Gedächtnistraining bei Demenz: Übungen, Vorlagen und Tipps für die Aktivierung

Demenz ist eine Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinträchtigen kann. Menschen mit Demenz haben Probleme, alltägliche Aufgaben zu meistern, da sie Dinge nicht mehr genau wissen oder Handlungen nicht mehr ausführen können. Gedächtnistraining kann helfen, den Abbau der kognitiven Leistung zu verlangsamen und vorhandene Kompetenzen zu stärken. Es ist wichtig zu beachten, dass Demenz nicht "wegtrainiert" werden kann, aber gezielte Beschäftigung und Aktivierung können die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.

Was ist Gedächtnistraining bei Demenz?

Gedächtnistraining für Demenzerkrankte umfasst kleine Übungen, die darauf abzielen, die kognitive Leistung zu erhalten. Diese Übungen fordern und aktivieren das Gehirn, mit dem Ziel, die Konzentrationsfähigkeit zu steigern und den Gedächtnisverlust, der mit der Erkrankung einhergeht, zu verlangsamen. Gedächtnistraining sollte ganzheitlich erfolgen und Sinne, Geist und Körper ansprechen.

Ziele des Gedächtnistrainings bei Demenz

  • Erhaltung der kognitiven Leistung: Durch regelmäßiges Training können kognitive Fähigkeiten länger erhalten bleiben.
  • Steigerung der Konzentrationsfähigkeit: Übungen helfen, die Aufmerksamkeit zu fokussieren und Ablenkungen zu reduzieren.
  • Verlangsamung des Gedächtnisverlusts: Gedächtnistraining kann den fortschreitenden Abbau des Gedächtnisses verlangsamen.
  • Aktivierung der Sinne: Die Einbeziehung verschiedener Sinneswahrnehmungen fördert die Stimulation des Gehirns.
  • Stärkung des Langzeitgedächtnisses: Erinnerungen an vergangene Ereignisse können wiederbelebt und gefestigt werden.
  • Förderung von Bewegung: Körperliche Aktivität unterstützt die kognitive Funktion.
  • Steigerung des Selbstwertgefühls: Erfolge bei den Übungen stärken das Selbstvertrauen und die Lebensfreude.
  • Förderung von sozialer Interaktion: Gedächtnistraining in der Gruppe kann Gemeinschaftsgefühl und soziale Kontakte stärken.

Wichtige Aspekte bei der Durchführung von Gedächtnistraining

  • Stadium der Demenz berücksichtigen: Die Aufgaben und Spiele sollten dem Stadium der Demenz angepasst sein, um Überforderung zu vermeiden.
  • Persönliche Vorlieben und Abneigungen beachten: Die Beschäftigung sollte Spaß machen und den Interessen des Demenzerkrankten entsprechen.
  • Entscheidung des Demenzerkrankten respektieren: Wenn der Erkrankte nicht aktiv werden möchte, sollte dies akzeptiert werden.
  • Fehler tolerieren: Schimpfen Sie nicht, wenn etwas nicht funktioniert. Geduld und Verständnis sind wichtig.
  • Klare und deutliche Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich und verwenden Sie einfache Sätze.
  • Empathie zeigen: Versetzen Sie sich in die Lage des Demenzerkrankten und zeigen Sie Verständnis für seine Gefühle.
  • Kurze Einheiten: Die Konzentrationsfähigkeit ist oft eingeschränkt, daher sind kurze Trainingseinheiten effektiver.
  • Vorhandenes stärken: Konzentrieren Sie sich auf die Stärken des Demenzerkrankten und vermeiden Sie es, Defizite aufzuholen.
  • Konkretes Material verwenden: Nutzen Sie handfeste Hilfsmittel wie Gegenstände des Alltags, um das Training anschaulicher zu gestalten.

Übungen und Aktivitäten für das Gedächtnistraining

Es gibt eine Vielzahl von Übungen und Aktivitäten, die sich für das Gedächtnistraining bei Demenz eignen. Die Auswahl sollte individuell an die Fähigkeiten und Interessen des Demenzerkrankten angepasst werden.

Sinnesaktivierung

  • Sehen: Schärfen Sie das Sehen, indem Sie die Aufmerksamkeit auf Farben oder Muster lenken.
  • Hören: Erkennen von Geräuschen mit Alltagsgegenständen (z.B. Rascheln von Laub, Klingeln von Glas).
  • Fühlen: Tastsinn aktivieren durch Erfühlen von Gegenständen (z.B. Fundstücke aus dem Wald).
  • Riechen: Duftende Gegenstände anbieten (z.B. Seife, Lavendelkissen).
  • Schmecken: Bekannte Speisen und Getränke anbieten und Erinnerungen wecken.

Gedächtnisübungen

  • Erinnerungen wachrufen: Verwenden Sie Fotos, Erinnerungsstücke oder Musik aus der Vergangenheit, um Assoziationen zu wecken.
  • Lieder erraten: Spielen Sie bekannte Lieder von früher ab und lassen Sie den Interpreten und/oder den Liedtitel erraten.
  • Wortfindung trainieren: Übungen zur Förderung der Wortfindung, z.B. Gegenstände beschreiben oder Reime finden.
  • Sprichwörter ergänzen: Beginnen Sie ein Sprichwort und lassen Sie den Demenzerkrankten es vervollständigen.
  • Geschichten erzählen: Lesen Sie kurze, einfache und positive Geschichten vor oder erzählen Sie selbst Geschichten aus der Vergangenheit.

