angststörung wird zum Beispiel Pregabalin eingesetzt, das zu den Medikamenten aus der Gruppe der Antiepileptika gehört. Auch weitere Antidepressiva werden zur Behandlung von Angststörungen eingesetzt. Diese werden je nach Schwere der Angststörung individuell eingesetzt. Tritt nach der Therapie der Angststörung Besserung ein, sollten die Medikamente über weitere sechs bis zwölf Monate eingenommen werden.
Selbsthilfe bei Angststörungen
Um die Therapie der Angst zu unterstützen, können Betroffene auch selbst etwas tun. Hierbei ist wichtig, dass die Betroffenen Auslöser ihrer Angst nicht meiden, sondern sich ihnen stellen. Eine weitere Möglichkeit, Stress abzubauen und die Psyche zu stärken, ist sportliche Aktivität. Am besten kann das Auftreten von Panikattacken durch Lauftraining und anderen Ausdauersport vermindert werden. Darüber hinaus vermittelt auch die Deutsche Angst-Selbsthilfe (DASH) bundesweit und örtlich Selbsthilfegruppen.
Heilungschancen
Angststörungen neigen dazu, sich zu verstärken und auszuweiten. Werden sie nicht behandelt, entwickelt sich häufig eine chronische Erkrankung. Angststörungen lassen sich sehr gut durch Psychotherapie behandeln. Bis zu 80 Prozent der Patient*innen sind nach einer psychotherapeutischen Behandlung dauerhaft frei von behandlungsbedürftiger Symptomatik. Auch moderne Antidepressiva zeigen Erfolge in der Behandlung dieser Angststörungen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Wirkung oft nur so lange anhält, wie die Medikamente eingenommen werden. Dadurch kann es zu einer psychischen Abhängigkeit kommen. Vor allem langfristig hat Psychotherapie die besseren Wirkungen.
Angst und Depression
Auf den ersten Blick sind Angst und Depression ziemlich verschiedene Emotionen und fühlen sich auch subjektiv ganz unterschiedlich an. Dennoch treten sie sehr oft gemeinsam auf, entwickelt sich die eine Krankheit aus der anderen. Eine gewisse Verwandtschaft scheint also gegeben zu sein. Dafür spricht auch, dass für beide Erkrankungen dieselben Medikamente eingesetzt werden (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer).
Was passiert im Gehirn bei Angst und Panik?
Im Außen passiert vielleicht nichts, was für andere Menschen in deinem Umfeld verdächtig erscheint. Das Kampf-Flucht-System deines Körpers wird aktiviert: Es mobilisiert über das autonomes Nervensystem (genauer: das sympathische Nervensystem) alle zugängliche Energie, schüttet die Hormone Adrenalin und Cortisol aus und bringt dich in Bereitschaft zu kämpfen, zu flüchten oder in deiner Motorik „einzufrieren“ (fight/flight/freeze). Interessanterweise gibt es im körperlichen Reaktionsmuster einen fließenden Übergang, eine Ähnlichkeit, zwischen Angst und Aggression als verhaltensregulierende Emotionen. Nehmen wir eine Chance wahr, dem angstauslösenden Reiz zu begegnen oder gegen die Gefahr zu kämpfen, ist Aggression evolutionär sinnvoll und wird zuerst aktiviert. Erscheint dagegen die Gefahr zu groß, dominieren Furchtreaktionen und Angstverhalten wie Flucht und Schreckstarre als situationsbedingte Strategie des „Überlebens“. Die dominanten, angstregulierenden Strukturen des Gehirns sind die des limbischen Systems.
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