Nervenschmerzen nach Rippenbruch: Ursachen und Behandlung

Wenn man einen starken Schmerz in der Brust verspürt, erschrecken wohl die meisten Menschen. Ist es womöglich ein Herzinfarkt? Oder steckt eine Lungenerkrankung dahinter? Eine denkbare Ursache ist aber auch die sogenannte Intercostalneuralgie.

Was ist Intercostalneuralgie?

Bei einer Interkostalneuralgie, auch Intercostalneuralgie genannt, treten Nervenschmerzen (Neuralgien) im Bereich entlang der Rippen auf. Diese Schmerzen entstehen durch Schädigungen oder Reizungen der Nerven, die durch verschiedene Erkrankungen ausgelöst werden können und zu den charakteristischen Beschwerden führen. Es handelt sich also eher um ein Symptom als um eine eigenständige Erkrankung.

Dabei handelt es sich um neurologische (nervenbedingte) Schmerzen, welche die Intercostalnerven (also die Nerven zwischen den Rippen) betreffen. Der Brustkorb besteht aus 12 Rippenpaaren. Der Raum zwischen den einzelnen Rippen ist als Intercostalraum bekannt. Er wird von den Intercostalmuskeln (Zwischenrippenmuskeln) überspannt.

Ursachen von Nervenschmerzen nach Rippenbruch

Es kommt eine Vielzahl von Auslösern für eine Intercostalneuralgie infrage. Die Nervenschmerzen können unter anderem durch eine mechanische Schädigung der Zwischenrippennerven hervorgerufen werden. Diese kann beispielsweise bei einem Rippenbruch entstehen, oder aber bei Verletzungen der Nerven im Rahmen einer Operation am Brustkorb. Zudem können auch Monate nach einem Rippenbruch immer noch Schmerzen auftreten, was an sich nicht ungewöhnlich ist. Die Gründe können langsame Heilung, Muskelverspannungen oder Reizungen der umgebenden Nerven sein.

Weitere mögliche Ursachen für eine Interkostalneuralgie sind:

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  • Neurologische Krankheiten: Eine Reizung der Intercostalnerven durch neurologische Krankheiten ist möglich.
  • Stress: Auch lang anhaltender Stress kann die Intercostalnerven beeinträchtigen.
  • Verspannungen: Ebenso bedingen möglicherweise Verhärtungen und Verspannungen im Zwerchfell sowie der Brust- oder Rückenmuskulatur eine Neuralgie, indem sie Druck auf die Nerven ausüben.
  • Tumore und Organerkrankungen: Sehr selten sind auch Tumore im Bereich des Brustkorbs sowie Erkrankungen der Leber oder des Herzens Auslöser für die Schmerzen.
  • Wirbelsäulenerkrankungen: Oftmals bestehen altersbedingte Wirbelsäulenerkrankungen wie Spondylitis, also eine Wirbelsäulenentzündung, oder Osteochondrose, auch bekannt als Degeneration von Knochen und Knorpel.
  • Gürtelrose: Weiterhin zählen beispielsweise Gürtelrose, eine Nervenentzündung, die oftmals bei Menschen mit schwachem Immunsystem auftritt.
  • Rippenfellentzündung: Eine Rippenfellentzündung kann ebenfalls eine Intercostalneuralgie auslösen.
  • Muskelverhärtungen: Muskelverhärtungen rund um die Rippen können ebenfalls zu Nervenschmerzen führen.
  • Lungenentzündungen: Auch Lungenentzündungen können eine Interkostalneuralgie verursachen.

In vielen Fällen lässt sich eine Intercostalneuralgie aber nicht auf eine klar identifizierbare Ursache zurückführen.

Symptome einer Intercostalneuralgie

Die Symptome einer Intercostalneuralgie sind stechende Schmerzen entlang der Rippen, die sich vor allem beim Atmen, bei Bewegung, Husten oder Druck auf den Brustkorb verstärken können. Die Schmerzen sind unterschiedlich stark und können die täglichen Aktivitäten erheblich beeinträchtigen. Zusätzlich können ein brennendes Gefühl, eine erhöhte Empfindlichkeit zwischen den Rippen sowie gelegentlich Muskelschwäche, Taubheitsgefühl oder Juckreiz im Rippenbereich auftreten, die ebenfalls auf eine Interkostalneuralgie hinweisen können.

