Wenn man sich einer Kariesbehandlung unterzieht und eine Zahnfüllung erhält, erwartet man normalerweise, dass die Zahnschmerzen ein Ende haben. Es kann jedoch vorkommen, dass auch nach der Behandlung Schmerzen auftreten. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für diese Schmerzen, wann sie normal sind und wann Sie einen Zahnarzt aufsuchen sollten.
Ursachen für Schmerzen nach einer Zahnfüllung
Es gibt verschiedene Gründe, warum nach dem Einsetzen einer Zahnfüllung Schmerzen auftreten können. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
1. Postoperative Hypersensibilitäten (Empfindlichkeiten)
Nach dem Einbringen einer Füllung kann es zu Empfindlichkeiten kommen, insbesondere bei der Verwendung von Kompositmaterialien mit aktivem Kleber. Kleine Blasen im Kleber können zu Schrumpfungen führen, wodurch sich das Kompositmaterial zusammenzieht. Dieser Schrumpfungsprozess kann Schmerzen verursachen.
2. Die Füllung ist zu hoch
Es ist möglich, dass die Füllung noch zu hoch ist, was zu Schmerzen führen kann, da der Zahn ständig auf diese Stelle beißt. Dies kann mit dem Gefühl verglichen werden, einen Stein in neuen Schuhen zu haben, der anfänglich nicht stört, aber mit der Zeit zu Schmerzen führt.
3. Die Füllung ist sehr nah am Nerv
Wenn die Füllung sehr tief sitzt und dem Nerven nahe kommt, kann dies zu Schmerzen führen. Dies kann passieren, wenn die Karies groß war und die Füllung sehr tief gesetzt werden musste.
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4. Das Zahnfleisch wurde verletzt
Wenn das Zahnfleisch während der Füllung verdrängt oder verletzt wurde, kann dies zu Entzündungen und Schmerzen führen. Gerade große Defekte machen es immer wieder nötig, dass der Zahnarzt eine Form um den Zahnhalteapparat legt oder das Zahnfleisch etwas zur Seite schieben muss. Die Zahnhälse liegen dann eine Weile frei und sind entsprechend empfindlich. Anders als die Zahnkrone sind die Zahnhälse besonders schmerzempfindlich, da sie nicht von Zahnschmelz überzogen sind. Hier enden die feinen Nervenkanälchen direkt an der Zahnoberfläche. Der Schmerzempfindlichkeit gegenüber Hitze und Kälte sind damit Tür und Tor geöffnet.
5. Anästhesie als Ursache
Manchmal kann die Betäubung während der Behandlung nicht optimal sein, was zu Schmerzen nach der Füllung führen kann. Es ist auch möglich, dass nach der Betäubung versehentlich das Gewebe verletzt wurde, was erst bemerkt wird, wenn die Betäubung nachlässt.
6. Nicht korrekt befestigte Zahnfüllung
Auch wenn es unwahrscheinlich ist, kann es vorkommen, dass eine Zahnfüllung einmal nicht richtig befestigt wird. Häufig entsteht hier ein kleiner Spalt zwischen Zahnmaterial und Füllung. Durch diesen Spalt können äußere Einflüsse wie Hitze oder Kälte an die empfindlichen Nervenkanälchen im Zahninneren gelangen. Ist die Zahnfüllung fehlerhaft, muss sie erneuert werden.
7. Entzündungen an Zähnen und Zahnfleisch
Trotz aller Vorsicht und aller Säuberungsmaßnahmen kann es bei der Füllungstherapie passieren, dass Plaque und Bakterien in die Zahnfleischtaschen gedrückt werden. Das kann zu Entzündungen, Schmerzen, Schwellungen und Zahnfleischbluten führen.
8. Behandlung tiefer Karies
Ist der Zahn bereits bis in die Tiefe hinein von der Karies angegriffen, sprechen Zahnärzte von einer tiefen Karies. Da kariöses Material möglichst restlos entfernt werden sollte, muss der Zahn häufig nah am Zahnnerv gereinigt werden. Dabei kann es sowohl durch die Behandlung als auch durch das Füllmaterial zur Irritation des Zahnnervs kommen.
