Kaliummangel als Ursache von Muskelkrämpfen: Symptome, Ursachen und Behandlung

Ein Kaliummangel, in der Fachsprache Hypokaliämie genannt, kann eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen verursachen, darunter auch Muskelkrämpfe. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Kaliummangel im Zusammenhang mit Muskelkrämpfen.

Was ist Kalium und warum ist es wichtig?

Kalium ist ein lebensnotwendiger Mineralstoff, der als Elektrolyt fungiert. Elektrolyte sind Mineralstoffe mit einer elektrischen Ladung, die für zahlreiche Körperfunktionen unerlässlich sind. Kalium spielt eine zentrale Rolle bei:

  • Muskelfunktion: Kalium ist wichtig für die Erregbarkeit und Kontraktion von Muskeln. Es trägt zur Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln bei und ermöglicht so gezielte Muskelbewegungen.
  • Nervenfunktion: Kalium ist für die Funktion von Nervenzellen und die Übertragung von Nervenimpulsen unerlässlich.
  • Herzfunktion: Kalium spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Herzrhythmus.
  • Wasserhaushalt: Zusammen mit Natrium reguliert Kalium den Wasserhaushalt im Körper und wirkt einer Austrocknung der Zellen entgegen.
  • Säure-Basen-Gleichgewicht: Kalium ist für die Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts unentbehrlich.
  • Stoffwechsel: Kalium ist sowohl für die Herzfunktion und die Regulierung des Blutdrucks bedeutsam als auch für die Aktivierung des Eiweiß- und Kohlenhydratstoffwechsels.

Hypokaliämie: Wenn der Kaliumspiegel sinkt

Von einer Hypokaliämie sprechen Fachleute, wenn der Kaliumspiegel im Blut zu niedrig ist. Diagnostiziert wird dies ab einem Kaliumwert von unter 3,6 Millimol pro Liter (mmol/l). Je nach dem gemessenen Wert unterscheidet man zwischen einem leichten (3,0 bis 3,4 mmol/l), mittelschweren (2,5 bis 3,3 mmol/l) und schweren Mangel (unter 2,5 mmol/l).

Ursachen für Kaliummangel

Die Ursache für eine Hypokaliämie ist meist nicht auf eine mangelnde Kaliumzufuhr zurückzuführen. Vielmehr kommt es zu einem Kaliumverlust aufgrund verschiedener Faktoren:

  • Verlust über den Magen-Darm-Trakt: Durchfall und Erbrechen können zu einem erheblichen Verlust von Kalium führen. Auch ein übermäßiger Gebrauch von Abführmitteln (Laxantien) kann einen Kaliummangel verursachen.
  • Verlust über die Nieren: Bestimmte Medikamente, insbesondere Entwässerungsmittel (Diuretika), Glukokortikoide und Antibiotika, können die Kaliumausscheidung über die Nieren erhöhen. Auch Nierenerkrankungen können zu einem Kaliumverlust führen. Schüttet der Körper mehr Aldosteron oder Cortisol als benötigt aus, wird mehr Kalium mit Hilfe der Nieren über den Urin ausgeschieden. Man spricht von Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom) oder Hypercortisolismus.
  • Übermäßiges Schwitzen: Starkes Schwitzen, beispielsweise beim Sport oder bei hohen Temperaturen, kann ebenfalls zu einem Kaliumverlust führen.
  • Mangelernährung: Obwohl Kalium in vielen Lebensmitteln enthalten ist, kann eine Mangelernährung zu einem Kaliummangel führen.
  • Umverteilung von Kalium: Steigt der pH-Wert des Körpers stark an (Alkalose), reagiert der Körper mit einem Austausch von Ionen und schleust vermehrt Kalium in die Zellen ein. Es resultiert ein Kaliummangel im Serum. Das gleiche Phänomen tritt bei einer Insulintherapie auf. Das Insulin stimuliert den Austausch von intrazellulärem Natrium gegen Kalium und verringert die Menge des extrazellulären Kaliums.
  • Störungen des Hormonhaushalts und Stoffwechsels: Verschiedene Hormon- und Stoffwechselstörungen können symptomatische Muskelkrämpfe hervorrufen, wenn sie den Wasser- und Elektrolythaushalt durcheinander bringen.
  • Erhöhter Bedarf in der Schwangerschaft: Schwangere haben einen gesteigerten Bedarf an Mineralstoffen wie Magnesium, Natrium oder Kalium. Kommen die Frauen mit der Aufnahme nicht hinterher, droht ein Elektrolytmangel, der einen Wadenkrampf begünstigt.

