Morbus Parkinson, umgangssprachlich auch als „Schüttelkrankheit“ bezeichnet, ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen neben Demenz. Hauptmerkmal ist das Zittern. Obwohl die Krankheit unheilbar ist, können Betroffene durch frühzeitige Erkennung und die richtige Therapie ein weitgehend normales Leben führen.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die typischerweise im höheren Lebensalter auftritt. Nach Alzheimer ist sie die zweithäufigste neurodegenerative Krankheit. Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa 400.000 Menschen betroffen. Die meisten Betroffenen sind bei Ausbruch der Krankheit mindestens 60 Jahre alt, aber etwa zehn Prozent der Parkinson-Patienten erkranken bereits vor dem 50. Lebensjahr. Die Zahl der Parkinson-Patienten hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Weltweit hat sie sich zwischen 1990 und 2016 verdoppelt. Mehr als sechs Millionen Menschen haben diese Krankheit. Das liegt zum großen Teil an der steigenden Lebenserwartung. Als Ursache kommen vermutlich auch verschiedene Umweltfaktoren hinzu, die das Entstehen der Krankheit begünstigen. Hält dieser Trend an, dann könnten im Jahr 2040 mehr als 17 Millionen Mensch weltweit an Parkinson erkrankt sein.
Die Parkinson-Krankheit betrifft bestimmte Nervenzellen im Gehirn, vor allem in der sogenannten Schwarzen Substanz (Substantia nigra) im Hirnstamm. Dort kommt zur Störung der Energiesysteme der Mitochondrien, zu oxidativem Stress und nachfolgend zu Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen (alpha-Synuklein) in den Nervenzellen. Die Folge: Die Nervenzellen verlieren zunehmend ihre Funktion und sterben ab. Dadurch fehlt es auch immer mehr an Botenstoffen wie Dopamin. Dopamin spielt eine wichtige Rolle für die Bewegung.
Namensgeber der Parkinson-Krankheit ist der englische Arzt James Parkinson, der die Hauptsymptome der „Schüttellähmung“ 1817 erstmals beschrieben hat.
Ursachen von Parkinson
Die Ursache der Bewegungsstörungen bei Parkinson ist ein Absterben von Nervenzellen (Neuronen) in der Substantia Nigra im Gehirn, genauer gesagt im Mittelhirn. Dies führt zu einem Mangel an Dopamin. Warum diese Nervenzellen absterben, ist noch nicht vollständig geklärt, aber genetische Faktoren spielen eine Rolle.
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Das primäre Parkinson-Syndrom entsteht in der Substantia Nigra im Mittelhirn, wo sich Nervenzellen befinden, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dieser Botenstoff ist für die Steuerung von Bewegungen wichtig. Aus bisher ungeklärten Gründen sterben diese Nervenzellen ab, was zu einem Dopaminmangel führt.
Es gibt verschiedene Formen von Parkinson-Syndromen, die sich in ihren Ursachen unterscheiden:
- Idiopathisches oder primäres Parkinson-Syndrom: Die Ursachen und Auslöser sind bisher unbekannt. Es ist die häufigste Form mit etwa 75 Prozent aller Fälle.
- Genetisch bedingtes Parkinson-Syndrom: Die Krankheit tritt gehäuft in Familien auf. Zehn Prozent der Parkinson-Erkrankungen sind genetisch, d.h. durch Vererbung bedingt. Hier sind Mutationen, also Veränderungen der Erbinformation, Ursache der Erkrankung. Patienten mit genetischer - man sagt auch familiärer- Parkinson sind im Schnitt etwas jünger, wenn sich Symptome zeigen: oft treten erbliche Formen schon vor dem 50. Lebensjahr auf.
- Atypisches Parkinson-Syndrom: Tritt im Zusammenhang mit anderen neurologischen Erkrankungen wie der Lewy-Körper-Demenz auf.
- Symptomatisches oder sekundäres Parkinson-Syndrom: Die Symptome ähneln denen der „echten“ Parkinson-Erkrankung, ohne dass es sich um Morbus Parkinson handelt: Hier werden die Symptome nicht durch Parkinson und damit durch Zellsterben in der Substantia Nigra verursacht.
Die Ursache für den Zelltod bei der Parkinson-Krankheit ist noch nicht eindeutig nachgewiesen. In den betroffenen Nervenzellen bilden sich Ablagerungen (Lewy-Körperchen), die hauptsächlich aus Verklumpungen des Eiweißmoleküls Alpha-Synuklein bestehen und als Ursache für den neurodegenerativen Prozess diskutiert werden.
Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes NGFN haben eine mögliche Ursache für das Sterben der Neuronen gefunden: Bei Parkinson-Patienten enthalten Dopamin produzierende Nervenzellen im Zellkern defekte Strukturen, die oxidativen Stress auslösen und so die Neurodegeneration in Gang setzen. Fehlerhafte Kernkörperchen verändern die molekularen Abläufe der Nervenzellen. So wird ein wichtiges Enzym, mTOR, in seiner Aktivität gedrosselt. "mTOR ist ein zentrales Schlüsselenzym für viele zelluläre Signalwege und reguliert sowohl Wachstum und Stoffwechsel als auch das Überleben von Zellen", sagt Professor Schütz. Als Konsequenz ist die Funktion der Zellkraftwerke, der Mitochondrien, gestört, und diese Funktionsstörung macht sich durch oxidativen Stress bemerkbar. Hierbei sammeln sich hochreaktive Sauerstoffverbindungen in der Zelle an. "Defekte Kernkörperchen bewirken also offenbar oxidativen Stress in der Nervenzelle. Dies wiederum kann die Zelle massiv schädigen und ist eine Voraussetzung für die typischen Nervenschäden bei Parkinson", so Professor Schütz. "Denn gerade Dopamin produzierende Nervenzellen reagieren besonders empfindlich auf oxidativen Stress."
Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken. Bei der Entstehung von Parkinson wird angenommen, dass es zumindest bei einem Teil der Betroffenen zuerst zu einer Veränderung im Darm-Mikrobiom kommt: Die Zusammensetzung der Mikroorganismen aus Bakterien, Viren und Pilzen wird ungünstig verändert. Am Ende gehen die Nervenzellen durch Ablagerung von falsch gefaltetem alpha-Synuklein, einem Protein, zugrunde.
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Symptome von Parkinson
Die Symptome von Morbus Parkinson entwickeln sich schleichend. Zu den typischen Symptomen gehören Zittern (Tremor), Muskelsteifheit (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und Gleichgewichtsstörungen.
Vor den Hauptsymptomen können erste Frühsymptome auf Parkinson hindeuten, die jedoch oft unspezifisch sind und nicht sofort mit der Krankheit in Verbindung gebracht werden. Dazu gehören:
- Verminderung des Geruchssinns
- Traumschlafstörungen (Bewegungen im Schlaf)
- Chronische Verstopfung
- Depression
- Riechstörungen
Die Bewegungen von Rumpf, Armen, Beinen und der Gesichtsmuskulatur sind verlangsamt (Bradykinese), was zu Veränderungen der Körperhaltung, des Ganges, der Mimik, Sprache und Feinmotorik führt. Anfangs ist oft nur eine Körperhälfte betroffen. Es kommt zu zeitlichen Verzögerungen bei Bewegungen, und Gangstörungen können auftreten, wie z.B. das Nachziehen eines Beines oder ein kleinschrittiger Gang. Die Mimik des Gesichts vermindert sich, und Sprachstörungen wie eine leisere oder monotone Sprache können auftreten.
Das Zittern betrifft in der Regel Finger, Hände oder Arme im Ruhezustand. Durch die Störung der Reflexe entstehen Gleichgewichtsstörungen, wodurch unvorhergesehene Bewegungen nicht mehr ausgeglichen werden können.
Zusätzlich zu den Hauptsymptomen können weitere Symptome auftreten, die sich in ihrer Schwere zwischen einzelnen Betroffenen unterscheiden.
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Im Frühstadium sind die ersten Anzeichen von Parkinson Schlafstörungen, Verstopfungen und Geruchsstörungen. Auch ein fehlendes Mitschwingen des Armes beim Gehen oder eine leisere und monotonere Stimme können erste Symptome von Parkinson sein.
Diagnose von Parkinson
Die Diagnose von Morbus Parkinson wird in der Regel durch eine körperliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch bei einem Neurologen gestellt. Reflexe, Empfindlichkeit gegenüber Schmerz oder Druck und die Beweglichkeit werden getestet. Der sogenannte L-Dopa-Test kann durchgeführt werden, um die Diagnose zu sichern. Dabei wird das Medikament Levodopa verabreicht und geprüft, ob die Symptome abnehmen.
Zusätzlich kann im Rahmen der Frühdiagnostik ein Riechtest durchgeführt werden, da ein gestörter Geruchssinn oft noch vor den motorischen Symptomen auftritt. Außerdem kann zusätzlich ein sogenannter Apomorphin- oder L-Dopa-Test durchgeführt werden. Lässt sich die Diagnose dadurch nicht sicher klären, können „bildgebende Untersuchungen“ durchgeführt werden, die eine Beurteilung der Gewebestruktur und des Stoffwechsels im Gehirn ermöglichen. Bei der Parkinson-Krankheit erscheint die Gewebestruktur, die durch eine Computertomografie oder eine Kernspintomografie beurteilt wird, normal.
Da Parkinson insbesondere im Anfangsstadium nur schwer von anderen Erkrankungen unterschieden werden kann, ist es sinnvoll, die Beschwerden und deren Entwicklung genau zu beobachten.
