Viagra und Schlaganfallrisiko: Was Sie wissen sollten

Viagra, bekannt für seine Wirksamkeit bei der Behandlung von erektiler Dysfunktion, wirft Fragen bezüglich seiner Sicherheit und potenziellen Risiken, insbesondere in Bezug auf Schlaganfälle, auf. Dieser Artikel beleuchtet die verfügbaren Informationen, um ein umfassendes Verständnis des Themas zu ermöglichen.

Was ist Viagra und wie wirkt es?

Viagra, dessen Wirkstoff Sildenafil ist, wurde ursprünglich von Pfizer im Jahr 1998 auf den Markt gebracht. Es gehört zur Gruppe der PDE-5-Hemmer (Phosphodiesterase-Typ-5-Hemmer) und wirkt gefäßerweiternd. Sildenafil hemmt ein Enzym, das für den Abbau des Botenstoffes cGMP (cyclisches Guaninmonophosphat) verantwortlich ist. cGMP bewirkt bei sexueller Erregung eine Erweiterung der Penisarterien, was zu einem vermehrten Bluteinstrom in die Schwellkörper führt und somit eine Erektion ermöglicht. Es ist wichtig zu betonen, dass Viagra nur bei sexueller Stimulation wirkt.

Anwendung von Viagra

Viagra wird hauptsächlich zur Behandlung von erektiler Dysfunktion eingesetzt. Es ist in verschiedenen Dosierungen (25 mg, 50 mg und 100 mg) erhältlich. Die übliche Dosis beträgt 50 mg, kann aber je nach Bedarf angepasst werden. Das Medikament sollte etwa 60 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr auf leeren Magen eingenommen werden. Es ist wichtig, Viagra nur einmal täglich und in der empfohlenen Dosierung einzunehmen.

Mögliche Nebenwirkungen von Viagra

Wie jedes Medikament kann auch Viagra Nebenwirkungen verursachen. Sehr häufig treten Kopfschmerzen auf. Häufige Nebenwirkungen sind Sehstörungen (verschwommenes Sehen, verändertes Farbensehen), Gesichtsrötungen, verstopfte Nase, Oberbauchbeschwerden und Übelkeit. Gelegentlich können Erbrechen, Herzrasen, Hautausschlag und Brustschmerzen auftreten. Seltene Nebenwirkungen umfassen Bluthochdruck, Herzinfarkt, Vorhofflimmern, Schlaganfall und Priapismus (schmerzhafte Dauererektion). Aufgrund möglicher Schwindelgefühle und Sehstörungen ist beim Autofahren und Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten.

Eine Überdosierung von Viagra erhöht nicht die Wirkung, sondern verstärkt lediglich die Nebenwirkungen. In solchen Fällen sollte ein Arzt konsultiert und das Medikament abgesetzt werden.

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Wann sollte Viagra nicht eingenommen werden? (Gegenanzeigen)

Viagra darf in folgenden Fällen nicht eingenommen werden:

  • Überempfindlichkeit gegen Sildenafil oder andere Bestandteile des Medikaments
  • Behandlung mit Stickstoffmonoxid-Donatoren (wie Amylnitrit) oder jeglichen Nitraten (z.B. bei koronarer Herzkrankheit)
  • Behandlung mit Guanylatcyclase-Simulatoren wie Riociguat (z.B. bei Lungenhochdruck)
  • Wenn aus medizinischer Sicht von sexueller Aktivität abzuraten ist (z.B. bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
  • Verlust der Sehkraft auf einem Auge aufgrund von NAION (nicht arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie)
  • Schwere Leberschwäche
  • Stark niedriger Blutdruck (Hypotonie) unter 90/50 mmHg
  • Kürzlich erlittener Schlaganfall oder Herzinfarkt
  • Bekannte erblich bedingte degenerative Netzhauterkrankung (wie Retinitis pigmentosa)

Viagra darf nicht mit anderen Medikamenten zur Behandlung von Impotenz kombiniert werden und ist nicht für Frauen, Kinder und Jugendliche zugelassen.

Besondere Vorsichtshinweise

Vor der Einnahme von Viagra sollte ein Arzt konsultiert werden, besonders bei Vorerkrankungen wie Sichelzellanämie, Leukämie, Multiplem Myelom, Penisverkrümmung (Peyronie-Krankheit), Herzproblemen, Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, Blutgerinnungsstörungen oder Magen-Darm-Geschwüren. Bei plötzlichem Sehverlust sollte Viagra sofort abgesetzt und ärztliche Hilfe gesucht werden. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (z.B. gegen Bluthochdruck, Prostatavergrößerung oder HIV) sind zu beachten.

Viagra und Alkohol

Alkohol kann die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen und die Wirkung von Viagra vermindern. Daher sollte vor der Einnahme von Viagra auf übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet werden.

