Lähmungen bei Katzen können unterschiedliche Ursachen haben, von Unfällen bis hin zu Grunderkrankungen wie der hypertrophen Kardiomyopathie (HCM). Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Thrombose, insbesondere der Aortenthrombose, als Ursache für Lähmungen bei Katzen, einschliesslich Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlung und präventiver Massnahmen.
Ursachen von Lähmungen bei Katzen
Lähmungen bei Katzen können verschiedene Ursachen haben:
- Unfälle: Nach einem Unfall können Lähmungen auftreten, wenn Nerven der Gliedmaßen verletzt werden. Die Katze kann das betroffene Bein dann nicht mehr kontrollieren. Besonders schwerwiegend sind Verletzungen der Wirbelsäule, die zu einer schlaffen Lähmung der Hinterbeine führen können. Häufig entstehen solche Verletzungen, wenn sich die Katze in einem gekippten Fenster einklemmt (Kippfenster-Syndrom).
- Kreislaufstörungen: Fühlen sich die betroffenen Beine kalt an, kann eine Kreislaufstörung die Ursache sein.
- Aortenthrombose: Eine häufige Ursache für plötzliche Lähmungen der Hinterbeine ist die Aortenthrombose, bei der die Hauptschlagader durch ein Blutgerinnsel verstopft wird.
Aortenthrombose bei Katzen
Was ist eine Aortenthrombose?
Bei einer Aortenthrombose bei Katzen ist die Aorta, die Hauptschlagader, die Blut in die Hinterbeine transportiert, durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verstopft. Dadurch wird der Blutfluss behindert oder sogar unterbrochen, was zu einer Lähmung der Hinterbeine führt und für das Tier sehr schmerzhaft sein kann. In den meisten Fällen ist eine Herzerkrankung die Ursache für die Aortenthrombose.
Ursachen der Aortenthrombose
Die häufigsten Ursachen für eine Aortenthrombose bei Katzen sind:
- Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM): Eine Verdickung des Herzmuskels, die zu einer Verlangsamung des Blutflusses und zur Bildung von Thromben führen kann. Etwa 30 % aller Katzen erkranken im Laufe ihres Lebens an HCM, was sie zur häufigsten Herzerkrankung bei Katzen macht.
- Andere Herzerkrankungen: Auch andere Herzerkrankungen können die Entstehung von Thromben begünstigen.
- Tumore: Tumore können ebenfalls zu Thrombosen führen.
- Traumata mit Quetschungen: Quetschungen können die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen.
- Infektionen: Infektionen mit Viren oder Bakterien können die Gefäßwände schädigen und so die Entstehung von Thrombosen fördern.
- Kippfenster-Syndrom: Das Einklemmen in einem gekippten Fenster kann zu Quetschungen und in der Folge zu Thrombosen führen.
Thromben in der Aorta machen mehr als 90 % aller Thrombosen bei Katzen aus. Seltener finden sich Thromben in anderen Organen wie Lunge, Nieren, Gehirn, Darm oder der rechten Vorderbeinarterie.
Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen
Symptome einer Aortenthrombose
Die Symptome einer Aortenthrombose treten in der Regel plötzlich auf und können schwerwiegend sein:
- Plötzliche Lähmung der Hinterbeine: Dies ist das auffälligste Symptom.
- Starke Schmerzen: Die Katze schreit oft vor Schmerzen.
- Kein fühlbarer Puls in der Leiste: Der Puls in den Leistenarterien ist nicht mehr tastbar.
- Kalte Hinterbeine: Die Hinterbeine fühlen sich kalt an.
- Blau verfärbte Ballen an den Hinterpfoten: Die Ballen können aufgrund der mangelnden Durchblutung bläulich verfärbt sein.
- Atemnot: Aufgrund der zugrunde liegenden Herzerkrankung kann es zu Atemnot kommen.
- Schwankender Gang (Ataxie)
- Lähmung der Vordergliedmaße: In seltenen Fällen, je nachdem, wo der Thrombus sitzt.
Diagnose der Aortenthrombose
Die Diagnose einer Aortenthrombose basiert meist auf den typischen Symptomen. Der Tierarzt wird folgende Untersuchungen durchführen:
- Körperliche Untersuchung: Beurteilung der Symptome, Prüfung des Pulses und der Temperatur der Gliedmaßen.
- Ultraschall: Um den Thrombus zu lokalisieren und die Herzfunktion zu beurteilen.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Kann zur genaueren Darstellung des Thrombus und der umliegenden Gewebe eingesetzt werden.
- EKG (Elektrokardiogramm): Zur Beurteilung der Herzfunktion und zum Erkennen von Herzrhythmusstörungen.
- Blutuntersuchung: Um die NT-proBNP Konzentration zu bestimmen, die auf eine Dehnung der Herzmuskulatur bzw. eine Herzschwäche hinweist.
Behandlung der Aortenthrombose
Die Behandlung der Aortenthrombose hängt von der Schwere der Erkrankung ab und zielt darauf ab, den Thrombus aufzulösen, die Durchblutung wiederherzustellen und die Schmerzen zu lindern. Folgende Massnahmen können eingesetzt werden:
- Schmerzmittel: Starke Schmerzmittel zur Linderung der Schmerzen. In einigen Fällen sind die Schmerzen so stark, dass selbst Morphinderivate nicht ausreichend helfen.
