Die lymphozytäre Choriomeningitis (LCM) ist eine durch das lymphozytäre Choriomeningitis-Virus (LCMV) verursachte Infektionskrankheit, einem Arenavirus. Es handelt sich um eine Zoonose, also eine Krankheit, die von Tieren auf Menschen übertragen werden kann. Obwohl Hauptreservoir wildlebende Mäuse sind, können auch Hamster, insbesondere Goldhamster, eine Rolle bei der Übertragung spielen.
Was ist Lymphozytäre Choriomeningitis (LCM)?
Die LCM ist eine durch Arenaviren verursachte Infektionskrankheit. Hauptreservoir sind vor allem wildlebende Mäuse. Die Erkrankung kann beim Menschen eine Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) und des Gehirns (Enzephalitis) verursachen. Die lymphozytäre Choriomeningitis (LCM) ist eine durch das lymphozytäre Choriomeningitis-Virus (LCMV), ein Arenavirus, verursachte Infektionskrankheit.
Übertragungswege
Die Übertragung des LCMV erfolgt hauptsächlich durch direkten Kontakt mit infizierten Nagern. Die Nagetiere sind meist symptomlos infiziert und scheiden das Virus in den ersten 3 - 6 Lebensmonaten über Kot, Urin, Speichel und Tränenflüssigkeit aus.
Übertragungswege im Überblick:
- Direkte Übertragung: Biss, Kontakt mit Kot, Urin oder Speichel infizierter Tiere.
- Inhalation: Einatmen von erregerhaltigen Aerosolen.
- Intrauterin: Übertragung von der Mutter auf das ungeborene Kind.
- Schmierinfektion
- Übertragung über die Plazenta (Mutterkuchen).
Der Mensch infiziert sich vor allem über Kontakt zu jungen Goldhamstern (Aerosole, Schmierinfektion, Bisse). Die lymphozytäre Choriomeningitis wird durch das LCM-Virus verursacht, das zur Familie der Arenaviren gehört.
Wer ist gefährdet?
Empfänglich für die Infektion sind Goldhamster, Meerschweinchen, Krallenaffen und der Mensch (Zoonose). Personen, die häufigen Umgang mit Nagern haben, stellen eine Risikogruppe dar. Pflegepersonal in Tierheimen oder Zoofachgeschäften sowie Laborpersonal, Tierärzte, tiermedizinische Fachangestellte und andere Berufsgruppen können sich infizieren. Privatleute, die direkten Kontakt zu ihrem Haustier haben, können ebenfalls an lymphozytärer Choriomeningitis erkranken.
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Besonders gefährdet sind Schwangere, da das Virus schwerwiegende Folgen für das ungeborene Kind haben kann.
Symptome
Beim Tier
Bei Tieren treten die Symptome v.a. bei Jungtieren zwischen 3 und 6 Lebensmonat auf, danach nimmt die Immunität zu und die Übertragungsgefahr ab, ein Dauerausscheidertum ist aber in sehr seltenen Fällen möglich. Treten Symptome beim Tier auf, bestehen sie v. a. in Gewichtsverlust, reduzierter Aktivität, struppigem Haarkleid, Fotophobie, Zittern, Krämpfen, Augenlidentzündungen (Blepharitis).
Leider können die Symptome dieses Erregers nicht eindeutig definiert werden. Ein Hamsterchen kann Träger und Überträger dieses Erregers sein, bei ihm treten aber kaum sichtbare Symptome auf! Die Krakheitsanzeichen einer LCMV Infektion beim Hamster ähneln der einer Erkältung. Zusätzlich können Augenprobleme hinzu kommen, welche einer Bindehautentzündung gleich zu setzen sind. Lähmungen, Entwicklungsstörungen oder Krämpfe sind eher selten zu beobachten. Jeder Hamster reagiert anders auf diesen viralen Infekt und daher kann keine allgemeingültige Aussage über die Krankheitssymtomatik oder den Schweregrad der Erkrankung getroffen werden.
Beim Menschen
Die Inkubationszeit beträgt sechs bis 20 Tage und die Erkrankung tritt vor allem im Herbst und Winter auf. Der Mensch kann 6 - 13 Tage nach Kontakt influenzaähnliche Symptome mit Fieber, Kopfschmerz und Gelenkentzündungen (Arthritis) entwickeln. Meningitis und Meningoenzephalitis, sowie Fruchtmissbildungen und Fehlgeburten bei Schwangeren, sind möglich, aber sehr selten.
Die Beschwerden, die durch eine lymphozytäre Choriomeningitis verursacht werden, fallen unterschiedlich aus:
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- Ein Drittel aller Erkrankten zeigen keine Symptome (asymptomatisch). Nach der Heilung ist der Patient folgenlos genesen.
- Die Hälfte aller Fälle betrifft leichte bis mittelschwere Symptome.
- In wenigen Fällen, circa 15 Prozent aller Betroffenen, ist der Verlauf der Krankheit schwerwiegend. Es kommt zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung) oder einer Enzephalitis (Entzündung des Gehirns).
- Ein bis zwei Prozent der Patienten versterben an LCMV. Dies gilt für Mensch und Tier.
Symptome beim Menschen können sein:
- Grippeähnliche Symptome: Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit.
- Meningitis oder Enzephalitis: Nackensteifigkeit, Bewusstseinsstörungen.
- In der Schwangerschaft: Missbildungen beim Kind, Fehlgeburt.
