ADHS und die rechte Gehirnhälfte: Eine umfassende Betrachtung

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine komplexe neurologische Entwicklungsstörung, die sich durch Konzentrationsschwierigkeiten, Hyperaktivität und Impulsivität auszeichnet. In den USA wird ADHS mittlerweile bei 5 % bis 10 % der Schulkinder diagnostiziert. Die Ursachen der ADHS werden heute in einer neurologischen Entwicklungsstörung vermutet, deren Grundlagen aber bisher im Dunkeln liegen. Die Forschung der letzten Jahre hat sich intensiv mit den neuronalen Grundlagen von ADHS beschäftigt, wobei ein besonderer Fokus auf der Rolle der Gehirnhemisphären liegt. Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen ADHS und der Funktion der rechten Gehirnhälfte, unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse und verschiedener Therapieansätze.

Neurologische Grundlagen von ADHS

Eine Metaanalyse an fast 1 000 Magnetresonanztomografien (MRT) bestätigt die Vermutung, dass Störungen in der Kommunikation des Cortex mit tieferen Regionen des Gehirns an der Pathogenese der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) beteiligt sind. Die Ergebnisse bestätigen, dass Kinder und Jugendliche mit ADHS eine erhöhte funktionelle Konnektivität haben. Auf der einen Seite sind dies Strukturen tief im Gehirn, die an Lernen, Bewegung, Belohnung und Emotionen beteiligt sind (Nucleus caudatus, Putamen und Nucleus accumbens). Diese sind funktionell mit Strukturen im Frontalbereich des Gehirns verbunden, die an Aufmerksamkeit und Emotionen und an der Kontrolle unerwünschter Verhaltensweisen (Gyri temporalis superior, Insula, Gyrus parietalis inferior und Gyrus frontalis inferior) beteiligt sind.

Frühere Studien hatten bei ADHS-Patientinnen und -Patienten eine vermehrte Konnektivität in subkortiko-kortikalen Schleifen gefunden. Technische Fortschritte in der Kernspintomografie machen es möglich, die Entwicklung des Gehirns wesentlich genauer zu verfolgen als noch vor einigen Jahren. Konnten die Forscher früher nur grobe Störungen der einzelnen Großhirnrinden erkennen, so führt das Gerät am US-National Institute of Mental Health (NIMH) in Bethesda/Maryland Messungen an 40 000 unterschiedlichen Orten des Kortex durch. Am NIMH wurden in den letzten Jahren die Hirnentwicklung von 446 Kindern und Jugendlichen untersucht, darunter waren 223 Kinder mit ADHS. Aus den Ergebnissen rekonstruierten Judith Rapoport, die Leiterin der Abteilung für Kinderpsychiatrie am NIMH, und Mitarbeiter die zeitliche Entwicklung der Großhirnrinde von Kindern mit ADHS vom sechsten bis zum 16. Lebensjahr.

Entwicklungsverzögerung und Gehirnreifung

Unter der ADHS kommt es zu einer Entwicklungsverzögerung. Die Aufnahmen der US-Forscher zeigen, dass die Entwicklung in diesen frontalen Regionen bei Kindern mit ADHS um bis zu fünf Jahre verzögert ist. Passend hierzu scheint die Entwicklung des motorischen Kortex bei den Kindern mit ADHS sogar schneller voranzuschreiten als bei den gesunden Kontrollpatienten, was dann die für Eltern und Pädagogen frustrierende Mischung aus fehlender Konzentration und Ansprechbarkeit und Hyperaktivität erklären könnte.

Ein beruhigendes Ergebnis ist, dass die Kinder mit ADHS in der Entwicklung nachziehen. Im Alter von 16 Jahren waren die Großhirnrinden von Kindern mit ADHS nicht von denen gesunder Jugendlicher zu unterscheiden. Hier liegt ein wesentlicher Unterschied zum Autismus, bei dem die Entwicklungsstörungen des Gehirns permanent sind.

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Neurotransmitter und Informationsverarbeitung

Das wissenschaftlich begründete Erklärungsmodell für die Entstehung der ADHS legt eine fehlerhafte Informationsverarbeitung zwischen bestimmten Hirnabschnitten zugrunde, welche für die Konzentration, Wahrnehmung und Impulskontrolle zuständig sind. Diese Störung ist wiederum durch ein Ungleichgewicht der Botenstoffe (Neurotransmitter) in diesen Hirnbereichen - vor allem von Dopamin und Noradrenalin - bedingt, die eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung von einer Nervenzelle zur anderen spielen. Man geht u.a. davon aus, dass bei ADHS-Patienten Dopamin im Raum zwischen zwei Nervenzellen, dem so genannten synaptischen Spalt, nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Die Unterversorgung mit diesem Botenstoff führt zu einer gestörten Informationsweiterleitung zwischen den Nervenzellen. Reize werden nur schlecht und unzureichend gefiltert.

