Alkohol und das Parkinson-Risiko: Was Sie wissen sollten

Unsere Nervenzellen sind bemerkenswert langlebig, wobei die meisten so alt sind wie wir selbst. Im Gegensatz dazu erneuern sich andere Körperzellen ständig. Obwohl Nervenzellen auch neu gebildet werden können, ist dies eher die Ausnahme. Wenn Nervenzellen in übermäßigem Maße absterben, spricht man von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson. Diese können Gedächtnisverlust, Bewegungsstörungen oder Sprachprobleme verursachen. Die Ursachen sind vielfältig und können genetische Faktoren, eine ungesunde Lebensweise oder Drogenkonsum umfassen.

Wie Alkohol, Kokain und Crystal Meth das Risiko beeinflussen können

Eine aktuelle Studie eines chinesischen Forschungsteams untersucht die Rolle von Alkohol, Kokain und Crystal Meth bei der Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen. Die Blut-Hirn-Schranke, ein Schutzwall aus dicht gepackten Zellen, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Sie soll das Gehirn vor schädlichen Stoffen schützen. Drogen scheinen diese Schranke jedoch durchlässiger zu machen, wodurch vermehrt schädigende Partikel und Metalle wie Eisen ins Gehirn gelangen.

Die Rolle von Eisen und Ferroptose

Eisen kann sich in den Nervenzellen anreichern und dort freie Radikale produzieren. Diese Moleküle sind äußerst reaktionsfreudig und können Zellmembranen und andere wichtige Zellbestandteile angreifen, was letztendlich zum Zelltod führen kann. Dieser Zelltod wird als Ferroptose bezeichnet und steht im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen. Studien haben gezeigt, dass bei Alzheimer-Patienten vermehrt Eisenablagerungen in bestimmten Hirnregionen vorhanden sind. Das Forschungsteam um Yun Wang vermutet, dass Ferroptose erklären könnte, warum Menschen mit Drogenkonsum in der Vergangenheit häufiger an neurodegenerativen Erkrankungen leiden. Es ist wichtig zu beachten, dass die Mechanismen, die diesen Erkrankungen zugrunde liegen, komplex und noch nicht vollständig verstanden sind. Neben Ferroptose spielen zahlreiche weitere Faktoren eine Rolle. Dennoch deuten die Forschungsergebnisse darauf hin, dass Drogenkonsum das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen erhöhen kann.

Parkinson im Detail: Symptome, Ursachen und Behandlung

Der englische Arzt Dr. James Parkinson beschrieb die Erkrankung erstmals im Jahr 1817, daher der Name Morbus Parkinson. Es gibt verschiedene Ursachen für die Entstehung von Parkinson, was zu unterschiedlichen Formen führt. Wenn das Parkinson-Syndrom auf einer Strukturveränderung im Gehirn beruht, wie beispielsweise einem Hirntumor, Durchblutungsstörungen oder einem sogenannten Wasserkopf, spricht man von einem symptomatischen Parkinsonsyndrom. Die häufigste Form ist jedoch das idiopathische Parkinsonsyndrom, das etwa 90 Prozent der Fälle ausmacht. Idiopathisch bedeutet unbekannte Ursache, was bei Parkinson jedoch nicht mehr uneingeschränkt gilt.

Die vielfältigen Symptome von Parkinson

Die Parkinsonerkrankung ist immer mit einer Bewegungsarmut oder Bewegungslosigkeit verbunden. Hinzu kommen vier Hauptsymptome, die in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten können:

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  • Muskelsteifheit (Rigor)
  • Zittern im Ruhezustand (Ruhetremor)
  • Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese)
  • Gestörte Haltungs- und Gangsicherheit (Posturale Instabilität)

Ursächlich für die Bewegungsstörungen ist ein Dopaminmangel im Gehirn. Die motorischen Beeinträchtigungen können sich auch durch steife Gesichtsmuskeln äußern, was zu einem starren Gesichtsausdruck und weniger Mimik führt. Die Körperhaltung ist oft gebeugt und der Gang verändert. Typisch ist auch das Zahnradphänomen, bei dem Arme oder Handgelenke nur ruckartig bewegt werden können. Auch das Sprechen, das Schriftbild und die Feinmotorik können eingeschränkt sein.

