Welche Medikamente können einen Schlaganfall verursachen?

Ein Schlaganfall ist ein schwerwiegendes Ereignis, das jedes Jahr in Deutschland mehr als eine Viertelmillion Menschen betrifft. Er gehört zu den häufigsten Todesursachen und ist zudem der Hauptgrund für dauerhafte Behinderungen. Schnelles Handeln bei den ersten Anzeichen ist essenziell. Nach einem überstandenen Schlaganfall erleidet etwa jeder zehnte Mensch innerhalb eines Jahres einen zweiten und etwa jeder vierte innerhalb der nächsten fünf Jahre. Die Gründe hierfür sind vielfältig, wobei der Schlaganfalltyp die Entstehung eines zweiten beeinflussen kann.

Risikofaktoren und Vorerkrankungen

Mehrere Risikofaktoren und Vorerkrankungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Dazu zählen:

  • Arteriosklerose
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Vorhofflimmern
  • Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas)
  • Ein hoher Cholesterinspiegel
  • Diabetes mellitus

Diese Erkrankungen bestehen nach einem Schlaganfall in der Regel fort und stellen, wenn unbehandelt, weiterhin einen Risikofaktor dar.

Lebensstilbedingte Risiken

Auch der Lebensstil birgt Risiken. Gewohnheiten, die sich besonders stark auf die Wahrscheinlichkeit eines ersten oder erneuten Schlaganfalls auswirken, sind beispielsweise:

  • Rauchen
  • Fettiges Essen
  • Zu hoher Alkohol-, Zucker- und Salzkonsum
  • Bewegungsmangel

Ein gesunder Lebensstil ist in jedem Fall wichtig, unabhängig davon, ob zuvor bereits ein Schlaganfall aufgetreten ist oder nicht.

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Medikamente und Schlaganfallrisiko

Einige Medikamentengruppen können das Schlaganfallrisiko erhöhen. Es ist wichtig zu beachten, dass dies nicht bedeutet, dass jeder, der diese Medikamente einnimmt, zwangsläufig einen Schlaganfall erleidet. Vielmehr geht es um eine relative Risikozunahme, die in Relation zur Ausgangslage des Patienten betrachtet werden muss.

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)

Eine Metaanalyse hat gezeigt, dass die langfristige Einnahme von Schmerzmitteln aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) das Risiko von kardiovaskulären Komplikationen erhöhen kann. Zu den untersuchten Substanzen gehörten Naproxen, Ibuprofen, Diclofenac, Celecoxib, Etoricoxib, Rofecoxib und Lumiracoxib.

  • Ibuprofen, Diclofenac, Lumiracoxib und Etoricoxib: Diese Substanzen zeigten das größte Hirnschlagrisiko.
  • Etoricoxib und Diclofenac: Bei diesen Substanzen zeigte sich eine signifikante Erhöhung der kardiovaskulären Mortalität.

Die absolute Rate an Ereignissen war allerdings gering. Die gelegentliche Einnahme bei Schmerzen oder Entzündungen ist im Hinblick auf das Schlaganfallrisiko nicht bedenklich. Eine chronische Anwendung sollte allerdings grundsätzlich vermieden werden, und bei Patienten mit vaskulären Erkrankungen sollten andere Schmerzmittel eingesetzt werden.

Antipsychotika und Checkpoint-Inhibitoren

Einige Medikamentengruppen wie Antipsychotika oder Checkpoint-Inhibitoren steigern ebenfalls das Schlaganfallrisiko.

Drogen

Es ist bekannt, dass Drogen wie Amphetamine, Kokain, Cannabis und Opiate das Schlaganfallrisiko erhöhen.

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Weitere Faktoren

Auch andere Faktoren können das Schlaganfallrisiko beeinflussen:

  • Infektionen: Spezielle Infektionen wie bakterielle Endokarditis oder Meningitis, Herpes zoster im Kopf- oder Halsbereich, Neuroborreliose oder AIDS können unmittelbar einen Apoplex verursachen. Auch allgemeine Infektionen - insbesondere der Atemwege - gelten als Trigger.
  • Operationen: Auch im Umfeld von Operationen häufen sich zerebrale Insulte. Sie sind insbesondere mit Vorhofflimmern assoziiert, das nicht selten durch die Narkose und den Eingriff getriggert wird. Dazu kommt, dass man Antithrombotika perioperativ oft absetzen muss.
  • Stress und Wutausbrüche: Stress ist mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden. Auch Wutausbrüche steigern die Wahrscheinlichkeit.
  • Kaffeekonsum: Für Menschen, die nur selten das Heißgetränk genießen, kann bereits eine einzige Tasse in der nächsten Stunde das Ereignis triggern, für Kaffee-Junkies entsteht kein Risiko.
  • Alkohol: Ein vergleichbares Phänomen beobachtet man auch beim Alkohol.
  • Niereninsuffizienz: Bei Patienten mit Niereninsuffizienz kann der Beginn einer Hämodialyse einen zerebralen Infarkt auslösen.
  • Temperaturänderungen: Temperaturänderungen triggern potenziell ebenfalls einen Hirninsult.
  • Luftverschmutzung: Auch die Luftverschmutzung, insbesondere erhöhte Feinstaubbelastung, korreliert in einem engen Zeitfenster mit der Wahrscheinlichkeit.

