Herzschmerzen sind ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht immer das Herz selbst die Ursache für die Schmerzen ist. Auch Erkrankungen der Lunge, des Zwerchfells, der Speiseröhre, des Magens oder Gelenkbeschwerden können Herzschmerzen auslösen.
Das Herz als zentraler Motor des Körpers
Das Herz ist der „Motor“ unseres Körpers und pumpt durch rhythmische Kontraktionen etwa vier bis sechs Liter Blut pro Minute durch den Körper. Es besteht aus einem funktionellen Zusammenschluss von Herzmuskelzellen (Myokardzellen, Myozyten), die über elektrische Impulse koordiniert und nahezu gleichzeitig kontrahiert werden. Die Myozyten bilden den Herzmuskel (Myokard) und den grundlegenden ultrastrukturellen Mechanismus der Pumpfunktion.
Das Herz liegt, eingebettet in den Herzbeutel (Perikard), zentral hinter dem Brustbein (Sternum) im sogenannten Mediastinum, einem Bereich zwischen den beiden Lungenflügeln. Dort verlaufen auch wichtige Strukturen wie die großen Gefäßabgänge des Herzens (z. B. die Brustaorta), die obere Hohlvene (Vena cava superior), Nervengeflechte des sympathischen Nervensystems, der „Eingeweidenerv“ (Nervus vagus) zur Versorgung der Bauchorgane sowie die Speiseröhre (Ösophagus). Im Mediastinum befindet sich auch der Ductus thoracicus, der „Brustmilchgang“.
Die Vielzahl an Strukturen im Mediastinum führt dazu, dass die Ursachen von Herzschmerzen sehr unterschiedlich sein können. Eine der wichtigsten Erkrankungen mit Herzschmerz-Symptomatik ist die Angina pectoris (Brustenge), die durch eine vorübergehende Minderdurchblutung (Ischämie) des Herzmuskels verursacht wird. Diese Minderdurchblutung entsteht meist durch eine Verengung der Herzkranzgefäße (Koronargefäße) aufgrund von Fettablagerungen (Plaques, Arteriosklerose) in den Gefäßwänden.
Ein akuter Angina pectoris-Anfall dauert normalerweise nur wenige Sekunden, kann aber in schweren Fällen auch Minuten andauern. Er wird oft durch körperliche oder psychische Belastung ausgelöst. Man unterscheidet zwischen belastungsinduzierter Angina pectoris und einer Symptomatik, die bereits in Ruhe auftritt.
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Ursachen von Herzschmerzen
Herzschmerzen können vielfältige Ursachen haben, die nicht immer direkt mit dem Herzen zusammenhängen. Es ist wichtig, die genaue Ursache der Schmerzen zu ermitteln, um eine angemessene Behandlung einzuleiten. Hier sind einige der häufigsten Ursachen von Herzschmerzen:
Herzerkrankungen:
- Koronare Herzkrankheit (KHK): Verengungen der Herzkranzgefäße führen zu einer Minderdurchblutung des Herzmuskels.
- Herzinfarkt: Ein Verschluss eines Herzkranzgefäßes führt zu einer akuten Unterversorgung des Herzmuskels.
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Eine Entzündung des Herzmuskels kann Schmerzen und Funktionsstörungen verursachen.
- Herzbeutelentzündung (Perikarditis): Eine Entzündung des Herzbeutels verursacht oft stechende Schmerzen.
- Herzklappenfehler: Funktionsstörungen der Herzklappen können zu einer Belastung des Herzens und damit zu Schmerzen führen.
- Riss in der Hauptschlagader (Aortendissektion): Ein Riss in der Aortenwand verursacht starke Brustschmerzen.
Nicht-herzbedingte Ursachen:
- Erkrankungen der Atemwege: Lungenentzündung, Rippenfellentzündung oder eine Lungenembolie können Schmerzen im Brustbereich verursachen.
- Erkrankungen des Verdauungstrakts: Sodbrennen, Speiseröhrenentzündung oder ein Magengeschwür können ähnliche Symptome wie Herzschmerzen hervorrufen.
- Muskelverspannungen und Blockaden: Verspannungen im Brust-, Schulter- und Rückenbereich können Schmerzen verursachen, die als Herzschmerzen fehlinterpretiert werden.
- Psychische Ursachen: Stress, Angst und Panikattacken können zu Herzschmerzen führen.
- Funktionelle Herzbeschwerden: Beschwerden in der Herzgegend ohne erkennbare organische Ursache.
Symptome, die auf Herzprobleme hindeuten können
Verschiedene Symptome können auf Herzprobleme hindeuten. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Schmerzen im Brustkorb: Die Schmerzen können als Engegefühl, Druck, Brennen oder Stechen wahrgenommen werden. Sie können in den Hals, den Kiefer, den Oberbauch, den Rücken oder den linken Arm ausstrahlen.
- Atemnot: Atemnot kann unter Belastung oder in Ruhe auftreten und auf eine Herzschwäche, Verengungen der Herzkranzgefäße oder andere Herzprobleme hinweisen.