In der Spätphase können weitere schwere Symptome hinzukommen, wie:

  • Vergesslichkeit
  • Starkes Schwitzen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Inkontinenz
  • Impotenz
  • Verstopfungen
  • Depressionen
  • Psychosen
  • Halluzinationen
  • Demenz

Frühe Anzeichen und Ursachen von Parkinson

Vor den klassischen Hauptsymptomen zeigen Parkinsonpatienten oft andere Symptome, die mittlerweile mit der Erkrankung in Verbindung gebracht werden:

  • Riechstörungen: Das Protein α-Synuclein verklumpt im Riechsystem des Gehirns.
  • REM-Schlafverhaltensstörung: Unruhiger Schlaf mit heftigen Träumen, bei denen die Betroffenen um sich schlagen und schreien können.
  • Verstopfungen: Störung des autonomen Nervensystems führt dazu, dass der Stuhl länger im Darm verbleibt.
  • Depressionen: Etwa 30 Prozent aller Parkinsonbetroffenen haben depressive Verstimmungen oder Depressionen.

Die Krankheit entsteht durch eine Veränderung des Proteins α-Synuclein, das verklumpt und von einer Nervenzelle zur nächsten wandert. Prof. Dr. Heiko Braak konnte zeigen, dass α-Synuclein sich früh in bestimmten Hirnregionen ansammeln und die Funktion verschiedenster Hirnregionen stören kann.

Behandlungsmöglichkeiten bei Parkinson

Klassischerweise wird Parkinson mit einer Dopaminersatztherapie behandelt, um die Bewegungsstörungen zu vermindern. Da Parkinson eine vielseitige Erkrankung ist, sind oft auch Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten in die Behandlung involviert. Sie helfen den Patienten, die Sprache, Feinmotorik und das Gleichgewicht wieder zu verbessern und damit die Lebensqualität zu steigern.

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Die "Parkinson-Komplex-Therapie" bietet die Möglichkeit eines zweiwöchigen Krankenhausaufenthalts in Parkinsonspezialkliniken, in denen die Patienten medikamentös eingestellt werden und intensive Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädie erhalten.

Leider gibt es bisher keine Möglichkeit, die Krankheit aufzuhalten. Es laufen jedoch vielversprechende klinische Studien, die am gestörten α-Synuclein ansetzen.

Risikofaktoren für Parkinson

Parkinson zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Nervensystems im hohen Alter. Das größte Risiko ist das Älterwerden, wobei das Risiko ab 60 Jahren stark ansteigt. Weitere Risiken sind der häufige Umgang mit Giften wie Kohlenstoffmonoxid und Mangan sowie Herbizide und Pestizide als Landwirte. In seltenen Fällen (unter 40 Jahre) kann ein genetischer Defekt vorliegen.

Empfehlungen für Parkinsonbetroffene im Alltag

Parkinsonpatienten sollten aktiv bleiben und sich nicht nur auf der Couch aufhalten. Rhythmischer Sport wie Nordic Walking, Tanzen, Schwimmen, Golfen und Tennis ist hilfreich. Bei der Ernährung gibt es keine besonderen Einschränkungen. Alkohol ist nicht explizit verboten. Koffein scheint eine positive Wirkung zu haben, die aber umstritten ist. Es wird empfohlen, sich einer Parkinsonselbsthilfegruppe anzuschließen, um Unterstützung und Informationen zu erhalten.

Alkohol und Parkinson: Die aktuelle Studienlage

Die Suche nach Risikofaktoren für die Parkinson-Krankheit verlief bislang nicht besonders erfolgreich. Wie ist die Lage bei alkoholischen Getränken, deren moderater Konsum in vielen Fällen mit verringerten Krankheits- und Sterberisiken assoziiert ist? Mit dem Älterwerden steigt das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen. Dazu gehört an zweiter Stelle nach der Alzheimer‘schen Demenz die Parkinson-Krankheit. Aus beobachtenden (prospektiven) Studien ist lediglich bekannt, dass der Konsum von Kaffee und Zigaretten mit einem verminderten Risiko für Parkinson einhergeht.

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Widersprüchliche Ergebnisse und Meta-Analysen

Seit den 1980er Jahren suchten Wissenschaftler nach Zusammenhängen zwischen dem Konsum alkoholischer Getränke und dem Risiko, an Parkinson zu erkranken. Die Ergebnisse der Studien sind widersprüchlich: Viele fanden keinen Zusammenhang, einige wenige fanden erhöhte Risiken mit steigendem Konsum, etliche fanden verringerte Risiken. Eine zusammenfassende Analyse eines chinesischen Forscherteams wertete elf geeignete prospektive Studien aus. Die Ergebnisse zeigten, dass der Konsum alkoholischer Getränke im Vergleich zu Abstinenz zu Studienbeginn mit einem signifikant um 19 % verringerten Parkinson-Risiko einherging. Das geringste relative Risiko zeigte sich zwischen 26 und 36 g Alkohol täglich, was in etwa einem viertel bis einem drittel Liter Wein entspricht.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Studien nicht zwischen lebenslanger Abstinenz und Abstinenz bei Studieneintritt unterschieden. Die Ergebnisse dürfen daher nicht genutzt werden, um Abstinente zum Konsum alkoholischer Getränke aufzufordern. Ein moderater Konsum alkoholischer Getränke ist kein Risikofaktor für Parkinson und kann weiterhin mit gutem Gewissen gepflegt werden. Übrigens schnitt Bier in dieser Analyse besser ab als Wein, die Gründe dafür sind jedoch unklar.

