Krämpfe in den Beinen können plötzlich und unerwartet auftreten und sind oft mit Schmerzen verbunden. Ein Krampf entsteht, wenn sich ein Muskel unwillkürlich zusammenzieht. Dieses Phänomen kann verschiedene Ursachen haben, von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Im Folgenden werden die vielfältigen Ursachen von Krämpfen im Bein detailliert beleuchtet.
Was sind Beinkrämpfe?
Bei einem Krampf zieht sich der Muskel plötzlich und unwillkürlich zusammen, was sogar im Schlaf vorkommen kann. Diese Anspannung hält nur kurze Zeit an, ist jedoch meistens mit Schmerzen verbunden. Der Muskel lässt sich in der Regel durch Dehnung aus der Verkrampfung befreien.
Ursachen von Beinkrämpfen
Die Ursachen von Krämpfen in den Beinen sind vielfältig und reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Es ist wichtig, die verschiedenen Ursachen zu kennen, um die richtige Behandlung zu finden und gegebenenfalls schwerwiegende gesundheitliche Probleme zu vermeiden.
Harmlos Ursachen
Oftmals sind Krämpfe in den Beinen harmlos, etwa die verbreiteten nächtlichen Wadenkrämpfe oder Muskelkrämpfe in Verbindung mit sportlicher Betätigung. Sportler wirken dem üblicherweise entgegen, indem sie Dehnungsübungen in das Training integrieren. Fast jeder Erwachsene hat einmal Wadenkrämpfe erlebt; annähernd jeder 3. leidet zumindest gelegentlich unter diesen Beschwerden. Der an sich harmlose Wadenkrampf kann unter Umständen gefährlich werden.
Muskelkrämpfe im Ruhezustand
Unabhängig von körperlicher Aktivität können auch Wadenschmerzen im Ruhezustand auftreten und Betroffene in Ruhephasen stark beeinträchtigen. Es handelt sich dabei um ein relativ weit verbreitetes, häufig harmloses Symptom im Zusammenhang mit einer Überanstrengung oder einem Mineralstoffmangel.
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Stoffwechselstörungen und Elektrolytmangel
Störungen des Stoffwechsels und des Wasserhaushalts sind häufige Ursachen von Beinkrämpfen, etwa weil in der Folge ein Mangel an wichtigen Mineralstoffen, wie Kalium, Magnesium oder Kalzium herrscht. Auch können eine Schilddrüsenunterfunktion oder andere hormonelle Störungen den Salz- und Wasserhaushalt beeinflussen, ebenso ein starker Alkoholkonsum.
Ein Mangel an Mineralstoffen wie Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium spielt für die Muskelaktivitäten eine entscheidende Rolle. Sie sind zum großen Teil im Körperwasser als Elektrolyte gelöst, das heißt, als elektrisch geladene Teilchen. In dieser Form sind sie daran beteiligt, die Nervensignale an die Muskelzellen weiterzuleiten. Dem Körper fehlt bei Wadenkrämpfen nicht zwingend etwas. Es ist aber zum Beispiel möglich, dass es dem Körper vorübergehend an Mineralstoffen wie Magnesium mangelt.
Flüssigkeitsmangel und Dehydration
Neben einem Mangel an Mineralstoffen kann auch ein Flüssigkeitsmangel zu Krämpfen führen. In unserem Körper ist Wasser Bestandteil von Muskeln, Organen, Zellen und Knochen. Der körpereigene Wasserhaushalt sorgt dafür, dass über das Blut Nährstoffe zu Muskeln und Organen transportiert und Schadstoffe ausgeschwemmt werden. Bei einer Dehydratation (Dehydration, Dehydrierung) trocknet der Körper aus. Dies geschieht beispielsweise bei einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr oder einem übermäßigen Flüssigkeitsverlust, z. B. durch starkes Schwitzen oder bei Durchfällen.
Grunderkrankungen als Ursache
Eindeutigen Krankheitswert haben hingegen länger anhaltende Muskelverkrampfungen. Da die Aktivität der Beinmuskeln durch das Gehirn und die von dort über das Rückenmark in die Körperperipherie ziehenden Nerven gesteuert wird, kommen verschiedene Erkrankungen des Nervensystems als Ursache für Beinkrämpfe infrage.
Periphere arterielle Verschluss-Krankheit (pAVK)
Treten die typischen Krämpfe bei einer längeren Gehstrecke oder beim Treppensteigen wiederholt auf, können sie ein Hinweis auf eine periphere arterielle Verschluss-Krankheit (pAVK) sein. Als Schaufensterkrankheit wird diese arterielle Erkrankung im Volksmund bezeichnet. Schmerzen dieser Art können vielmehr auf eine Verengung der Gefäße hindeuten, in deren Folge die Beine nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. Insbesondere bei körperlicher Belastung kann es durch die pAVK zu einem Sauerstoffmangel in der Muskulatur kommen. Dieser fühlt sich zunächst an wie ein Muskelkrampf oder Muskelkater. Die Betroffenen sind zum Stehenbleiben gezwungen - als würden sie in Schaufenster schauen.
