Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch übermäßige elektrische Entladungen von Nervenzellen im Gehirn. Während viele Menschen bei einem epileptischen Anfall an ein dramatisches Bild mit Stürzen und Krämpfen denken, gibt es tatsächlich vielfältige Anfallsformen. In diesem Artikel werden wir untersuchen, ob Epilepsie zum Tod führen kann, welche Ursachen und Risikofaktoren es gibt und wie man das Risiko minimieren kann.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist durch das Auftreten oder das Risiko für das Auftreten mehrerer epileptischer Anfälle in bestimmten zeitlichen Abständen definiert. Ein einzelner Anfall bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Epilepsie vorliegt, die behandelt werden muss. Die Ursachen für Epilepsie sind vielfältig und können Stoffwechselstörungen, genetische Faktoren, Kopfverletzungen, Tumore, Hirnhautentzündungen oder Schlaganfälle umfassen. Oftmals bleibt die genaue Ursache jedoch unbekannt.
Epileptische Anfälle können entweder fokale Anfälle sein, die von einem bestimmten Bereich des Gehirns ausgehen, oder generalisierte Anfälle, die das gesamte Gehirn betreffen. Die Symptome variieren stark und können Muskelkrämpfe, Stürze, Bewusstlosigkeit, Halluzinationen oder Verhaltensänderungen umfassen.
Epilepsie-Syndrome und Anfallsformen
Bestimmte Abläufe, Häufigkeiten und Symptome werden zu sogenannten Epilepsie-Syndromen zusammengefasst. Es gibt verschiedene Arten von Anfällen:
- Fokale Anfälle: Diese Anfälle gehen von einem bestimmten Bereich des Gehirns aus und betreffen in der Regel nur eine Gehirnhälfte. Man unterscheidet fokale Anfälle mit und ohne Bewusstseinseinschränkung.
- Generalisierte Anfälle: Bei diesen Anfällen ist keine bestimmte Hirnregion als Ursprungsort erkennbar. Während eines Anfalls kann sich die Aktivität im gesamten Hirnareal ausbreiten.
- Akut symptomatische Anfälle (ASA): Diese Anfälle ähneln epileptischen Anfällen, werden aber durch akute Erkrankungen wie Unterzuckerung, Hirnschädigung oder Schlaganfall ausgelöst.
Kann Epilepsie zum Tod führen?
Epileptische Anfälle sind meistens nicht gefährlich, besonders wenn sie gut kontrolliert und behandelt werden. Akute Anfälle führen in der Regel nicht zu Hirnschäden oder zum Tod. Allerdings gibt es seltene Fälle von plötzlichem und unerwartetem Tod bei Epilepsie (SUDEP).
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Was ist SUDEP?
SUDEP steht für "sudden unexpected death in epilepsy" (plötzlicher unerwarteter Tod bei Epilepsie). Es handelt sich um einen plötzlichen Tod bei Menschen mit Epilepsie, bei denen keine andere Todesursache festgestellt werden kann. SUDEP tritt oft im Schlaf auf und steht meist im Zusammenhang mit einem vorangegangenen epileptischen Anfall, insbesondere einem tonisch-klonischen Anfall.
Risikofaktoren für SUDEP
Das Risiko für SUDEP ist gering, aber vorhanden. Zu den Risikofaktoren gehören:
- Häufige generalisierte tonisch-klonische Anfälle, besonders im Schlaf
- Früher Beginn der Epilepsieerkrankung
- Medikamentöse Behandlung mit mehreren Antiepileptika
- Häufiger Wechsel der Medikamente oder unregelmäßige Einnahme
- Mehrfachbehinderung
- Schlafen in Bauchlage
- Leben alleine
Ursachen von SUDEP
Die genauen Ursachen von SUDEP sind noch nicht vollständig geklärt. Eine gängige Erklärung ist, dass ein epileptischer Anfall die Aktivität im Hirnstamm hemmt, was zu einem Atemstillstand führt. Es wird vermutet, dass die Schutzreflexe im Gehirn, die normalerweise das Aufwachen bei Atemnot bewirken, herabgesetzt sind. Veränderungen der Herzfrequenz und Atemstörungen während eines Anfalls können ebenfalls zum Tod führen.