Weitere Studien und Erkenntnisse

Eine Studie in Südkorea ergab, dass leichter bis mäßiger Genuss von alkoholischen Getränken mit einem geringeren Sterberisiko bei Menschen mit Parkinson-Krankheit verbunden ist. Im Vergleich zu Abstinenzlern hatten Menschen ein um 22 Prozent geringeres Sterberisiko, wenn sie moderate Mengen alkoholischer Getränke wie Wein tranken. Die Studienautoren vermuten, dass Alkohol neuroprotektive Wirkungen zeigt, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen. Dies deckt sich mit früheren Beobachtungen, die mäßigen Konsum, insbesondere von Bier und Rotwein, mit einem geringeren Parkinson-Risiko in Verbindung brachten.

Eine weitere Studie, die "Million Women Study", fand keinen Zusammenhang zwischen dem Konsum alkoholischer Getränke und dem Risiko, an Parkinson zu erkranken. Nach dem jetzigen Stand der Forschung zeigt ein moderater Konsum von einem bis zwei Gläsern Wein (oder anderen alkoholischen Getränken) keine positiven aber auch keine nachteiligen Effekte, wenn es um das Risiko einer Parkinsonerkrankung geht.

Alkohol als Nervengift: Allgemeine Auswirkungen auf den Körper

Unabhängig von der spezifischen Frage des Parkinson-Risikos ist es wichtig, die allgemeinen Auswirkungen von Alkohol auf den Körper zu berücksichtigen. Alkohol ist ein Nervengift, das nicht nur die Gehirnfunktion beeinträchtigt, sondern auch die Gesundheit des Körpers insgesamt. Regelmäßiger und übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einer Vielzahl von körperlichen Erkrankungen führen, wie zum Beispiel Leberschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Auch das Immunsystem wird durch Alkohol geschwächt und somit anfälliger für Infektionen. Darüber hinaus hat Alkohol auch Auswirkungen auf die Psyche. Es kann zu Stimmungsschwankungen, Angstzuständen und Depressionen führen sowie das Risiko für Suizid erhöhen. Zudem beeinträchtigt es die Wahrnehmungsfähigkeit und Reaktionszeit - was besonders im Straßenverkehr gefährlich werden kann. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass jeder Körper anders reagiert - schon kleine Mengen können bei manchen Menschen schwerwiegende Folgen haben.

Wie Alkohol das Nervensystem beeinflusst

Alkohol wirkt als Beruhigungsmittel auf unser Nervensystem und verlangsamt die Aktivität unserer Neuronen. Dies kann zu Koordinationsproblemen, Gedächtnisverlust und vermindertem Urteilsvermögen führen. Langfristiger Alkoholkonsum kann Schäden an den Neuronen und Veränderungen in der Struktur unseres Gehirns verursachen. Alkohol beeinträchtigt die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, indem er die Rezeptoren für den Neurotransmitter GABA aktiviert und gleichzeitig die Rezeptoren für Glutamat blockiert. Auch das Belohnungssystem im Gehirn wird beeinflusst, was dazu führt, dass sich der Körper an den Konsum von Alkohol gewöhnt und immer höhere Dosen benötigt, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Langfristig kann der regelmäßige Konsum von Alkohol zu schweren Schäden im Nervensystem führen, wie zum Beispiel Gedächtnisverlust oder Demenz.

Praktische Tipps für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol

Es gibt viele Möglichkeiten, um Ihren Alkoholkonsum zu reduzieren oder ganz aufzugeben. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, den Konsum selbstständig einzuschränken, können Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Es gibt zahlreiche Selbsthilfegruppen und Therapieangebote für Menschen mit einem problematischen Alkoholkonsum. Eine weitere Möglichkeit ist es auch, sich bewusst Alternativen zum Trinken zu suchen. Statt alkoholischer Getränke können Sie beispielsweise Tee oder Saft trinken oder Sport treiben. Auch Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation sind eine gute Alternative zur Stressbewältigung ohne Alkohol.

Es ist wichtig zu wissen, dass Alkohol auch in Wechselwirkung mit anderen Medikamenten stehen kann. Diese Wechselwirkungen können sehr gefährlich sein und sollten unbedingt vermieden werden. Schwangere Frauen sollten während ihrer Schwangerschaft auf Alkohol verzichten, da Alkoholkonsum ein erhebliches Risiko für die Gesundheit des ungeborenen Kindes darstellt.

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