Borreliose ist eine durch Bakterien ausgelöste Infektionskrankheit, die durch Zecken auf den Menschen übertragen werden kann. Wer sich im Grünen aufhält, kann von einer Zecke gestochen werden, wobei manchmal Krankheiten wie Borreliose übertragen werden. In Deutschland erkranken pro Jahr schätzungsweise drei von 10.000 Menschen an Borreliose. Da der Speichel einer Zecke zahlreiche Krankheitserreger enthalten kann, ist es wichtig, sich über die Risiken und Folgen einer Borreliose-Infektion zu informieren.
Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel dienen der Information und ersetzen keine ärztliche Beratung. Bei Verdacht auf Borreliose sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Was ist Borreliose?
Die Borreliose, auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Art Borrelia burgdorferi ausgelöst wird. Gelangen Borrelien über den Zeckenspeichel in den menschlichen Körper, können sie Gelenke, Organe, Gewebe und das Nervensystem befallen. Zunächst kommt es zu einer Entzündung der Haut in der Nähe der Einstichstelle.
Ursachen und Übertragung
Die Übertragung der Borreliose erfolgt durch den Stich einer infizierten Zecke. Die Borrelien leben im Darm der Zecke und werden erst nach einer gewissen Saugzeit übertragen. Daher ist das Risiko einer Infektion geringer, wenn die Zecke frühzeitig entfernt wird.
Das Risiko für Zeckenstiche hängt vom jeweiligen Gebiet und dem eigenen Verhalten in der Natur ab. Borrelien kommen überall in Deutschland vor, wobei die Rate der infizierten Zecken regional schwankt. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Stich einer infizierten Zecke zwangsläufig zu einer Borreliose führt. Nach Schätzungen bekommt etwa einer von 100 Menschen nach einem Zeckenstich Borreliose.
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Symptome der Borreliose
Die Symptome der Borreliose können vielfältig sein und sich in verschiedenen Stadien der Erkrankung unterschiedlich äußern:
Frühes Stadium (Lokalinfektion)
- Wanderröte (Erythema migrans): Ein abgrenzbarer, roter Hautfleck an der Einstichstelle, der sich ringförmig ausbreitet und einen Durchmesser von mehr als fünf Zentimetern erreicht. Die Wanderröte tritt bei etwa 90 % der Krankheitsfälle auf und kann auch an anderen Körperstellen auftreten.
- Grippeähnliche Symptome: Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Muskelschmerzen können innerhalb von sechs Wochen nach einem Zeckenstich auftreten.
Späteres Stadium (Generalisation und Organmanifestation)
Breitet sich der Erreger im Körper aus, können folgende Symptome auftreten:
- Neuroborreliose: Befall des Gehirns und der Nerven, der zu Lähmungserscheinungen (oft im Gesicht), schmerzhaften Nervenentzündungen oder einer Hirnhautentzündung (Meningitis) führen kann.
- Lyme-Arthritis: Entzündung der Gelenke, insbesondere der Kniegelenke, die mit Schmerzen und Schwellungen einhergeht.
- Weitere Symptome: Muskelschmerzen, Magen-Darm-Störungen, Rückenschmerzen, Schlafprobleme, Müdigkeit, Krämpfe, Sehstörungen, Kopfschmerzen sowie Taubheit und Prickeln in Händen und Füßen.
- Psychische Symptome: Wahrnehmungsstörungen (akustische und optische Halluzinationen, sensorische Überempfindlichkeit), Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten, Benommenheit, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Ängste, Depressionen und Suizidgedanken.
Neuroborreliose und Hirnhautentzündung (Meningitis)
Die Neuroborreliose ist eine spezielle Form der Borreliose, bei der das Nervensystem betroffen ist. Sie kann sich in verschiedenen Symptomen äußern, darunter auch eine Hirnhautentzündung (Meningitis).
Symptome der Neuroborreliose
- Nervenwurzelentzündung (Radikulitis): Starke, häufig nächtlich betonte Schmerzen, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen.
- Hirnnervenbeteiligung: Insbesondere der VII. Hirnnerv (N. facialis) kann betroffen sein, was zu einer akuten Gesichtslähmung führt.
- Hirnhautentzündung (Meningitis): Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Lichtempfindlichkeit.
- Enzephalitis: Entzündung des Gehirns, die zu Bewusstseinsstörungen, epileptischen Anfällen und fokal-neurologischen Ausfällen führen kann.
Diagnose der Neuroborreliose
Die Diagnose der Neuroborreliose wird anhand der klinischen Befunde und einer Nervenwasseruntersuchung (Lumbalpunktion) gestellt. Ein unauffälliger Liquorbefund schließt eine Neuroborreliose mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Große Vorsicht ist bei der Interpretation von Borrelien-spezifischen Befunden in der Blutuntersuchung geboten: Ein positiver Borrelien-Titer ohne klinische Symptomatik belegt lediglich den Kontakt des Immunsystems mit dem Erreger, beweist jedoch nicht eine behandlungsbedürftige Erkrankung.