Funktionelle Konnektivität und ADHS

Die Ergebnisse bestätigen, dass Kinder und Jugendliche mit ADHS eine erhöhte funktionelle Konnektivität haben. Auf der einen Seite sind dies Strukturen tief im Gehirn, die an Lernen, Bewegung, Belohnung und Emotionen beteiligt sind (Nucleus caudatus, Putamen und Nucleus accumbens). Diese sind funktionell mit Strukturen im Frontalbereich des Gehirns verbunden, die an Aufmerksamkeit und Emotionen und an der Kontrolle unerwünschter Verhaltensweisen (Gyri temporalis superior, Insula, Gyrus parietalis inferior und Gyrus frontalis inferior) beteiligt sind.

Die Rolle der rechten Gehirnhälfte bei ADHS

Die Gehirnhemisphären, die linke und die rechte Seite des Gehirns, sind nicht lediglich “Sicherheitsbackups” für die Funktion der anderen Hälfte. Sie haben unterschiedliche Funktionen bzw. Funktionsschwerpunkte. Bei den meisten Menschen ist die linke Hemisphäre dominanter. Die rechte Hemisphäre ist deutlich stärker als die linke mit dem limbischen System und den Mechanismen des autonomen und verhaltensbezogenen Arousals verbunden. Störungen der Bindung zwischen Säugling und Mutter können daher Entwicklungsstörungen der rechten Gehirnhemisphäre verursachen, die die Erregungsmodulation und die Regulation der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin beeinflussen.

Lateralisierung und Aufmerksamkeitsprozesse

Studien an neurotypischen Erwachsenen haben gezeigt, dass die drei SLF-Äste (SLF I, II, III) unterschiedliche Gehirnfunktionen wie Aufmerksamkeit und Hemmung unterstützen und dass ihr Lateralisierungsmuster mit der Aufmerksamkeitsleistung zusammenhängt.

Emotionale Verarbeitung und die rechte Hemisphäre

Die rechte Hemisphäre spielt eine entscheidende Rolle bei der emotionalen Verarbeitung. In Zuständen starker emotionaler oder kognitiver Belastung werden auch bei neurologisch intakten Menschen Ereignisse in der rechten Hemisphäre durch Hemmung der Übertragung zwischen den Gehirnhemisphären funktionell von der linken getrennt. Dies kann alexithyme Zustände auslösen, wie z.B. eine signifikant erhöhte Lateralisierung nach links im inferioren OFC und eine geringere Lateralisierung nach rechts im mOFC und im Gyrus rectus.

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Stressreaktionen und Hemisphärenaktivierung

Bei Affen mit einer größeren rechtshemisphärischen Aktivierung zeigten sich eine höhere CAR (Cortisolaufwachreaktion) und höhere basale Cortisolspiegel. Affen mit einer größeren linkshemisphärischen Aktivierung zeigten dagegen eine erniedrigte CAR und erniedrigte basale Cortisolspiegel, während Affen mit einer ausgeglichenen rechts-/linkshemisphärischen Aktivierung eine mittlere CAR zeigten.

Traumata und Hemisphärenaktivierung

In einer Untersuchung mittels auditorisch evozierter Potentiale an in der Kindheit misshandelten Erwachsenen, die alle weder akute psychische Probleme noch eine akute Achse I-Diagnose hatten, wurden diese gebeten, sich zunächst aktiv an eine neutrale oder arbeitsbezogene Erinnerung und danach an eine störende Erinnerung aus der Kindheit mit Beeinträchtigung zu erinnern. Bei Nichtbetroffenen schienen beide Hemisphären gleichermaßen an der Erinnerung beteiligt. Bei Erwachsenen mit Kindheitstraumata zeigte sich während des Abrufs der neutralen Erinnerung eine deutliche Unterdrückung der evozierten Potentiale in der linken Hemisphäre, was auf eine verstärkte Verarbeitung in der linken Hemisphäre hindeutet. Während der Erinnerung an das beunruhigende Ereignis gab es eine robuste Verschiebung der Lateralität bei den evozierten Potentialen. Diese wurden in der rechten Hemisphäre unterdrückt, was auf eine verstärkte Aktivierung der rechten Hemisphäre hindeutet.

