Ein medizinischer Notfall während eines Fluges kann beängstigend sein. Dieser Artikel bietet Informationen über Schlaganfälle im Flugzeug, einschließlich Erster Hilfe, Prävention und was Fluggesellschaften tun, um medizinische Notfälle zu bewältigen.
Vorbereitung ist der Schlüssel
Eine gute Vorbereitung ist der beste Weg, um gesund und sicher zu reisen und unerwartete Probleme zu vermeiden. Wenn Sie an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Bluthochdruck leiden, sollten Sie vor einer längeren Reise, insbesondere ins Ausland, Ihren Arzt konsultieren. Er kann Ihnen sagen, welcher Belastung Sie standhalten können. Stellen Sie sicher, dass Sie genügend Medikamente für die Dauer der Reise haben. Erwägen Sie eine Reisekrankenversicherung mit Rücktransport im Krankheitsfall, falls Sie noch keine haben. Informieren Sie sich vor einer Auslandsreise über empfohlene oder obligatorische Impfungen. Es ist auch ratsam, sich über die Gesundheitsversorgung im jeweiligen Land zu informieren und die Notrufnummer zu kennen.
Apothekerin Susanne Gehring aus Gütersloh rät Schlaganfall- oder Herzinfarktpatienten, die eine Flugreise planen, sich vor der Buchung von einem Arzt auf ihre Flugtauglichkeit untersuchen zu lassen. Wenn Sie Blutverdünner einnehmen, holen Sie sich vorher Informationen ein. „Es ist wichtig, dass der INR-Wert, der zur Beurteilung der Blutgerinnung dient, stabil bleibt. Menschen mit Vorerkrankungen wie einem Schlaganfall sollten ihren Sitzplatz im Flugzeug sorgfältig wählen: In der Mitte an den Tragflächen sind die Schwankungen des Sauerstoffdrucks etwas geringer. Wer am Gang sitzt, kann zwischendurch aufstehen und sich die Beine vertreten, um einer Thrombose vorzubeugen, ohne über seinen Nachbarn klettern zu müssen. Diabetiker sollten ihr Insulin im Handgepäck mitnehmen, da es im Gepäckraum zu kalt für den Wirkstoff werden könnte. Informieren Sie sich am besten vorher bei der Fluggesellschaft über die Regelungen und kündigen Sie die Mitnahme an, insbesondere wegen der Flüssigkeitsmenge, gegebenenfalls aber auch wegen der Nadeln. In jedem Fall sollten Sie eine Bescheinigung Ihres Arztes mit sich führen", erklärt Susanne Gehring. Für Schmerzmittel, die als Betäubungsmittel gelten, gelten noch strengere Regeln: Für eine Auslandsreise benötigen Sie eine beglaubigte Bescheinigung des Gesundheitsamtes mit Angabe der Einzel- und Tagesdosis. Genaue Informationen zu den Einreisebestimmungen erhalten Sie bei den diplomatischen Vertretungen des Ziellandes.
Medizinische Notfälle an Bord
Ob Panikattacke oder Herzinfarkt: Auch über den Wolken kommt es immer wieder zu medizinischen Notfällen. Eine internationale Studie zeigt, wie häufig solche Zwischenfälle in Flugzeugen vorkommen und welche Folgen sie haben. Das Ergebnis überrascht: Im Durchschnitt kommt es auf jedem 212. Flug zu einem medizinischen Notfall. Das entspricht 39 Fällen pro Million Passagiere. Die Bandbreite der Gesundheitsprobleme ist dabei groß und reicht von harmloseren Beschwerden wie Kreislaufproblemen, Übelkeit oder Beklommenheit bei Turbulenzen bis hin zu ernsten Komplikationen wie plötzlich einsetzenden Wehen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen. In mehr als der Hälfte der Fälle reichte einfacher Rat oder Zuspruch des Bordpersonals aus, etwa ausreichend zu trinken oder sich kurz hinzulegen. Ein weiterer Teil der Betroffenen erhielt an Bord verfügbare Behandlungen: Medikamente gegen Schmerzen oder Übelkeit sowie Sauerstoff in der dünnen Kabinenluft. Etwa einer von 50 Notfällen führte hingegen zu einer Umleitung des Flugzeugs. Besonders oft geschah dies, wenn ein Passagier einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt erlitt. Ob ein Pilot tatsächlich eine Zwischenlandung einleitet, hängt den Angaben zufolge aber auch von anderen Faktoren ab, etwa der Entfernung zum nächsten Flughafen mit geeigneter medizinischer Versorgung. Insgesamt mussten rund acht Prozent der Betroffenen nach der Landung ins Krankenhaus. 0,4 Prozent aller Fälle endeten tödlich - meistens aufgrund akuter Herzprobleme. Die gute Nachricht: In etwa einem Drittel der Notfälle halfen zufällig anwesende Fachleute wie Ärzte, Pfleger oder Krankenschwestern oder anderes medizinisches Personal.
