Generalisierte Angststörung im Zusammenhang mit Demenz: Eine umfassende Betrachtung

Angst ist eine natürliche und sinnvolle menschliche Emotion, die dazu dient, sich den situativen Gegebenheiten anzupassen. Ein Übermaß an Angst kann jedoch krank machen und im Alter zu einer generalisierten Angststörung führen. Die generalisierte Angststörung ist durch beständige Sorgen über die Zukunft gekennzeichnet. Dieser Artikel beleuchtet den Zusammenhang zwischen generalisierter Angststörung und Demenz, wobei Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten umfassend dargestellt werden.

Angststörungen im Alter: Ein Überblick

Angststörungen sind im Alter keine Seltenheit, werden aber oft unterschätzt. Sie umfassen verschiedene Angstformen, die durch Panikgefühle und körperliche Begleiterscheinungen wie Schweißausbrüche und Herzrasen gekennzeichnet sind.

Formen von Angststörungen

  • Panikattacken: Schlagartig auftretende Angstzustände, die nicht an konkrete Situationen gebunden sind und von starken körperlichen Symptomen begleitet werden.
  • Phobien: Angst vor bestimmten Situationen, Gegenständen, Lebewesen oder Orten (z.B. Angst vor Spinnen, Höhenangst, Agoraphobie).
  • Generalisierte Angststörung: Unspezifische, lang anhaltende Angst, die nicht auf bestimmte Objekte, Orte oder Personen gerichtet ist. Betroffene sind unentwegt Gespanntheit, Ruhelosigkeit, Erregbarkeit, Angespanntheit, Beklemmungsgefühlen und ständiger Aufmerksamkeit ihrer Umwelt gegenüber ausgesetzt.

Häufigkeit und Verlauf

Verschiedene Angststörungen kommen im höheren Lebensalter unterschiedlich häufig vor:

  • Phobien sind bei etwa sieben Prozent der über 65-Jährigen verbreitet, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.
  • Panikstörungen treten im höheren Alter seltener auf als bei Jüngeren und betreffen vor allem Frauen.
  • Die Prognose von Phobien ist bei älteren Menschen relativ günstig, wenn eine entsprechende Therapie durchgeführt wird. Bei Panikstörungen und generalisierten Angststörungen ist die Prognose etwas schlechter, da die Symptomatik oft chronisch weiterbesteht.

Ursachen von Angst im Alter

Die Ursachen für Ängste und Angststörungen sind ähnlich wie bei jüngeren Menschen. Genetische Faktoren und psychosoziale Faktoren wie belastende Lebensumstände oder Angst auslösende Lebensereignisse können zur Entstehung von Ängsten beitragen. Bei älteren Menschen können auch krankhafte Veränderungen im Gehirn, bestimmte körperliche Erkrankungen und Medikamente Ängste verursachen.

Generalisierte Angststörung: Symptome und Diagnose

Menschen mit einer generalisierten Angststörung leiden unter einem ständigen Gefühl von Besorgtheit und Anspannung in Bezug auf alltägliche Ereignisse und Probleme. Die Sorgen sind stärker ausgeprägt als bei anderen Menschen und beeinträchtigen den Alltag stark. Betroffene versuchen oft, Auslöser für die Ängste zu vermeiden oder sich bei ihren Angehörigen zu versichern, dass es diesen gut geht.

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Symptome der generalisierten Angststörung

  • Übermäßige Sorgen und Ängste
  • Ruhelosigkeit, Nervosität oder Anspannung
  • Leichte Ermüdbarkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Reizbarkeit
  • Muskelverspannungen
  • Schlafstörungen

Diagnose

Sorgen und Befürchtungen werden bei älteren Menschen häufig als „normal“ angesehen, so dass ausgeprägte, behandlungsbedürftige Ängste häufig nicht erkannt werden. Deshalb ist es wichtig, explizit nach den Angstsymptomen zu fragen und zu erfassen, wie stark die Symptome die Bewältigung des Alltags, soziale Kontakte und die körperliche Gesundheit beeinträchtigen. Weiterhin sollte bei der Diagnose darauf geachtet werden, ob weitere psychische Störungen vorliegen, insbesondere eine Demenz.

Zusammenhang zwischen generalisierter Angststörung und Demenz

Angst tritt bei Menschen mit Demenz sehr häufig auf. Die Symptome können sich mit denen der Demenz überlappen, was die Diagnose erschwert. Es gibt verschiedene Arten von Ängsten, die sich im Verlauf der Krankheit ändern können.

Angst als Frühsymptom von Demenz

In einigen Fällen kann Angst ein Frühsymptom von Demenz sein, bevor die ersten kognitiven Anzeichen wie Vergesslichkeit auftreten. Ängste könnten sogar einen Risikofaktor für Demenz darstellen, da der Körper vermehrt das Stresshormon Kortisol produziert, das Nervenzellen schädigen kann.

