Eingeklemmter Nerv im Knie: Ursachen, Symptome und Behandlung

Knieschmerzen können sich auf vielfältige Weise äußern: brennend, ziehend oder ausstrahlend. Jeder Schritt kann zur Qual werden, und das Pochen im Gelenk lässt selbst in Ruhe nicht nach. Die Beweglichkeit ist eingeschränkt, und die Agilität im Alltag leidet. Doch woher kommen diese Schmerzen im Knie, und was kann man für ein gesundes Kniegelenk tun?

Das Kniegelenk: Ein komplexes System

Das Knie ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers und verbindet Oberschenkelknochen und Schienbein miteinander. Es handelt sich um ein Drehwinkelgelenk, das das Bein nicht nur beugen und strecken, sondern auch drehen kann. Ermöglicht wird dies durch zahlreiche Bänder und Sehnen, darunter das bekannte Kreuzband, mit dem Sportler oft zu kämpfen haben. An der Vorderseite des Knies befindet sich die Kniescheibe, ein Mix aus Knorpel und Knochen, die den Winkel zwischen Oberschenkel und Schienbein vergrößert.

Ebenso komplex wie der Aufbau des Knies sind auch die Ursachen für Schmerzen, die unter anderem von der Lage, Situation, Art und Stärke der Schmerzen abhängen.

Ursachen von Knieschmerzen

Die Ursachen für Knieschmerzen sind vielfältig und können von Verletzungen über Abnutzungserscheinungen bis hin zu Entzündungen reichen.

Überlastung

Sport stärkt Bänder, Sehnen und Knochen - bei gesunder Belastung. Wenn Regeneration und Belastung jedoch nicht mehr im Gleichgewicht sind, treten häufig Überlastungserscheinungen auf. Auch Fehlbelastungen können dazu führen, dass das Knie unsymmetrisch belastet wird, wodurch Muskeln auf die in der Kniekehle vorbeilaufenden Nerven drücken und diese reizen. Ungewohnte, untrainiert ausgeführte Belastungen können ebenfalls zu einer Kompression der Nerven in der Kniekehle führen.

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Arthrose

Als Arthrose wird der übermäßige Verschleiß des Gelenkknorpels bezeichnet. Ist dieser verschlissen, reiben die Knochen aufeinander, was in der Regel starke Schmerzen beim Beugen des Knies verursacht. Bei Patienten mit O-Beinfehlstellung (Varusstellung) nutzt sich der Gelenkknorpel einseitig auf der Innenseite (medial) ab. In frühen Stadien der Varusgonarthrose spüren die Betroffenen Knieschmerzen innen meist nur bei Belastung, zum Beispiel beim Treppensteigen, nach längeren Wanderungen oder nach dem Sport. Bei fortgeschrittener Kniearthrose treten die pochenden Schmerzen auch in Ruhepausen und nachts auf. Man spricht in diesem Fall von entzündlich aktivierter Arthrose.

Entzündliche Erkrankungen

Rheuma oder andere entzündliche Krankheiten können Entzündungsherde hervorrufen, die auch das Kniegelenk betreffen können. Auch Hämophilie (Bluterkrankheit), Gicht, Eisenspeicherkrankheit oder Pseudogicht können Schmerzen im Knie begünstigen und es sogar verformen. Bei Stoffwechselerkrankungen sollte das Auftreten von Knieschmerzen daher unbedingt mit einem Arzt abgeklärt werden.

Nervenreizung in der Kniekehle

Eine Nervenreizung in der Kniekehle kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, da in diesem Bereich wichtige Nervenstrukturen verlaufen, insbesondere der Nervus tibialis, der einer der beiden Hauptäste des Ischiasnervs ist.

Ursachen einer Nervenreizung in der Kniekehle

  • Meniskusschäden: Ein gerissener Meniskus kann zu einer mechanischen Reizung der Nerven führen.
  • Sehnenentzündung (Tendinitis): Entzündungen der Sehnen können Nerven in der Kniekehle irritieren. In diesem Fall muss besonders an eine Reizung des M.
  • Myogelosen: Muskelverhärtungen können Druck auf vorbeiführende Nerven in der Kniekehle ausüben.
  • Mechanische Ursachen: Zu eng anliegende Hosen oder feste Kniestrümpfe können Nerven in der Kniekehle komprimieren und reizen.

