Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, das viele Menschen betrifft. Sie können unterschiedliche Ursachen haben und in verschiedenen Bereichen des Rückens auftreten. Ein besonderes Problem stellt der Krampf im Rücken beim Liegen dar, der den Schlaf stören und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen für solche Krämpfe und stellt verschiedene Behandlungsansätze vor.
Muskelverspannungen als häufige Ursache
Muskelverspannungen sind eine häufige Ursache für tiefsitzende Rückenschmerzen. Starke Muskelverspannungen am Rücken können, je nach betroffener Muskelgruppe, zu Rückenschmerzen, Nacken-, Schulter- oder Armschmerzen führen. Auch Kopfschmerzen können als Folge einer verspannten Rücken-, Schulter- und Nackenmuskulatur auftreten.
Entstehung von Muskelverspannungen
Die Ursachen für Muskelverspannungen können an der Wirbelsäule selbst liegen, da der Körper versucht, schmerzhafte Bereiche durch Muskelanspannung ruhig zu stellen. Durch die Spannung verschlimmern sich die Schmerzen aber oft - ein Teufelskreis entsteht. Meistens nehmen die Betroffenen daher bewusst oder unbewusst dauerhaft eine Schonhaltung ein, um die Schmerzen erträglich zu halten. Dadurch entsteht eine Fehlhaltung. Die Arbeit der von der Verspannung betroffenen Muskelpartien wird nun von anderen Muskeln übernommen, wodurch sich die Beschwerden ausbreiten oder verlagern können.
Überbelastung und psychische Belastung
In den meisten Fällen sind Fehlhaltungen oder Überlastungen gepaart mit Bewegungsmangel Ursache für Muskelverspannungen. Oft beginnt alles mit einer Fehlhaltung bei dauerhaftem Sitzen, zum Beispiel am Schreibtisch oder Computer. Es entsteht eine Dauerbelastung einzelner Muskelgruppen mit den beschriebenen Folgen. Eine weitere sehr häufige Ursache sind psychische Belastungen, wie Stress oder Angst. Dann sind anfangs oft die Nacken- und die Schultermuskulatur betroffen. Bei Angst „erstarren" die Muskeln im wahrsten Sinne des Wortes. Stress oder unangenehme Situationen lassen die Betroffenen „den Kopf einziehen". Starker Druck lastet etwa „auf den Schultern", oder bei großem Kummer gehen wir „von Gram gebeugt".
Behandlung von Muskelverspannungen
Eine Möglichkeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, bietet die Chirotherapie, Krankengymnastik oder auch Infiltrationen (Spritzen). Für die Behandlung akuter oder chronischer Muskelverspannungen stehen sehr unterschiedliche Therapien zur Verfügung, die oft auch miteinander kombiniert werden:
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- Medikamentöse Behandlungen
- Krankengymnastik
- Physikalische Therapien
- Massagen
- Chirotherapie / manuelle Medizin
- Entspannungstechniken, sowohl gezielt zur Muskelentspannung als auch zum Abbau von Stress als Verspannungsursache
- Multimodale Schmerztherapie - eine Kombination aus orthopädischer / schmerztherapeutischer, krankengymnastischer und psychologischer Behandlung
Langfristig sollten Sie stets versuchen, die Ursachen der Muskelverspannungen zu bekämpfen. Insbesondere Sport und ein regelmäßiges Training sind unerlässlich.
Weitere mögliche Ursachen für Rückenschmerzen beim Liegen
Neben Muskelverspannungen gibt es noch weitere Ursachen, die zu Krämpfen und Schmerzen im Rücken beim Liegen führen können:
Bandscheibenprobleme
Obwohl nur 3 bis 5 Prozent aller Rückenschmerzen tatsächlich auf einen Bandscheibenvorfall zurückzuführen sind, kann ein Bandscheibenvorfall dennoch eine Ursache für die Rückenschmerzen sein. Wenn im Bereich der LWS ein Bandscheibenkern aus seiner Hülle austritt, drückt er auf die Rückenmarksnerven. Die so entstehenden Rückenschmerzen können bis ins Bein ziehen.
Iliosakralsyndrom
Das Iliosakralgelenk kann durch Verschleiß Schmerzen verursachen. Durch die besondere Stellung des Iliosakralgelenks kann es zu Blockierungen kommen, die sehr schmerzhaft sein können. Das Iliosakralsyndrom kann aber meist ohne Operation behandelt werden.
