Wadenkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Sie äußern sich durch plötzliche, schmerzhafte Kontraktionen der Wadenmuskulatur, die oft unerwartet auftreten. Die gute Nachricht ist, dass Wadenkrämpfe meist harmlos sind und mit einfachen Maßnahmen behandelt werden können. Es ist jedoch wichtig zu wissen, was zu tun ist, wenn der Schmerz nach einem Wadenkrampf anhält. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Wadenkrämpfe, ihre Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und wie man ihnen vorbeugen kann, um Ihnen zu helfen, die Beschwerden effektiv zu lindern.
Wie äußern sich Wadenkrämpfe?
Ein Wadenkrampf tritt meist ohne Vorwarnung auf - sei es beim Sport, im Alltag oder sogar im Schlaf. Der Muskel zieht sich äußerst schmerzhaft zusammen und verhärtet sich. Diese Verhärtung lässt sich oft mit den Händen ertasten. Manchmal krümmen sich auch der Fuß und die Zehen des betroffenen Beines nach unten, was Mediziner als Plantarflexion bezeichnen. Typischerweise dauert ein Krampf in der Wade einige Sekunden bis mehrere Minuten. Kräftiges Dehnen sorgt dafür, dass der Krampf nachlässt. Es ist wichtig, Wadenkrämpfe nicht mit anderen Beschwerden in den Beinen wie dem Syndrom der unruhigen Beine (Restless Legs Syndrom) zu verwechseln.
Was fehlt dem Körper bei Wadenkrämpfen?
Ohne eine ärztliche Untersuchung lässt sich nicht pauschal sagen, ob dem Körper etwas fehlt. Wadenkrämpfe können sehr verschiedene Ursachen haben. Ein Mangel an Mineralstoffen wie Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium kann eine Rolle spielen, da diese für die Muskelaktivitäten entscheidend sind. Sie sind im Körperwasser als Elektrolyte gelöst und an der Weiterleitung von Nervensignalen an die Muskelzellen beteiligt. Es ist aber auch möglich, dass es dem Körper vorübergehend an Mineralstoffen wie Magnesium mangelt, ohne dass ein genereller Mangel besteht.
Warum bekommt man Wadenkrämpfe?
Wadenkrämpfe sind im Alltag weit verbreitet, und oft lässt sich keine eindeutige Ursache finden. In solchen Fällen sprechen Ärzte von idiopathischen Wadenkrämpfen. Treten Wadenkrämpfe nur selten auf und verschwinden sie schnell wieder, gibt es meist keinen Grund zur Sorge. Verkrampfen sich die Muskeln jedoch immer wieder, eventuell auch in anderen Körperpartien, kann eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken.
Typische Auslöser für Wadenkrämpfe
Wadenkrämpfe entstehen oft, wenn man die Muskeln zu stark oder zu wenig fordert. Zu den typischen Risikofaktoren und Auslösern gehören unter anderem:
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- Flüssigkeitsmangel
- Unterversorgung mit Mineralen wie Magnesium, Kalzium und Natrium (etwa bei vermehrtem Schwitzen, starkem Durchfall oder Erbrechen)
- Schwangerschaft
- Stoffwechsel-Erkrankungen wie Diabetes oder eine Unterfunktion der Schilddrüse
- Chronische Nierenerkrankungen, insbesondere bei Dialyse
- Neurologische Erkrankungen, zum Beispiel die Parkinson-Krankheit, die Amyotrophe Lateralsklerose oder eine Polyneuropathie
- Bestimmte Muskelerkrankungen
- Leberzirrhose
- Einnahme von Medikamenten (zum Beispiel bestimmte Medikamente gegen Asthma, Blutdrucksenker, entwässernde Medikamente (Diuretika), Blutfettsenker vom Typ der Statine)
- Erhöhter Alkoholkonsum
Weitere Auslöser
Weitere Faktoren, die bei Wadenkrämpfen eine Rolle spielen können, sind zum Beispiel:
- Fehlbelastungen bestimmter Muskeln durch Gelenkprobleme oder einseitige Körperhaltungen
- Fußfehlstellungen wie Senk- oder Spreizfüße
- Ungünstige Schlafpositionen (zum Beispiel mit überstrecktem Fuß schlafen)
- Schlechtsitzende Schuhe tragen
- Schwimmen in kaltem Wasser
- Lebensalter (mit zunehmendem Alter verkürzen sich die Muskeln und der Körper baut Muskelmasse ab, wenn man sich nicht regelmäßig bewegt)
Wadenkrämpfe sind meist ungefährlich, können aber ein Warnzeichen für bestimmte Störungen und Krankheiten sein.
Was hilft gegen Wadenkrämpfe?
Stretching hilft gegen Wadenkrämpfe. Um eine Wirkung zu erzielen, ist es wichtig, die Unterschenkelmuskulatur zu dehnen. Haben die Beschwerden eine krankhafte Ursache, muss die jeweilige Erkrankung behandelt werden.