- Appetitlosigkeit
- Schwindel
- Arthralgien (Gelenkschmerzen)
- Lichtempfindlichkeit der Augen (Photophobie)
- Doppelbilder
- Lähmungen der Gesichtsnerven
- Krämpfe
- Länger andauerndes Fieber
- Lymphknotenschwellungen
- Rückenschmerzen
Diagnose
Nachgewiesen werden kann der Erreger beim Tier mittels Blut- oder Liquoruntersuchung (IFT, ELISA). Die Symptome und ein Kontakt zu Nagetieren sind Hinweise auf die Erkrankung. Der Nachweis wird in der akuten Phase der Krankheit über das Blut gestellt. Im Blut können spezifische Antikörper festgestellt werden (IgM- und IgG-Klasse). Eine zweite Möglichkeit ist der Nachweis des Erregers in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit, dem Liquor cerebrospinalis. Die Methode nennt man Liquoruntersuchung, die Flüssigkeit wird bei einer Lumbalpunktion (Liquorpunktion) gewonnen, indem eine Probe über eine Hohlnadel am Rücken herausgezogen wird und mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) untersucht wird.
Wer einen Hamster, Maus, Ratte oder Meerschweinchen besitzt und wissen möchte, ob das Haustier Träger oder Überträger ist, wendet sich an den Züchter oder den Tierarzt. Dieser kann labortechnisch feststellen, ob dies der Fall ist.
Behandlung
Es stehen keine spezifische antivirale Therapie und Prophylaxe zur Verfügung. Die Behandlung der lymphozytären Choriomeningitis erfolgt über supportive Therapien: Das Ziel ist, die Beschwerden abzumildern und das Befinden zu verbessern. Corticosteroide (Cortison-Präparate), entzündungshemmende Medikamente oder Schmerzmittel werden verordnet. Der Verlauf der Krankheit bestimmt die symptomatische Behandlung. Die individuell auf den Patienten abgestimmte Therapie, je nach Schwere der Symptome, unterliegt der ständigen ärztlichen Aufsicht. Ist der Zustand schwerwiegend, kann ein Klinikaufenthalt nötig sein.
Prävention
Um einer Ansteckung vorzubeugen, ist es ratsam, keinen Nager zu halten, der bereits mit LCMV infiziert ist. Bei der Tierhandlung oder beim Züchter kann erfragt werden, ob es sich um eine Zucht ohne LCMV handelt. Mit Labortests kann gegebenenfalls bei den Tieren festgestellt werden, ob eine Infektion besteht. Schwangere sollten nicht in Kontakt mit Hamstern kommen beziehungsweise sich keinen Hamster halten. Ansonsten existieren keine prophylaktischen Maßnahmen gegen eine Übertragung des Virus.
Vorbeugende Maßnahmen:
- Informationen einholen: Beim Kauf eines Hamsters nachfragen, ob er aus einem LCM-freien Bestand stammt.
- Hygiene: Nach dem Kontakt mit Nagern und deren Umgebung gründlich die Hände waschen.
- Schwangere: Schwangere sollten den direkten Kontakt zu Nagern meiden.
- Vorsicht bei Neuzugängen: Neue Haustiere von Schwangeren fernhalten.
- Man sollte daher unbedingt darauf achten, das Mäuse nicht mit dem Futter oder der Einstreu des Hamsters in Berührung kommen.
- Erfolgt die Gehegereinigung mit Handschuhen und werden danach die Hände desinfiziert, so ist die Ansteckung extrem unwahrscheinlich.
LCM und Schwangerschaft
Schwangere sollten, wenn möglich, auf den Kontakt mit Nagern vollkommen verzichten, da das Virus schwerwiegende Folgen für das ungeborene Kind haben kann. Bei einer Infektion in der Schwangerschaft ist eine Übertragung des Virus auf den Fetus möglich. Als Folge einer fetalen LCMV-Infektion kann es ein Wasserkopf (Hydrozephalus) resultieren. Geistige und körperliche Behinderungen oder ein Abort (Fehlgeburt) sind möglich. Der LCMV tritt bevorzugt bei jüngeren Hamstern bis ca. zum 6. Lebensmonat auf, daher sollten sich Frauen in der Schwangerschaftszeit die Anschaffung eines jungen Hamsters während dieser Zeit gründlich überlegen oder den Kontakt zum Tier vermeiden. Kommt es zu einer Übertragung des LCMV auf eine Schwangere, können Missbildungen (beispielsweise ein "Wasserkopf" = Hydrozephalus) oder andere Schädigungen (Sehstörungen, Geisteskrankheiten etc.) bis hin zu einer Fehlgeburt des Embryo/Fetus die Folge sein.
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Risikobewertung und Häufigkeit
Laut Literatur (Lehmann-Grube et al., 1979), liegt das Risiko in Deutschland im Lauf des Lebens mit einem Arenavirus infiziert zu werden bei 3 %, unabhängig davon ob Hamsterbesitzer oder nicht; dass Risiko durch einen jungen Hamster (oder ein junges Meerschweinchen) angesteckt zu werden, ist also sehr gering. Nichts desto trotz sollte beim Kauf eines Goldhamsters nachgefragt werden, ob er aus einem LCM-freien Bestand stammt. Schwangere sollten im direkten Kontakt zu Tieren generell etwas vorsichtig sein und sich von Neuzugängen fernhalten. Die Seroprävalenz beträgt in Deutschland ca. 3 % (bei Haltern von Goldhamstern höher). In der ärztlichen Praxis ist es ein wenig bekannter Erreger, der Schädigungen des Fetus verursachen kann. Die lymphozytäre Choriomeningitis ist selten, in Deutschland gibt es circa 100 Fälle pro Jahr.
Abschließende Gedanken
Obwohl die LCM eine potenziell gefährliche Krankheit ist, ist das Risiko einer Ansteckung gering, besonders wenn man die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen beachtet. Bei Unsicherheiten sollte man sich an einen Arzt oder Tierarzt wenden.
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