Schlaganfall im Urlaub
Ein Urlaub soll die schönste Zeit des Jahres sein. Aber auch auf Reisen kann es zu plötzlichen Erkrankungen wie einem Schlaganfall (Apoplex) kommen. Bei einem Schlaganfall werden Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Das kann schwerwiegende Folgen haben und die betroffenen Gehirnregionen im schlimmsten Fall irreparabel schädigen. Daher ist es wichtig, bei einem Schlaganfall auf Reisen schnell Erste Hilfe zu leisten, denn je schneller ein Schlaganfallpatient von einem Arzt behandelt wird, desto größer ist die Chance, ohne weitere Schäden zu überleben. Wählen Sie also sofort den Notruf und begeben Sie sich in ärztliche Behandlung. Aber auch nach der Akutversorgung ist die richtige Behandlung eines Schlaganfalls entscheidend, um Folgeerscheinungen zu verhindern oder zumindest möglichst gering zu halten.
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Symptome eines Schlaganfalls
Jeder Schlaganfall ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Häufig sind aber folgende Anzeichen zu beobachten:
- Halbseitige Lähmung oder Kraftminderung in Armen und Beinen
- Sprachstörungen
- Schwindel
- Einseitiges Taubheitsgefühl
- Sehstörungen
- Verständnisprobleme
- Gleichgewichtsstörungen
- Bewusstlosigkeit
- Starke Kopfschmerzen
Bei diesen Symptomen sollten Sie - auch im Ausland - sofort einen Krankenwagen rufen. Halten Sie die Nummer dafür also immer bereit, um schnell reagieren zu können. Im ausländischen Krankenhaus kann von dem Arzt die Diagnose gestellt und eine Erstversorgung gewährleistet werden. Auch bei einem leichten Schlaganfall ist eine anschließende Therapie unumgänglich, um Folgeschäden zu vermeiden. Damit dem Patienten eine optimale Rehabilitation ermöglicht werden kann, ist eine rasche Rückholung in eine deutsche Fachklinik äußerst empfehlenswert.
Rücktransport nach Deutschland
Die Qualität der medizinischen Versorgung ist in vielen ausländischen Kliniken nicht mit den deutschen Standards vergleichbar. Aber gerade bei einem Schlaganfall kommt es darauf an, dass die Rehabilitation schnellstmöglich erfolgt, um die Folgeschäden gering zu halten. Je schneller der Patient seine Sprach- und Bewegungsfähigkeiten trainiert, desto besser stehen die Chancen auf ein annähernd normales Leben nach dem Schlaganfall. Aber wie kann ein schneller Krankenrücktransport nach einem Schlaganfall im Ausland organisiert werden, wenn eine selbstständige Rückreise nicht mehr möglich ist?
