Welches Vitamin fehlt bei Demenz? Ein umfassender Überblick

Demenz ist eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit. Betroffene und ihre Angehörigen suchen händeringend nach Heilung und Studien untersuchen immer wieder neue Behandlungsansätze. Bisher gibt es jedoch nur begrenzte Erfolge, da Demenzerkrankungen wie Alzheimer weiterhin unheilbar sind. Einige Zahlen geben jedoch Hoffnung, insbesondere aktuelle Studien, die zeigen, dass die Zahl der Neuerkrankungen bei Demenz deutlich langsamer steigt als in Prognosen von vor fünf Jahren vorhergesagt. Experten sehen darin ein Zeichen dafür, dass viele Maßnahmen zur Vorbeugung von Demenz bereits greifen und funktionieren, vor allem durch Änderungen des Lebensstils.

Leichte kognitive Beeinträchtigung (LKB) als Vorbote

Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (LKB) wirken oft zerstreut und vergesslich. Gelegentlich haben sie Probleme mit dem sprachlichen Ausdruck, der Planung und dem räumlichen Vorstellungsvermögen. Eine LKB kann ein frühes Anzeichen für Demenz sein, muss aber nicht zwangsläufig zu einer solchen führen. Die Wahrscheinlichkeit, dass LKB-Patienten eine Alzheimer-Krankheit entwickeln, liegt bei etwa 50 %. Daher wäre es von großem Nutzen, eine Therapie zu finden, die die Entwicklung von Alzheimer bei LKB-Patienten verzögert oder aufhält.

Die Rolle von Vitaminen bei der Prävention von Demenz

Die Forschung konzentriert sich seit Jahren weltweit, insbesondere von renommierten Instituten, auf B-Vitamine im Zusammenhang mit Demenz. Ein Ansatzpunkt sind beispielsweise erhöhte Homocystein-Werte im Blut von Alzheimer-Patienten in einem frühen Stadium. Homocystein ist eine Aminosäure, die bei der Verstoffwechslung von Proteinen im Körper entsteht. Ein erhöhter Homocysteinspiegel kann auf Dauer die Gefäße schädigen und wird auch mit dem Absterben von Nervenzellen in Verbindung gebracht.

B-Vitamine und Homocystein

B-Vitamine, einschließlich Folsäure (Vitamin B9), erfüllen wichtige Stoffwechselfunktionen im Körper. Sie sind an der Energiegewinnung durch die Verwertung von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten beteiligt und spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit von Herz-Kreislauf- und Nervensystem. Die meisten B-Vitamine können vom Körper nicht gespeichert werden, mit Ausnahme von Vitamin B12.

Vitamin B12 und Demenz

Vitamin B12 kommt hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern vor. Ein Coenzym von Vitamin B12, Methylcobalamin, ist ein wesentlicher Bestandteil der Homocystein-Umwandlung im Körper. Ein Mangel an Vitamin B12 kann ein Risikofaktor für Demenzerkrankungen wie Alzheimer sein. Manche ältere Menschen haben weniger Appetit, kochen nicht mehr gerne und vergessen, ihre Ernährung dem Alter anzupassen, was zu Gewichtsabnahme und Nährstoffmangel führen kann. Dies ist häufig mit einem Abbau der Muskelmasse und einem erhöhten Sturzrisiko verbunden.

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Studien haben gezeigt, dass ein Vitamin-B12-Mangel im Alter ein unterschätztes Problem ist und häufig zu nachlassenden kognitiven Fähigkeiten führt. Vitamin B12 kann vor Alzheimer schützen bzw. den Abbau von Nervenzellen verlangsamen. Eine Studie aus Stockholm aus dem Jahr 2010 zeigte, dass die Gabe von verschiedenen B-Vitaminen (vor allem B12 und B6) und Folsäure bei Patienten mit leichten kognitiven Einschränkungen den Abbau von Nervenzellen um rund ein Drittel verlangsamen konnte. Der Abbau von Nervenzellen wird auch als Hirnatrophie bezeichnet.

