Nasenbluten: Ursachen, Behandlung und Vorbeugung

Nasenbluten, auch Epistaxis genannt, ist ein plötzlicher Blutaustritt aus einem oder beiden Nasenlöchern. Es kann beängstigend sein, ist aber in den meisten Fällen harmlos. Über die Hälfte der Bevölkerung erlebt mindestens einmal im Leben Nasenbluten.

Ursachen von Nasenbluten

Die Ursachen für Nasenbluten sind vielfältig und können in lokale und systemische Ursachen unterteilt werden.

Lokale Ursachen

Lokale Ursachen liegen direkt in der Nase oder den Nasennebenhöhlen. Dazu gehören:

  • Verletzungen der Nasenschleimhaut: Kleine Verletzungen der Nasenschleimhaut, etwa durch Nasebohren, heftiges Schnäuzen, Niesen oder einen Stoß, sind häufige Auslöser. Die Schleimhaut ist besonders im vorderen Bereich der Nasenscheidewand gut durchblutet, aber auch dünn und verletzlich. Auch das Einführen von Fremdkörpern in die Nase, besonders bei Kindern, kann die Schleimhaut verletzen.
  • Trockene Nasenschleimhaut: Trockene Luft, wie sie in der Heizperiode oder in klimatisierten Räumen vorkommt, kann die Nasenschleimhaut austrocknen und anfälliger für Blutungen machen. Auch Erkältungen und Allergien können die Schleimhaut reizen und austrocknen.
  • Entzündungen und Infektionen: Infektionen der oberen Atemwege, wie Erkältungen oder Grippe, können die Nasenschleimhaut entzünden und reizen, was zu Blutungen führen kann. „Nasenbluten tritt häufig bei Infekten auf. Die Schleimhaut ist entzündet, gereizt und weniger widerstandsfähig“, erklärt Dr.
  • Chronischer Schnupfen und abschwellende Nasensprays: Der übermäßige Gebrauch von abschwellenden Nasensprays kann die Nasenschleimhaut schädigen und zu chronischem Schnupfen führen. Dies kann die Schleimhaut anfälliger für Blutungen machen.
  • Anatomische Veränderungen: Veränderungen an der Nasenscheidewand, wie z.B. eine Nasenscheidewandverkrümmung, Eiteransammlungen, kleine Risse oder Löcher, können ebenfalls Nasenbluten verursachen. Auch Fehlbildungen der Nasenscheidenwand können die Nase zum Bluten bringen, wenn hervorstehende Sporne oder Knochenleisten die Nasenschleimhaut verletzen.
  • Operative Eingriffe: Ein operativer Eingriff im Nasen-Rachen-Bereich oder das Einführen einer Magensonde durch die Nase kann ebenfalls Nasenbluten auslösen.
  • Tumore: In seltenen Fällen kann ein gut- oder bösartiger Tumor in der Nasenhöhle oder den Nasennebenhöhlen die Ursache für wiederholtes Nasenbluten sein.
  • Plötzliche Druckänderungen: Plötzliche Druckänderungen in der Nase können die empfindlichen Äderchen im vorderen Nasenraum leicht zum Platzen bringen und so einen kleinen Blutschwall auslösen.
  • Manipulationen mit bohrenden Fingerspitzen: Wer sich gerne heftig trompetend die Nase schnäuzt, läuft somit Gefahr, "Rot zu sehen". Ähnlich verhält es sich bei Manipulationen mit bohrenden Fingerspitzen.

Systemische Ursachen

Systemische Ursachen sind Erkrankungen oder Faktoren, die den ganzen Körper betreffen und indirekt zu Nasenbluten führen können. Dazu gehören:

  • Gefäß-Kreislauf-Erkrankungen: Gefäß-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose oder Bluthochdruck können die Blutgefäße in der Nase schwächen und anfälliger für Blutungen machen.
  • Blutgerinnungsstörungen: Angeborene oder erworbene Blutgerinnungsstörungen, wie z.B. Hämophilie oder die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten, können die Blutungsneigung erhöhen und Nasenbluten verursachen.
  • Nierenerkrankungen: Nierenerkrankungen können den Blutdruck erhöhen und die Blutgerinnung beeinträchtigen, was zu Nasenbluten führen kann.
  • Lebererkrankungen: Erkrankungen der Leber können die Produktion von Gerinnungsfaktoren beeinträchtigen und somit Nasenbluten verursachen.
  • Fieberhafte Infektionen: Fieberhafte Infektionen wie Grippe oder Masern können die Durchblutung der Nasenschleimhäute verstärken und somit Nasenbluten begünstigen.
  • Autoimmunerkrankungen: Diverse Autoimmun- und Erbkrankheiten wie Morbus Wegener, Morbus Osler, Hämophilie (wie Hämophilie A und B), von-Willebrand-Jürgens-Syndrom etc. können Nasenbluten auslösen.
  • Leukämie: In seltenen Fällen kann Leukämie ("Blutkrebs") Nasenbluten verursachen.
  • Morbus Osler: Morbus Osler ist eine erbliche Gefäßkrankheit, die zur Erweiterung der betroffenen Blutgefäße führt. Die allermeisten Betroffenen leiden von der Pubertät an immer wieder unter kaum zu stillendem Nasenbluten.

Medikamente

Bestimmte Medikamente können ebenfalls Nasenbluten auslösen oder begünstigen:

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  • Blutverdünnende Medikamente: Sogenannte Blutverdünner wie Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel oder Phenprocoumon (bekannt unter den Handelsnamen „Marcumar“ oder „Falithrom“) führen zu einer erhöhten Blutungsneigung und können damit Nasenbluten verursachen.
  • Thrombozytenaggregationshemmer: Das sind Wirkstoffe, die verhindern, dass sich die Blutplättchen bei der Blutgerinnung zusammenlagern. Ein bekannter Vertreter ist das Schmerz- und Fiebermittel Acetylsalicylsäure (ASS).
  • Cumarine-Derivate: Diese Wirkstoffe senken den Vitamin-K-Spiegel im Körper, was die Blutgerinnung beeinträchtigt.
  • Abschwellende Nasensprays: Bei längerem Gebrauch können abschwellende Nasensprays die Nasenschleimhaut angreifen.
  • Weitere Medikamente: Einige Antibiotika und Psychopharmaka können ebenfalls Nasenbluten begünstigen.

Nasenbluten in der Schwangerschaft

Schwangere Frauen bekommen öfter Nasenbluten. In der Schwangerschaft ist die Nasenschleimhaut stärker durchblutet und dadurch anfälliger für Blutungen. Der veränderte Hormonhaushalt, insbesondere der erhöhte Östrogenspiegel, lockert das Bindegewebe und erweitert die Gefäße, was die Durchblutung der Nasenschleimhaut steigert.

Nasenbluten bei Kindern

Bei Kindern und Jugendlichen tritt Nasenbluten in den vorderen Nasenabschnitten nicht selten ohne Fremdeinwirkung auf. Bei Kindern entsteht Nasenbluten fast immer vorne in der Nase. Meist kommt es nach fünf Minuten (oder insgesamt zehn Minuten, das heißt nochmals fünf Minuten Zusammendrücken der Nasenflügel) zum Stillstand.

Auch bei Kindern in den Wachstumsperioden tritt häufiger Nasenbluten auf, da bei schnellem Wachstum die Schleimhaut nicht schnell genug mitwächst und eine erhöhte Spannung und geringere Dicke und Stabilität aufweist und dadurch Blutungen häufiger auftreten.

Was tun bei Nasenbluten? - Erste Hilfe Maßnahmen

Wenn die Nase blutet, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und richtig zu handeln:

  1. Ruhe bewahren: Panik kann die Situation verschlimmern. Bleiben Sie ruhig und beruhigen Sie auch die betroffene Person, insbesondere Kinder.
  2. Aufrechte Haltung: Setzen Sie sich aufrecht hin und beugen Sie den Kopf leicht nach vorne. Dies verhindert, dass Blut in den Rachen läuft und möglicherweise verschluckt wird, was Übelkeit verursachen kann. Kinder mit Nasenbluten kann man auf den Schoß nehmen.
  3. Nasenflügel zusammendrücken: Drücken Sie mit Daumen und Zeigefinger die Nasenflügel - den weichen Teil der unteren Nase - fest zusammen. Halten Sie den Druck für 10-15 Minuten aufrecht. Atmen Sie ruhig durch den Mund.
  4. Kühlen: Legen Sie einen Eisbeutel, eine Kältekompresse oder einen kalten Waschlappen in den Nacken. Die Kälte kann helfen, die Blutgefäße zu verengen und die Blutung zu stoppen.
  5. Blut ausspucken: Spucken Sie Blut, das in den Mund gelaufen ist, aus, um Übelkeit zu vermeiden.
  6. Nach der Blutung: Vermeiden Sie es, die Nase zu putzen oder zu reiben, um die Bildung eines neuen Blutgerinnsels nicht zu stören. Empfohlen wird, die nächsten sieben bis zehn Tage allenfalls sanft die Nase zu schnäuzen (siehe auch Tipps ganz unten).