Bewegungsübungen

  • Spaziergänge und Ausflüge: Bewegung regt den Kreislauf an und fördert Sinneserfahrungen.
  • Händegymnastik: Fördert die Auge-Hand-Koordination und die kognitiven Leistungen.
  • Tanzen und Singen: Stärkt das Gemeinschaftsgefühl und hebt die Stimmung.
  • Koordinationsübungen: Übungen, bei denen Augen und Hand zusammenarbeiten müssen.

Spiele

  • Puzzles: Einfache Puzzles mit großen Teilen fördern das visuelle Erkennen und die Konzentration.
  • Memory: Memory-Spiele mit großen Karten und leicht erkennbaren Motiven regen die Erinnerung an.
  • Würfelspiele und "Mensch ärgere Dich nicht": Bekannte Spiele aus der Kindheit wecken positive Erinnerungen.
  • Kartenspiele: Spezielle Kartenspiele für Demenzerkrankte mit Fragen, Liedern und Gymnastikübungen.
  • Gesellschaftsspiele: Spiele, die zum Erzählen anregen und die Kommunikation fördern.

Kreative Tätigkeiten

  • Basteln: Verwenden Sie Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen, um Dekorationen zu gestalten.
  • Malen und Zeichnen: Fördert die Kreativität und die Feinmotorik.
  • Musizieren: Spielen Sie ein Instrument oder singen Sie gemeinsam Lieder.
  • Kleine Arbeiten in Haus oder Garten: Leichte Aufgaben, die Freude bereiten und Erfolgserlebnisse ermöglichen.

Beispiele für spezifische Übungen und Spiele

  • Satzergänzungen: Ein Spieler beginnt einen Satz, und die anderen Spieler ergänzen ihn nacheinander, um eine Geschichte zu entwickeln.
  • Reimwörter finden: Ein Spieler nennt ein Wort, und die anderen Spieler finden Reimwörter.
  • Brückenwörter finden: Zwei Wörter werden vorgegeben, und ein Spieler findet ein Brückenwort, das zu beiden Wörtern passt.
  • Welches Wort passt nicht in die Reihe?: Eine Reihe von Wörtern wird genannt, und ein Spieler identifiziert das Wort, das nicht zur Reihe gehört.
  • Lustige Umschreibungen: Ein Spieler beschreibt einen Gegenstand auf lustige Weise, und die anderen Spieler erraten den Gegenstand.
  • Berufe raten: Ein Spieler gibt Hinweise zu einem Beruf, und die anderen Spieler erraten den Beruf.
  • Oberbegriff finden: Eine Liste von Wörtern wird vorgegeben, und die Spieler finden den Oberbegriff.
  • Wörter-Domino: Wortkärtchen werden aneinandergelegt, wobei das letzte Wort einer Karte zum ersten Wort der nächsten Karte passen muss.
  • Stichworträtsel: Anhand von Stichwörtern müssen Bezugswörter erraten werden.

Vorlagen und Materialien für das Gedächtnistraining

Es gibt zahlreiche kostenlose Vorlagen und Materialien für das Gedächtnistraining bei Demenz, die online verfügbar sind.

  • Arbeitsblätter: Viele Webseiten bieten Arbeitsblätter im PDF-Format mit Übungen zu verschiedenen Trainingszielen.
  • Stundenkonzepte: Ausgearbeitete Stundenkonzepte für das Gedächtnistraining mit Senioren bieten eine ausgewogene Mischung verschiedener Übungstypen.
  • Spiele: Spezielle Spiele für Demenzerkrankte sind im Handel erhältlich, aber auch herkömmliche Spiele können angepasst werden.
  • Erinnerungsalben: Sammeln Sie Fotos und Erinnerungsstücke aus dem Leben des Demenzerkrankten in einem Album.
  • Musik: Nutzen Sie bekannte Schlager aus der Jugendzeit, um Erinnerungen zu wecken.
  • Bücher: Es gibt Bücher mit kurzen, einfachen und positiven Geschichten, die speziell für Demenzerkrankte geschrieben wurden.
  • Demenz-Tablets: Einige Anbieter entwickeln spezielle Tablets, die auf die Beschäftigung und Aktivierung von Demenzerkrankten ausgerichtet sind.

Gedächtnistraining in der Gruppe

Gedächtnistraining in der Gruppe bietet viele Vorteile. Es fördert die soziale Interaktion, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und bietet Abwechslung. Viele Sozialverbände und kirchliche Träger bieten regelmäßige Treffpunkte für Menschen mit Demenz an. In Pflegeheimen ist Gedächtnistraining eine beliebte Seniorenbeschäftigung.

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Gedächtnistraining zu Hause

Auch zu Hause können Angehörige das Gedächtnis von Demenzerkrankten trainieren. Wichtig ist, dass die Übungen Spaß machen und an die individuellen Fähigkeiten angepasst sind. Nutzen Sie die oben genannten Tipps und Vorlagen, um ein abwechslungsreiches und anregendes Programm zu gestalten.

Entlastung für Angehörige

Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz kann sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass Angehörige sich auch selbst etwas Gutes tun und Entlastung suchen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung, wie z.B. Pflegekurse, Beratungsstellen oder ehrenamtliche Helfer.

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