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Im fortgeschrittenen Stadium der pAVK können Wadenschmerzen auch in Ruhe auftreten. Diese entstehen durch eine kritische Minderdurchblutung, insbesondere nachts, wenn der Blutfluss durch die Schwerkraft zusätzlich erschwert ist.
Neurologische Erkrankungen
Verschiedene Erkrankungen des Nervensystems kommen als Ursache für Beinkrämpfe infrage. Beispiele sind Polyneuropathien, Bandscheibenvorfälle oder eine amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Schädigungen der peripheren Nerven, wie sie häufig bei Diabetes mellitus vorkommen, führen oft zu brennenden oder stechenden Schmerzen, die sich in Ruhe verstärken können.
Muskelerkrankungen
Selbstverständlich kommen Krämpfe auch bei Erkrankungen vor, die den Muskel direkt betreffen, den sogenannten Myopathien.
Schilddrüsenerkrankungen
Schilddrüsenerkrankungen wie eine Unterfunktion können ebenfalls den Stoffwechsel verlangsamen und so indirekt Schmerzen in den Waden auslösen.
Medikamente als Auslöser
Zu den Arzneimitteln, die Muskelkrämpfe begünstigen, gehören auch einige häufig verschriebene Substanzen. So können bestimmte Blutdrucksenker (Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker, manche Betablocker) das Risiko erhöhen, ebenso Entwässerungsmittel (Diuretika). Aber auch Asthmamedikamente und die Antibabypille fördern Muskelkrämpfe. Nicht nur die Einnahme, auch das Absetzen bestimmter Substanzen kann im Zusammenhang mit Muskelkrämpfen stehen.
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Alkoholentzug
Hören Alkoholabhängige plötzlich mit dem Trinken auf, steigt ebenfalls das Risiko für Muskelkrämpfe. Zudem können weitere, teils lebensbedrohliche Zustände resultieren, weshalb eine qualifizierte Entzugsbehandlung in einer Klinik dringend anzuraten ist.
Risikofaktoren
Zu den für eine pAVK besonders gefährdeten Personengruppen gehören Männer ab 60 Jahren, aktive oder Ex- Raucher, Diabetiker, Menschen mit Adipositas oder Hypertonie.
Symptome und Begleiterscheinungen
Wadenschmerzen im Ruhezustand äußern sich durch unterschiedliche Schmerzcharakteristika. Häufig sind diese Beschwerden von zusätzlichen Symptomen begleitet. Ein pelziges Gefühl oder Taubheit in den Beinen sowie Kribbeln oder Brennen treten besonders bei neurologischen Ursachen auf. Bei Durchblutungsstörungen können die Beine kalt oder blass wirken, während bei Thrombosen oft Schwellungen und Rötungen auftreten. Typisch ist auch, dass die Schmerzen nicht durch Bewegung ausgelöst werden, sondern sich im Liegen oder Sitzen verschlimmern können.
Diagnose von Beinkrämpfen
Eine ärztliche Abklärung und eine exakte Diagnose von Wadenschmerzen im Ruhezustand ist entscheidend, um die Ursache gezielt zu behandeln. Häufig kommen bildgebende Verfahren wie der Doppler-Ultraschall zum Einsatz, um die Durchblutung der Gefäße zu prüfen. Für die erweiterte Untersuchung werden oft MRT- oder CT-Untersuchungen durchgeführt. Bluttests helfen dabei, Elektrolytstörungen, Schilddrüsenprobleme oder Entzündungswerte zu erkennen. Besteht der Verdacht auf neurologische Ursachen, kann eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit weitere Aufschlüsse geben.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wadenkrämpfen liegen meist harmlose Ursachen zugrunde. Zum Arzt sollte man allerdings gehen, wenn die schmerzhaften Krämpfe sehr häufig auftreten, wenn sie nachts den Schlaf rauben oder sich tagsüber bemerkbar machen und wenn die Wadenkrämpfe sich trotz Dehnen oder sanfter Massagen nicht auflösen. Kommen weitere Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen hinzu, sollte ebenfalls ein Arzt konsultiert werden.