Was man vermeiden sollte:

  • Kopf in den Nacken legen: Dies führt dazu, dass Blut in den Rachen läuft und verschluckt wird, was Übelkeit und Erbrechen auslösen kann. Außerdem erschwert es die Einschätzung der Blutmenge.
  • Nase zustopfen: Verwenden Sie keine Taschentücher, Watte oder Mullstreifen, um die Nase zu verstopfen. Dies kann die Schleimhaut weiter verletzen und die Blutung verschlimmern.
  • Hinlegen: Bei eintretender Bewusstlosigkeit und Reflexverlust kann Blut in die Atemwege gelangen. Das kann zu schweren Komplikationen führen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

In den meisten Fällen stoppt Nasenbluten von selbst und ist nicht gefährlich. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein Arzt aufgesucht werden sollte:

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  • Anhaltendes Nasenbluten: Wenn die Blutung nach 20-30 Minuten nicht aufhört, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bei Kindern sollte das Nasenbluten nach etwa zehn Minuten abgeklungen sein.
  • Starker Blutverlust: Wenn die Blutung sehr stark ist und das Blut den Rachen hinunterläuft, auch bei vorgebeugter Haltung, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Wiederholtes Nasenbluten: Wenn Nasenbluten häufig auftritt, sollte die Ursache von einem Arzt abgeklärt werden.
  • Begleitende Symptome: Wenn Nasenbluten mit anderen Symptomen wie Schwindel, Schwäche, Ohnmacht oder Kopfschmerzen einhergeht, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
  • Verletzung: Nach einem Sturz oder Schlag auf die Nase sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine mögliche Verletzung der Nase oder des Schädels auszuschließen.
  • Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten: Wenn Sie blutverdünnende Medikamente einnehmen und Nasenbluten haben, sollten Sie Ihren Arzt informieren.
  • Verdacht auf systemische Erkrankung: Wenn Sie vermuten, dass eine systemische Erkrankung die Ursache für das Nasenbluten ist, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen.

Was macht der Arzt bei Nasenbluten?

Der Arzt wird zunächst versuchen, die Blutung zu stillen und die Ursache des Nasenblutens zu ermitteln. Dazu wird er folgende Maßnahmen durchführen:

  1. Anamnese: Der Arzt wird Sie nach Ihrer Krankengeschichte, eingenommenen Medikamenten und möglichen Auslösern des Nasenblutens fragen.
  2. Untersuchung: Der Arzt wird die Nase mit einem Nasenspekulum untersuchen, um die Blutungsquelle zu finden. Bei der vorderen Rhinoskopie rückt die untere Scheidewand - die dünne, gleichwohl tragende Trennwand zwischen den beiden Nasenhöhlen -, und die Nasenhöhle mit den vorderen Nasengängen ins Blickfeld. Die Scheidewand besteht teilweise aus Knorpel und ist vorne mit gefäßreicher Schleimhaut, einer Art Schwellkörpergewebe, überzogen (sogenannter Locus Kiesselbach(ii)). Hier liegt sehr häufig die Blutungsquelle.
  3. Blutstillung: Der Arzt kann verschiedene Methoden anwenden, um die Blutung zu stillen:
    • Nasenflügeldruck: Der Arzt kann den Nasenflügeldruck wiederholen, wie oben beschrieben.
    • Gefäßverengende Mittel: Der Arzt kann ein Nasenspray mit gefäßverengenden Mitteln einsetzen, um die Blutung zu stoppen. Abschwellende Mittel wie der Wirkstoff Xylometazolin helfen bei der Suche nach der Blutungsquelle, gefäßverengende Mittel verringern den Blutfluss.
    • Verödung (Kauterisation): Wenn die Blutungsquelle gefunden wurde, kann der Arzt die Stelle elektrisch (Elektrokoagulation) oder chemisch mit Silbernitrat veröden. Die Stelle, aus der es erkennbar geblutet hat (siehe nächster Abschnitt: "Blutungsquelle orten"), kann der HNO-Arzt elektrisch (Elektrokoagulation) oder chemisch mit Silbernitrat veröden. Nach diesem auch Kauterisation genannten Verfahren legt er bei Bedarf noch eine blutstillende Wundauflage (Gaze) ein.
    • Tamponade: Wenn die Blutungsquelle nicht sichtbar ist oder die Verödung erfolglos war, kann der Arzt einen speziellen Tampon in die Nase einführen, um Druck auf die Blutgefäße auszuüben und die Blutung zu stoppen. Es gibt verschiedene Modelle, zum Beispiel Fingerlings- oder Salbenstreifentamponaden, und unterschiedliche Möglichkeiten der Positionierung. Die Tamponade wird nach ein bis zwei Tagen wieder entfernt, um Druckschäden möglichst zu vermeiden.
    • Endoskopische Ligatur: Wurde als Ursache anhaltenden Nasenblutens eine blutende Schlagader wie zum Beispiel die Keilbein-Gaumenarterie festgestellt, lässt diese sich endoskopisch über die Nase beziehungsweise von dort aus über die Kieferhöhle mit einem Clip oder Strom (Elektrokoagulation) verschließen. Das häufiger von chirurgisch tätigen HNO-Ärzten angewandte Vorgehen heißt endoskopische Ligatur.
    • Embolisation: Auch bestimmte Kathetereingriffe von außen, über die Haut, wie eine sogenannte Embolisation sind möglich. Dabei wird eine Substanz in das Gefäß gespritzt und verschließt es. Diese Maßnahme führen (Neuro-)Radiologen durch.
  4. Weiterführende Untersuchungen: Wenn die Ursache des Nasenblutens unklar ist oder der Verdacht auf eine systemische Erkrankung besteht, kann der Arzt weitere Untersuchungen veranlassen, wie z.B. Bluttests, eine Nasenendoskopie oder eine Computertomographie (CT) der Nasennebenhöhlen. Muss eine mutmaßlich andere Blutungsursache, beispielsweise eine Geschwulst im Bereich der Nase, genauer abgeklärt werden, führt der HNO-Arzt weitere Untersuchungen durch. Bei Bedarf prüft er, ob die Nase gut luftdurchgängig ist, und untersucht den Gehörgang, das Trommelfell und das Gehör.

Vorbeugung von Nasenbluten

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Nasenbluten vorzubeugen:

  • Feuchtigkeit: Sorgen Sie für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit in Wohn- und Schlafräumen, besonders in der Heizperiode. Luftbefeuchter können helfen, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen.
  • Nasenpflege: Verwenden Sie regelmäßig Nasensalben oder -öle, um die Nasenschleimhaut feucht zu halten und vor dem Austrocknen zu schützen. Die einfachsten Maßnahmen sind Nasenschleimhautpflege mit weicher Nasensalbe oder Nasenöl. Dr.
  • Vermeiden Sie Reizungen: Vermeiden Sie es, die Nase zu bohren oder zu stark zu schnäuzen. Unterdrücken Sie aufkommenden Niesreiz nicht. Lieber versuchen, durch den offenen Mund zu niesen. Zu dem rät Dr. Plümpe, bei aufkommendem Niesreiz nicht zu versuchen, diesen zu unterdrücken. Das gelingt selten. Lieber versuchen, durch den offenen Mund zu niesen.
  • Behandlung von Allergien: Wenn Sie an Allergien leiden, lassen Sie diese behandeln, um die Nasenschleimhaut nicht unnötig zu reizen.
  • Kontrolle des Blutdrucks: Wenn Sie an Bluthochdruck leiden, lassen Sie diesen behandeln und kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Blutdruck.
  • Vorsicht bei Medikamenten: Wenn Sie blutverdünnende Medikamente einnehmen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über das Risiko von Nasenbluten und mögliche Alternativen.
  • Schutz der Nase: Bei sportlichen Aktivitäten, bei denen es zu Verletzungen der Nase kommen kann, tragen Sie einen Nasenschutz.

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