Psychologische Erklärung für Angst bei Demenz

Mit dem Fortschreiten der kognitiven Ausfälle können Ängste auch psychologisch erklärt werden. Betroffene bemerken, dass sie sich nicht mehr auf ihr Gehirn verlassen können, was zu Sorgen und Zukunftsängsten führt. Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz können Verwirrungen auftreten, die zu dem Gefühl führen, nicht an den richtigen Ort zu gehören.

Angst und Aggression bei Demenz

Einige Demenzkranke werden aggressiv, wenn sie sich unwohl fühlen. Dies kann auf den Abbau von Kerngebieten im Gehirn zurückzuführen sein, die mit Ängsten verbunden sind. Auch medizinische Ursachen wie Schmerzen oder Verstopfung können zu Aggressionen führen.

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Therapie von Angststörungen bei Demenz

Die Therapie von Angststörungen bei Demenz umfasst sowohl psychotherapeutische als auch medikamentöse Ansätze.

Psychotherapie

Eine Psychotherapie gilt auch bei älteren Angstpatienten als Behandlungsansatz erster Wahl. Dabei hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als die effektivste Therapiemethode erwiesen. Ergänzend können auch Entspannungsverfahren zum Einsatz kommen.

Medikamentöse Behandlung

Angststörungen werden vor allem dann mit Medikamenten behandelt, wenn die Symptome stark ausgeprägt sind. Ziel der Behandlung ist meist, die Symptome so weit zu vermindern, dass der Betroffene in der Lage ist, eine Psychotherapie zu beginnen und die Anforderungen der Therapie zu bewältigen. Bei älteren Patienten ist jedoch Vorsicht geboten, da sie anfälliger für Nebenwirkungen von Psychopharmaka sind.

Weitere Maßnahmen

  • Schaffung einer vertrauensvollen Nähe: Pflegende sollten eine vertrauensvolle Nähe zum Erkrankten herstellen, die Sicherheit und Vertrautheit vermittelt.
  • Reduktion von Umgebungsstressoren: Große Räume mit vielen Personen, schnelle Bewegungen und diffuse Geräusche sollten reduziert werden.
  • Anbieten von angstbindender Körpersprache: Sanfte Berührungen können helfen, Angst zu reduzieren.
  • Individuelle Zuwendung und Beschäftigung: Vermehrte Zuwendung und Beschäftigung können von der Angst ablenken.
  • Tagesstruktur: Eine stabile Tagesstruktur kann den Patienten Halt geben.
  • Kommunikation: Die Kommunikation sollte ruhig und klar sein.
  • Beruhigendes Umfeld: Es ist wichtig, ein beruhigendes Umfeld für die Betroffenen zu schaffen.

Umgang mit Angst und Aggression im Alltag

Um negative Gefühle zu vermeiden, ist es wichtig, ängstigende oder aggressiv machende Situationen zu vermeiden. Angehörige und Pflegende sollten sich über die Erkrankung informieren und versuchen, den Betroffenen Orientierung zu bieten. Eine akzeptierende und validierende Haltung ist entscheidend, um eine gute Beziehung aufzubauen.

Tipps für den Umgang mit Demenzpatienten

  • Vorbereitet sein: Informieren Sie sich gründlich über die Erkrankung Ihres Angehörigen.
  • Orientierung bieten: Vermeiden Sie plötzliche Veränderungen und sorgen Sie für einen strukturierten Tagesablauf.
  • Kommunikation anpassen: Sprechen Sie in kurzen, einfachen Sätzen und verwenden Sie Gesten und Berührungen.
  • Geduldig sein: Seien Sie geduldig und einfühlsam.
  • Akzeptieren lernen: Akzeptieren Sie die Gefühlswelt des Betroffenen und vermeiden Sie Zurechtweisungen.
  • Eigenständigkeit fördern: Fördern Sie die Eigenständigkeit des Betroffenen, ohne ihn zu überfordern.
  • Für das körperliche Wohlbefinden sorgen: Achten Sie auf eine gute Körperpflege, gesunde Ernährung und regelmäßige Arztbesuche.
  • Mit Aggressionen umgehen: Versuchen Sie, den Auslöser für das aggressive Verhalten zu finden und die Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken.

Angebote für pflegende Angehörige

Die Versorgung eines pflegebedürftigen Familienmitglieds ist für Angehörige häufig eine große Belastung. Es ist wichtig, dass Angehörige auf ihre eigene Gesundheit achten und sich Unterstützung suchen. Es gibt verschiedene Angebote für pflegende Angehörige, wie z.B. die Angehörigenampel von digiDEM Bayern, die Informationen und Unterstützung bietet.

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