Die Neuroathletik revolutioniert das Krafttraining, indem sie den Fokus auf die entscheidende Rolle des Gehirns und des zentralen Nervensystems legt. Anstatt Muskeln isoliert zu betrachten, wird verstanden, dass die Kraftentfaltung primär von neuronalen Prozessen gesteuert wird. Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen der Neuroathletik, ihre Anwendung im Training und die potenziellen Vorteile für Sportler aller Leistungsklassen.
Die neuronale Revolution des Krafttrainings
Lange Zeit wurde Krafttraining vor allem als eine Frage der Muskelmasse und der richtigen Übungsausführung betrachtet. Die Neuroathletik stellt diese Sichtweise auf den Kopf. Sie argumentiert, dass die Muskeln lediglich die ausführenden Organe sind, während das Gehirn und das zentrale Nervensystem die eigentlichen Dirigenten der Kraftentfaltung darstellen. Wie viel Kraft ein Muskel erzeugen kann, wird in erster Linie vom Gehirn und dem zentralen Nervensystem bestimmt.
Diese Erkenntnis eröffnet völlig neue Möglichkeiten, die Leistungsfähigkeit von Sportlern zu steigern. Gezieltes Gehirntraining kann das Quentchen Leistung hervorkitzeln, das dann den Unterschied macht. Neuroathletik heißt das Zauberwort und dahinter steckt die Idee, dass jede Bewegung im Gehirn und nicht im Muskel beginnt.
Was ist Neuroathletik?
Neuroathletik, oft auch als Neuro Athletic Training (NAT) bezeichnet, ist ein Trainingskonzept, das sich in erster Linie mit neuronalen Prozessen beschäftigt. Es zielt darauf ab, das Gehirn durch spezifische Übungen und Reize so zu stimulieren, dass es optimal Kraft generieren kann.
Sportwissenschaftler Lars Lienhard hat ein Sportkonzept entwickelt, das sich in erster Linie mit neuronalen Prozessen beschäftig. Mit seinem Neuro Athletic Training "NAT“ schafft er es, Spitzen- und Hobbysportler zu neuen Höchstleistungen zu bringen oder von Gelenk- und Muskelschmerzen zu befreien.
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Die Grundlagen des neurozentrierten Trainings
Das neurozentrierte Training basiert auf der Erkenntnis, dass das Nervensystem eine zentrale Rolle bei der Steuerung von Bewegung und Kraftentfaltung spielt. Es berücksichtigt die komplexen Wechselwirkungen zwischen Gehirn, Rückenmark, Nerven und Muskeln.
Ein wichtiger Aspekt ist die Verbesserung der sensorischen Wahrnehmung. Durch gezielte Übungen werden die sensorischen Systeme (z.B. Sehen, Gleichgewicht, Propriozeption) geschärft, um dem Gehirn präzisere Informationen über die Körperposition und die Umgebung zu liefern. Dies ermöglicht eine effizientere und koordiniertere Bewegungsausführung.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Optimierung der neuronalen Ansteuerung der Muskeln. Durch spezifische Übungen werden die neuronalen Verbindungen zwischen Gehirn und Muskeln gestärkt, was zu einer verbesserten Kraftübertragung und einer schnelleren Reaktionszeit führt.
Lars Lienhard: Der führende Experte für Neuroathletik
Lars Lienhard gilt als der führende deutsche Experte für neurozentriertes Training. Er ist Sportwissenschaftler, ehemaliger Leistungssportler und arbeitet als Trainer, Berater und Ausbilder im Spitzensport.
Lars Lienhard, Pionier des Neuroathletiktrainings, arbeitet als Trainer, Berater und Ausbilder im Spitzensport. Der Sportwissenschaftler und ehemalige Leistungssportler ist der führende Experte für neurozentriertes Training in Europa. Er hat zahlreiche Athleten auf die Olympischen Spiele vorbereitet und unterstützt als Trainer und Berater Vereine und Verbände bei sportlichen Großveranstaltungen und in konzeptionellen Fragen. So war er unter anderem als Trainer 2014 bei der FIFA Fußballweltmeisterschaft in Brasilien und 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio. In seinem Neuro Athletic Training Institute (www.neuro-athletic-training-institute.com) bietet er Ausbildungen für Trainer, Therapeuten und Athleten an.
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Sein Buch "Kraft beginnt im Gehirn" gilt als Standardwerk für neurozentriertes Training. In diesem Buch erklärt Lars Lienhard, der führende deutsche Experte für neurozentriertes Training, wie das Gehirn durch neuronale Methoden stimuliert werden kann, um optimal Kraft zu generieren. Mithilfe effizientester Übungen lernen Sie, das Potenzial Ihrer Muskeln zu nutzen und Ihre Kraftleistung dadurch deutlich zu verbessern. Die über 100 bebilderten und ausführlich beschriebenen Übungen decken alle für das Krafttraining relevanten neuronalen Bereiche ab. Spezielle Empfehlungen zu jedem Bereich helfen Ihnen, Ihr eigenes Training zu optimieren und Ihre Performance erheblich zu steigern.
