Blasenkrämpfe: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Das Gefühl, dringend zur Toilette zu müssen, aber nur wenige Tropfen zu entleeren, kennen viele Menschen. Eine überaktive Blase betrifft Millionen, wobei manche Betroffene bis zu 20 Mal pro Tag und Nacht zur Toilette müssen. Man unterscheidet zwischen einer trockenen und einer nassen überaktiven Blase, je nachdem, ob eine Dranginkontinenz vorliegt.

Ursachen von Blasenkrämpfen

Die genauen Ursachen für Blasenkrämpfe und eine überaktive Blase sind medizinisch noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass die Blasenmuskelaktivität bei Betroffenen nicht ausreichend reguliert werden kann oder die Blase Signale sendet, die nicht mit ihrem tatsächlichen Füllungszustand übereinstimmen. Dies kann dazu führen, dass sich der Blasenmuskel zusammenzieht, obwohl die Blase nicht wirklich gefüllt ist.

Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Hormonelle Veränderungen: Insbesondere bei Frauen spielen zyklusbedingte Hormonschwankungen und Veränderungen während und nach den Wechseljahren eine Rolle. Ein Östrogenmangel kann ebenfalls zu einer Reizblase führen.
  • Beckenbodenprobleme: Beckenbodenbeschwerden im Bereich der Blase können verschiedene Krankheitsbilder verursachen. Schwangerschaft und Geburt können den Beckenboden stark beanspruchen, was zu einer Absenkung von Blase, Gebärmutter oder Scheide führen kann.
  • Entzündungen: Blasenentzündungen (Harnwegsinfekte) können die Empfindlichkeit der Blase erhöhen und eine Reizblase verursachen. Chronische Blasenentzündungen müssen genau abgeklärt werden.
  • Neurologische Erkrankungen: Schlaganfälle, Parkinson, Alzheimer, Gehirntumore oder Nervenerkrankungen können die Nerven- und Blasenfunktion beeinträchtigen. Auch eine Bandscheibenproblematik der Lendenwirbelsäule kann zu einer Reizblasensituation führen.
  • Anatomische Veränderungen: Tumore in der Blase oder im Harnleiter, Blasensteine, Harnleitersteine, gutartige Prostatavergrößerungen oder Prostatakrebs können eine Reizblase auslösen.
  • Medikamente: Harntreibende Medikamente können als Nebenwirkung eine Reizblase verursachen.
  • Andere Faktoren: Stress, Angst, Unterkühlung, Durchnässung, Fremdkörper und Veränderungen des Harntrakts aufgrund des Alters können ebenfalls eine Rolle spielen.

Symptome von Blasenkrämpfen

Typische Symptome einer Reizblase und damit verbundener Blasenkrämpfe sind:

  • Häufiger Harndrang: Betroffene verspüren einen ständigen Harndrang, obwohl die Blase nur wenig gefüllt ist. Als Richtlinie gilt, dass mehr als acht Toilettengänge innerhalb von 24 Stunden als häufiger Harndrang gelten.
  • Plötzlicher, starker Harndrang: Der Harndrang tritt plötzlich und unerwartet auf und ist schwer zu kontrollieren.
  • Nykturie: Nächtlicher Harndrang, der Betroffene mehrmals pro Nacht aufwachen lässt.
  • Dranginkontinenz: Unwillkürlicher Harnverlust, wenn der Harndrang zu stark wird und nicht rechtzeitig eine Toilette erreicht werden kann.
  • Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen: Dies tritt oft in Verbindung mit Entzündungen auf.
  • Krampfartige Beschwerden im Unterbauch: Diese können zusätzlich zum Harndrang auftreten.
  • Geringe Harnmenge: Obwohl der Harndrang stark ist, wird oft nur eine geringe Menge Urin ausgeschieden.

Diagnose von Blasenkrämpfen

Die Diagnose einer Reizblase erfolgt in der Regel durch eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass andere mögliche Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden müssen.

Lesen Sie auch: Kann ein Anfall tödlich sein?

Folgende Untersuchungen können durchgeführt werden:

  • Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankheitsgeschichte und die genauen Symptome. Ein Miktionsprotokoll, in dem Trink- und Toilettengewohnheiten dokumentiert werden, kann hilfreich sein.
  • Körperliche Untersuchung: Zur Aufdeckung möglicher organischer Ursachen, wie einer vergrößerten Prostata.
  • Urinanalyse: Zum Ausschluss von Harnwegsinfekten.
  • Ultraschalluntersuchung der Harnwege: Zur Beurteilung von Blase, Nieren und Restharnmenge. Bei Männern wird auch die Prostata kontrolliert.
  • Blasenspiegelung (Zystoskopie): Um Blasensteine, Blasentumore oder entzündliche Veränderungen der Blasenschleimhaut zu erkennen oder auszuschließen.
  • Urodynamik: Zur Messung von Blasenkapazität, Blasendruck und dem Zusammenspiel zwischen Blasen- und Schließmuskel.