Beispiel 1: Rücktransport mit dem Rettungshubschrauber
Ein Urlauber war mit dem Auto auf dem Weg von Nürnberg nach Krakau und erlitt kurz hinter der tschechischen Grenze einen Schlaganfall. Er wurde zunächst mit dem Krankenwagen in eine tschechische Klinik gebracht und dort erstversorgt. Die dortigen Ärzte rieten jedoch dazu, eine Weiterbehandlung in einer deutschen Fachklinik zu veranlassen. Da eine eigenständige Rückreise nicht mehr möglich war, beauftragte der Sohn des Patienten einen Ambulanzdienst, den Transport seines Vaters zu organisieren. Es wurde umgehend dafür gesorgt, dass ein Ambulanzhubschrauber den Schlaganfallpatienten aus Tschechien nach Deutschland flog. Dort konnte er noch am selben Tag operiert werden, so dass zum Glück keine dauerhaften Schäden zurückblieben.
Beispiel 2: Rücktransport mit dem Ambulanzflugzeug
In einem weiteren Fall erlitt ein Urlauber am Strand von Belek in der Türkei einen Schlaganfall. Er wurde in ein Krankenhaus in Antalya gebracht, wo er eine angemessene Erstversorgung erhielt. Auch in der Türkei rieten die behandelnden Ärzte jedoch zu einer anschließenden Weiterbehandlung in einer deutschen Reha-Klinik, um die Folgeschäden so gering wie möglich zu halten. Der Ambulanzdienst setzte sich mit den behandelnden Ärzten in Verbindung und organisierte innerhalb von einem Tag einen schnellen Transport des Patienten mit einem Ambulanzjet. Durch das medizinische Fachpersonal und die moderne Ausstattung an Bord wäre auch das Eingreifen während eines Notfalls jederzeit möglich gewesen.
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Fliegen nach einem Schlaganfall
Viele Schlaganfallpatienten fragen sich, wann sie im Anschluss wieder sicher einen Linienflug antreten können. Für manche ist nach einem Schlaganfall im Urlaub ein späterer Heimflug im Linienflugzeug eine Alternative zu einem Ambulanzflug. Die meisten fragen sich, ab wann in Zukunft wieder Urlaubsreisen möglich sind. Da jeder Schlaganfall individuell verläuft und auch der Erfolg der Reha eine große Rolle spielt, lässt sich leider keine pauschale Aussage treffen. Hier ist ein ausführliches Gespräch mit den behandelnden Ärzten sinnvoll. Allerdings sollten Sie unabhängig von diesem Gespräch berücksichtigen, dass im ersten Monat nach dem ursprünglichen Schlaganfall das Risiko eines zweiten Anfalls bei etwa 20 % liegt. Einen solchen Rückfall ausgerechnet im Linienflugzeug zu erleiden würde die notwendige schnelle Behandlung deutlich verzögern.
Doch auch nach dieser Zeit sind Flüge nicht immer unproblematisch. Durch den niedrigeren Luftdruck und andere Begleitumstände des Fliegens stellen sich verschiedene Veränderungen im Körper ein, die zu schweren Problemen führen können:
- Verringerte Sauerstoffaufnahme: Da die Luft im Flugzeug dünner ist als am Boden, nimmt der Körper beim Atmen weniger Sauerstoff auf. Eine erhöhte Atemfrequenz und ein Anstieg des Blutdrucks sollen hier gegensteuern, doch gerade der erhöhte Blutdruck kann bei Schlaganfall-Rekonvaleszenten problematisch sein und die Gefahr eines Rückfalls erhöhen.
- Erhöhtes Thrombose-Risiko: Die Kombination aus verringertem Luftdruck und langem Sitzen sorgt für ein erhöhtes Thrombose-Risiko. Viele Schlaganfallpatienten leiden ohnehin schon an hyperkoagulierbaren Zuständen, also einer vermehrten Blutgerinnung. Dies kann schon der Auslöser für den ursprünglichen Anfall gewesen sein und erhöht das Thrombose-Risiko weiter. Mögliche Folgen: eine Beinvenenthrombose oder im schlimmsten Fall sogar ein erneuter Schlaganfall.
