Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle sind das Ergebnis von plötzlichen, unkontrollierten elektrischen Entladungen im Gehirn. Die Ursachen und Risikofaktoren für die Entwicklung einer Epilepsie sind vielfältig und komplex.
Was ist Epilepsie?
Epilepsien umfassen verschiedene Erkrankungen, die sich durch wiederholte epileptische Anfälle zeigen. Ein epileptischer Anfall ist eine kurze Störung der elektro-chemischen Signalübertragung im Gehirn. Epileptische Anfälle zeichnen sich durch synchrone Entladungen von Nervenzellen im Gehirn aus. Umgangssprachlich wird sie als "Fallsucht“ oder "Krampfleiden“ bezeichnet.
Häufigkeit von Epilepsie
Rund ein Prozent der Bevölkerung ist betroffen, weltweit über 60 Millionen Menschen. In Deutschland haben 640.000 Menschen eine Epilepsie. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Epilepsie zu erkranken, liegt bei 3-4 Prozent. Epilepsie kann in jedem Alter beginnen, tritt aber besonders häufig bei Kleinkindern und Erwachsenen ab dem 60. Lebensjahr auf.
Epilepsie ist keine Erbkrankheit - Genetik spielt dennoch eine Rolle
Die Epilepsie an sich kann nicht vererbt werden. Was allerdings vererbt werden kann, ist die Neigung, eine Epilepsie zu entwickeln. Genetisch bedingt haben manche Menschen eine stärkere Veranlagung zu epileptischen Anfällen als andere. Die Forschung geht heute davon aus, dass bei diesen Patienten ein oder mehrere Gene defekt sind, die als Ursache der Epilepsie anzusehen sind. Häufig sind die betroffenen Gene nicht bekannt, und es müssen bestimmte Gen-Konstellationen vorliegen, damit es zu einer Epilepsie kommt. Daher sind diese Epilepsie-Ursachen meist nicht vererbbar, auch wenn sie neuerdings als genetische Epilepsien bezeichnet werden.
Obwohl Epilepsie nicht vererbt werden kann, gibt es einige Erkrankungen, die stets oder meist mit einer Epilepsie gemeinsam auftreten, wie zum Beispiel das Landau-Kleffner-Syndrom, bei dem es typischerweise zu Sprachstörungen und Anfällen kommt.
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Ursachen und Risikofaktoren für Epilepsie
Die Ursachen der Epilepsie sind noch nicht vollständig geklärt. Die Medizin unterscheidet zurzeit strukturelle, infektiöse, metabolische, genetische und immunologische Ursachen. Grundsätzlich gilt, dass jedes Ereignis, das einen Schaden im Gehirn verursacht, ein potenzieller Auslöser für ein epileptisches Anfallsleiden sein kann.
Strukturelle Ursachen
Strukturelle Veränderungen am Gehirn entstehen beispielsweise durch:
- Schlaganfälle
- Gehirntumore
- Schädel-Hirn-Traumata
- Narben nach Geburtsschaden, Schlaganfall, Unfall oder Entzündung
- Fokale kortikale Dysplasien (Fehlanlagen der Hirnrinde)
Infektiöse Ursachen
Infektionen des Gehirns können unter anderem durch Viren oder Bakterien hervorgerufen werden, wie z. B. Hirnhautentzündung oder Gehirnentzündung. Zur Vorbeugung von Hirnhautentzündungen und Gehirnentzündungen und daraus folgenden Epilepsien sind einige Schutzimpfungen möglich.
Metabolische Ursachen
Metabolische Veränderungen, also solche, die den Stoffwechsel betreffen, stehen z. B. mit seltenen Stoffwechselerkrankungen, wie der Phenylketonurie in Verbindung oder Unterzuckerung (Näheres unter Diabetes > Symptome - Behandlung - Hilfen) oder Natriummangel (z.B. durch Erbrechen oder Durchfall).
Immunologische Ursachen
Bei den immunologischen Ursachen handelt es sich um Entzündungsvorgänge im Gehirn, z. B. wenn die eigene Körperabwehr (Immunsystem) das Hirngewebe angreift und es zu einer Hirnhautentzündung kommt.
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Genetische Ursachen
Genetisch bedingt haben manche Menschen eine stärkere Veranlagung zu epileptischen Anfällen als andere. Die Forschung geht heute davon aus, dass bei diesen Patienten ein oder mehrere Gene defekt sind, die als Ursache der Epilepsie anzusehen sind. Häufig sind die betroffenen Gene nicht bekannt, und es müssen bestimmte Gen-Konstellationen vorliegen, damit es zu einer Epilepsie kommt. Daher sind diese Epilepsie-Ursachen meist nicht vererbbar, auch wenn sie neuerdings als genetische Epilepsien bezeichnet werden.
Unbekannte Ursachen
Zusätzlich gibt es sogenannte kryptogene Epilepsien, die heute schlichtweg als Epilepsie mit unbekannter Ursache bezeichnet werden. Sie erfüllen also zum Beispiel die Kriterien wie Anfallshäufigkeit von nicht-provozierten Anfällen, nach denen eine Epilepsie laut Leitlinie definiert und von anderen Anfallsleiden abgrenzt wird. Jedoch ohne erkennbare strukturelle, immunologische, genetische, metabolische oder infektiöse Ursache.
