Fingerkrämpfe, insbesondere im Zeigefinger, können verschiedene Ursachen haben. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Gründe für solche Krämpfe, von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen, und bietet einen umfassenden Überblick über das Thema.
Ursachen von Fingerkrämpfen
Fingerkrämpfe können isoliert oder in Verbindung mit anderen Symptomen auftreten. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Überlastung bis hin zu neurologischen Problemen.
Schnappfinger (Tendovaginitis stenosans)
Der Schnappfinger, auch bekannt als Tendovaginitis stenosans oder Digitus saltans, ist eine häufige Ursache für Fingerkrämpfe. Dabei handelt es sich um eine Sehnengleitstörung, bei der die Fingerbeugesehnen durch chronische Überlastung verdicken. Dies führt dazu, dass die Sehne nicht mehr reibungslos am Ringband vorbeigleitet, was ein charakteristisches "Schnappen" verursacht.
Pathophysiologie: Die Fingerbeugesehnen werden von den kräftigen Muskeln des Unterarms gesteuert und ermöglichen sowohl leichte, feinmotorische Aufgaben als auch kräftiges Zupacken. Diese Sehnen gleiten durch Sehnenscheiden, die sie ernähren und fixieren. Ein wichtiger Bestandteil dieser Struktur sind die Ringbänder, die einen Durchmesser von 1-3 cm haben und die Sehnen in Position halten.
Symptome: Ein beginnender Schnappfinger äußert sich oft durch Steifigkeit, die besonders morgens auftritt. Am Fingergrundgelenk kann ein kleiner Knoten tastbar sein. Der Finger kann geschwollen sein und bei Bewegung schmerzen. Betroffene haben das Gefühl, dass der Finger in der Beugung "festklemmt" und nur mit Anstrengung oder einem Schnappen gestreckt werden kann.
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Betroffene Finger: Grundsätzlich kann jeder Finger betroffen sein, aber der Schnappfinger tritt am häufigsten am Mittelfinger und Daumen auf. Schätzungsweise 3 % der Bevölkerung leiden an dieser Erkrankung, besonders häufig zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Oft tritt der Schnappfinger als Begleiterkrankung bei Patienten mit Karpaltunnelsyndrom oder Fingergelenksarthrose (Bouchardarthrose oder Heberdenarthrose) auf.
Diagnose: Der Arzt erkennt den Schnappfinger anhand der typischen Symptome, Schwellungen, Knötchenbildungen und Bewegungseinschränkungen. Es ist wichtig, den Schnappfinger vom Morbus Dupuytren abzugrenzen.
Therapie:* Konservativ: In frühen Stadien können Schonung, Kühlung und entzündungshemmende Medikamente helfen. Auch das Tragen einer Schiene zur Ruhigstellung des Fingers kann sinnvoll sein.
- Injektion: Eine Injektion von Kortikosteroiden in die Sehnenscheide kann die Entzündung reduzieren und die Gleitfähigkeit der Sehne verbessern.
- Operation (Ringbandspaltung): Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine Ringbandspaltung durchgeführt werden. Dabei setzt der Handspezialist einen kleinen Hautschnitt über dem betroffenen Ringband und spaltet es. Dieser Eingriff wird meist unter lokaler Betäubung durchgeführt. Nach der Operation entsteht nur eine kleine Öffnung, das Band selbst bleibt in seiner Position. Die reduzierte Funktion des Ringbandes A1 wird vom breiteren Ringband A2 übernommen.
Nachbehandlung nach Ringbandspaltung: Unmittelbar nach der Operation sollten physiotherapeutische Übungen begonnen werden, um die Beweglichkeit des Fingers wiederherzustellen. Eine einfache Übung besteht darin, die Hand etwa zehnmal zu öffnen und zu schließen, ohne große Kraft aufzubauen. Eine andere Übung dient der Dehnung von Hand und Fingern, wobei der betroffene Finger nach oben zeigt. Die Wundheilung ist in der Regel nach zwei Wochen abgeschlossen, wenn die Fäden entfernt werden. Dennoch kann die vollständige Beweglichkeit der Hand noch eingeschränkt sein. Es wird empfohlen, Belastungen der Hand zu vermeiden und keine schweren Gegenstände zu tragen. Die Arbeitsunfähigkeit beträgt in der Regel mindestens vier Wochen.
Raynaud-Syndrom
Das Raynaud-Syndrom ist eine weitere mögliche Ursache für Fingerkrämpfe. Es handelt sich dabei um eine Durchblutungsstörung, bei der sich die kleinen Blutgefäße in den Fingern, Händen oder Füßen krampfartig verengen, insbesondere bei Kälte oder Stress.