Einige Patienten berichten, dass sie vor allem beim Husten unter den Schmerzen im Rippenbereich leiden. Manch einer könnte daher denken, dass das Husten die Ursache sei. Vielmehr ist es jedoch so, dass die zugrunde liegende Erkrankung (zum Beispiel der Lunge oder des Rippenfells) der Auslöser für die Beschwerden ist.

Auch ein Juckreiz im Bereich der Rippen kann auftreten und auf eine Interkostalneuralgie deuten. Außerdem bleiben Beschwerden in den meisten Fällen nicht auf den Rippenbereich begrenzt. Eine gürtelförmige Ausbreitung, die bis zum Rücken geht, kommt häufig vor.

Diagnose einer Intercostalneuralgie

Der erste Ansprechpartner bei zunächst undefinierbaren Schmerzen ist meist der Hausarzt. Vermutet er eine Intercostalneuralgie, kann er an einen Neurologen verweisen.

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Anamnese: Zunächst wird der Arzt oder die Ärztin Sie ausführlich befragen (Anamnese). Er oder sie erkundigt sich zum Beispiel nach zurückliegenden Operationen des Brustkorbs, Verletzungen oder einer Gürtelrose-Erkrankung. Der Arzt wird Sie beziehungsweise den Verletzten zuerst genau danach fragen, wie es zur gebrochenen Rippe kam, welche Symptome auftreten und ob es beispielsweise Vorerkrankungen (wie Osteoporose) gibt. Mögliche Fragen in diesem Gespräch sind zum Beispiel:

  • Hat ein Unfall zu der Verletzung geführt? Wenn ja, wie ist dieser abgelaufen?
  • Wo genau tut es weh?
  • Können Sie die Schmerzen näher beschreiben (stechend, dumpf etc.)?
  • Gibt es noch weitere Symptome?
  • Gab es frühere Verletzungen oder Vorschäden in diesem Bereich?

Körperliche Untersuchung: Im Anschluss untersucht er oder sie den Brustkorb. Insbesondere gewisse Triggerpunkte reagieren überempfindlich auf Berührungen und erzeugen Schmerzreize, wenn eine Interkostalneuralgie vorliegt. Auch können die Ärzte den Patienten körperlich untersuchen. Er betrachtet die verletzte Stelle und achtet dabei auf Auffälligkeiten wie Fehlstellungen oder Schwellungen. Indem er gezielt und behutsam auf den Brustkorb drückt, kann er den Ort des möglichen Rippenbruchs genauer eingrenzen. Außerdem klopft und hört der Arzt die Lunge ab, um Hinweise auf eventuelle Begleitverletzungen zu erhalten (wie eine Ansammlung von Luft oder Blut im Pleuraspalt). Treten beim Abtasten des empfindlichen Bereichs oder beim Beugen des Oberkörpers zur betroffenen Seite verstärkt Schmerzen auf, ist dies ein Hinweis für den Arzt oder die Ärztin, dass es sich um eine Interkostalneuralgie handelt (Schepelmann-Zeichen). Möglich ist aber auch, dass die Empfindsamkeit verringert ist. Sind Farbveränderungen der Haut vorhanden, bieten sie einen weiteren Hinweis.

Treten beim Abtasten des empfindlichen Bereichs oder beim Beugen des Oberkörpers zur betroffenen Seite verstärkt Schmerzen auf, ist dies ein Hinweis für den Arzt oder die Ärztin, dass es sich um eine Interkostalneuralgie handelt (Schepelmann-Zeichen). Möglich ist aber auch, dass die Empfindsamkeit verringert ist. Sind Farbveränderungen der Haut vorhanden, bieten sie einen weiteren Hinweis.

Weitere Untersuchungen: Im nächsten Schritt gilt es, die Ursache für das Symptom zu ermitteln. Dafür gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Untersuchungsmethoden. Unter Umständen verweist der Neurologe an einen anderen Facharzt, wie einen Orthopäden (Spezialist für Erkrankungen des Bewegungsapparates) oder Internisten (Experte für innere Medizin). Auch bildgebende Verfahren können zum Einsatz kommen. Bei einem Röntgenbild werden beispielsweise Brüche oder knöcherne Fehlstellungen im Brustraum sichtbar. Ein MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) mit mehrschichtigen Aufnahmen ist angebracht, um beispielsweise Organerkrankungen als Grund für die Beschwerden auszuschließen.

Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren können den Verdacht auf eine Rippenfraktur bestätigen und Details zu Art und Ausmaß der Verletzung liefern. Im Wesentlichen wird dazu eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs gemacht (Thorax-Röntgen). Ist bei der ersten Röntgenaufnahme keine Fraktur zu sehen, schließt dies eine Rippenfraktur nicht unbedingt aus. Oft lässt sich ein Rippenbruch erst nach Wochen im Röntgen erkennen, wenn ein Kallus (neugebildetes Knochengewebe) zu sehen ist. Manchmal ordnet der Arzt auch eine Computertomografie (CT) an, etwa wenn die Röntgenbilder unklar sind oder weitere Verletzungen vermutet werden (etwa der Lunge). Bei einem tiefen Rippenbruch (Bruch der neunten bis zwölften Rippe) muss der Arzt prüfen, ob auch die Leber (rechte Seite) oder die Milz (linke Seite) verletzt ist. Das geschieht meist im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung.

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Häufig lässt sich die Ursache der Rippenschmerzen nicht klar feststellen - trotzdem sollten Sie starke oder anhaltende Schmerzen in der Brust immer ernst nehmen und baldmöglichst von einem Arzt abklären lassen.

Behandlung von Nervenschmerzen nach Rippenbruch

Generell wird die Therapie der Intercostalneuralgie an der jeweiligen Ursache ausgerichtet. Bei einer gebrochenen Rippe beispielsweise, muss der Knochenbruch behandelt werden (durch Ruhigstellung oder eine Operation).

Physiotherapie: Ergänzend ist eine Physiotherapie zur Behandlung der Intercostalneuralgie sinnvoll. Der Therapeut zeigt dem Patienten dabei Übungen zur Lösung von muskulären Verspannungen im Rücken- und Brustbereich, was zu einer Reduktion der Schmerzen beiträgt. Physiotherapeutische Maßnahmen, manuelle Therapien, Massagen oder auch Akupunktur haben gerade bei Muskelverspannungen, Impingements und Blockaden in den Wirbel-Rippen-Gelenken zum Ziel, diese zu lösen und so die Beweglichkeit zu verbessern. Um das zu erreichen, stehen dir verschiedene Bausteine zur Verfügung. Herzstück deiner Selbsthilfe sind unsere Dehnübungen. Verspannte und verfilzte Muskeln und Faszien im Brustraum sollen wieder entspannt und flexibilisiert werden. Mit unseren speziellen Übungen bei Interkostalneuralgie bringst du außerdem qualitativ hochwertige Bewegungen in deinen Atemmuskel, indem du ihn effektiv aufdehnst. Deine täglichen Übungen kannst du mit Faszien-Rollmassagen clever ergänzen. Unsere Faszienrollen und -kugeln helfen dir, die notwendigen Reparaturen an deinen Faszien aktiv anzuregen. So unterstützt du dein muskulär-fasziales Netzwerk dabei, die Trainingsreize der Übungen optimal verarbeiten zu können.

Schmerzmittel: Da es in vielen Fällen nicht möglich ist, die Ursache einer Intercostalneuralgie trotz gründlicher Diagnose eindeutig festzustellen, kommt häufig eine rein symptomatische Therapie mit schmerzlindernden Mitteln zum Einsatz. Eine Intercostalneuralgie (und Nervenschmerzen generell) behandelt ein Arzt oder eine Ärztin häufig mit nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Neben klassischen Schmerzmitteln verschreiben Ärzte und Ärztinnen auch Muskelrelaxantien, um Verspannungen der Muskulatur zu lockern. Auch Mittel gegen Depressionen oder Epilepsien sollen helfen. Sind die Schmerzen (wie nach Rippenfrakturen) sehr stark, können zudem Schmerzmittel verabreicht werden, die auf das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) wirken. Bei einer medikamentösen Behandlung im Hintergrund haben solltest du mögliche Nebenwirkungen und, dass diese Medikamente deinen Organismus belasten.