Symptome eines Kaliummangels

Die Mangelerscheinungen, die im Zuge einer Hypokaliämie auftreten, sind mitunter unspezifisch und bleiben daher oft unerkannt. Mögliche Symptome sind:

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  • Muskelschwäche: Kalium spielt eine wichtige Rolle bei der Erregbarkeit und Kontraktion von Muskeln. Ist der Kaliumhaushalt gestört, funktioniert die Muskulatur daher nur noch eingeschränkt. Eine Muskelschwäche äußert sich zum Beispiel dadurch, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, Gegenstände anzuheben oder bestimmte körperliche Bewegungen auszuführen, die zuvor kein Problem darstellten.
  • Muskelkrämpfe und Zittern: Weitere Mangelsymptome, die auf eine eingeschränkte Muskelfunktion zurückgehen, sind starke Muskelschmerzen oder Muskelkrämpfe.
  • Appetitlosigkeit: Ein zu niedriger Kaliumspiegel kann die Muskulatur im Verdauungstrakt beeinträchtigen, was zu einem verminderten Hungergefühl oder Appetitlosigkeit führen kann.
  • Übelkeit und Erbrechen: Funktionsstörungen des Darms durch einen Kaliummangel können neben Magen-Darm-Beschwerden auch zu allgemeinem Unwohlsein, Übelkeit und Erbrechen führen.
  • Nierenbeschwerden: Ein schwerwiegender und unbehandelter Kaliummangel kann die Nierenfunktion beeinträchtigen. Das bedeutet: Die Nieren können ihrer Hauptaufgabe - Abfallstoffe aus dem Blut zu filtern - nicht mehr richtig nachgehen. Mögliche Folgen sind ein akutes Nierenversagen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Ameisenlaufen: Einige Personen mit Kaliummangel berichten von Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder "Ameisenlaufen" in den Extremitäten, was auf eine gestörte Nervenfunktion hinweisen kann.
  • Muskellähmungen: Ein Kaliummangel kann das Nervensystem erheblich beeinflussen, da das Elektrolyt für die Funktion von Nervenzellen und die Übertragung von Nervenimpulsen unerlässlich ist.
  • Herzrhythmusstörungen: Kalium spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Herzrhythmus. Ein sehr schwerer Kaliummangel führt in einigen Fällen zu Herzstolpern (Extrasystolen).
  • Verstopfung: Eine verminderte Darmtätigkeit mit Verstopfung und Bauchschmerzen ist ebenfalls möglich, da die Darmmuskulatur Kalium benötigt.
  • Müdigkeit: Die Betroffenen klagen zudem häufig über Müdigkeit.

Kaliummangel und Muskelkrämpfe

Muskelkrämpfe sind plötzliche, unwillkürliche und schmerzhafte Kontraktionen eines Muskels oder einer Muskelgruppe. Sie können in verschiedenen Muskeln auftreten, besonders häufig sind jedoch die Waden betroffen. Kalium ist für die Muskelarbeit (Zusammenziehen und Entspannen der Muskeln) notwendig, da es an der normal ablaufenden Erregungsweiterleitung von den Nerven auf die Muskeln beteiligt ist. Gerät dieses Zusammenspiel durch einen Mangel aus dem Gleichgewicht, können Krämpfe und Verspannungen die Folge sein.

Wadenkrämpfe entstehen, wenn sich Muskeln oder Muskelteile der Wade plötzlich und ohne willentliche Beeinflussung schmerzhaft zusammenziehen. Das kann etwa beim Sport, aber auch im Schlaf passieren. Gelegentlich auftretende Muskelkrämpfe in der Wade sind in der Regel harmlos. Kommen die Krämpfe aber häufiger vor, können sie Anzeichen einer Erkrankung sein.

Diagnose eines Kaliummangels

Bei Verdacht auf einen Kaliummangel ist eine ärztliche Untersuchung erforderlich. Der Arzt oder die Ärztin wird zunächst die Krankengeschichte erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Anschließend wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, um den Kaliumspiegel im Blutserum zu bestimmen. Die Bestimmung dieses Wertes erfolgt im Labor. Der Arzt oder die Ärztin lassen häufig gleichzeitig weitere Labor-Parameter wie Natrium, Nierenwerte und Blutzucker ermitteln. Meist wird eine Hypokaliämie bei Routinelaborkontrollen festgestellt, ohne dass die Betroffenen Beschwerden haben. Bei bestimmten Erkrankungen oder Symptomen wie Herzrhythmusstörungen oder Niereninsuffizienz oder wenn Sie bestimmte Medikamente einnehmen, wird ihr Arzt oder ihre Ärztin ebenfalls die Kaliumwerte kontrollieren. Auch Veränderungen im EKG können auf einen Kaliummangel hinweisen.

Behandlung von Kaliummangel

Die Behandlung eines Kaliummangels richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad des Mangels.