Wie kann man das SUDEP-Risiko verringern?
Obwohl es keine Garantie dafür gibt, SUDEP vollständig zu verhindern, gibt es Maßnahmen, die das Risiko deutlich reduzieren können:
- Anfallskontrolle: Das wichtigste Ziel ist die vollständige Anfallsfreiheit durch eine konsequente und individuell angepasste Behandlung mit Antiepileptika.
- Regelmäßige Medikamenteneinnahme: Die Medikamente sollten regelmäßig und nach Plan eingenommen werden. Bei häufigeren Anfällen sollte die Medikation angepasst werden.
- Vermeidung von Auslösern: Mögliche Auslöser für Anfälle, wie Schlafmangel, Alkohol oder Drogen, sollten vermieden werden.
- Ketogene Diät: In einigen Fällen kann eine ketogene Diät, die wenig Kohlenhydrate und viel Fett enthält, hilfreich sein.
- Epilepsiechirurgie: Bei fokalen Epilepsien, die nicht auf Medikamente ansprechen, kann eine Operation in Betracht gezogen werden, um den Anfalls auslösenden Bereich im Gehirn zu entfernen.
- Hirnstimulationsverfahren: Alternative Therapiemöglichkeiten wie die Vagusnerv-Stimulation oder die Tiefe Hirnstimulation können in Erwägung gezogen werden, sind aber in der Regel weniger effektiv als eine Operation.
- Anfalls-Überwachungsgeräte: Für Menschen mit nächtlichen Anfällen können Anfalls-Überwachungsgeräte hilfreich sein, um Anfälle frühzeitig zu erkennen und Hilfe zu rufen.
- Notfallplan: Gemeinsam mit einem Arzt sollte ein Notfallplan erstellt werden, der Verhaltensregeln für den Fall eines Anfalls enthält.
- Erste Hilfe: Angehörige und Freunde sollten wissen, wie sie bei einem epileptischen Anfall Erste Hilfe leisten können, um Verletzungen zu vermeiden und die Atemwege freizuhalten.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Bei einem epileptischen Anfall ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Betroffenen vor Verletzungen zu schützen:
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- Sorgen Sie für eine freie Atemwege, indem Sie enge Kleidung am Hals lockern. Öffnen Sie jedoch nicht den Mund des Betroffenen.
- Legen Sie ein Kissen unter den Kopf, um Verletzungen zu vermeiden.
- Entfernen Sie gefährliche Gegenstände aus der Umgebung.
- Drehen Sie den Betroffenen nach dem Anfall in die stabile Seitenlage, um das Ersticken an Erbrochenem zu verhindern.
- Bleiben Sie beim Betroffenen, bis er vollständig bei Bewusstsein ist.
- Kontrollieren Sie regelmäßig Atmung und Puls.
Rufen Sie den Rettungsdienst (Notruf 112), wenn:
- Der Anfall länger als fünf Minuten dauert.
- Mehrere Anfälle kurz hintereinander auftreten.
- Der Betroffene sich verletzt hat.
- Atem- oder Herzstillstand eintritt.
Leben mit Epilepsie
Eine Epilepsie-Diagnose kann sowohl für Betroffene als auch für Angehörige eine Herausforderung sein. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und Unterstützung zu suchen. Eine Psychotherapie kann helfen, mit den Folgen der Erkrankung umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
Beratung und Unterstützung
Es gibt verschiedene Anlaufstellen für Menschen mit Epilepsie und ihre Angehörigen:
- Epilepsiezentren und -Ambulanzen: Diese Einrichtungen sind auf die Behandlung von Epilepsie spezialisiert und bieten umfassende Diagnostik und Therapie.
- Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (DGfE): Die DGfE bietet Informationen und Unterstützung für Betroffene und Fachleute.
- Informationszentrum Epilepsie (ize): Das ize bietet umfassende Informationen zu allen Aspekten der Epilepsie.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein, um mit der Erkrankung umzugehen.
- Deutsche Hirnstiftung: Bietet kostenlose Online-Beratung und Informationen zu neurologischen Fragen.
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