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9. Zähneknirschen durch die Zahnfüllung
Jeder Eingriff an den Zähnen und dem Zahnhalteapparat verändert die Statik des Kiefers. Auch das Einbringen einer Zahnfüllung kann die sogenannte „Beiß-Situation“ im Mundraum minimal verändern. Diese Veränderungen werden von uns als ungewohnt und unangenehm empfunden. Bewusst oder unbewusst versuchen wir daher, den gewohnten Zustand wiederherzustellen. Die häufigste Lösung ist das Zähneknirschen. Allerdings sind die meisten Füllmaterialien so hart, dass sie sich durch das Knirschen nicht großartig verändern. Stattdessen wird der gefüllte Zahn stark in sein Zahnfach gedrückt. Dadurch kann es zu einer unangenehmen Dehnung der dünnen Fasern kommen, mit denen die Zähne im Zahnfach verankert sind.
10. Sekundärkaries
Bei Sekundärkaries handelt es sich um eine Kariesinfektion, die an einer zuvor schon betroffenen Stelle entsteht. Dies kann zum einen passieren, wenn die Füllung nicht richtig sitzt und sich zwischen Füllung und Karies Bakterien sammeln.
11. Lücken zu Nachbarzähnen
Bestehen größere Schäden durch Karies, kann nach der Füllung eine Lücke zwischen behandeltem Zahn und Nachbarzahn bleiben. In der Zahnlücke können sich Bakterien ansiedeln, die zu Zahnfleischentzündungen führen können.
12. Allergien
In seltenen Fällen kann es durch die verwendeten Füllungsmaterialien oder Betäubungsmittel zu allergischen Reaktionen kommen.
Wann sind Schmerzen nach der Zahnfüllung normal?
Es ist wichtig zu wissen, wann Schmerzen nach einer Zahnfüllung als normal gelten und wann nicht. Hier sind einige Richtlinien:
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- Die Schmerzen sollten nach einer Füllung maximal bei etwa 5 auf einer Skala von 1 bis 10 liegen.
- Die Schmerzen sollten im Verlauf abnehmen, das heißt, von Tag zu Tag weniger werden.
- Eine Schmerzdauer von drei bis fünf Tagen kann normal sein.
- Dass die Zähne nach einer zahnärztlichen Behandlung empfindlich und häufig auch etwas schmerzempfindlich sind, ist weitgehend normal. In der Regel verschwinden diese Erscheinungen aber binnen weniger Stunden.
Wann sind die Schmerzen nicht normal?
In folgenden Fällen sollten Sie einen Zahnarzt aufsuchen:
- Wenn die Schmerzen über 5 liegen, auf einer Skala von 1 bis 10.
- Wenn die Schmerzen über drei bis fünf Tage hinaus andauern oder sogar länger anhalten.
- Wenn die Schmerzen zunehmen oder sich verschlimmern.
- Wenn die Umgebung des behandelten Zahnes stark anschwillt und „pocht“.
- Wenn Rötungen oder ein Wärmegefühl am behandelten Zahn auftreten.
- Wenn Eiterbildung festgestellt wird.
- Wenn plötzlich Fieber einsetzt.
- Wenn plötzlich Schmerzen auftreten, obwohl die Füllungstherapie schon längere Zeit zurückliegt.
Was tun bei Schmerzen nach einer Zahnfüllung?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Schmerzen nach einer Zahnfüllung zu lindern:
- Schmerzmittel: Bei stärkeren Schmerzen können Paracetamol und Ibuprofen Abhilfe schaffen.
- Kühlen: Kühlen Sie die schmerzende Stelle. Wer unter einem gereizten Zahnnerv leidet, sollte die Stelle idealerweise kühlen und auf heiße oder kalte Lebensmittel verzichten. Auch Kühlung ist ein Mittel gegen druckempfindliche Zähne. Nehmen Sie einfach einen Eiswürfel in den Mund oder kühlen Sie die Wange von außen. Wiederholen Sie diesen Vorgang etwa drei bis viermal am Tag.
- Schonen: Schonen Sie die betroffene Stelle und belasten Sie sie beim Kauen nicht zu stark. Gönne deinem Zahn nach der Behandlung etwas Ruhe und versuche den behandelten Zahn nicht zu stark zu belasten.
- Vermeiden: Verzichten Sie auf heiße, kalte, süße oder saure Lebensmittel. Um die Druckempfindlichkeit Ihrer Zähne nicht zu vergrößern, sollten Sie einige Dinge vermeiden. Beispiele dafür sind Wärme, Alkohol oder Nikotinkonsum.