Kontroverse um B-Vitamine als Schutz vor Alzheimer

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Alzheimer neben der Homocystein-Verwertung viele Ursachen und verstärkende Elemente hat. Seit über zehn Jahren ist umstritten, inwiefern B-Vitamine und Folsäure mit dem Homocystein-Effekt im Frühstadium einer Demenz auch in der Lage wären, kognitive Fähigkeiten wieder zu verbessern. Eine Studie aus dem Jahr 2008 konnte dies nicht nachweisen. Die hochdosierte Kombination mit Vitamin B12, B6 und Folsäure über 18 Monate bei über 400 Alzheimer-Patienten mit leicht- bis mittelgradiger Demenz senkte zwar die Homocystein-Werte, verbesserte aber nicht die kognitive Leistung oder hatte keinen Einfluss auf das Fortschreiten der Symptome im Vergleich zur Placebogruppe.

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. empfiehlt daher, dass die Einnahme von hochdosierten Vitaminen gegenwärtig nicht zur Behandlung oder Vorbeugung der Alzheimer-Krankheit empfohlen werden kann.

Neuere Studien und Ergebnisse

Eine neuere Studie aus dem Jahr 2017 untersuchte Probanden in einem frühen Alzheimerstadium mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und wie sich eine Behandlung mit einem Nährstoffgemisch aus essenziellen Fettsäuren, Vitamin B12, 6, C, E und Folsäure und Selen auf deren Zustand auswirkte. Auch diese Forscher stellten innerhalb von zwei Jahren keine Verbesserung in klassischen Erinnerungstests fest. Allerdings wurde bei den Probanden mit diesem Nährstoffgemisch beobachtet, dass sich die klinische Einschätzung der Demenz bei 45 Prozent weniger verschlechterte, vor allem, weil diese Probanden im Alltag besser zurechtkamen und sich z.B. wichtige Ereignisse besser merken konnten oder mit Zwischenfällen im Haushalt selbstständiger umgehen konnten. MRT-Bilder zeigten geringere Schrumpfungen von Hirnregionen, wie dem Hippocampus, als bei der Gruppe ohne den Nährstoffmix.

Viele Forscher sind überzeugt, dass die Heilung vielleicht nicht in den B-Vitaminen liegt, aber dass sie viele Chancen bieten, einige Demenzkrankheiten zu verlangsamen und dabei helfen können, kognitive Fähigkeiten zu erhalten und zu schützen.

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Vitamin B12-Mangel und seine Folgen

Ein Vitamin-B12-Mangel kann zu einer Mangelernährung führen, die sich durch kribbelnde Hände, ständige Müdigkeit und Blässe im Gesicht äußert. Wer zu wenig Vitamin B12 zu sich nimmt, sollte regelmäßig bestimmte Lebensmittel auf den Speiseplan setzen. Ein Vitamin-B12-Mangel erhöht das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz.

Vitamin B12 ist ein Sammelbegriff für verschiedene Cobalamine, wie Hydroxy- und Adenosylcobalamin in Fisch und Fleisch sowie Methylcobalamin in Milch. Es ist als Coenzym an verschiedenen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt und lebensnotwendig, da der Körper es nicht selbst bilden kann. Vitamin B12 baut das ungünstige Homocystein in das weniger schädliche Methionin um. Niedrige Homocysteinwerte, wie sie Vitamin B12 ermöglicht, sind deshalb günstig.

Anzeichen eines Vitamin B12-Mangels

Die Anzeichen für einen Vitamin B12-Mangel sind vielfältig und reichen von Symptomen einer Blutarmut (Blässe, Müdigkeit) bis zu Konzentrationsproblemen, Schwindel, Muskelschwäche und neurologischen Störungen und Nervenschäden wie Neuropathie mit Sensibilitätsstörungen in den Beinen. Diese Nervenschäden können irreversibel sein, wenn der Vitaminmangel über längeren Zeitraum besteht. Es wird diskutiert, wie ein Vitamin B12-Mangel mit einem erhöhten Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer zusammenhängt. Studien zeigen zwar, dass bei Vitamin B12-Mangel häufig die kognitive Leistung vermindert ist, doch die Datenlage ist widersprüchlich, wenn es darum geht, mit Vitamin B12-Supplementierung diesen Veränderungen vorzubeugen.