Umweltfaktoren und genetische Risiken

Metauntersuchungen vieler Studien haben gezeigt, dass ADHS durch eine Kombination von genetischen Risiken und Umweltfaktoren verursacht wird. Dabei ist es nicht so, dass eine bestimmte Kombination in jedem Fall ADHS auslöst. In einer Studie analysierte ein internationales Team das Erbgut von über 20.000 Menschen mit ADHS und über 35.000 ohne ADHS aus den USA, Europa, Skandinavien, China und Australien. ADHS ist also vererbbar. Wichtig ist auch hier: Nur weil ein Risikofaktor vorliegt, entsteht nicht zwangsläufig ADHS.

Frühkindliche Stresserfahrungen

ADHS wird als Entwicklungsstörung des Gehirns im Sinne einer Entwicklungsverzögerung beschrieben. Vielfache Untersuchungen bestätigen, dass frühkindliche Stresserfahrungen derartige Veränderungen des Verhaltens und der Neurotransmitter bewirken können. Viertens sind Gen-Umwelt-Interaktionen gerade in Bezug auf die wichtigen Genkandidaten für ADHS DRD4-7R, COMT und MAO-A bekannt.

Psychosoziale Risikofaktoren

"Schlechte Erziehung” oder “negative Kindheitserfahrungen” können als eigentliche Ursachen einer ADHS ausgeschlossen werden. Ungünstige Familienverhältnisse können die betroffenen Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung jedoch zusätzlich belasten und sich auf den Schweregrad, den Krankheitsverlauf und die Entwicklung von begleitenden Störungen (z.B. Aggressivität, Angst) negativ auswirken. Zu den so genannten psychosozialen Risikofaktoren zählen z.B.:

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  • unvollständige Familie, d.h. Aufwachsen mit einem alleinerziehenden Elternteil oder ohne Eltern
  • psychische Erkrankung eines Elternteils, vor allem antisoziale Persönlichkeitsstörung des Vaters und Alkoholkonsum in der Familie
  • familiäre Instabilität, ständiger Streit zwischen den Eltern
  • niedriges Familieneinkommen, sehr beengte Wohnverhältnisse
  • Inkonsequenz in der Erziehung, fehlende Regeln
  • häufige Kritik und Bestrafungen
  • unstrukturierter Tagesablauf

Auch eine mindere Intelligenz und die Persönlichkeit des Kindes, die zum großen Teil durch die ungünstigen Familienverhältnisse bedingt ist, wie z.B.

Moderner Lebensstil als Risikofaktor

Manche Fachleute vermuten, dass die ADHS-Entwicklung auch durch unseren heutigen modernen Lebensstil ungünstig beeinflusst wird. Statt Wege zur Schule zu Fuß zurückzulegen und täglich im Freien zu spielen, werden die Kinder mit dem Bus oder von den Eltern zur Schule gebracht und meistens wird drinnen gespielt und allzu häufig am PC. Körperliche Aktivität, optische und akustische Wahrnehmung aus der Natur und wirkliches „Begreifen“ mit den Händen findet immer weniger statt. Bewegungsdrang, überschießende Energie und Neugier können kaum ausgelebt werden. Weniger Autorität der Eltern und Lehrer fördert heutzutage zwar die freie Entfaltung gesunder Kinder, schadet aber dem ADHS-Kind, das klare Strukturen, Regeln und Regelmäßigkeit benötigt. Große Gruppenstärken in Kindergärten und Schulen, die individuelle Betreuung nahezu unmöglich machen, verschärfen das Problem, ebenso der sogenannte „offene Kindergarten“, der kaum Strukturen vorgibt.

Therapieansätze bei ADHS

Nicht immer sind Medikamente die richtige Lösung - Gehirntraining stellt einen alternativen Therapieansatz dar. Man hört immer häufiger, dass Kinder mit ADHS viel zu früh Medikamente verschrieben bekommen, obschon es zahlreiche alternative Therapieansätze gibt. Ob Sport, Entspannungsübungen oder ein Gehirntraining, alle Varianten stellen einen gesünderen Ansatz dar, als eine regelmäßige Medikamenten-Einnahme.

