Die Neurologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems befasst, einschließlich Gehirn, Rückenmark und peripheren Nerven. Durchblutungsstörungen, insbesondere solche, die das Gehirn betreffen, fallen in den Aufgabenbereich des Neurologen.
Einführung
Durchblutungsstörungen können schwerwiegende Folgen haben, da sie die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen beeinträchtigen. Ein Neurologe kann mithilfe verschiedener diagnostischer Verfahren feststellen, ob eine Durchblutungsstörung vorliegt, deren Ursache ermitteln und eine geeignete Behandlung einleiten. Dieser Artikel beleuchtet die Methoden und Verfahren, die Neurologen zur Diagnose von Durchblutungsstörungen einsetzen.
Neurologische Untersuchung
Die Grundlage jeder neurologischen Diagnose bildet eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung. Der Neurologe erfragt die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich bestehender Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen oder familiärer Vorbelastung für Schlaganfälle oder andere Gefäßerkrankungen.
Anamnese
Der Arzt erfragt detailliert die aktuellen Beschwerden des Patienten, wie zum Beispiel:
- Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen in Gesicht, Armen oder Beinen
- Sehstörungen wie Doppelbilder oder Gesichtsfeldausfälle
- Kopfschmerzen
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
- Sprachstörungen
- Schwindel
- Gleichgewichtsstörungen
- Muskelschwäche oder Muskelzuckungen
Körperliche Untersuchung
Die körperliche Untersuchung umfasst eine umfassende Beurteilung der neurologischen Funktionen, einschließlich:
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- Überprüfung der Hirnnerven: Diese Untersuchung dient der Feststellung von Beeinträchtigungen der Sinneswahrnehmung (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken) oder der Bewegungsfähigkeit von Augen- oder Gesichtsmuskeln.
- Überprüfung der Reflexe: Reflexe sind unwillkürliche Reaktionen des Nervensystems auf äußere Reize. Die Überprüfung der Reflexe gibt Aufschluss darüber, ob eine Störung im zentralen oder peripheren Nervensystem vorliegt.
- Untersuchung der Beweglichkeit: Der Neurologe überprüft den Bewegungsapparat und die Muskulatur, um Muskelschwäche oder Bewegungseinschränkungen zu erkennen.
- Untersuchung der Bewegungskoordination: Diese Untersuchung dient der Feststellung, ob das Nervensystem das Zusammenspiel einzelner Muskeln und Bewegungsabläufe ausreichend koordinieren kann.
- Überprüfung der Sensibilität: Hierbei stehen die Berührungswahrnehmung sowie das Schmerz- und Temperaturempfinden im Fokus.
- Untersuchung des vegetativen Nervensystems: Diese Untersuchung konzentriert sich auf unwillkürliche Körpervorgänge wie Gefäßsystem, Kreislauf, Atmung, Schwitzen, Wasserlassen und Verdauung.
- Untersuchung der kognitiven Fähigkeiten und psychischer Probleme: Die Leistungsfähigkeit des Gehirns lässt sich anhand von standardisierten Tests überprüfen.
Technische und apparative Untersuchungen
Neben der neurologischen Untersuchung stehen dem Neurologen verschiedene technische und apparative Untersuchungen zur Verfügung, um Durchblutungsstörungen festzustellen und deren Ursache zu ermitteln.
Bildgebende Verfahren
- Computertomographie (CT): Die CT ist ein Verfahren der Röntgendiagnostik, das eine detaillierte Darstellung von Knochen und Weichteilstrukturen ermöglicht. Bei der CT des Gehirns lassen sich geringe Veränderungen des Hirngewebes, wie sie beispielsweise infolge von Durchblutungsstörungen, Blutungen oder Tumoren auftreten, erkennen. Eine spezielle Form der CT, die CT-Angiographie, ermöglicht die Darstellung der Blutgefäße im Gehirn mithilfe eines Kontrastmittels.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT, auch Kernspintomographie genannt, ist ein computergestütztes bildgebendes Verfahren, das auf dem Prinzip der Kernspinresonanz beruht. Die MRT zeichnet sich durch eine hohe Auflösung und einen guten Gewebekontrast aus, wodurch sie besonders geeignet ist, Veränderungen im Gehirn darzustellen. Die Magnetresonanz-Angiographie (MRA) ist eine spezielle Form der MRT, die die Blutgefäße im Gehirn ohne Kontrastmittel darstellen kann.
- Doppler-Sonographie: Die Doppler-Sonographie ist eine Ultraschalluntersuchung, die die Messung des Blutflusses in den Arterien an Hals (Halsschlagader, Carotis), Nacken und im Schädelinneren ermöglicht. Sie dient der Diagnose von Gefäßerkrankungen, indem sie Strömungsgeschwindigkeiten misst und Strömungsbeschleunigungen (bei Gefäßengstellen), Turbulenzen oder Strömungsunterbrechungen nachweist.
- Angiographie: Bei der Angiographie werden die Blutgefäße im Gehirn mithilfe eines Röntgenverfahrens dargestellt. Dabei wird dem Patienten ein Kontrastmittel in eine Arterie injiziert. Die anschließende Röntgenaufnahme zeigt den Verlauf der Hirnarterien und -venen. Diese Untersuchungsmethode wird bei Hinweisen auf einen Arterienverschluss oder bei Verdacht auf eine krankhafte Veränderung der Arterien oder eine Gefäßmissbildung eingesetzt.
Elektroenzephalographie (EEG)
Die Elektroenzephalographie (EEG) ist eine Methode zur Messung der summierten elektrischen Aktivität des Gehirns, der sogenannten Gehirnströme, durch die Aufzeichnung der Spannungsschwankungen des Gehirns an der Kopfoberfläche. Das EEG kann bei der Diagnose von Durchblutungsstörungen des Gehirns hilfreich sein, insbesondere wenn diese mit epileptischen Anfällen einhergehen.
Elektromyographie (EMG) und Elektroneurographie (ENG)
Die Elektromyographie (EMG) ist eine Methode zur Messung der elektrischen Aktivität von Muskeln. Die Elektroneurographie (ENG) dient der Messung der Nervenleitgeschwindigkeit. Diese Untersuchungen können bei der Diagnose von Durchblutungsstörungen der peripheren Nerven hilfreich sein.
Evozierte Potentiale
Evozierte Potentiale sind elektrische Potentiale des Gehirns, die durch die Reizung eines Sinnesorgans oder eines Nerven hervorgerufen werden. Es gibt verschiedene Arten von evozierten Potentialen, die jeweils unterschiedliche Nervenbahnen untersuchen:
- Visuell evozierte Potentiale (VEP): Hierbei wird die Sehbahn vom Auge bis zur Sehrinde des Gehirns untersucht.
- Akustisch evozierte Potentiale (AEP): Hierbei wird die zentrale Hörbahn vom Innenohr bis zur Hörrinde des Gehirns untersucht.
- Somatosensibel evozierte Potentiale (SSEP): Hierbei wird die Leitfähigkeit des sensiblen Systems von den peripheren Nerven bis hin zum Gehirn untersucht.
- Motorisch evozierte Potentiale (MEP): Hierbei werden die motorische Rinde des Gehirns sowie spezielle Bereiche des Rückenmarks durch ein Magnetfeld stimuliert, wodurch in den Muskeln Muskelkontraktionen ausgelöst und gemessen werden.
Laboruntersuchungen
Laboruntersuchungen von Blut, Urin oder der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) können zusätzliche Informationen liefern, um die Ursache der Durchblutungsstörung zu ermitteln oder andere Erkrankungen auszuschließen.
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