- Reisestress und eventuelle Flugangst: Einchecken, das Gepäck aufgeben und die Sicherheitskontrollen durchlaufen - ein Linienflug ist gerade zur Hauptsaison ein stressiges Unterfangen. Das kann für einen erhöhten Blutdruck sorgen und dadurch die Gefahr eines Schlaganfalls erhöhen. Noch mehr Stress entsteht bei Reisenden, für die ein Flug eine angstbesetzte Situation ist. Dadurch steigt das Risiko noch einmal.
Aus diesen Gründen sollte das Fliegen nach einem Schlaganfall nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wenn Sie sich aber eng mit Ihrem behandelnden Arzt abstimmen und gegebenenfalls einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, ist ein Flug aber in vielen Fällen möglich.
Wenn dies nicht der Fall ist, bietet sich noch die Möglichkeit eines Sea-Level-Flugs im Ambulanzjet. Hier wird der Luftdruck durch technische Maßnahmen und eine leicht verringerte Flughöhe so angepasst, dass er näher am gewohnten Bodenniveau liegt. Dadurch werden die genannten Risiken minimiert. Da das Einchecken für einen solchen Ambulanzflug über ein gesondertes, wenig frequentiertes Terminal erfolgt, ist auch der Reisestress deutlich geringer.
Urlaub nach einem Schlaganfall
Wer bereits einen Schlaganfall erlitten hat und nach der erfolgreichen Reha wieder Urlaub machen möchte, sollte seinen Urlaubsort ganz bewusst auswählen, um das Risiko eines weiteren Schlaganfalls zu minimieren. Zum Beispiel sollte sich der Ferienort nicht höher als 600 Meter über dem Meeresspiegel befinden. Außerdem sollten Reisende während des Urlaubs zu starke Sonneneinstrahlung und enorme Hitze vermeiden. Halten Sie sich überwiegend im Schatten auf und achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Auch bei der Anreise sollten Autofahrer darauf achten, sich nicht zu sehr zu belasten oder zur Hauptreisezeit in Situationen mit extremem Stress zu geraten. Besonders, wenn Sie bereits einen Schlaganfall hatten oder unter Vorerkrankungen wie Diabetes, Hyperkoagulabilität oder einer Mitralklappenstenose leiden, sollten Sie auf Ihrer Reise auf besondere Schonung achten.
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Medizinische Notfallausrüstung und Schulung an Bord
An Bord eines Flugzeugs können alle Arten von medizinischen Notfällen auftreten. Mitunter erfordern sie eine rasche Versorgung im Krankenhaus. Ärzt*innen, Pflegekräfte und sonstige medizinische Fachkräfte an Bord können in solchen Fällen darum gebeten werden, Hilfe zu leisten.
Die Anforderungen an die notfallmedizinische Ausstattung („Emergency Medical Kit“) an Bord können je nach Land und Fluggesellschaft unterschiedlich sein. In der Regel ist die Ausstattung für grundlegende medizinische Maßnahmen, zum Stillen von Blutungen und zur intravenösen Verabreichung von Medikamenten oder Flüssigkeit vorhanden. In Europa ist der Umfang der medizinischen Ausstattung an Bord von der European Aviation Safety Agency (EASA) und den Joint Aviation Authorities (JAA) festgelegt. Das Emergency Medical Kit JAR enthält als Minimalstandard für Flugzeuge mit mehr als 30 Passagieren und einer Flugzeit von mehr als 60 Minuten:
- Medikamente: Kortison, Medikamente gegen Erbrechen, antiallergische Medikamente, krampflösende Mittel, bronchienerweiternde Medikamente, Herzmedikamente, entwässernde Mittel, Adrenalin, Schmerzmittel, Glukose, Beruhigungsmittel und Medikamente, die die Muskelspannung der Gebärmutter beeinflussen.
- Materialien: Spritzen und Nadeln, Beatmungsschläuche, Stauschlauch, Einmalhandschuhe, Blasenkatheter
- Geräte: Blutdruckmessgerät
Bei vielen Fluggesellschaften geht die medizinische Ausrüstung über diese Minimalanforderungen hinaus. Bei der Lufthansa werden z. B. Infektionsschutz-Sets mitgeführt. Auf Flugreisen in die USA sind zusätzlich u. a. Defibrillatoren (AED) vorgeschrieben. Die Ausstattung befindet sich an mehreren Orten innerhalb des Flugzeugs.