Medikamentöse Behandlung

Bei der ADHS, auch in geringerem Umfang bei der ADS, wurde durch bildgebende Verfahren eine geringere Aktivität im Striatum und auch im präfrontalem Cortex gemessen. Ursächlich dafür ist eine Erhöhung der Anzahl von Dopamin-Transporter (DAT) in diesen Strukturen. Der Wirkstoff Methylphenidat entfaltet seine Wirkung in der Blockierung des Dopamintransporter-Systems (DAT). Dadurch kommt es zu einer Erhöhung der Konzentration des Botenstoffes Dopamin im synaptischen Spalt. Methylphenidat (Ritalin) fällt unter das Betäubungsmittelgesetz unter der Gruppe der Amphetamine.

Kurzfristig und während der Gabe von Ritalin kommt es damit zu einer Aktivierung des präfrontalen Cortex sowie auch des Striatum. Die Erhöhung der stratiofrontalen Aktivität hat nun zur unmittelbaren Folge, dass die Hemmungsfunktion des Cortex auf das limbische System aufgebaut wird und die Patienten in der Folge temporär, während der Wirkung des Medikaments (1- 4h), bessere Konzentrationsleistungen im Sinne der fokussierten Aufmerksamkeit erbracht werden können und auch weniger Störungsanfälligkeit im Sinne des Auftretens neuer Handlungsimpulse zuungunsten der aktuellen Tätigkeit stattfinden. Nach ca. 4 Stunden und nach insgesamtem Absetzen des Medikamentes kann es allerdings zu einem Reboundeffekt kommen, d.h. In der Langzeitwirkung von Methylphenidat kann es langfristig, aufgrund der kompensatorischen Bemühungen des Gehirns, zu einer Erhöhung der Dopamamintransporter (DAT) kommen. Unerwünschte Nebeneffekte können Wachstumsstörungen, Tics, Sehstörungen, Schlafstörungen, Bauchschmerzen, Herzrasen, erhöhter Blutdruck, gesteigerte Nervosität, Herzrhythmusstörung u.a. Langzeituntersuchungen stehen noch aus.

Alternative Therapieansätze

Präfrontaler Cortex und das Striatum sind maßgeblich für Selbstkontrolle, dem Gedächtnis, der Konzentration und vielen anderen geistigen Leistungen verantwortlich. Die Studienlage ergibt eine signifikante Aktivierung und Neuronenzunahme der frontostratialen Strukturen über die Durchführung von komplexen Bewegungstrainings. Befunde einer Erhöhung der Aktivierung und Anzahl von Neuronen liegen außerdem im Bereich des Hippocampus vor, von dem aus das räumliche, sprachliche und situative Gedächtnis gebildet wird. Durch die Kombination von funktionalem Bewegungstraining und Neurofeedbacktraining werden entsprechend nicht nur die Strukturen aktiviert, die normalerweise durch Ritalin aktiviert werden (Selbstkontrolle und Leistungsverbesserung), sondern es finden auch weitere Verbesserungen wie Raumorientierung, Sozialverhalten und Kreativität statt. Dies bedeutet: In den Strukturen, die zur Steuerung des Verhaltens und der kognitiven Leistungen zuständig sind, kommt es zu erhöhter Aktivität.

Gehirntraining und ADHS

Studie: Kann Gehirntraining zu einer Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses führen und somit die Symptome von ADHS lindern? Resultat: Eine Studie am Karolinska Institut in Schweden wies eineVerbesserung des Arbeitsgedächtnisses nach. Symptome der Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit verringerten sich, die Antwortzeit sank und das logische Denken verbesserte sich.

Umgang mit den Besonderheiten des ADHS-Gehirns

ADHS ist eine besondere Art zu sein und das bedeutet, dass das Gehirn nicht schlechter Arbeit als andere Hirne, aber eben anders und es ist gut die Gebrauchsanweisung dafür zu kennen, um die Genialität und Besonderheiten dieses Gehirns nutzen zu können.

Flow-Effekt nutzen

Zuerst geht es darum diesen Floweffekte zu nutzen. Dazu ist es allerdings notwendig vorher den nahestehenden Mitmenschen eine Erklärung dazu abgeben wie z.B: “ ich brauche jetzt eine ungestörte Zeit und bitte stört mich da nicht. Es kann sein, dass ich da wenig anderes mitbekomme..“, Natürlich gilt es diesen Flow zeitlich eingrenzen, denn man kann ja nicht von den anderen uneingeschränktes Verständnis dafür erwarten, dass man sich ausschließlich mit den eigenen Geistesblitzen beschäftigt.