Weitere Ursachen

Neben den genannten Ursachen können auch folgende Faktoren Knieschmerzen verursachen:

  • Bänderriss: Ein stechender Schmerz deutet oft auf einen Bänderriss hin.
  • Meniskusriss: Auch ein Meniskusriss kann stechende Schmerzen verursachen.
  • Fehlstellung der Kniescheibe: Dumpfe Knieschmerzen können auf eine Fehlform der Kniescheibe hinweisen.
  • Knochennekrose: Auch eine Knochennekrose kann dumpfe Knieschmerzen verursachen.
  • Hüftprobleme: Schmerzen im Knie können auch von Hüftproblemen wie Hüftarthrose oder dem Ischiassyndrom herrühren.
  • Fußfehlstellungen: Auch Fußfehlstellungen können sich auf das Knie auswirken und Schmerzen verursachen.
  • Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall kann ebenfalls Schmerzen bis ins Knie ausstrahlen.
  • Direkte Gewalteinwirkung: Ein Sturz oder Schlag auf das Knie kann zu Prellungen, Verstauchungen oder Brüchen führen.
  • Schleimbeutelentzündung (Bursitis): Eine Entzündung der Schleimbeutel im Knie kann Schmerzen und Schwellungen verursachen.
  • Plica-Syndrom: Knackgeräusche im Knie können auf ein Plica-Syndrom hindeuten.
  • Patelladysplasie: Eine Fehlbildung der Kniescheibe kann ebenfalls Knieschmerzen verursachen.
  • Infektionen: In seltenen Fällen können auch Infektionen des Kniegelenks Knieschmerzen verursachen.
  • Tumore: Sehr selten können Tumore im Kniebereich Knieschmerzen verursachen.

Symptome von Knieschmerzen

Die Symptome von Knieschmerzen können je nach Ursache variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

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  • Schmerzen: Die Schmerzen können stechend, dumpf, brennend oder ziehend sein. Sie können plötzlich auftreten oder sich langsam entwickeln.
  • Schwellung: Das Kniegelenk kann anschwellen, was auf eine Entzündung hindeutet.
  • Bewegungseinschränkung: Die Beweglichkeit des Knies kann eingeschränkt sein.
  • Knackgeräusche: Bei bestimmten Bewegungen können Knackgeräusche auftreten.
  • Instabilität: Das Knie kann sich instabil anfühlen.
  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln: In seltenen Fällen kann eine Kniekehlenreizung benachbarte Nerven, wie den Nervus tibialis, reizen.

Symptome einer Kniekehlenreizung

  • Schmerzen: Lokale Schmerzen in der Kniekehle, die als stechend oder ziehend angegeben werden können. Die Schmerzen können bis in die Wade oder den Oberschenkel ausstrahlen, insbesondere bei bestimmten Bewegungen oder Belastungen.
  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln: In seltenen Fällen kann eine Kniekehlenreizung benachbarte Nerven, wie den Nervus tibialis, reizen.
  • Schwellung: Eine sichtbare oder tastbare Schwellung, die durch Flüssigkeitsansammlungen oder eine Entzündung der Sehnen, Muskeln oder Schleimbeutel im Bereich der Kniekehle verursacht wird.
  • Bewegungseinschränkung: Die Beweglichkeit des Knies kann durch die Reizung oder Schmerzen in der Kniekehle beeinträchtigt sein.
  • Druckempfindlichkeit: Die Kniekehle kann bei Berührung oder Druck empfindlich sein.
  • Kraftverlust: Aufgrund von Schmerzen und Entzündungen kann es zu einer Schwächung der umliegenden Muskulatur, insbesondere der Waden- und Oberschenkelmuskulatur, kommen.
  • Schwellungen der Wade oder des Unterschenkels: Manchmal kann es auch vorkommen, dass es als weiteres Begleitsymptom der Nervenreizung in der Kniekehle zu einer Schwellung in der Kniekehle kommt. Bei schwereren Reizungen oder Problemen wie einer Baker-Zyste kann es zu einer Schwellung im unteren Bereich des Beins (Wade, Unterschenkel) kommen, wenn Flüssigkeit in diese Bereiche absinkt.
  • Neuropathische Schmerzen: Bei einer entsprechend starken Reizung der Nerven in der Kniekehle kann es auch zu so genannten neuropathischen Schmerzen kommen. Diese werden als sehr unangenehm ziehend und stechend beschrieben und sind meistens in der Kniekehle lokalisiert. Manchmal kann es aber auch sein, dass diese Nervenschmerzen in umliegende Gewebe um das Knie herum weitergeleitet werden. Es sind dann meistens der Oberschenkel oder Unterschenkel davon betroffen.