Das Kabinenpersonal absolviert jedes Jahr ein Erste-Hilfe-Training. Dabei wird es regelmäßig in der Herz-Lungen-Wiederbelebung, der Verwendung von Defibrillatoren und dem Umgang mit bestimmten Erkrankungen und Geburten geschult.
Da sich nicht bei allen Flügen medizinisches Fachpersonal an Bord befindet, haben die meisten Fluggesellschaften Verträge mit einem medizinischen Dienst am Boden abgeschlossen, der bei Notfällen kontaktiert werden kann. Bei einem medizinischen Notfall an Bord wird die Pilotin/der Pilot verständigt, die/der dann über Funk oder Satellit Kontakt mit der Bodenstation herstellt. Ein Mitglied des Kabinenpersonals dient als Informationsvermittler zwischen den Personen an Bord und dem medizinischen Zentrum am Boden.
Die Rolle von medizinischem Fachpersonal an Bord
Je nach den Richtlinien der Fluggesellschaft kann das Kabinenpersonal eventuell medizinisch erfahrene Fluggäste um Hilfe bitten. Medizinisch kompetente Mitreisende, die ihre Hilfe anbieten, müssen ihre medizinische Ausbildung in der Regel nicht nachweisen. Die freiwilligen Helfer*innen sollten ihre eigene Fähigkeit zur Leistung medizinischer Hilfe kritisch beurteilen und sollten nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Substanzen stehen.
Meist besteht die Hauptaufgabe der freiwilligen medizinischen Helfer*innen darin, Informationen zu sammeln, den kranken oder verletzten Fluggast zu untersuchen und einzuschätzen, eventuell die Kommunikation mit dem medizinischen Dienst am Boden zu unterstützen und bei Bedarf Medikamente zu verabreichen oder medizinische Maßnahmen durchzuführen.
Das Kabinenpersonal nimmt häufig erst die Hilfe des medizinischen Teams am Boden in Anspruch, bevor es sich an Passagier*innen an Bord wendet.
Ärzt*innen (bzw. Pflegekräfte oder sonstige medizinische Fachkräfte), die freiwillig Hilfe leisten, begründen ein Arzt-Patienten-Verhältnis mit den damit einhergehenden Pflichten und Haftungsrisiken. Die Haftung richtet sich in der Regel nach den Gesetzen des Landes, in dem das Flugzeug registriert ist, doch auch das Recht des Landes, in dem es zu dem Zwischenfall kommt oder aus dem die beteiligten Parteien stammen, kann angewendet werden.
In den USA schützt der Aviation Medical Assistance Act („Good Samaritan“) Passagiere, die medizinische Hilfe leisten, vor Haftungsansprüchen. Davon ausgenommen sind Fälle grober Fahrlässigkeit oder bewusster Fehlbehandlung. Außerhalb der USA wird die Haftung durch das internationale öffentliche Recht oder Privatrecht oder durch nationale Gesetze geregelt.
Für eine medizinisch ausgebildete Person, die in einem medizinischen Notfall an Bord eines Flugzeugs Hilfe leistet, sind die rechtlichen Risiken sehr gering.
Unabhängig von der Rechtslage sehen es die meisten Ärztinnen als ihre ethische Pflicht an, zu helfen, und in vielen europäischen Ländern wird erwartet, dass Ärztinnen dieser ethischen Verpflichtung zur Hilfeleistung nachkommen. In Deutschland besteht eine gesetzliche Verpflichtung zur Notfallhilfe.
Die Helfer*innen müssen beurteilen, ob sie in der Lage sind, Hilfe zu leisten. Alkoholkonsum oder die Einnahme von bestimmten Medikamenten kann dazu führen, dass die betreffende Person nicht zur Hilfeleistung geeignet ist.