Spontane Einfälle festhalten

Wichtig ist es auch spontane Einfälle und Gedanken zu ernten, die in den unmöglichsten Situationen kommen können. Das ADHS-Gehirn kann wirklich unglaubliche Ideen haben, aber sie kommen zufällig und nebenbei und wenn man sie nicht schriftlich festhält, sind sie genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen sind. Und das ist dann ja ein Jammer. Also ganz wichtige Regel für das ADHS Gehirn: alles, was ihnen an guten Gedanken kommt, sofort aufschreiben oder aufs Handy diktieren, sonst sind sie ganz schnell vergessen. Schreiben sie auch kleine Ideen auf, die ihnen spontan kommen, wie Dinge, die sie noch einkaufen müssen, Geburtstagsgeschenke und Telefonate, die sie noch erledigen müssen. Die Kunst ist es die Gedanken immer auf eine bestimmte Art zu sammeln, sei es mit Post-it Aufklebern oder Handyerinnerungen und diese dann z.B abends bestimmten Listen und bestimmten Projekten zuzuordnen. Das Gehirn arbeitet so nebenbei und Sie werden sich wundern, wie viel ihnen den ganzen Tag über einfällt. Es gilt bei einem ADHS-Gehirn immer: vom “ Chaos in die Struktur“ zu kommen. Das bedeutet, dass Sie all die vielen guten Gedanken, die Sie haben, festhalten, sortieren, zuordnen und dann abarbeiten. Wenn Sie sich daran gewöhnen, werden Sie erstaunt sein, wie leicht ihnen das fällt, wenn sie bestimmte Projekte wie kleine Puzzleteilen zu einem Gesamtbild zusammensetzen können. Wenn Sie ihre Gedanken ordnen und zuordnen, entsteht so oft etwas Großartiges, aber wenn Sie vor einem leeren Blatt sitzen und anfangen wollen etwas zu arbeiten oder zu entwickeln, dann entsteht oft diese gähnende Leere im Hirn. Das ADHS-Gehirn ist ein Revoluzzer und es lässt sich nur höchst ungern zu etwas zwingen, höchstens auf den letzten Drücker.

Reizüberflutung vermeiden

Wichtig ist hier auch darauf hinzuweisen, dass ADHS-ler Reizüberflutung und Störfaktoren, wann immer es möglich ist, vermeiden sollten. Jede Ablenkung und jeder neuer Reiz verschlechtert die Konzentration, wenn die aktuelle Tätigkeit nicht gerade superspannend ist. Je mehr Ablenkung und Reize da sind, desto mehr Informationen werden von dem ADHS-Gehirn aufgenommen und müssen bearbeitet und verarbeitet werden. Und jeder neue Reiz schafft auch mehr Ablenkung. Aus diesem Grund ist es auch nicht gut mehrere Sachen gleichzeitig zu tun oder zusätzlich Musik zu hören, fernzusehen oder Computer zu spielen. Informationsüberflutung kann zu seinem Datencrash auf der Gehirnfestplatte führen und chaotisches und sprunghaftes Denken weiter verstärken. Das führt auch dazu, dass viel zu viele Infos auf ihrer Gehirnfestplatte landen und ihr Gehirn nun nicht mehr priorisieren kann, was bedeutet, dass es Schwierigkeiten damit hat zu unterscheiden, was wichtig und was unwichtig ist. Das passiert z.B,. beim Internetsurfen, wenn Sie nach einer bestimmten Information suchen und ganz woanders landen. Hier kann es ihnen helfen laut auszusprechen an was Sie arbeiten wollen, bevor sie anfangen zu surfen, bzw. sich genau ihre Fragestellung aufzuschreiben. Es gibt auch hilfreiche Apps wie z.B Vit.

Lernen und Wiederholen

Das ADHS-Gehirn hat oft auch Schwierigkeiten mit dem Lernen. Gelerntes wird nicht so gut im Arbeitsspeicher verarbeitet und festgehalten. Das kann damit zusammen hängen, dass zu viel unwichtige Informationen vorhanden ist. Es ist leider so, dass Sie dazu gezwungen sind mehr als andere zu lernen und vor allem zu wiederholen. Es ist dabei hilfreich das Sie sich das Gelernte laut vorsagen und immer wiederholen.