- Leistungsverlust: Allgemeine Schwäche, rasche Ermüdung und ein plötzlicher Leistungsabfall können Anzeichen für eine Herzmuskelentzündung oder eine Herzinsuffizienz sein.
- Herzrhythmusstörungen: Unregelmäßiger Herzschlag, Herzrasen oder Herzstolpern können auf Herzklappenfehler, Bluthochdruck oder andere Herzerkrankungen hinweisen.
- Ödeme: Wassereinlagerungen in den Beinen, Füßen oder im Bauchraum können auf eine Herzschwäche hindeuten.
- Schwindel und Ohnmacht: Diese Symptome können bei schweren Herzrhythmusstörungen oder einer akuten Minderdurchblutung des Gehirns auftreten.
Was tun bei Herzschmerzen?
Bei akuten, starken Herzschmerzen, die mit Atemnot, Übelkeit oder Angstgefühlen einhergehen, sollte umgehend der Notruf (112) gewählt werden. Es könnte sich um einen Herzinfarkt handeln, der eine sofortige Behandlung erfordert.
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Bei weniger akuten Herzschmerzen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären. Der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen. Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie ein EKG, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens oder eine Blutuntersuchung erforderlich sein.
Behandlung von Herzschmerzen
Die Behandlung von Herzschmerzen richtet sich nach der Ursache. Bei Herzerkrankungen können Medikamente, Kathetereingriffe oder Operationen erforderlich sein. Bei nicht-herzbedingten Ursachen werden die entsprechenden Grunderkrankungen behandelt.
Medikamentöse Therapie:
- Nitroglycerin-Spray: Bei Angina pectoris kann ein Nitroglycerin-Spray schnell Linderung verschaffen, indem es die Gefäße erweitert und die Durchblutung des Herzmuskels verbessert.
- Betablocker: Diese Medikamente senken den Blutdruck und die Herzfrequenz und können so die Belastung des Herzens reduzieren.
- ACE-Hemmer: ACE-Hemmer erweitern die Blutgefäße und senken den Blutdruck.
- Statine: Statine senken den Cholesterinspiegel und können so die Bildung von Plaques in den Gefäßwänden verhindern.
- Acetylsalicylsäure (ASS): ASS wirkt blutverdünnend und kann so das Risiko von Blutgerinnseln und Herzinfarkten verringern.
Kathetereingriffe:
- Ballondilatation und Stentimplantation: Bei Verengungen der Herzkranzgefäße können diese durch eine Ballondilatation aufgeweitet und mit einem Stent stabilisiert werden.
- Ablation: Bei Herzrhythmusstörungen kann eine Ablation durchgeführt werden, um die fehlerhaften elektrischen Signale im Herzen zu unterbrechen.
Operationen:
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- Bypass-Operation: Bei schweren Verengungen der Herzkranzgefäße kann eine Bypass-Operation durchgeführt werden, um die betroffenen Gefäße zu umgehen.
- Herzklappenrekonstruktion oder -ersatz: Bei Herzklappenfehlern kann die Klappe rekonstruiert oder durch eine künstliche Klappe ersetzt werden.
- Herztransplantation: In schweren Fällen von Herzinsuffizienz kann eine Herztransplantation erforderlich sein.
Vorbeugung von Herzschmerzen
Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, das Risiko von Herzschmerzen und Herzerkrankungen deutlich zu reduzieren:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und wenig gesättigten Fetten und Cholesterin ist wichtig für die Herzgesundheit.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität stärkt das Herz-Kreislauf-System und hilft, Übergewicht zu vermeiden.
- Nichtrauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko von Herzerkrankungen.
- Stressreduktion: Stress kann sich negativ auf das Herz auswirken. Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Regelmäßige Check-ups beim Arzt können helfen, Risikofaktoren für Herzerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist eine Entzündung des Herzmuskels, die meist durch Viren verursacht wird. Die Erkrankung kann asymptomatisch verlaufen oder zu Symptomen wie Abgeschlagenheit, Atemnot, Herzklopfen und Brustschmerzen führen. In schweren Fällen kann eine Myokarditis zu einer Herzinsuffizienz oder sogar zum plötzlichen Herztod führen.
Ursachen
Die häufigste Ursache für eine Myokarditis ist eine Infektion mit Viren, insbesondere Enteroviren (z. B. Coxsackieviren) und Adenoviren. Auch bakterielle Infektionen, Pilzinfektionen, Parasiten und Autoimmunerkrankungen können eine Myokarditis verursachen.
Symptome
Die Symptome einer Myokarditis können sehr unterschiedlich sein. Viele Menschen mit einer Myokarditis haben keine Symptome. Wenn Symptome auftreten, können sieFolgende sein:
- Abgeschlagenheit und Erschöpfung
- Atemnot, insbesondere bei Belastung
- Brustschmerzen
- Herzklopfen oder Herzstolpern
- Fieber
- Gliederschmerzen
Diagnose
Die Diagnose einer Myokarditis wird in der Regel anhand der Krankengeschichte, der körperlichen Untersuchung und verschiedener Tests gestellt. Zu den wichtigsten Tests gehören:
- EKG (Elektrokardiogramm): Ein EKG kann Veränderungen der Herzaktivität zeigen, die auf eine Myokarditis hindeuten.