Abklärung des Vitamin B12-Status

Wer eines der genannten Symptome bemerkt und/oder zu den Risikogruppen gehört, sollte am besten beim Arzt einen entsprechenden Bluttest durchführen lassen. Dabei ist es wichtig, mindestens zwei Biomarker zu messen, beispielsweise Gesamt-Vitamin B12 und Holo-TC (Holo-Transcobalamin) im Serum oder Plasma, zusätzlich ein aussagekräftiger Funktionsparameter wie Methylmalonsäure (MMA) oder Homocystein im Serum.

Ernährung und Vitamin B12

Ist der Mangel nicht ausgeprägt, reicht es meistens, seinen Ernährungsplan etwas zu modifizieren und auf das B-Vitamin auszurichten. Gute Quellen für Vitamin B12 sind:

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  • 150 ml Milch mit 1,5 % Fett
  • 1 kleiner Becher Joghurt mit 1,5 % Fett
  • 60 gr Camembert mit 30 % Fett
  • 60 gr Frischkäse mit 50 % Fett
  • 30 gr Gouda mit 30 % Fett

Vitamin B12 ist hitzestabil, geht also beim Erwärmen, Braten und Kochen kaum verloren.

Vitamin B12 für Vegetarier und Veganer

Vegetarier und Veganer dürfen sich nicht auf Sauerkraut und Algen verlassen, da diese entweder zu geringe Mengen an Vitamin B12 enthalten oder sogenannte Vitamin B12-Analoga, die den B12-Transport im Körper blockieren und somit das Gegenteil bewirken. Veganer sollten unbedingt und dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen und die Versorgung regelmäßig ärztlich überprüfen lassen. Auch Vegetarier, die einen erhöhten Nährstoffbedarf haben, etwa in Schwangerschaft und Stillzeit, sollten auf eine ausreichende Vitamin-B12-Zufuhr achten.

Vitamin B12-Supplementierung

Ist ein Vitamin B12-Mangel nachgewiesen, sollte dieser durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden. Das kann oral als Tabletten und Kapseln erfolgen. Cyanocobalamin als kristalline Substanz, wie es oft in Nahrungsergänzungsmitteln vorkommt, wird sogar von Patienten mit Gastritis besser verwertet als Vitamin B12 aus Lebensmitteln. Überdosierungen mit den handelsüblichen Vitamin B12-Nahrungsergänzungsmitteln sind bei vernünftiger Handhabung kaum möglich. Bei dauerhafter Einnahme von Vitamin B12-Präparaten sollte der Vitamin B12-Status immer mal wieder kontrolliert werden.

Vitamin B12-Injektionen

Manchmal reicht die aktive Supplementierung nicht aus. Dann rät der Arzt zu einer Vitamin B12-Kur per Injektion, bei der das Vitamin muskulär gegeben wird.

Weitere wichtige Mikronährstoffe zur Demenz-Prävention

Neben Vitamin B12 gibt es weitere Mikronährstoffe, die eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Demenz spielen können:

  • Vitamin D: Ein Mangel an Vitamin D wird mit einem erhöhten Risiko für Demenz und Morbus Alzheimer in Verbindung gebracht. Studien haben gezeigt, dass Senioren mit niedrigen Vitamin D-Konzentrationen ein doppelt so hohes Risiko haben, an einer Demenz oder einem Morbus Alzheimer zu erkranken. Vitamin D würde auch von Makrophagen benötigt, die im Gehirn für die Beseitigung von Amyloidablagerungen zuständig sind.
  • Folsäure (Vitamin B9): Folsäure ist wichtig für die Gesundheit des Nervensystems und kann helfen, den Homocysteinspiegel im Blut zu senken. Der Folsäurebedarf kann mit dem regelmäßigen Verzehr von grünem Gemüse, Salaten und Kräutern gedeckt werden.
  • Omega-3-Fettsäuren: Omega-3-Fettsäuren, insbesondere DHA und EPA, sind wichtig für die Gesundheit des Gehirns und können helfen, Entzündungen zu reduzieren.
  • Antioxidantien: Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Selen können helfen, freie Radikale zu neutralisieren und die Zellen vor Schäden zu schützen.

Orthomolekulare Medizin und Demenzprävention

Die orthomolekulare Medizin befasst sich mit der Versorgung des Körpers mit optimalen Konzentrationen natürlicher Mikronährstoffe, um Gesundheit zu erhalten und Krankheiten vorzubeugen. Sie setzt auf hochwertige Vitalstoffe in teils hohen Dosierungen, stets unter individueller Anpassung an den Bedarf des Patienten.

Orthomolekulare Psychiatrie

Die orthomolekulare Psychiatrie beschäftigt sich speziell mit der Rolle von Nährstoffen für die mentale Gesundheit und Gehirnfunktion. Hierbei wird berücksichtigt, dass jeder Mensch eine einzigartige genetische Ausstattung und Biochemie besitzt, die den individuellen Nährstoffbedarf beeinflusst. Orthomolekulare Therapeut*innen erstellen personalisierte Nährstoffpläne, basierend auf Laborwerten und Anamnese, um Mängel auszugleichen und Schutzfaktoren zu optimieren.

Angriffspunkte für Mikronährstoffe bei Alzheimer

Mikronährstoffe können an verschiedenen Stellen der Krankheitsentwicklung von Alzheimer ansetzen:

  • Antioxidativer Schutz: Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, Carotinoide und Selen neutralisieren freie Radikale und schützen die Zellen.
  • Entzündungshemmung: Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und bestimmte Pflanzenstoffe haben antientzündliche Effekte im Nervensystem gezeigt.
  • Homocystein und Gefäßgesundheit: B-Vitamine helfen, den Homocysteinspiegel zu senken und die Gefäßgesundheit zu verbessern.
  • Energiehaushalt und Insulinsignalwege: B-Vitamine, Coenzym Q10, Magnesium und L-Carnitin unterstützen den Energiestoffwechsel der Zellen.
  • Neurotransmitter und Synapsen: Vitamine und Aminosäuren sind Bausteine für Neurotransmitter und unterstützen die Synapsenfunktion.
  • Amyloid-Clearance: Vitamin D moduliert die Immunabwehr und fördert in Laborversuchen die Aufnahme und den Abbau von Amyloid-β durch Immunzellen.

Weitere Risikofaktoren für Demenz

Neben einem Mangel an bestimmten Vitaminen gibt es weitere Risikofaktoren, die das Risiko für Demenz erhöhen können:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, hohe Blutzucker- oder Cholesterinwerte belasten die Gefäße und den Stoffwechsel.
  • Entzündungen: Entzündungen oder schädliche Ablagerungen im Gehirn können das Risiko für Demenz erhöhen.
  • Bewegungsmangel: Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns, schwächt Nervenzellen und begünstigt den geistigen Abbau.
  • Rauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz.
  • Übergewicht: Übergewicht, besonders im mittleren Lebensalter, erhöht das Risiko, später an einer Demenz zu erkranken.
  • Alkoholkonsum: Regelmäßiger Alkoholkonsum kann zum Verlust der grauen Masse im Gehirn und damit zu einem höheren Risiko für alle Formen der Demenz führen.
  • Soziale Isolation: Soziale Isolation kann das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken, da das Gehirn Anregung braucht.
  • Luftverschmutzung: Feine Partikel aus Abgasen können Entzündungen auslösen, die Gefäße schädigen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen.
  • Sehschwäche: Wenn das Sehvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren.

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