Ordnung schaffen

Leider ist es so, dass das Chaos, was auf dem Schreibtisch oder in der Wohnung herrscht, auch klare Gedanken verhindert. Meist sind ADHS-ler die spontanen, kreativen Denker und gerade nicht die Analytiker, die ausgefeilt und brillant Projekte zu ende bringen. So kann es für Sie sehr sinnvoll sein, sich mit den Menschen zusammen zu tun, die so denken können und sie können einiges von denen lernen, die strukturiert arbeiten und genau und sorgfältig sind. Es kann eine gute Kombination sein, sich Menschen zu suchen, die genau in ihren Eigenschaften komplementär sind.

Pflichten erledigen und belohnen

Aber leider bleiben immer auch diese langweiligen Pflichten, die täglich getan werden müssen. ADHS-ler können selbst nichtige Tätigkeiten als Schwerstarbeit erleben und Endlosdiskussionen über Sinn oder Unsinn dieser Tätigkeiten führen: nutzt aber nichts und je eher man diese unsäglichen Jobs erledigt, desto eher hat man dann wieder Spaß und Zeit für etwas besseres. Je mehr Sie Energien in die Vermeidung von Pflichten stecken, desto mehr verderben Sie die Laune und es ist verschwendete Energie und Zeit. Am allerbesten ist es für Sie, sich selbst Belohnungen für die getane Arbeite in Aussicht zu stellen Hier gilt leider dieser ätzend langweilige Spruch: „erst die Arbeit und dann das Vergnügen“.

Positive Verstärkung statt Zwang

Die meisten ADHS-ler sind engagierte Freiheitskämpfer, Anarchos und Weltverbesserer, die sich nicht bevormunden und durch Regeln einschränken lassen wollen. Sie kennen das wahrscheinlich auch, dass Sie nichts mehr hassen, als tägliche Routine, langweilige Tätigkeiten und: „du musst und du sollst“. Selbst als Erwachsene sind oft diese Sätze einfach: „no go“, auch wenn man Sie sie zu sich selbst sagen. Es ist hilfreich, statt sich selbst mit den nervenden Aufforderungssätzen zu motivieren wie: „du musst jetzt endlich“..sagen Sie sich lieber: „es ist besser für mich, wenn ich diese unangenehme Sache gleich erledige und stelle Sie sich selbst eine schöne Belohnung in Aussicht. Überlegen Sie sich, wie Sie sich selbst belohnen können. Mit positiver Verstärkung geht es immer besser als mit Druck und Zwang und sei es auch der eigene.

Nicht mehrere Sachen gleichzeitig anfangen

Es gilt auch zu beachten, dass Sie nicht mehrere Sachen gleichzeitig anfangen. Springen Sie nicht von einer Tätigkeit zur anderen, denn es ist immer die Gefahr, dass Sie sich verzetteln. 10 Sachen ein bisschen gemacht, bleibt ein bisschen, eine Sache richtig, macht ein gutes Gefühl! Tun Sie Dinge, die Sie anfangen konzentriert, richtig und führen Sie sie zu Ende“ Dieser Merksatz ist wichtig, denn er ist ein Schlüssel zum Erfolg. Sie kennen das auch, dass Sie leider dazu neigen Dinge nur bis zu 80% zu erledigen. Das schafft viel Unmut bei den anderen, die gerne Sachen vollständig abgeschlossen sehen wollen und die sich über Unvollendetes ärgern.

Weitere Forschungsergebnisse und Aspekte

Glymphatisches System und ADHS

Eine Studie untersuchte strukturelle und funktionelle Veränderungen im glymphatischen System bei behandlungsfreien Kindern mit ADHS. Das zerebrale Volumen der Virchow-Robin-Räume war um 32 % erhöht (15,514 mL vs.

Neuroprotektion im Alter

Interessanterweise scheinen bei ADHS die ab einem Alter von 60 Jahren üblicherweise zu beobachtenden Verkleinerungen von bestimmten Gehirnregionen geringer ausgeprägt zu sein. Dies wird als neuroprotektiver Faktor von ADHS diskutiert.

Weiße Substanz und ADHS

Die weiße Substanz besteht überwiegend aus Neuronen und ihren Fortsätzen (Axonen). Kinder mit ADHS zeigten mikrostrukturelle Veränderungen und Veränderungen in den weitreichenden Verbindungen der Weissen Masse (Weiße Substanz).

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