Trigger von epileptischen Anfällen
Epileptische Anfälle können aus heiterem Himmel auftreten. In vielen Fällen sind aber auch bestimmte Trigger eines Anfalls bekannt. Die Auslöser können sich im individuellen Fall unterscheiden. Zu den häufigsten Triggern von epileptischen Anfällen gehören unter anderem:
- Schlafmangel
- Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
- Starke körperliche oder seelische Belastung (Stress)
- Hohes Fieber
- Alkohol und Alkoholentzug
- Drogen oder Schlafmittelentzug
- Eher selten flackerndes Licht (Computerspiele, Stroboskopbeleuchtung in Clubs)
Diagnose von Epilepsie
Die Diagnostik bei Verdacht auf eine Epilepsie umfasst zunächst die Klärung, ob es sich um einen epileptischen Anfall gehandelt hat. Dabei erfolgt zunächst eine ausführliches Anamnesegespräch mit dem oder der Betroffenen und auch Angehörigen oder Personen, die beim Anfall anwesend waren. Diese Informationen sind für Ihre:n behandelnde:n Arzt oder Ärztin entscheidend um eine weitere Diagnostik zu veranlassen.
Zu den weiteren diagnostischen Schritten bei Verdacht auf eine Epilepsie gehören:
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- Ausführliche neurologische und körperliche Untersuchung
- Blutuntersuchung
- Elektroenzephalografie (EEG)
- Bildgebung des Kopfes (je nach Fragestellung MRT und/oder CT)
Nach einem epileptischen Anfall muss eine sorgfältige neurologische Abklärung erfolgen. Dabei soll festgestellt werden, ob es sich um einen einmaligen Krampfanfall gehandelt hat, oder ob ein erhöhtes Rezidivrisiko bei einer grundsätzlichen Übererregbarkeit der Neurone vorliegt.
Behandlung von Epilepsie
Die Epilepsie Behandlung umfasst drei wichtige Ansätze. Das Ziel der Epilepsie Therapie ist es dabei das Risiko eines erneuten epileptischen Anfalls zu reduzieren.
Folgende Schritte sind somit zielführend:
- Behandlung einer möglichen Ursache der Epilepsie
- Medikamentöse Therapie zur Anfallsprophylaxe
- Reduktion oder Meidung von Risikofaktoren (zum Beispiel Schlafmangel, körperlicher oder psychischer Stress)
Die medikamentöse Anfallsprophylaxe erfolgt mit sogenannten Antikonvulsiva (auch Antiepileptika). Je nachdem, ob es sich um eine fokale oder generalisierte Epilepsie handelt, kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz. Zudem gibt es noch spezielle Notfallmedikamente bei Epilepsie. Diese können im akuten epileptischen Anfall verabreicht werden.
Können die Medikamente Anfälle nicht verhindern, ist ein Eingriff eine Alternative. Wenn sich bei fokalen Anfällen feststellen lässt, welcher Bereich des Gehirns die Anfälle auslöst, kann er entfernt werden. Das ist aber nicht immer möglich.
Leben mit Epilepsie
Epilepsie beeinflusst den Alltag: Beruf, Mobilität und soziale Aktivitäten. Wichtig ist es, Auslöser zu kennen und zu meiden. Fahreignung und Arbeitssicherheit müssen ärztlich geprüft werden.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Wenn man Zeug*in eines epileptischen Anfalls bei einer anderen Person wird, ist es sehr wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben. Vor allem sollte man überlegen, wie man die Person vor Verletzungen schützt.
- Betroffene Person auf den Boden legen, um einem Sturz vorzubeugen (ggf.
- Alle Gegenstände entfernen, die zu Verletzungen oder Gefahren führen könnten, z.B.
- Seltsame Körperhaltungen und freie Zuckungen ermöglichen und möglichst Platz dafür schaffen, falls noch nicht geschehen, sonst drohen Verletzungen.
- Auf die Uhr schauen und Notfallmedikamente erst nach der ärztlich angegebenen Zeit geben, weil sie erhebliche Nebenwirkungen haben.
- Dauer und Begleiterscheinungen des Anfalls beobachten. Auf die Augen achten: Sind sie geschlossen, offen, starr oder verdreht?
- 112) rufen - auch, wenn schon ein Notfallmedikament gegeben wurde! Das gilt auch, wenn ein 2.
- Unbedingt dabeibleiben, bis die betroffene Person wieder vollständig orientiert ist. Dies ist durch einfache Fragen, wie z.B. "Wie heißt du? Wo bist du?
- Wenn möglich den Anfall dokumentieren: Wann ist er passiert? Wie lange hat er gedauert? Wie ist er abgelaufen? Waren die Augen offen, geschlossen, starr oder verdreht?
- Wenn der Mensch vorher noch nie einen epileptischen Anfall hatte, nach dem 3. Anfall einer Anfallsserie (siehe oben) und/oder bei Verletzungen bzw.
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