Medizinisches Fachpersonal, das während eines Fluges Hilfe leistet, wird um die Angabe des Namens gebeten. Diese Angabe benötigt die Fluggesellschaft für ihren Bericht und um die betreffende Person bei Bedarf als Zeug*in kontaktieren zu können. Aus dem gleichen Grund sollte das betreffende ärztliche/medizinische Personal den Zwischenfall auch zu eigenen Zwecken schriftlich festhalten/dokumentieren: Symptome, klinische Befunde, durchgeführte Behandlung.
Die Schweigepflicht gilt auch bei solchen Zwischenfällen, weshalb diese ohne das Einverständnis der Patient*innen nicht mit Dritten (z. B. den Medien) besprochen werden sollten.
Entscheidung über eine Zwischenlandung
Bei der Beantwortung der Frage, ob vorzeitig gelandet werden soll, müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden: Ob vor der Landung eventuell Treibstoff abgelassen werden muss, welche Kosten entstehen, ob das Flugzeug auf dem nächsten Flughafen landen kann und ob dieser Flughafen über die erforderlichen medizinischen Ressourcen verfügt.
Die Pilotin/der Pilot koordiniert zusammen mit der Flugsicherung alle operativen Entscheidungen und trägt die Verantwortung für eine eventuelle Zwischenlandung. Alle weiteren Beteiligten wie etwa das Kabinenpersonal, freiwillige Helfer*innen oder medizinisches Bodenpersonal können Empfehlungen geben, doch die endgültige Entscheidung trifft der Pilot.
Die häufigsten Gründe für eine Zwischenlandung sind Herzstillstand, Notfälle im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt, Herzsymptome und Schlaganfallverdacht. Bei den meisten medizinischen Notfällen ist eine Versorgung im Flugzeug möglich. Falls es nach Erreichen der Flughöhe zu einem Zwischenfall kommt, kann es selbst dann, wenn der nächste Flughafen nicht weit entfernt ist, mehr als 30 Minuten bis zur Landung dauern.
Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall im Flugzeug?
Wenn das Kabinenpersonal um Hilfe bittet, sollte sich medizinisches Fachpersonal als solches zu erkennen geben und Informationen über die eigene Ausbildung und die aktuelle praktische Tätigkeit bereitstellen. Vor der Hilfeleistung soll das Einverständnis der betroffenen Person eingeholt werden. Die Aufgabe von Ärztinnen und anderen Ersthelferinnen besteht darin, die Art und Dauer der Symptome zu klären und evtl. erste Hilfe zu leisten. Die freiwilligen Helfer*innen sollen das Kabinenpersonal in Bezug auf das medizinische Ereignis, dessen Schweregrad und den Behandlungsbedarf beraten und auf mögliche Konsequenzen hinweisen, die eintreten können, falls der Empfehlung einer Zwischenlandung nicht Folge geleistet wird.
Mit hohem Risiko verbunden sind Symptome wie:
- Brustschmerzen
- Kurzatmigkeit
- Zeichen eines Schlaganfalls
Die freiwilligen medizinischen Helferinnen sollen den Puls, den Blutdruck, die Atmung und den Bewusstseinszustand kontrollieren. Nachdem Informationen über die Patientin eingeholt wurden, stellt das Kabinenpersonal Kontakt zum medizinischen Unterstützungsteam am Boden her und übermittelt die Informationen sowie etwaige Empfehlungen von Behandlungsmaßnahmen oder den Bedarf an einer möglichst baldigen Landung.
Typische Symptome eines Schlaganfalls sind Störungen in mindestens einem der folgenden Funktionsbereiche: Sprechen (Wortfindungsstörungen, undeutliche Aussprache), Lächeln (Asymmetrie der Gesichtshälften) oder Heben der Arme (verminderte Kraft in einem Arm). Bei Verdacht auf einen akuten Schlaganfall ist in der Regel eine baldige Landung zu empfehlen.