Übungen und Methoden der Neuroathletik
Die Neuroathletik bedient sich einer Vielzahl von Übungen und Methoden, um das Gehirn zu stimulieren und die neuronale Ansteuerung der Muskeln zu verbessern. Die über 70 bebilderten Übungen sind verständlich dargestellt und können überall ausgeführt werden.
Dazu gehören unter anderem:
- Visuelle Übungen: Diese Übungen zielen darauf ab, die Augenmuskulatur zu stärken und die visuelle Wahrnehmung zu verbessern. Beispiele sind Augenfolgebewegungen, Fixationsübungen und das Training der peripheren Wahrnehmung.
- Gleichgewichtsübungen: Diese Übungen fordern das Gleichgewichtssystem heraus und verbessern die Stabilität. Beispiele sind das Stehen auf einem Bein, das Balancieren auf einer instabilen Unterlage oder das Ausführen von Bewegungen mit geschlossenen Augen.
- Propriozeptive Übungen: Diese Übungen verbessern die Körperwahrnehmung und die Koordination. Beispiele sind das Tasten von Gegenständen mit geschlossenen Augen, das Ausführen von Bewegungen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten oder das Training auf instabilen Unterlagen.
- Atemübungen: Die Atmung spielt eine wichtige Rolle für die Regulation des Nervensystems. Gezielte Atemübungen können helfen, Stress abzubauen, die Konzentration zu verbessern und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Mit dem Relaxator trainieren Sie die Atmung. Der Cardihaler ist ein Gerät, das der eingeatmeten Luft zusätzliches Kohlendioxid hinzufügt und gleichzeitig die Menge an eingeatmetem Sauerstoff reduziert. Es geht bei der Atmung immer um das Gleichgewicht. Sobald Sie den Cardisuit-Anzug tragen, wird zunächst die gesamte Luft durch Vakuum abgepumpt und dann wird der Anzug mit 100 % Kohlendioxid gefüllt.
- Kognitive Übungen: Diese Übungen fordern das Gehirn heraus und verbessern die Konzentration, die Aufmerksamkeit und die Reaktionszeit. Beispiele sind das Lösen von Aufgaben unter Zeitdruck, das Merken von Mustern oder das Ausführen von Bewegungen in Kombination mit kognitiven Aufgaben.
Vorteile der Neuroathletik
Die Neuroathletik bietet eine Reihe von Vorteilen für Sportler aller Leistungsklassen:
- Verbesserte Kraftleistung: Durch die Optimierung der neuronalen Ansteuerung der Muskeln kann die Kraftleistung deutlich gesteigert werden.
- Erhöhte Koordination: Die Verbesserung der sensorischen Wahrnehmung und der neuronalen Verbindungen führt zu einer besseren Koordination und präziseren Bewegungen.
- Schnellere Reaktionszeit: Durch das Training der neuronalen Prozesse kann die Reaktionszeit verkürzt werden, was in vielen Sportarten von entscheidender Bedeutung ist.
- Geringeres Verletzungsrisiko: Eine verbesserte Körperwahrnehmung und Koordination können dazu beitragen, Verletzungen vorzubeugen.
- Schnellere Regeneration: Gezielte Atemübungen und Entspannungstechniken können die Regeneration nach dem Training beschleunigen.
- Schmerzlinderung: Neuroathletik kann helfen, Gelenk- und Muskelschmerzen zu lindern, indem sie die neuronalen Ursachen der Schmerzen behandelt.
Für wen ist Neuroathletik geeignet?
Neuroathletik ist für Sportler aller Leistungsklassen geeignet, vom Freizeitsportler bis zum Profiathleten. Es kann in verschiedenen Sportarten eingesetzt werden, um die Leistungsfähigkeit zu steigern, Verletzungen vorzubeugen und die Regeneration zu verbessern. Es ist ein Muss für alle Sportler, die mehr Kraft generieren möchten - egal ob Profiathlet oder Freizeitsportler.
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Auch für Menschen, die unter Gelenk- und Muskelschmerzen leiden, kann Neuroathletik eine sinnvolle Ergänzung zur herkömmlichen Therapie sein.
Integration von Neuroathletik in das Training
Die Neuroathletik kann auf verschiedene Weise in das Training integriert werden. Eine Möglichkeit ist die Integration spezifischer neuroathletischer Übungen in das Warm-up oder Cool-down. Eine andere Möglichkeit ist die Gestaltung ganzer Trainingseinheiten, die sich auf die Verbesserung der neuronalen Prozesse konzentrieren. Spezielle Pläne helfen, das eigene Training zu optimieren und so die Leistung zu steigern.
Es ist wichtig, das Training individuell anzupassen und die Übungen entsprechend den Bedürfnissen und Zielen des Sportlers auszuwählen.
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