Vorbeugung und Behandlung

Einem Schlaganfall vorzubeugen ist in jedem Fall wichtig, unabhängig davon, ob zuvor bereits einer aufgetreten ist oder nicht. Besonders jedoch während der Phase der Erholung und Rehabilitation können manche vorbeugenden Maßnahmen schwerfallen.

Medikamentöse Vorbeugung

Vorerkrankungen sollten nach einem Schlaganfall in der Vorbeugung ebenfalls im Fokus stehen. Allein durch die medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder einem erhöhten Cholesterinspiegel sinkt das Risiko, an einem weiteren Schlaganfall zu erkranken, um 20 bis 30 Prozent - vorausgesetzt, die Medikamente werden konsequent in der vom Arzt bzw. der Ärztin empfohlenen Dosis und Regelmäßigkeit eingenommen. Ein erhöhter Cholesterinspiegel nach einem Schlaganfall wird häufig mit Statinen behandelt.

Um einen weiteren Schlaganfall zu vermeiden, verordnen Ärztinnen und Ärzte auch gerinnungshemmende Medikamente. Wurde der Schlaganfall nicht durch eine vorliegende Herzerkrankung wie Vorhofflimmern ausgelöst, kommen in der Regel Thrombozytenfunktionshemmer wie Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel zum Einsatz. Bei Vorhofflimmern haben sich sogenannte orale Antikoagulanzien wie Vitamin-K-Antagonisten oder die neuen oralen Antikoagulanzien bewährt.

Minimalinvasive Maßnahmen

Auch ein minimalinvasiver Eingriff kann einem zweiten Schlaganfall vorbeugen, so etwa, wenn ein persistierendes Foramen ovale (PFO) vorliegt. Auch der Verschluss des linken Vorhofohrs mittels Okkluder kann das Schlaganfallrisiko senken.

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Lebensstiländerungen

  • Gesunde Ernährung: Eine salzarme Diät hilft dabei, den Blutdruck zu senken und schont damit die Gefäßwände vor einer weiteren Schädigung und entlastet gleichzeitig das Herz. Der reduzierte Genuss von zuckerhaltigen Getränken und Snacks sowie von tierischen Fetten wie Käse oder Fleisch unterstützt dabei, die Blutzucker- und Cholesterinwerte zu kontrollieren.
  • Verzicht auf Nikotin und Alkohol: Es ist ratsam, auf Zigaretten und Alkohol zu verzichten.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität senkt das Schlaganfallrisiko.

Orale Antikoagulanzien bei Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist eine verbreitete Herzrhythmusstörung, die Schlaganfälle begünstigt. Tabletten aus der Gruppe der oralen Antikoagulanzien können dieses Risiko deutlich senken und die Lebenserwartung steigern. Das individuelle Schlaganfall-Risiko lässt sich durch die Berechnung des sogenannten CHA2DS2-VASc-Scores abschätzen.

Vitamin-K-Antagonisten

Vitamin-K-Antagonisten (auch Cumarine genannt) werden seit vielen Jahrzehnten zur Vorbeugung von Schlaganfällen angewendet. Der in Deutschland am häufigsten eingesetzte Wirkstoff aus dieser Gruppe ist Phenprocoumon. Die gerinnungshemmende Wirkung muss ausreichen, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Die Gerinnungsfähigkeit des Blutes wird zunächst wöchentlich gemessen.

Direkte Orale Antikoagulanzien (DOAK)

Apixaban (Handelsname: Eliquis), Dabigatran (Handelsname: Pradaxa), Edoxaban (Handelsname: Lixiana) und Rivaroxaban (Handelsname: Xarelto) wirken schon nach einigen Stunden. Nach Absetzen der Medikamente normalisiert sich die Blutgerinnung innerhalb von 1 bis 4 Tagen. Der Gerinnungswert wird bei der Anwendung direkter oraler Antikoagulanzien nicht kontrolliert.

Verschiedene Studien haben die Wirkung der direkten Antikoagulanzien mit der von Vitamin-K-Antagonisten verglichen. Sie geben Hinweise darauf, dass direkte Antikoagulanzien etwas wirksamer sind und etwas seltener zu Blutungen führen als Vitamin-K-Antagonisten.

Vorhofohrverschluss

Durch verschiedene Implantate kann das Vorhofohr verschlossen werden. Das soll verhindern, dass dort entstandene Blutgerinnsel in den Blutkreislauf geschwemmt werden und zu Schlaganfällen führen. Die Implantate ähneln kleinen Drahtschirmchen und werden mithilfe eines Herzkatheters eingebracht.

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