- Spülungen: Spülen Sie den Mund mit Hausmitteln wie Kamillentee. Kamille oder Salbei wirken beruhigend auf gereiztes Zahnfleisch. Auch viele Kräuter haben eine entzündungshemmende Wirkung, weshalb sich Tee oder Kräuteraufgüsse als Hausmittel gegen druckempfindliche Zähne eignen. Bei Kräutern bieten sich etwa Salbei, Kamille und Pfefferminz an. Kamille wirkt antibakteriell.
- Sorgfältige Mundhygiene: Zeigen sich nach einer Füllungstherapie entzündungstypische Beschwerden, ist das gründliche Reinigen der betroffenen Stellen mit Zahnbürste und Zahnseide bzw. Interdentalbürste und Mundwasser eine ideale Maßnahme. Greifen Sie beim Zähneputzen zu einer weichen Zahnbürste und schonenden Zahnpasta.
- Salzwasserlösung: Bei druckempfindlichen Zähnen können Sie auf ein bewährtes und einfaches Hausmittel zurückgreifen: Salzwasserlösung. Geben Sie dazu Salz in ein Glas mit warmen Wasser. Durch die Wärme löst sich das Salz besser und druckempfindliche Zähne werden geschont. Spülen Sie etwa zwei Minuten mit der Lösung und überprüfen Sie dann, ob die Druckempfindlichkeit nachgelassen hat. Wenn nicht, wiederholen Sie den Vorgang.
- Gewürznelken: Gewürznelken wirken antiseptisch und können Bakterien abtöten. Kauen sie ein paar Gewürznelken behutsam auf der druckempfindlichen Stelle.
- Knoblauch oder Zwiebel: Außerdem kann es bei druckempfindlichen Zähnen helfen, Knoblauch oder Zwiebel zu kauen oder am betroffenen Zahn zwischen Zähnen und Zahnfleisch zu platzieren.
Zahnärztliche Maßnahmen
Wenn die Schmerzen anhalten oder sich verschlimmern, kann der Zahnarzt folgende Maßnahmen ergreifen:
- Anpassen der Füllung: Eine zu hohe Füllung kann angepasst werden. Sitzt die Füllung zu hoch, trifft der Zahn beim Zubeißen zuerst auf.
- Erneuerung der Füllung: Eine fehlerhafte oder undichte Füllung muss erneuert werden. Wurde die Füllung nicht korrekt eingesetzt, bleibt unter Umständen zwischen Zahn und Füllmaterial ein winziger Spalt.
- Wurzelbehandlung: In einigen Fällen kann eine Wurzelbehandlung erforderlich sein, wenn der Zahnnerv entzündet oder gereizt ist.
- Behandlung freiliegender Zahnhälse: Freiliegende Zahnhälse können mit einem Speziallack versiegelt werden. Der Zahnarzt behandelt die freiliegenden Zahnhälse mit einem speziellen Schutzlack, der die Empfindlichkeit mindert. Denkbar ist auch eine Abdeckung der Stellen mit dem Füllmaterial.
- Krone oder Teilkrone: Unter Umständen ersetzt der Zahnarzt die Füllung durch eine Krone oder Teilkrone, um das Problem zu beheben.
Vorbeugung von Schmerzen nach einer Zahnfüllung
Es gibt einige Dinge, die Sie tun können, um das Risiko von Schmerzen nach einer Zahnfüllung zu verringern:
- Sorgfältige Mundhygiene: Achten Sie auf eine gründliche Mundhygiene, um Karies und Entzündungen vorzubeugen.
- Regelmäßige Zahnarztbesuche: Gehen Sie regelmäßig zum Zahnarzt, um Karies frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen.
- Zähneknirschen vermeiden: Wenn Sie mit den Zähnen knirschen, lassen Sie sich eine Knirschschiene anfertigen. Wer mit den Zähnen presst, belastet nicht nur die Füllung, sondern den gesamten Kiefer.
- Allergien angeben: Klären Sie Ihren Zahnarzt genau über vorhandene Allergien auf. Wer unter Allergien leidet, sollte den Zahnarzt im Voraus unbedingt entsprechend informieren.
- Zahn schonen: In den ersten Tagen sollten Sie mit der betroffenen Stelle vorsichtig umgehen.
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