- Echokardiographie (Herzultraschall): Eine Echokardiographie kann die Funktion des Herzmuskels beurteilen und Entzündungszeichen erkennen.
- Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können Entzündungsmarker und herzspezifische Enzyme (Troponin) nachweisen, die bei einer Myokarditis erhöht sein können.
- Magnetresonanztomographie (MRT) des Herzens: Eine MRT des Herzens kann Entzündungen und Schäden des Herzmuskels детаilliert darstellen.
- Herzmuskelbiopsie: In einigen Fällen kann eine Herzmuskelbiopsie erforderlich sein, um die Diagnose zu sichern und die Ursache der Myokarditis zu bestimmen.
Behandlung
Die Behandlung einer Myokarditis richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung. In den meisten Fällen ist eine Schonung und körperliche Ruhe wichtig, um das Herz zu entlasten. Bei einer viralen Myokarditis gibt es keine spezifische antivirale Therapie. In einigen Fällen können jedoch Medikamente eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern und Komplikationen vorzubeugen. Dazu gehören:
- ACE-Hemmer und Betablocker: Diese Medikamente können die Herzfunktion verbessern und den Blutdruck senken.
- Diuretika: Diuretika helfen, überschüssiges Wasser aus dem Körper zu entfernen und die Belastung des Herzens zu reduzieren.
- Immunsuppressiva: In seltenen Fällen, insbesondere bei autoimmunbedingter Myokarditis, können Immunsuppressiva eingesetzt werden, um die Entzündung zu unterdrücken.
Verlauf und Prognose
Der Verlauf einer Myokarditis ist variabel. In den meisten Fällen heilt die Erkrankung folgenlos aus. In einigen Fällen kann es jedoch zu Komplikationen wie einer Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen kommen. In seltenen Fällen kann eine Myokarditis tödlich verlaufen.
Koronare Herzkrankheit und Mikrovaskuläre Dysfunktion
Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine Erkrankung, bei der die Herzkranzgefäße durch Ablagerungen (Plaques) verengt werden. Dies führt zu einer Minderdurchblutung des Herzmuskels und kann Angina pectoris (Brustenge) oder einen Herzinfarkt verursachen.
Bei einigen Patienten mit Angina pectoris finden sich jedoch bei der Herzkatheteruntersuchung keine Verengungen der Herzkranzgefäße. In diesen Fällen kann eine mikrovaskuläre Dysfunktion (CMD) die Ursache für die Beschwerden sein. Bei einer CMD sind die kleinen Blutgefäße im Herzmuskel, die Arteriolen und Kapillaren, in ihrer Funktion gestört. Sie können sich nicht ausreichend erweitern, um den Herzmuskel bei Belastung ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.
Ursachen
Die genauen Ursachen der CMD sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, darunter:
- Entzündungen
- Endotheliale Dysfunktion (Störung der Funktion der inneren Gefäßwand)
- Hormonelle Faktoren
- Genetische Faktoren
Symptome
Die Symptome einer CMD ähneln denen der Angina pectoris:
- Brustschmerzen
- Atemnot
- Erschöpfung
Die Beschwerden können bei körperlicher oder psychischer Belastung auftreten, aber auch in Ruhe.
Diagnose
Die Diagnose einer CMD kann schwierig sein, da die herkömmlichen diagnostischen Verfahren zur Erkennung von KHK (z. B. Belastungs-EKG, Herzkatheteruntersuchung) oft keine Auffälligkeiten zeigen. Spezielle Tests, wie die Messung der koronaren Flussreserve (CFR) und des Index des mikrovaskulären Widerstands (IMR) während einer Herzkatheteruntersuchung, können jedoch helfen, eine CMD zu diagnostizieren. Auch bildgebende Verfahren wie die Positronenemissionstomographie (PET) und die Magnetresonanztomographie (MRT) des Herzens können Hinweise auf eine CMD liefern.
Behandlung
Die Behandlung einer CMD zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:
Lebensstiländerungen: Eine herzgesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Gewichtsabnahme und Stressreduktion können die Symptome der CMD verbessern.
Medikamentöse Therapie: Verschiedene Medikamente können zur Behandlung der CMD eingesetzt werden, darunter:
- Betablocker: Diese Medikamente senken den Blutdruck und die Herzfrequenz und können so die Belastung des Herzens reduzieren.
- Calciumkanalblocker: Diese Medikamente erweitern die Blutgefäße und können so die Durchblutung des Herzmuskels verbessern.
- Nitrate: Nitrate erweitern die Blutgefäße und können so Angina pectoris-Beschwerden lindern.
- Statine: Statine senken den Cholesterinspiegel und können so die endotheliale Funktion verbessern.
- Acetylsalicylsäure (ASS): ASS wirkt blutverdünnend und kann so das Risiko von Blutgerinnseln verringern.
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