Symptome: Beim Raynaud-Syndrom werden die betroffenen Körperteile weiß und schmerzen, sobald sie mit Kälte in Kontakt kommen. Sobald die Hände wieder warm werden, verschwinden die Beschwerden. Die Finger verfärben sich zunächst blau und anschließend rot, da der Körper mit einem vermehrten Blutstrom reagiert. Diese Attacken dauern meist nicht länger als eine halbe Stunde.
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Ursachen: Es gibt zwei Hauptformen des Raynaud-Syndroms:
- Primäres Raynaud-Syndrom: Hier ist die Ursache ungeklärt. Meist sind beide Hände betroffen, alle Finger bis auf die Daumen, manchmal auch die Füße. Es tritt häufig bei jungen Frauen mit niedrigem Blutdruck auf und hinterlässt in der Regel keine Schäden.
- Sekundäres Raynaud-Syndrom: Hier liegt eine andere Erkrankung zugrunde, wie z.B. entzündliches Rheuma, Bindegewebserkrankungen (z.B. Sklerodermie), neurologische Krankheiten (z.B. Multiple Sklerose) oder Nervenschäden im Bereich der Hand (Karpaltunnelsyndrom). Es kann zu irreparablen Gefäßerkrankungen und dem Absterben von Zellen kommen. Meist ist nur eine Hand betroffen.
Diagnose: Zur Diagnose wird ein Kälteprovokationstest durchgeführt. Eine Durchblutungsstörung kann mithilfe der akralen Oszillografie nachgewiesen werden. Die Kapillarmikroskopie kann kleinste Veränderungen der Gefäße sichtbar machen.
Therapie:* Allgemeine Maßnahmen: Wärme ist die wichtigste Sofortmaßnahme (Handschuhe, Taschenofen, beheizbare Gelkissen). Nikotin sollte vermieden werden, da es die Gefäße verengt.
- Medikamentöse Therapie: Bei Bedarf können Infusionen mit gefäßerweiternden Medikamenten verabreicht werden.
- Behandlung der Grunderkrankung: Beim sekundären Raynaud-Syndrom ist es wichtig, die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln.
Überlastung und Fehlbelastung
Überlastung und Fehlbelastung der Hand- und Fingermuskulatur können ebenfalls zu Krämpfen führen. Dies tritt häufig bei Tätigkeiten auf, die repetitive Bewegungen oder langes Tippen am Computer erfordern.
Symptome: Ziehende, stechende oder brennende Schmerzen in den Unterarmen, die sich bis in die Finger erstrecken können. Die Finger sind oft steif, besonders nach längerer Inaktivität (Morgensteifigkeit). Die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verstärken sich nach bestimmten Belastungen.
Ursachen: Ungünstige Alltagsgewohnheiten führen zu Überlastungen, Verspannungen und Schmerzen in Unterarmen und Händen. Häufige Ursachen sind langes Arbeiten am Computer, monotone Bewegungen oder das Tragen schwerer Lasten.
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Therapie:* Pohltherapie®: Ein Verfahren, das neurobiologische, manuelle und mentale Methoden vereint, um schmerzhafte Verspannungen in den Unterarmen zu lösen.
- Ergonomie: Anpassung des Arbeitsplatzes, um ungünstige Körperhaltungen und repetitive Bewegungen zu minimieren.
- Pausen: Regelmäßige Pausen bei repetitiven Tätigkeiten, um die Muskulatur zu entlasten.
- Dehnübungen: Regelmäßige Dehnübungen für Hand- und Fingermuskulatur.
Andere Ursachen
Neben den genannten Ursachen können Fingerkrämpfe auch durch andere Faktoren ausgelöst werden:
- Karpaltunnelsyndrom: Eine Kompression des Nervus medianus im Karpaltunnel kann zu Schmerzen, Taubheit und Krämpfen in den Fingern führen.
- Fingergelenksarthrose (Bouchardarthrose oder Heberdenarthrose): Degenerative Veränderungen in den Fingergelenken können Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen.
- Dehydration und Elektrolytmangel: Ein Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten (z.B. Magnesium, Kalium) kann Muskelkrämpfe begünstigen.
- Neurologische Erkrankungen: In seltenen Fällen können neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson-Krankheit Fingerkrämpfe verursachen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
- Die Fingerkrämpfe häufig auftreten oder sehr schmerzhaft sind.
- Die Krämpfe mit anderen Symptomen wie Taubheit, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen einhergehen.
- Die Krämpfe dieAlltagsaktivitäten beeinträchtigen.
- Es Anzeichen für eine Grunderkrankung gibt (z.B. Hautveränderungen, Gelenkschwellungen).
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