Weitere Behandlungsmethoden: Neben der medikamentösen Therapie existieren zur Behandlung der Intercostalneuralgie zwei Verfahren, die direkt im Nerv ansetzen. Zum anderen kann im Anschluss an die Betäubung des Nervs eine sogenannte Hochfrequenzablation (auch Radiofrequenzablation, RFA) durchgeführt werden. Deren Ziel besteht darin, Gewebe lokal zu zerstören. Erreicht wird diese Zerstörung, indem unter deiner Haut Hochfrequenzstrom erzeugt wird.

Was kann man selbst tun?

Es gibt auch Maßnahmen, die der Betroffene selbst ergreifen kann. Dein Arzt oder deine Ärztin hat organische Ursachen für deine „Nervenschmerzen“ in der Brust ausgeschlossen? Dann kann es entscheidend darauf ankommen, endlich wieder Bewegung in den Brustbereich zu bringen. Du möchtest dich gezielt um die verkürzten Muskeln in deiner Brust und die zu hohen Spannungen rund um deine Brustwirbelsäule kümmern? Um den optimalen Winkel zu finden, orientiere dich am besten an der Ecke deiner Übungsmatte. Stütze dich mit deinem rechten Arm auf Kopfhöhe ab. Du spürst nun eine Dehnung in deinem linken Schulter-Brust-Bereich. In dieser Position drückst du dich jetzt 2 Minuten lang immer weiter nach links. Dir schmerzt in dieser Position der Rücken? Dann geh bitte mit deinen Armen weiter nach vorne. Damit bei unseren Übungen nichts schiefgeht, haben wir die wichtigsten Infos in einer Checkliste zusammengefasst. Übe immer in der richtigen Intensität und im Zweifelsfall lieber mit etwas geringerer Intensität. Du spürst dabei einen intensiven Schmerz, kannst aber während der Dehnung noch ruhig atmen. Bewege dich bei den Übungen so, dass du deinen Körper zu jedem Zeitpunkt beobachten und einschätzen kannst. Sei beispielsweise sehr achtsam, wenn du abrutschen oder das Gleichgewicht verlieren könntest. Verzichte so weit wie möglich auf die Einnahme von Schmerzmitteln. Unsere Liebscher & Bracht Übungen® nutzen deinen Schmerz als Ausgangspunkt und täglichen Vergleichswert. Führe an 6 Tagen pro Woche die Übung mindestens einmal täglich aus. Für jeden Übungsschritt solltest du 2 bis 2,5 Minuten investieren. Bist du schon geübter, baue nach und nach auch das Gegenspannen und das aktive Dehnen ein. Benutze professionelle Hilfsmittel für deine Liebscher & Bracht Übungen®. Unsere Hilfsmittel wie Rücken-, Kiefer-, Schulter-, Knie-, Nacken- oder ISG-Ischias-Retter unterstützen Menschen dabei, die Liebscher & Bracht Übungen® noch einfacher durchzuführen und sich damit noch besser selbstständig bei Schmerzen helfen zu können. Sollten die Schmerzen aufgrund der Übungen zunehmen, besteht kein Grund zur Panik. Eine Erstverschlimmerung kann eine normale Reaktion deines Körpers sein. Wenn es dir nach den Übungen aber dauerhaft schlechter statt besser geht, pausiere aber bitte für ein oder zwei Tage und steigere dich erneut langsam.

Dauer einer Interkostalneuralgie

Die Dauer einer Interkostalneuralgie kann variieren und ist von der zugrunde liegenden Ursache abhängig. Bei einigen Personen treten die Schmerzen nur kurzfristig auf, während sie bei anderen über Wochen oder Monate anhalten. Eine angemessene Behandlung der Ursache und symptomatische Therapien können die Heilungsdauer positiv beeinflussen. Für eine genauere Einschätzung ist eine medizinische Beratung empfehlenswert. Je nach Ursache verschwinden Schmerzen und Beschwerden bereits wenige Tage nach Behandlungsbeginn. In anderen Fällen dauert die Behandlung insgesamt etwas länger - dies gilt vor allem dann, wenn langwierigere Erkrankungen wie eine Wirbelsäulenentzündung oder eine Osteochondrose zugrunde liegen.

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