Behandlung von Parkinson
Die Parkinson-Krankheit ist bisher nicht heilbar. Ziel der Behandlung ist es, die bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten. Dennoch lässt sie sich gut mit Medikamenten wie Levodopa behandeln, welche die Erkrankung zwar nicht verlangsamen, doch ihre Symptome lindern. Ein chirurgischer Eingriff am Gehirn, die sogenannte Tiefe Hirnstimulation, wird ebenfalls zur Behandlung der Krankheit eingesetzt.
Zu den wirksamsten Medikamenten bei Parkinson gehört Levodopa. Nimmt der Körper das Medikament in die Nervenzellen auf, kann es Dopamin daraus herstellen. Dopamin-Agonisten sind dem Dopamin chemisch ähnliche Moleküle, die wie der natürliche Botenstoff wirken. Zur Unterstützung von Levodopa und Reduzierung seiner Nebenwirkungen werden COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer verwendet.
Die Parkinson-Symptome lassen sich durch einen Ausgleich des Dopaminmangels lindern, indem man Dopamin als Medikament zuführt (z. B. Manchmal kann auch ein hirnchirurgischer Eingriff sinnvoll sein, die sogenannte Tiefe Hirnstimulation (THS). Dazu werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die durch elektrische Impulse bestimmte Hirnregionen positiv beeinflussen.
Weitere Therapieansätze umfassen:
- Physiotherapie: Fördert die Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und die Stabilität des Körpers.
- Sprechtherapie: Verbessert die Sprechstörung durch Training der Muskeln für die Lautstärke der Stimme, die Atemtechnik und eine klare Aussprache.
- Ergotherapie: Üben von Alltagsbewegungen und -tätigkeiten.
- Medizinisches Cannabis: Kann für die Behandlung von parkinsontypischen Begleitsymptomen wie Zittern, Schmerzen, Schlafstörungen und psychischen Beschwerden in Frage kommen.
Verlauf des Parkinson-Syndroms
Der Verlauf des Parkinson-Syndroms lässt sich in fünf Stadien beschreiben:
- Anfangsstadium (Stadium 0): Noch keine Symptome.
- Einsetzen der Beschwerden (Stadium 1): Erste Symptome wie Zittern, eine veränderte Mimik und Körperhaltung auf einer Körperseite.
- Beidseitige Beschwerden (Stadium 2): Die Parkinson-Erkrankung ist auf beiden Körperhälften sichtbar. Antriebslosigkeit und Sprechstörungen können hinzukommen.
- Langsamere Bewegungen (Stadium 3): Die Symptome verfestigen sich und die Ausprägung wird stärker.
- Stark erkennbare Beschwerden (Stadium 4): Ausgeprägte Symptomatik. Patientinnen und Patienten können noch stehen und gehen.
- Hilfs- und Pflegebedürftigkeit (Stadium 5): Parkinsonpatienten und -patientinnen sind auf vollständige Hilfe oder Pflege angewiesen und können sich zunächst mit Gehhilfen oder einem Rollstuhl fortbewegen.
Es kann Jahre dauern, bis da nächste Stadium erreicht ist und nicht jedes Symptom tritt garantiert auf.
Kann man an Parkinson sterben?
Die Parkinson-Krankheit verläuft nicht unmittelbar tödlich. Menschen mit Parkinson sterben meist nicht direkt an der Erkrankung selbst, sondern an den Komplikationen, die im Krankheitsverlauf auftreten können. Im Endstadium sind die meisten Patientinnen und Patienten bettlägerig und pflegebedürftig.
Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson hängt von individuellen Faktoren ab wie der jeweiligen Parkinson-Form, dem Stadium, dem Gesundheitszustand und dem Alter des oder der Betroffenen. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson verkürzt sich durchschnittlich um vier bis elf Jahre. Das gilt vor allem für die sogenannte Parkinson-Krankheit, welche die häufigste Form der Parkinson-Syndrome ist. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist nahezu identisch mit der von Menschen ohne Parkinson.
Allerdings können im Einzelfall Schluckstörungen oder Stürze auch zu lebensverkürzenden Komplikationen führen. Manchmal kommt es zu einem kognitiven Abbau bis hin zur Demenz.
Mit einer guten medizinischen Betreuung kann man davon ausgehen, dass die Lebenserwartung von Patienten mit der Parkinson Krankheit nicht wesentlich niedriger ist als die der Allgemeinbevölkerung.
Was können Parkinson-Patienten tun?
An Parkinson Erkrankte sollten möglichst auf Fertiggerichte, gesättigte Fettsäuren und übermäßigen Zuckerkonsum verzichten.
Körperliche Aktivität, regelmäßiger Kaffeekonsum und eine gesunde mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen können das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken.
Mediziner empfehlen Patienten mit Parkinson deshalb, mindestens dreimal in der Woche Sport zu treiben - möglichst die Sportart, die auch Spaß macht. Musik, Tanz und Bewegung helfen, um mobil zu bleiben, da die Musik eine externer Auslöser ist, der Bewegungen initiiert.