Erektionsstörungen als Vorbote von Schlaganfällen

Erektionsstörungen können nicht nur nach Schlaganfällen auftreten, sondern auch ein Vorbote dafür sein. Studien zeigen, dass Männer mit Erektionsstörungen ein erhöhtes Risiko haben, einen Schlaganfall zu erleiden. Dies unterstreicht die Bedeutung, Erektionsprobleme ernst zu nehmen und frühzeitig zu behandeln. Eine erektile Dysfunktion kann ein bis fünf Jahre vor den durchblutungsbedingten Herzbeschwerden auftreten. Deswegen sollte jeder Patient mit Erektionsstörung beim Arzt die Durchblutungsverhältnisse im Penis untersuchen lassen. Wird eine sogenannte penile Durchblutungsstörung festgestellt, sollten die Patienten auch eine kardiologische Diagnostik durchlaufen.

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Erektionsstörungen nach einem Schlaganfall

Erektionsstörungen sind eine häufige Folge von Schlaganfällen, die durch direkte Hirnschädigungen, psychischen Stress, Vorerkrankungen und Medikamentennebenwirkungen verursacht werden können. Es wird geschätzt, dass bis zu 75 % der Schlaganfallpatienten betroffen sind. Die Behandlung umfasst Medikamente (PDE-5-Hemmer), mechanische Hilfsmittel und psychologische Beratung.

Viagra und das Schlaganfallrisiko: Studienergebnisse

Eine Metaanalyse von 67 Studien mit über 50.000 Männern ergab eine gute Verträglichkeit von Viagra und keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Viagra und Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Auch wurden keine neuen Sicherheitsrisiken im Hinblick auf Priapismus, Sehstörungen oder Hörverlust festgestellt.

Eine Studie der Henry-Ford-Klinik Detroit zeigte, dass Viagra bei Ratten mit künstlich herbeigeführtem Schlaganfall die Leistungsfähigkeit steigerte, Defizite in Bewegungen und Wahrnehmung reduzierte und die Bildung neuer Hirnzellen förderte.

Viagra und Herzgesundheit

Obwohl Viagra ursprünglich zur Behandlung von Herzbeschwerden entwickelt wurde, wird es heute hauptsächlich zur Behandlung von Erektionsstörungen eingesetzt. Studien haben gezeigt, dass Viagra bei Männern mit leichten Herzproblemen sicher angewendet werden kann, solange sie keine nitrathaltigen Medikamente einnehmen. Eine Studie der Mayo-Klinik in Rochester ergab, dass Viagra die Blutversorgung des Herzens nicht behindert.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen vonseiten des Herz-Kreislauf-Systems besteht. Daher sollte vor der Verordnung von Viagra eine exakte kardiologische Abklärung erfolgen. Patienten nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall sollten Viagra frühestens nach sechs Monaten verordnet werden.

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Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Besondere Vorsicht ist bei der Kombination von Viagra mit anderen Medikamenten geboten, insbesondere mit:

  • Nitraten (z.B. ISDN, Nitrokapseln, Nitrospray): Diese Kombination kann zu einem gefährlichen Blutdruckabfall führen.
  • Alphablockern: Diese Medikamente werden zur Behandlung von Bluthochdruck und Prostatavergrößerung eingesetzt und können in Kombination mit Viagra ebenfalls zu einem Blutdruckabfall führen.
  • Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ (z.B. Phenprocoumon oder Warfarin): Bei gleichzeitiger Einnahme von Viagra besteht möglicherweise ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko.

Empfehlungen für die Anwendung von Viagra

Um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren, sollten folgende Empfehlungen beachtet werden:

  • Vor der Einnahme von Viagra sollte ein Arzt konsultiert werden, um mögliche Risiken und Wechselwirkungen abzuklären.
  • Die niedrigste noch wirksame Dosierung sollte angestrebt werden.
  • Viagra sollte höchstens einmal täglich eingenommen werden.
  • Auf übermäßigen Alkoholkonsum sollte verzichtet werden.
  • Bei Auftreten von Nebenwirkungen sollte ein Arzt konsultiert werden.
  • Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen sollten vor der Einnahme von Viagra eine kardiologische Abklärung durchführen lassen.
  • Patienten nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall sollten Viagra frühestens nach sechs Monaten verordnet bekommen.
  • Die Packungsbeilage sollte sorgfältig gelesen werden, um mögliche Gegenanzeigen und Wechselwirkungen zu berücksichtigen.

Alternativen zu Viagra

Für Männer, die Viagra nicht vertragen oder bei denen es kontraindiziert ist, gibt es alternative Behandlungsmöglichkeiten für erektile Dysfunktion, sowohl medikamentös als auch nicht-medikamentös. Dazu gehören andere PDE-5-Hemmer (z.B. Tadalafil, Vardenafil), mechanische Hilfsmittel (z.B. Vakuumpumpen) und psychologische Beratung.

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