  • Akute Hypokaliämie: Die akute Hypokaliämie stellt aufgrund der möglichen Folgen einen Notfall dar. Dem Patienten muss sofort intravenös Kaliumchlorid verabreicht werden, und sein Zustand ist streng zu überwachen. Sind Medikamente für den Kaliummangel verantwortlich, werden diese schnellstmöglich abgesetzt.
  • Chronischer Kaliummangel: Bei einem chronischen Defizit kann man mit Hilfe von Kaliumpräparaten den Kaliummangel beheben. Der Arzt oder die Ärztin führen im Anschluss eine erneute Blutkontrolle durch, um den Kaliumspiegel zu kontrollieren und wiederholen diese bei Bedarf regelmäßig.
  • Kaliumreiche Ernährung: Wesentlich simpler und nachhaltiger ist eine kaliumreiche Ernährung mit Gemüse und Hülsenfrüchten, Kartoffelprodukten, Obstsäften und Nüssen. Gute Kaliumquellen sind: Avocados, Spinat, Möhren, Kartoffeln, Hülsenfrüchte (vor allem Bohnen), Pilze sowie Obst wie Beeren, Steinobst (besonders Aprikosen) und Bananen. Getrocknete Lebensmittel haben im Verhältnis zum Gewicht einen hohen Kaliumanteil. Das ist etwa bei Tomatenmark oder Trockenobst der Fall.

Vorbeugung von Kaliummangel

Um einem Kaliummangel vorzubeugen, ist eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend kaliumreichen Lebensmitteln wichtig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Zufuhr von 4.000 Milligramm (4 Gramm) Kalium für Jugendliche und Erwachsene.

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Besondere Vorsicht ist geboten bei:

  • Einnahme von Diuretika: Bei Einnahme von entwässernden Medikamenten sollte der Kaliumspiegel regelmäßig kontrolliert werden. Sinnvoll ist es, in ärztlicher Absprache bestimmte Entwässerungsmittels (etwa Thiaziddiuretika) durch Alternativen zu ersetzen, die weniger Einfluss auf den Kaliumhaushalt nehmen.
  • Erkrankungen mit Durchfall oder Erbrechen: Bei Erkrankungen, die mit Durchfall oder Erbrechen einhergehen, sollte auf eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr geachtet werden.
  • Starkem Schwitzen: Bei starkem Schwitzen sollte der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ausgeglichen werden.

Magnesiummangel und Kaliummangel

Magnesium- und Kaliummangel treten häufig zusammen auf, da die Mineralstoffe im Körper eng miteinander interagieren und viele gemeinsame Prozesse beeinflussen. Zudem enthalten viele kaliumreiche Lebensmittel gleichzeitig eine Menge Magnesium. Eine Mangelernährung kann daher zu einer Unterversorgung beider Mineralien führen. Ein Magnesiummangel verstärkt zudem die Symptome eines Kaliummangels.

Weitere Ursachen für Muskelkrämpfe

Neben Kaliummangel gibt es noch weitere mögliche Ursachen für Muskelkrämpfe, darunter:

  • Magnesiummangel: Ein Magnesiummangel (Hypomagnesiämie) kann ebenfalls Wadenkrämpfe bzw. Muskelkrämpfe hervorrufen.
  • Kalziummangel: Auch Kalziummangel (Hypokalzämie) zählt zu den möglichen Ursachen für einen Muskelkrampf.
  • Dehydration: Oft werden Wadenkrämpfe bzw. Muskelkrämpfe durch eine Dehydrierung (Dehydration) ausgelöst, also eine Austrocknung des Körpers.
  • Überlastung der Muskulatur: Eine Überlastung der Wadenmuskulatur kann zu einem Krampf führen.
  • Nervenerkrankungen: Neurologische Störungen und Erkrankungen können mit symptomatischen Muskelkrämpfen einhergehen.
  • Gefäßerkrankungen: Krampfadern (Varizen) sind Erweiterungen oberflächlicher Venen, die durch eine Venenschwäche verursacht werden und gehäuft nächtliche Wadenkrämpfe verursachen können.
  • Medikamente und Stimulanzien: Es gibt eine Reihe von Medikamenten und Stimulanzien, die zu Krämpfen in der Muskulatur führen können.
  • Muskel-Skelett-Erkrankungen: Hin und wieder sind symptomatische Muskelkrämpfe die Folge von Muskelerkrankungen (Myopathien).

Was tun bei akuten Muskelkrämpfen?

Die beste Sofortmaßnahme bei einem nächtlichen Muskelkrampf ist: dehnen - auch wenn es wehtut. Zudem hilft es, aufzustehen und umherzulaufen. Dadurch wird die Muskulatur automatisch gelockert. Tritt der Krampf während des Trainings auf, solltest du den betroffenen Muskel sofort entlasten. Auch das Massieren des Muskels wirkt durchblutungsfördernd, entspannend und wohltuend. Auch Wärme hilft bei Wadenkrämpfen. Indem sie die Durchblutung anregt, löst Wärme die Verspannung des verkrampften Muskels. Sie können dafür ein warmes Bad nehmen oder wärmende Auflagen bzw.

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