Hexenschuss (Lumbago)
Der Hexenschuss bezeichnet akut auftretende starke Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Ein Hexenschuss ist meist harmlos und klingt in den meisten Fällen nach einiger Zeit wieder vollständig ab. Trotzdem nehmen die Betroffenen die akuten Schmerzen als sehr belastend wahr. Sie haben Probleme, sich aus einer gebückten Haltung wieder aufzurichten, und ihre Rückenmuskulatur ist stark verspannt. Hinter diesen akuten Schmerzen im Lendenwirbelbereich stecken sehr oft Probleme an den Lendenwirbeln oder den Kreuzdarmbeingelenken (Iliosakralgelenke, kurz ISG).
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Ischialgie
Die Ischialgie bezeichnet Schmerzen, welche ins Bein ausstrahlen. Die Ischalgie wird oft mit dem Hexenschuss verwechselt. Ischiasschmerzen (Ischialgie) strahlen vom Gesäß über die Hinterseite des Oberschenkels bis ins Bein aus. Sie entstehen durch Einengung oder Quetschung des Ischiasnervs. Schmerzen im Ischiasnerv entstehen, wenn der Ischiasnerv eingeklemmt wird. Weil er von der Lendenwirbelsäule über das Gesäß in die Beine verläuft, können die Schmerzen bei seiner Reizung oder Einklemmung bis über das Knie hinaus ausstrahlen.
Morbus Bechterew
Morbus Bechterew zählt zu den rheumatischen Erkrankungen. Es handelt sich um eine chronische Entzündung der Wirbelsäule.
Osteoporose (Knochenschwund)
Bei einer Osteoporose wird der Knochen porös. Dadurch entsteht eine höhere Bruchgefahr des Knochens. Durch den Knochenschwund kann es in den Wirbeln zu kleinsten Brüchen kommen, die zu einer Verformung der Wirbelsäule führen können.
Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule
Es gibt verschiedene Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule, die zu Schmerzen führen können. Dazu gehört u.a. die Spinalkanalstenose oder die Facettengelenksarthrose.
Wirbelkörperbrüche
Aufgrund unterschiedlichster Ursachen kann es zu Wirbelkörperbrüchen kommen: Unfälle, Osteoporose Brüche oder in seltenen Fällen Tumore oder Metastasen.
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Spinalkanalstenose
Bei einer Spinalkanalstenose können Nerven im Wirbelkanal der Wirbelsäule zusammengedrückt werden. Viele Menschen haben immer wieder Schmerzen im unteren Rücken. Meist lässt sich deren Ursache nicht genau bestimmen. Kommen Beschwerden im Bein hinzu, kann das auf eine Spinalkanalstenose hinweisen. Eine Spinalkanalstenose kann angeboren sein. Viel häufiger entsteht sie aber durch den normalen Alterungsprozess des Körpers (degenerative Spinalkanalstenose).
Falsche Matratze und Schlafposition
Viele Menschen liegen auf einer für sie ungeeigneten Matratze, die zu hart oder zu weich ist. Eine rückenschonende Matratze sollte den Lendenbereich ausreichend stützen, um die Wirbelsäule in einer natürlichen Position zu halten. Auch die Schlafhaltung kann eine Rolle bei Rückenschmerzen im unteren Rücken spielen. Wenn Sie auf dem Bauch schlafen, wird der untere Rücken überdehnt und kann schmerzen.
Was tun bei Rückenschmerzen im Liegen?
Wenn Sie unter Krämpfen und Schmerzen im Rücken beim Liegen leiden, gibt es verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um die Beschwerden zu lindern:
- Arzt aufsuchen: Bei starken oder dauerhaften Schmerzen sollten Sie unbedingt Ihren Hausarzt oder einen Facharzt für Orthopädie aufsuchen.
- Schmerzmittel: Schmerzstillende Medikamente können helfen, Rückenschmerzen zu lindern und sich trotz Beschwerden weiter zu bewegen. Meist werden entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen empfohlen. Am besten nimmt man sie nur bei Bedarf und in der geringsten wirksamen Dosierung ein.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen und Haltungen können helfen, die Wirbelsäule zu entlasten und die Muskulatur zu stärken.
- Manuelle Therapie: Der betroffene Wirbelsäulenabschnitt und die Nervenwurzeln am Übergang zum Kreuzbein werden gezielt mobilisiert. Auch eine Dehnung und Mobilisierung der Gelenke im Hüft-, Becken- und Wirbelsäulenbereich sowie Rumpfübungen gehören dazu.