Diagnose von Knieschmerzen

Um die Ursache von Knieschmerzen zu ermitteln, ist eine gründliche ärztliche Untersuchung erforderlich. Diese umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten nach seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und möglichen Auslösern der Schmerzen.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht das Kniegelenk auf Schwellungen, Druckschmerzhaftigkeit, Bewegungseinschränkungen und Instabilität. Er führt auch spezielle Tests durch, um die Funktion der Bänder und Menisken zu überprüfen.
  • Bildgebende Verfahren: Je nach Verdacht können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT eingesetzt werden, um die Strukturen im Kniegelenk genauer darzustellen. Ein MRT der Kniekehle wird immer dann benötigt, wenn man eine genaue Beurteilung der entsprechenden Nerven, die in der Kniekehle laufen, durchführen will. Ein MRT des Knies würde sowohl Knochen, als auch Nerven und Blutgefäße aber auch Sehnen und Weichteilgewebe darstellen. Vermutet man eine Nervenverletzung in der Kniekehle, die zu den Beschwerden führen, sollte in jedem Fall ein MRT durchgeführt werden.
  • Nervenleitgeschwindigkeitsmessung: Hierbei werden Elektroden über und unter das Kniekehle geklebt und ein Strom hindurch gegeben.

Behandlung von Knieschmerzen

Die Behandlung von Knieschmerzen richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Es gibt sowohl konservative als auch operative Behandlungsmöglichkeiten.

Konservative Behandlung

  • Schmerzlinderung: Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac können helfen, die Schmerzen zu lindern. Auch Salben oder Gele mit entzündungshemmenden Wirkstoffen können auf das Knie aufgetragen werden. Bei starken Schmerzen kann auch der Einsatz eines Schmerzmittels in Tablettenform überlegt werden. zweimal am Tag eingenommen werden.
  • Kühlung: Bei akuten Schmerzen und Schwellungen kann Kühlung helfen, die Entzündung zu reduzieren.
  • Schonung: Das Knie sollte geschont und nicht überlastet werden.
  • Hochlagern: Das Hochlagern des Beins kann helfen, Schwellungen zu reduzieren.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur rund um das Knie zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern. Bei muskulären Verhärtungen, die zu den Nervenreizungen der Kniekehle führen, kann eine Massage dazu beitragen, dass es zu einer Lockerung der Muskeln in der Kniekehle und so eine Entlastung der Nerven in der Kniekehle kommt.
  • Orthopädische Schuheinlagen: Nachdem eine entsprechende Fehlbelastung in den Knien als Ursache dargestellt werden konnte, sollte mit einer ausgleichenden Behandlung zeitnah begonnen werden. Dies geschieht in der Regel mit der Anpassung von orthopädischen Schuheinlagen. Diese sollten regelmäßig getragen werden.
  • Cortison: Cortison ist ein entzündungshemmendes und auch schmerzlinderndes Medikament, das im Falle einer Nervenreizung der Kniekehle angewandt werden kann. Vor allem bei der unspezifischen Nervenreizung kann man einen Behandlungsversuch mit Cortison unternehmen. Cortison kann man in Form einer Tablette, oder aber auch als Cortisoninjektion applizieren. Die Behandlungsdauer sollte übersichtlich bleiben, eine Behandlung von über einer Woche muss genau abgewogen werden. Bei unspezifischen Schwellungen in der Kniekehle, kann eine Cortison Applikation einmal täglich als Tablette für maximal eine Woche sehr hilfreich sein. Eine Cortisoninjektion sollte zunächst einmalig erfolgen. Eine Kortisonspritze sollte immer bevorzugt werden, da hier weniger Dosierung bei einem günstigeren Nebenwirkungsrisiko benötigt wird.
  • Dehnübungen: Da es häufig durch muskuläre Verhärtungen zu einer Kompression der Nerven in den Kniekehlen kommt, sollten vor allen Dingen Dehnübungen dazu beitragen die Muskeln der Kniekehle zu lockern und zu dehnen. versuchen mit den Händen den Boden zu erreichen. Insgesamt soll man die Übungen 2x am Tag durchführen, jeweils 5 Wiederholungen.
  • Faszienbehandlung: Faszien sind bindegewebige Strukturen, die die Muskeln umgeben und die verkleben können. Ein Teil der Behandlung sollte somit auch sein durch eine Faszienbehandlung diese Verklebung zu lösen. Mit Hilfe einer Faszienrolle sollte man dann mit einem deutlichen Druck langsam vom oberen Rand zum unteren Rand der Kniekehle rollen, dort kurz verharren und danach wieder von vorne beginnen.Mehrere Wiederholungen sind sinnvoll, die Faszienübung sollte täglich durchgeführt werden.

