Karl Lauterbach, geboren am 21. Februar 1963 in Düren, ist ein prominenter deutscher Politiker der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Seine Karriere zeichnet sich durch ein tiefes Engagement im Bereich der Gesundheitspolitik aus, das ihn bis zum Bundesminister für Gesundheit führte.
Ausbildung und akademische Laufbahn
Lauterbachs akademischer Werdegang begann mit einem Medizinstudium an der RWTH Aachen, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der University of Texas San Antonio, das er 1989 abschloss. Seine Promotion zum Dr. med. erfolgte im Anschluss. Er erwarb zudem einen Master of Public Health (MPH) an der Harvard School of Public Health mit Schwerpunkten in Epidemiologie sowie Health Policy and Management und promovierte 1995 zum Doctor of Science in Health Policy and Management. Seine Expertise erweiterte er durch Fellowships in Ethics and the Professions an der Harvard Universität und in der Division of Medical Ethics der Harvard Medical School.
Seit 1996 ist Lauterbach Gastdozent an der Harvard School of Public Health in Boston. Ab 1998 leitete er das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) der medizinischen Fakultät der Universität zu Köln. Seit 2008 ist er zudem Adjunct Professor im Department of Health Policy and Management der Harvard School of Public Health.
Politische Karriere
Anfänge und Engagement in der SPD
Lauterbach trat 2001 in die SPD ein. Bereits 2003 wirkte er in der Kommission für die Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme (Rürup-Kommission) mit und engagierte sich in der Programmkommission der SPD Köln sowie in der Arbeitsgruppe Bürgerversicherung des Parteivorstandes der SPD.
Mitglied des Deutschen Bundestages
Seit 2005 ist Lauterbach Mitglied des Deutschen Bundestages, wobei er als Leiter des IGKE der Universität zu Köln beurlaubt ist. Von 2009 bis 2013 war er gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, bevor er von 2013 bis 2019 als stellvertretender Fraktionsvorsitzender fungierte.
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Bundesminister für Gesundheit (2021-2025)
Ein Höhepunkt seiner politischen Laufbahn war die Berufung zum Bundesminister für Gesundheit im Kabinett Scholz von 2021 bis 2025. In dieser Funktion setzte er bedeutende gesundheitspolitische Vorhaben um, darunter eine Teillegalisierung von Cannabis und eine umfassende Krankenhausreform.
Schwerpunkte und Reformen als Gesundheitsminister
Krankenhausreform
Die Krankenhausreform war eines der zentralen Projekte Lauterbachs als Bundesgesundheitsminister. Ziel der Reform war es, die Krankenhausversorgung in Deutschland zu verbessern und zukunftsfähig zu machen. Lauterbach betonte die Notwendigkeit, die bestehende Struktur zu verändern, in der jedes dritte Bett leer steht und viele Krankenhäuser Defizite machen. Er plädierte für eine bessere Qualität, mehr Spezialisierung und den Abbau von Überkapazitäten.
Die Reform sieht vor, die Fallpauschalen teilweise durch Vorhaltepauschalen zu ersetzen, um den ökonomischen Druck von den Krankenhäusern zu nehmen und Fehlanreize zu beseitigen. 60 Prozent des Krankenhausbudgets sollen über Vorhaltepauschalen finanziert werden, die von den Ländern bedarfsgerecht verteilt werden können. Dadurch sollen beispielsweise zusätzliche Kapazitäten für die Schlaganfallversorgung aufgebaut und Überkapazitäten bei Kniegelenksprothesen abgebaut werden können.
Lauterbach betonte, dass die Reform auch die kleinen Krankenhäuser auf dem Land schützen soll, die für die Daseinsfürsorge unerlässlich sind. Diese sollen Zuschläge erhalten und von zahlreichen Qualitätskriterien ausgenommen werden, wenn sie auf komplizierte Eingriffe verzichten.
Digitalisierung des Gesundheitswesens
Ein weiteres wichtiges Anliegen Lauterbachs war die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Er kritisierte, dass Deutschland in diesem Bereich im Vergleich zu anderen Ländern hinterherhinkt. Trotz erheblicher Investitionen sei es in den letzten 20 Jahren nicht gelungen, eine flächendeckende elektronische Patientenakte einzuführen.
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Im Januar sollen die Digital-Gesetze dazu führen, dass die elektronische Patientenakte endlich Realität wird. Das elektronische Rezept und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sind bereits eingeführt. Zudem sollen die Hausarztpraxen entbudgetiert und entbürokratisiert werden, um die Ärzte von unnötigem Verwaltungsaufwand zu entlasten und mehr Zeit für die Patienten zu schaffen.
Vorbeugemedizin
Lauterbach setzte sich auch für eine Stärkung der Vorbeugemedizin ein. Er verwies darauf, dass in Deutschland weit mehr Menschen an Herzinfarkten und Schlaganfällen sterben als notwendig wäre. Durch eine neue, durchschlagende Initiative bei der Vorbeugemedizin und die Errichtung eines neuen Instituts für Vorbeugemedizin sollen diese Zahlen reduziert werden.
Arzneimittelversorgung
Ein weiteres wichtiges Thema war die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung. Lauterbach räumte ein, dass es in den letzten Jahren immer wieder zu Lieferengpässen gekommen ist, insbesondere bei Kinderfiebersäften und Antibiotika. Er führte dies auf nachteilige Verträge zurück, bei denen der billigste Anbieter automatisch den Zuschlag erhielt und keine Lagerhaltung nachweisen musste.
Um die Situation zu verbessern, wurde das System umgestellt, sodass jeder Anbieter für sechs Monate Lagerhaltung nachweisen muss. Zudem wurden Gespräche mit den Anbietern geführt, um die Versorgung mit wichtigen Medikamenten sicherzustellen.
Umgang mit Long Covid
Lauterbach thematisierte auch die Herausforderungen im Zusammenhang mit Long Covid. Er wies darauf hin, dass wiederholte Covid-Infektionen das Risiko, Long Covid zu entwickeln, deutlich erhöhen. Die Impfung schützt vor schweren Verläufen und somit auch vor Long Covid, auch wenn sie in seltenen Fällen selbst zu Long Covid führen kann.
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Um die Versorgung von Long-Covid-Patienten zu verbessern, wurde ein Runder Tisch ins Leben gerufen, der Betroffene, Wissenschaftler und Gesundheitsdienstleister zusammenbringt. Zudem wurde ein Forschungsprogramm mit Mitteln von 100 Millionen Euro für Long Covid bei Erwachsenen und 50 Millionen Euro für Long Covid bei Kindern aufgelegt.
Kritik und Kontroversen
Trotz seiner Verdienste als Gesundheitsminister sah sich Lauterbach auch mit Kritik und Kontroversen konfrontiert.
Maskenskandal
Als Gesundheitsminister kaufte er viele teure Masken, die Folge: ein Milliardenschaden.
Einfluss auf das RKI
Im Zuge der Veröffentlichung entschwärzter RKI-Protokolle wurde Kritik laut, dass das Bundesgesundheitsministerium unter Lauterbach politischen Einfluss auf das Robert Koch-Institut (RKI) genommen habe. Dies betraf insbesondere die Einführung der Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheitssystem und Soldaten.
Aktuelle Tätigkeit
Nach seinem Ausscheiden als Bundesgesundheitsminister übernahm Lauterbach den Vorsitz des Ausschusses für Forschung, Technologie, Raumfahrt und Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag. In dieser Funktion setzt er sich für die Förderung des Forschungsstandortes Deutschland und die Auseinandersetzung mit Zukunftstechnologien ein.
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