Hirnhautentzündung (Meningitis) allgemein
Eine Hirnhautentzündung (Meningitis) ist eine Entzündung der Hirnhäute und/oder Rückenmarkshäute, die durch verschiedene Erreger verursacht werden kann. Neben Bakterien und Viren können auch andere Faktoren wie Autoimmunerkrankungen oder Medikamente eine Meningitis auslösen.
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Ursachen der Meningitis
- Viren: Arboviren (z. B. FSME-Virus), Varizella-Zoster-Virus, Coxsackie-Viren, SARS-CoV-2, Epstein-Barr-Virus
- Bakterien: Neisseria meningitidis (Meningokokken), Pneumokokken, Listerien, Staphylokokken, Enterobakterien, Hämophilus influenzae, Borrelien
- Andere Ursachen: Autoimmunerkrankungen, Medikamente, Pilze
Symptome der Meningitis
- Heftige Kopfschmerzen
- (Hohes) Fieber
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit
- Steifer Nacken: Entzündungsbedingte Schmerzen machen es Betroffenen oft unmöglich, den Kopf auf die Brust zu legen.
- Veränderungen des Verhaltens, der Befindlichkeit und des Ess- und Trinkverhaltens (bei Kleinkindern)
- Verwirrung und Bewusstseinsausfälle (bei älteren Personen)
- Punktförmige Blutungen auf der Haut (bei einer Infektion mit Meningokokken)
Diagnose der Meningitis
- Anamnese: Gespräch mit dem Arzt über die Krankengeschichte und mögliche Ursachen.
- Körperliche Untersuchung: Beurteilung der Symptome und neurologischer Funktionen.
- Blutuntersuchung: Nachweis von Entzündungszeichen und Erregern im Blut.
- Lumbalpunktion: Entnahme von Nervenwasser (Liquor) zur Untersuchung auf Entzündungszeichen und Krankheitserreger.
- Bildgebende Verfahren: MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) zur Untersuchung des Gehirns, insbesondere bei Bewusstseinsstörungen.
Behandlung der Borreliose
Die Borreliose wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Je nach Beschwerden und Stadium der Erkrankung kommen verschiedene Antibiotika über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen zum Einsatz. Meist heilt die Borreliose folgenlos aus. Es kann jedoch vorkommen, dass eine erste Antibiotikabehandlung nicht ausreichend wirkt. Dann kann es nötig sein, auf ein anderes Antibiotikum zu wechseln.
Bei der Neuroborreliose ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung mit Antibiotika entscheidend, um bleibende Schäden zu verhindern.
Es ist wichtig zu beachten, dass eine Borreliose auch ohne Antibiotika von allein abklingen kann. Dann ist aber das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf höher.
Vorbeugung der Borreliose
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um das Risiko einer Borreliose-Infektion zu verringern:
- Zeckenstiche vermeiden:
- Tragen Sie im Wald oder auf Wiesen geschlossene Schuhe, langärmlige Hemden und lange Hosen.
- Ziehen Sie die Strümpfe über die Hosenbeine.
- Wählen Sie am besten helle Kleidung, dann lassen sich die winzigen dunklen Zecken leichter erkennen und entfernen.
- Verwenden Sie Zecken-abweisende Mittel auf der Haut.
- Körper nach Zecken absuchen: Suchen Sie nach dem Aufenthalt in der Natur den Körper gründlich nach Zecken ab, vor allem in den Kniekehlen, in den Leisten, unter den Achseln, hinter den Ohren sowie am Kopf und Haaransatz.
- Zecken rasch entfernen: Entfernen Sie Zecken so schnell wie möglich mit einer Pinzette, einer Zeckenkarte oder einem speziellen Instrument zur Zeckenentfernung. Greifen Sie die Zecke am Kopfbereich möglichst nah der Haut und ziehen Sie diese langsam und gerade heraus. Verzichten Sie auf Manipulationen an der Zecke mit Öl oder Cremes, da dies die Erregerfreisetzung fördern kann. Desinfizieren Sie die Stichstelle im Anschluss sorgfältig.
Im Gegensatz zur Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gibt es gegen die Borreliose keine vorbeugende Schutzimpfung.
Post-Lyme-Syndrom und chronische Borreliose
Manche Menschen bemerken Monate oder Jahre nach einem Zeckenstich Muskel- und Gelenkbeschwerden, starke Müdigkeit oder Gedächtnisstörungen. Einige von ihnen und manche Ärzte sehen in diesen Symptomen eine Spätfolge einer Borrelien-Infektion. Das Krankheitsbild wird manchmal als Post-Lyme-Syndrom oder chronische Borreliose bezeichnet - auch wenn Letzteres keine allgemein anerkannte Diagnose ist.
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Es gibt Ärztinnen und Ärzte, die Menschen mit unklaren Gelenkbeschwerden, Erschöpfungszuständen oder Konzentrationsstörungen eine langwierige Antibiotika-Behandlung vorschlagen. Davon ist jedoch abzuraten: Denn wenn die Ursache keine Borrelien-Infektion ist, bleibt die Therapie unwirksam.
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