- Infusionen: Elektrolytlösungen zur Stabilisierung des Kreislaufs.
- Auflösung des Blutgerinnsels: Medikamente wie Heparin können eingesetzt werden, um die Bildung weiterer Thromben zu verhindern. Streptokinase und Plasminogen-Aktivatoren können versucht werden, um den Thrombus aufzulösen, allerdings ist dies mit Risiken verbunden.
- Chirurgische Entfernung des Thrombus: In einigen Fällen kann der Thrombus operativ entfernt werden.
- Massage und Wärme: Massage der schlecht durchbluteten Hinterbeine zur Förderung der Durchblutung. Die Beine sollten warmgehalten werden.
- Behandlung der Grunderkrankung: Behandlung der zugrunde liegenden Herzerkrankung mit entsprechenden Medikamenten, um das Risiko einer erneuten Thrombose zu verringern. Hier können Beta-Blocker, Kalzium-Kanal-Blocker, Antiarrhythmika und ACE-Hemmer eingesetzt werden.
- Sauerstofftherapie: Bei Atemnot kann Sauerstoff verabreicht werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung der Aortenthrombose bei Katzen eine Herausforderung darstellt und die Prognose oft ungünstig ist. In vielen Fällen wird eine Euthanasie in Betracht gezogen, um dem Tier unnötiges Leiden zu ersparen.
Prognose der Aortenthrombose
Die Prognose für Katzen mit einer Aortenthrombose ist leider schlecht. Bis zu 70 % der betroffenen Katzen sterben bereits in der ersten Phase der Erkrankung. Bei überlebenden Katzen besteht ein hohes Risiko für eine erneute Thrombose (bis zu 50 %). Auch wenn die Katze die Thrombose überlebt, können dauerhafte Schäden an Nerven und Gewebe der Gliedmaßen zurückbleiben, was zu bleibenden Lähmungen führen kann.
Lesen Sie auch: Alles über Epilepsie bei Katzen
Vorbeugung der Aortenthrombose
Eine direkte Vorbeugung der Aortenthrombose ist nicht möglich. Da jedoch Herzerkrankungen die häufigste Ursache sind, sollten Katzenbesitzer folgende Massnahmen ergreifen:
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Mindestens einmal jährlich vom Tierarzt untersuchen lassen.
- Herzultraschall: Ab einem Alter von 7 oder 8 Jahren regelmäßige Herzultraschalluntersuchungen im Rahmen der geriatrischen Vorsorge durchführen lassen.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Fenster sollten entweder ganz geöffnet oder mit Schutzgittern versehen werden, um das Kippfenster-Syndrom zu vermeiden.
- Früherkennung und Behandlung von Herzerkrankungen: Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Herzerkrankungen kann das Risiko einer Aortenthrombose verringern.
Langzeitpflege und Rehabilitation
Katzen, die eine Aortenthrombose überleben, benötigen eine umfassende Nachsorge und Rehabilitation:
- Regelmäßige Nachuntersuchungen: Zur Überwachung des Fortschritts und Anpassung der Therapie.
- Physiotherapie: Um die Muskelfunktion und -kraft in den betroffenen Beinen wiederherzustellen.
- Unterstützende Hilfsmittel: Bandagen oder Gehhilfen, um die Mobilität zu fördern.
- Ausgewogene Ernährung: Abgestimmt auf die spezifischen Bedürfnisse der Katze, insbesondere bei einer Grunderkrankung wie einer Kardiomyopathie.
- Stressreduktion: Schaffung einer ruhigen, komfortablen Umgebung während der Genesungsphase.
Weitere Ursachen für Lähmungen bei Katzen
Neben der Aortenthrombose gibt es noch weitere Ursachen für Lähmungen bei Katzen:
- Verletzungen: Verletzungen der Wirbelsäule, zum Beispiel durch einen Unfall oder das Kippfenster-Syndrom, können zu Lähmungen führen.
- Bandscheibenvorfälle: Auch Bandscheibenvorfälle können Nerven schädigen und Lähmungen verursachen.
- Infektionen: Infektionen des Nervensystems, wie zum Beispiel die feline infektiöse Peritonitis (FIP), können Lähmungen auslösen.
- Tumore: Tumore im Bereich des Rückenmarks oder des Gehirns können ebenfalls Lähmungen verursachen.
- Neuropathien: Erkrankungen der peripheren Nerven können zu Muskelschwäche und Lähmungen führen.
Was tun bei Lähmungen?
Wenn Ihre Katze Anzeichen einer Lähmung zeigt, sollten Sie sofort einen Tierarzt aufsuchen. Vor allem bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung sollte die Katze möglichst wenig bewegt und erschütterungsarm transportiert werden. Da das Tier wahrscheinlich unter Schock steht, sollte es warm, ruhig und dunkel gehalten werden.
Lesen Sie auch: Epilepsie bei Katzen verstehen: Ein umfassender Leitfaden
tags: #Katze #Thrombose #Lähmung #Ursachen #Behandlung