Operative Behandlung

Eine operative Behandlung kommt infrage, wenn die konservativen Maßnahmen nicht ausreichend helfen oder wenn schwere Schäden im Kniegelenk vorliegen, wie z.B.:

  • Meniskusriss: Ein gerissener Meniskus kann operativ genäht oder teilweise entfernt werden.
  • Kreuzbandriss: Ein gerissenes Kreuzband kann durch eine Kreuzbandplastik ersetzt werden.
  • Arthrose: Bei fortgeschrittener Arthrose kann ein künstliches Kniegelenk eingesetzt werden.
  • Nervenkompression: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um einen eingeklemmten Nerv zu befreien.

Was Sie selbst tun können

Neben der ärztlichen Behandlung können Sie auch selbst einiges tun, um Ihre Knieschmerzen zu lindern:

  • Vermeiden Sie Überlastung: Achten Sie auf eine gesunde Balance zwischen Belastung und Regeneration.
  • Vermeiden Sie Fehlbelastungen: Achten Sie auf eine korrekte Körperhaltung und vermeiden Sie ungünstige Bewegungen.
  • Tragen Sie bequeme Schuhe: Schuhe mit guter Dämpfung können das Kniegelenk entlasten.
  • Machen Sie regelmäßig Übungen: Kräftigungs- und Dehnübungen können die Muskulatur rund um das Knie stärken und die Beweglichkeit verbessern.
  • Nehmen Sie ab: Übergewicht belastet das Kniegelenk zusätzlich.
  • Ernähren Sie sich gesund: Eine ausgewogene Ernährung kann Entzündungen im Körper reduzieren.
  • Vermeiden Sie enge Kleidung: Zu enge Hosen oder Kniestrümpfe können Nerven in der Kniekehle komprimieren.
  • Vermeiden Sie Streckbewegungen im Hüftgelenk:
  • Wärme oder Kälte: Je nach Art der Schmerzen können Wärme- oder Kälteanwendungen Linderung verschaffen.

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

Generell sollten Sie alle Symptome ernst nehmen, denn Ihr Knie sendet Ihnen nicht ohne Grund Warnsignale. Besonders schnell sollten Sie allerdings handeln, wenn Schmerzen im Knie bis in den Fuß ziehen, das Knie in der Nacht schmerzt oder Ihre Bewegung nachhaltig eingeschränkt ist. Auch bei folgenden Symptomen sollten Sie einen Arzt aufsuchen:

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  • Starke Schmerzen
  • Plötzliche Schwellung
  • Instabilität des Knies
  • Bewegungseinschränkung
  • Deformierung des Knies
  • Begleitende Symptome wie Fieber oder Schüttelfrost
  • Knieschmerzen nach einer Verletzung
  • Knieschmerzen, die länger als ein paar Tage andauern

Eine individuelle ärztliche Expertise gibt Ihnen einen Aufschluss zu Ihrem Krankheitsbild und kann Ihnen schnelle Abhilfe oder Linderung bescheren. Eine frühe Erkennung von Knieproblemen kann unter Umständen eine umfassende Operation verhindern oder das Problem stark eindämmen.

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