Behandlung von Beinkrämpfen
Die Therapie von Wadenschmerzen im Ruhezustand richtet sich stets nach der zugrundeliegenden Ursache. Sind Durchblutungsstörungen wie die pAVK verantwortlich, können Medikamente zur Verbesserung der Durchblutung oder Blutverdünner eingesetzt werden. Bei Thrombosen ist eine gerinnungshemmende Behandlung erforderlich, während bei neurologischen Ursachen wie Polyneuropathien oder Bandscheibenvorfällen entzündungshemmende Schmerzmittel oder Physiotherapie hilfreich sein können. Zusätzlich kann die gezielte Einnahme von Magnesium oder Kalium Elektrolytmängel ausgleichen. Auch konservative Maßnahmen wie Hochlegen der Beine, Lagerungsänderungen oder regelmäßige Physiotherapie tragen häufig zur Linderung der Beschwerden bei. In schweren Fällen, etwa bei fortgeschrittener pAVK, kann ein operativer Eingriff wie die Gefäßrekonstruktion notwendig werden.
Was hilft sofort gegen Wadenkrampf?
Menschen, die einen Krampf bekommen, reagieren instinktiv meist genau richtig: Sie dehnen die Wadenmuskulatur, ziehen die Fußspitze in Richtung Körper und treten mit der Ferse nach vorne. Hier kann auch eine andere Person unterstützen. Oder sie stellen das betroffene Bein durchgestreckt nach hinten, drücken dabei die Ferse fest auf den Boden und stützen sich mit den Armen an einer Wand ab. Wer sein Bein auf die eine oder andere Art dehnt, löst damit häufig den Krampf und die Schmerzen vergehen.
Medikamente
Bei häufigen sehr schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen kann eventuell eine zeitlich begrenzte und ärztlich kontrollierte Einnahme von Chinin-Präparaten infrage kommen. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Beschwerden durch andere Maßnahmen wie Physiotherapie nicht verbessert haben.
Hausmittel
Ein bewährtes Hausmittel bei Wadenkrämpfen ist Wärme. Legen Sie eine Wärmekompresse auf die betroffene Stelle, um die Durchblutung zu fördern und so die Muskulatur zu entspannen.
Ist es sinnvoll, Magnesium zu nehmen?
Dass Magnesium-Präparate gegen Muskelkrämpfe helfen, ist bisher nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Vermutlich helfen sie nur, wenn ein Magnesiummangel vorliegt.
Prävention von Beinkrämpfen
Wadenschmerzen im Ruhezustand lassen sich in vielen Fällen vermeiden. Regelmäßige Bewegung ist besonders wichtig, um die Durchblutung zu fördern und die Muskulatur zu stärken. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützt den Elektrolythaushalt, während eine ausgewogene Ernährung hilft, einen Mangel an Magnesium, Kalzium und Kalium zu verhindern. Ein gesunder Lebensstil, der den Verzicht auf Rauchen und die rechtzeitige Behandlung von Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck umfasst, trägt ebenfalls zur Vorbeugung bei. Insbesondere Menschen mit erhöhtem Risiko für pAVK sollten darauf achten, frühzeitig medizinischen Rat einzuholen.
Allgemeine Tipps zur Vorbeugung
- Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihren Füßen guten Halt geben und nicht drücken.
- Bewegen Sie sich regelmäßig. Gezieltes Stretching mehrmals in der Woche, hält die Muskeln fit und beugt Verkürzungen vor.
- Vermeiden Sie abrupte Wechsel von Warm zu Kalt. Vor allem im Sommer ist es nicht ratsam, sich überhitzt ins kalte Wasser zu stürzen.
- Setzen Sie magnesiumreiche Lebensmittel auf den täglichen Speiseplan. Reich an Magnesium sind grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen sowie Fisch und Meeresfrüchte. Geringere Mengen an Magnesium stecken in Bananen, Kartoffeln, Milch- und Milchprodukten und in Fleisch.
Vorbeugung bei sportlicher Aktivität
- Treibt man viel Sport und wird vermehrt von Krämpfen in den Waden gebremst, empfiehlt es sich, das Trainingsverhalten unter die Lupe zu nehmen.
- Es kann dann sinnvoll sein: einen Gang runterzuschalten und Pausen einzulegen, die Trainingsintensität nur langsam zu steigern, Ausgleichsübungen einzubauen, die Waden gezielt zu dehnen, die Trink- und Essgewohnheiten anzupassen: Neben einer ausgewogenen Ernährung ist es wichtig, genügend zu trinken - vor allem, wenn man Durst verspürt.
Vermeidung von Wadenkrämpfen beim Schwimmen
Vorsicht ist zudem geboten, wenn man in kaltem Wasser schwimmt. Wadenkrämpfe können dann gefährlich werden. Wer weniger als 60 Minuten trainiert, braucht meist keine Flüssigkeit während des Sports - solange er oder sie vorher genug getrunken hat. Bei einem Training von mehr als 60 Minuten empfiehlt es sich, zwischendurch zu trinken.
Was tun, wenn man lange nicht sportlich aktiv war?
Wenn Sie längere Zeit körperlich nicht aktiv waren, beginnen Sie langsam, Ihre Muskelkraft wiederaufzubauen. Lassen Sie sich vorab von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten, um mögliche gesundheitliche Risiken auszuschließen.