Behandlung von Blasenkrämpfen

Die Behandlung von Blasenkrämpfen und einer überaktiven Blase zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Es gibt verschiedene Therapieansätze:

  • Verhaltensänderungen:
    • Blasentraining: Durch systematisches Hinauszögern des Toilettengangs wird die Blasenkapazität erhöht und die Kontrolle über die Blasenentleerung verbessert.
    • Beckenbodentraining: Stärkung der Beckenbodenmuskulatur durch spezielle Übungen, um die Blasenkontrolle zu verbessern und Inkontinenz vorzubeugen.
    • Flüssigkeitsmanagement: Ausreichend trinken (mindestens 2 Liter pro Tag), aber harntreibende Getränke wie Kaffee, schwarzer Tee und Alkohol meiden. Zwei Stunden vor dem Schlafengehen sollte keine Flüssigkeit mehr zu sich genommen werden.
    • Ernährung: Vermeidung von blasenreizenden Lebensmitteln und Getränken. Eine basische, histaminarme Diät kann bei manchen Betroffenen helfen.
    • Stressabbau: Entspannungstechniken und Stressmanagement können helfen, die Symptome zu reduzieren.
  • Medikamentöse Therapie:
    • Anticholinergika (Muskarin-Rezeptor-Antagonisten): Hemmen die Reizübermittlung der Nerven und lindern die Symptome, indem sie die Blasenmuskulatur entspannen.
    • Beta-3-Rezeptoragonisten: Entspannen ebenfalls die Blasenmuskulatur und können unwillkürlichen Harnverlust verhindern.
    • Andere Medikamente: In manchen Fällen können Schmerzmittel, Antidepressiva oder Medikamente zur Behandlung von Grunderkrankungen eingesetzt werden.
  • Weitere Behandlungsmöglichkeiten:
    • Botulinumtoxin (Botox): Wird in die Blasenwand gespritzt, um die Blasenaktivität zu dämpfen.
    • Sakrale Neuromodulation (Blasenschrittmacher): Ein kleiner Schrittmacher wird implantiert, um die Nerven zu stimulieren, die die Blasenfunktion steuern.
    • Elektrostimulation und Neuromodulation: Alternative Behandlungsmethoden, die die Nerven stimulieren, um die Blasenfunktion zu verbessern.
    • Akupunktur: Kann bei manchen Betroffenen eine Linderung der Symptome bewirken.
    • Osteopathie und Physiotherapie: Können bei chronischen Beckenschmerzen helfen.
    • Installationstherapie: Medikamente werden direkt in die Blase eingebracht, um die Schleimhaut zu beruhigen und die Symptome zu lindern.
    • Operation: In seltenen Fällen, bei schwersten Verlaufsformen, kann eine Operation notwendig sein, bei der ein Teil der Harnblase entfernt und durch Darmanteile ersetzt wird.

Was Sie selbst tun können

Zusätzlich zu den ärztlichen Behandlungen können Sie selbst einiges tun, um die Beschwerden zu lindern:

  • Viel trinken: Erhöhen Sie Ihre tägliche Trinkmenge langsam auf mindestens 2 Liter (Wasser, Kräutertee, Saftschorlen).
  • Harntreibende Lebensmittel: Nehmen Sie vermehrt harntreibende Lebensmittel zu sich, zum Beispiel Kartoffeln, Reis und Spargel.
  • Wärme: Schützen Sie sich vor Unterkühlung und Nässe. Wärme (z.B. mit der Wärmflasche) kann entspannend auf die Muskulatur des Unterleibs wirken und so Harndrang mindern.
  • Entspannung: Gehen Sie mit stressigen Situationen bewusst um und versuchen Sie mit Entspannungstechniken mehr Ruhe und Gelassenheit zu erreichen.
  • Regelmäßige Blasenentleerung: Gehen Sie regelmäßig zur Toilette, um eine Überdehnung der Blase zu vermeiden.
  • Nach dem Geschlechtsverkehr: Suchen Sie möglichst frühzeitig nach dem Geschlechtsverkehr die Toilette auf, damit durch die Entleerung der Blase eventuell in die Harnröhre gelangte Keime wieder mechanisch ausgespült werden.

Lesen Sie auch: Sicher Autofahren mit Parkinson: Ein Leitfaden für Deutschland

Lesen Sie auch: Corona und das Gehirn: Was wir wissen

tags: #Blase #krampfen #Ursachen