- Wärme: Wärme kann helfen, die Muskulatur zu entspannen und Schmerzen zu lindern.
- Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu lösen.
- Matratze und Schlafposition: Achten Sie auf eine geeignete Matratze und vermeiden Sie ungünstige Schlafpositionen.
- Bewegung: Bleiben Sie im Alltag möglichst aktiv und integrieren Sie regelmäßige Bewegung in Ihren Tagesablauf.
- Gewichtsreduktion: Übergewicht kann die Wirbelsäule zusätzlich belasten und Rückenschmerzen verstärken. Eine Gewichtsreduktion kann helfen, die Beschwerden zu lindern.
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf einen ergonomischen Arbeitsplatz, um Fehlhaltungen zu vermeiden.
- Sport: Wählen Sie eine rückenfreundliche Sportart wie Rückenschwimmen (Kraulen), Walken auf weichem Untergrund, Radfahren oder sanftes Yoga.
Wann ist eine Operation notwendig?
Nicht operative (konservative) Behandlungen stehen bei der Therapie einer Spinalkanalstenose im Vordergrund. Wenn die Beschwerden viele Monate oder Jahre andauern und trotz konservativer Behandlungen nicht besser werden, kann eine Operation infrage kommen. Eine Operation ist sofort nötig, wenn die Nerven so stark beeinträchtigt sind, dass Lähmungserscheinungen beispielsweise an den Beinen auftreten oder die Blase oder der Darm nicht mehr richtig funktionieren. Letzteres sind Zeichen des sogenannten Kauda-Syndroms.
Zusammenspiel von Rücken und Hüfte
Da die Wirbelsäule von Bändern, Sehnen und Muskeln umgeben ist, können Rückenschmerzen ihre Ursache in jeder dieser Strukturen haben. Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Becken sind durch zahlreiche Muskeln mit den Hüftgelenken verbunden. Die Hüftmuskulatur sollte also immer als möglicher Mitverursacher von Schmerzen im unteren Rücken in Betracht gezogen werden.
Die Rolle des Hüftbeugers
Wenn vom Hüftbeuger die Rede ist, ist in der Regel der Lenden-Darmbein-Muskel (Musculus iliopsoas) gemeint. Er besteht aus dem Großen Lendenmuskel (Musculus psoas major) und dem Darmbeinmuskel (Musculus iliacus). Der Hüftbeuger ist für die Beweglichkeit der Beine und für die Stabilität beim Stehen und Gehen mitverantwortlich. Viele Menschen sitzen regelmäßig stundenlang. Dabei ist der Hüftbeuger durch die Stellung der Oberschenkel und des Beckens meist verkürzt. Wer viel sitzt, läuft Gefahr, dass der Hüftbeuger sich dauerhaft verkürzt, was langfristig zu Problemen wie einer eingeschränkten Beweglichkeit oder Schmerzen in der Hüfte mit Ausstrahlung ins Bein oder auch den Rücken führen kann. Außerdem entsteht durch das Kippen des Beckens nach vorne eine Fehlstellung, die Schmerzen im Lendenwirbelbereich begünstigt.
Behandlung von hüftbedingten Rückenschmerzen
Das Grundprinzip besteht darin, die Hüftmuskulatur zu kräftigen und die Hüftbeuger wieder zu dehnen, um die Schmerzsymptome der Betroffenen zu lindern. Ein besonders erfolgversprechender Ansatz zur Linderung von hüftbedingten Rückenschmerzen ist eine Kombination aus Core-Training und Übungen, die gezielt die Hüftmuskulatur, insbesondere den Hüftbeuger, dehnen, um dessen Verkürzung entgegenzuwirken.
Prävention von Rückenschmerzen
Unabhängig davon, ob die Rückenschmerzen von der Hüftmuskulatur, der Rückenmuskulatur oder dem Skelettsystem ausgehen: Um einem Rückenleiden durch Dauersitzen vorzubeugen, ist Bewegung wichtig. Das fängt schon damit an, bei der Schreibtischarbeit öfter mal die Position zu wechseln und zwischendurch immer wieder aufzustehen. Das ist gut für den Rücken und beugt einer Verkürzung der Hüftbeuger vor. Darüber hinaus hilft es, gezielt Bewegung in den Alltag einzubauen.