Häufige medizinische Notfälle im Flugzeug
- Ohnmacht: Ohnmachtsanfälle sind der häufigste medizinische Notfall (37 %) in Flugzeugen. Mögliche mitwirkende Ursachen sind Flüssigkeitsmangel sowie der geringere Sauerstoffgehalt der Kabinenluft. Eine veränderte Nahrungsaufnahme und Müdigkeit infolge von Zeitverschiebung können ebenfalls eine Rolle spielen. Die Person wirkt deutlich krank, ihr Bewusstsein ist getrübt, und die Haut kann blass und kaltschweißig sein, doch meist normalisiert sich der Zustand innerhalb von 15-30 Minuten wieder. Häufig haben die Betroffenen einen niedrigen Blutdruck. Dann kann es helfen, sich auf den Rücken zu legen und die Beine hochzulagern. Zu einer Zwischenlandung muss nur selten geraten werden.
- Brustschmerzen: Brustschmerzen machen 8 % aller medizinischen Notfälle in Linienflugzeugen aus. Als Ursachen dafür kommen Verengungen der Herzkranzgefäße, Lungenerkrankungen oder andere schwere Erkrankungen in Betracht. Typische Symptome bei einem akuten Herzinfarkt sind Brustschmerzen, in den linken Arm ausstrahlende Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, Schwindel und Kaltschweißigkeit. Bei anhaltenden Schmerzen, Veränderungen der Vitalfunktionen oder anhaltenden Atembeschwerden kann eine möglichst baldige Landung ratsam sein.
- Atemnot: Atemnot ist für ca. 12 % aller medizinischen Notfälle verantwortlich. Eine mögliche Ursache ist der geringere Sauerstoffgehalt der Kabinenluft, durch den sich bestehende Lungenerkrankungen wie z. B. COPD verschlimmern können. Patient*innen mit einer Sauerstoffsättigung im Blut von weniger als 92 % bei normaler Raumluft sollten eine Sauerstoffflasche mit an Bord nehmen. Dies muss im Voraus mit der Fluggesellschaft abgesprochen werden.
- Krampfanfall: Krampfanfälle können bei Patientinnen mit Epilepsie auftreten. Nach einem solchen Anfall kann es 15-30 Minuten dauern, bis die Person wieder voll bei Bewusstsein ist. Ein einzelner Krampfanfall, von dem sich die betroffene Person erholt, ist in der Regel kein Grund für eine vorzeitige Landung. Im Falle mehrerer oder anhaltender Krampfanfälle, bei denen die Patientinnen nach dem Anfall nicht wieder zu Bewusstsein kommen, sollte jedoch eine möglichst baldige Landung in Erwägung gezogen werden.
- Verletzungen: Verletzungen während einer Flugreise sind ebenfalls möglich und relativ häufig. Sie können z. B. auftreten, wenn ein Passagier aufgrund plötzlicher Turbulenzen stürzt oder wenn etwas aus dem Gepäckfach herunterfällt und jemanden trifft. Verbrühungen mit heißen Getränken können auch vorkommen. Die meisten Verletzungen an Bord von Passagierflugzeugen sind weniger schwerwiegend und lassen sich mit der an Bord befindlichen Notfallausstattung behandeln.
- Psychiatrische Symptome: Akute psychiatrische Symptome machen 3,5 % aller medizinischen Notfälle aus. Mögliche auslösende Stressfaktoren sind ein langer Check-in, zeitintensive Sicherheitskontrollen, Flugverspätungen, enge Kabinen und Alkoholkonsum. Die Symptome können von einfachen Angstattacken bis hin zu akuten Psychosen reichen. Stark erregte Passagiere stellen an Bord von Flugzeugen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Sie können den Flugablauf stören und aggressiv gegenüber den Mitreisenden auftreten. Angst kann zudem auch körperliche Symptome wie Brustschmerzen und Atembeschwerden hervorrufen.
- Allergie: Allergische Reaktionen sind nur selten schwer ausgeprägt. Die häufigste auslösende Ursache sind Lebensmittel, insbesondere Erdnüsse und andere Nüsse.
- Schwangerschaft: In der Regel wird bei einer Einlingsschwangerschaft nach der 36. Schwangerschaftswoche und bei einer Zwillingsschwangerschaft nach der 28. Woche von Flugreisen abgeraten.
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