Sofortmaßnahmen bei einem akuten Wadenkrampf
Menschen, die einen Krampf bekommen, reagieren instinktiv meist genau richtig: Sie dehnen die Wadenmuskulatur, ziehen die Fußspitze in Richtung Körper und treten mit der Ferse nach vorne. Hier kann auch eine andere Person unterstützen. Oder sie stellen das betroffene Bein durchgestreckt nach hinten, drücken dabei die Ferse fest auf den Boden und stützen sich mit den Armen an einer Wand ab. Wer sein Bein auf die eine oder andere Art dehnt, löst damit häufig den Krampf und die Schmerzen vergehen. Bei „gewöhnlichen“, nicht krankhaften Wadenkrämpfen, genügt es in der Regel, die Muskeln zu dehnen. Je nachdem, ob ein Krampf beim Sport oder in der Nacht auftritt, helfen bestimmte Dehnübungen (Stretching), die Beschwerden zu lindern und erneute Wadenkrämpfe zu vermeiden.
Ist es sinnvoll, Magnesium zu nehmen?
Ob Magnesium-Präparate gegen Muskelkrämpfe helfen, ist bisher nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Vermutlich helfen sie nur, wenn ein Magnesiummangel vorliegt.
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Medikamente
Bei häufigen sehr schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen kann eventuell eine zeitlich begrenzte und ärztlich kontrollierte Einnahme von Chinin-Präparaten infrage kommen. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Beschwerden durch andere Maßnahmen wie Physiotherapie nicht verbessert haben. Die Ärztin oder der Arzt muss außerdem mögliche Erkrankungen und eine bestehende Schwangerschaft ausschließen, da Chinin-Präparate in diesen Fällen nicht eingenommen werden dürfen.
Gurkenwasser
Es gibt einzelne Studien, die einen Effekt von Gurkenwasser bei Wadenkrämpfen bei Menschen mit Leberzirrhose zeigen. Forscher vermuten, dass sich das Trinken der salzigen und essighaltigen Flüssigkeit positiv auf die Nerven auswirkt und dazu führt, dass sich die Muskeln entkrampfen.
Wie lassen sich Wadenkrämpfe vermeiden?
Wer regelmäßig die Wadenmuskulatur dehnt und sich gesund ernährt, tut bereits einiges gegen Muskelkrämpfe. Genauso wichtig ist es, ausreichend zu trinken. Am besten eignen sich stilles Wasser oder Saftschorlen mit etwa einem Drittel Saftanteil. Nicht ideal sind Getränke, die Alkohol, viel Zucker und Kohlensäure enthalten. Beobachten Sie auch, ob Sie viel schwitzen, und kontrollieren Sie Ihre Trinkgewohnheiten.
Weitere Alltags-Tipps
- Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihren Füßen guten Halt geben und nicht drücken.
- Bewegen Sie sich regelmäßig. Gezieltes Stretching mehrmals in der Woche, hält die Muskeln fit und beugt Verkürzungen vor.
- Vermeiden Sie abrupte Wechsel von Warm zu Kalt. Vor allem im Sommer ist es nicht ratsam, sich überhitzt ins kalte Wasser zu stürzen.
- Setzen Sie magnesiumreiche Lebensmittel auf den täglichen Speiseplan. Reich an Magnesium sind grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen sowie Fisch und Meeresfrüchte. Geringere Mengen an Magnesium stecken in Bananen, Kartoffeln, Milch- und Milchprodukten und in Fleisch.
Vorbeugung beim Sport
Treibt man viel Sport und wird vermehrt von Krämpfen in den Waden gebremst, empfiehlt es sich, das Trainingsverhalten unter die Lupe zu nehmen. Es kann dann sinnvoll sein:
- Einen Gang runterzuschalten und Pausen einzulegen
- Die Trainingsintensität nur langsam zu steigern
- Ausgleichsübungen einzubauen
- Die Waden gezielt zu dehnen
- Die Trink- und Essgewohnheiten anzupassen: Neben einer ausgewogenen Ernährung ist es wichtig, genügend zu trinken - vor allem, wenn man Durst verspürt.
Vorsicht ist zudem geboten, wenn man in kaltem Wasser schwimmt. Wadenkrämpfe können dann gefährlich werden. Wer weniger als 60 Minuten trainiert, braucht meist keine Flüssigkeit während des Sports - solange er oder sie vorher genug getrunken hat. Bei einem Training von mehr als 60 Minuten empfiehlt es sich, zwischendurch zu trinken.
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Was tun, wenn man lange nicht sportlich aktiv war?
Wenn Sie längere Zeit körperlich nicht aktiv waren, beginnen Sie langsam, Ihre Muskelkraft wiederaufzubauen. Lassen Sie sich vorab von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten, um mögliche gesundheitliche Risiken auszuschließen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Mit zunehmendem Alter passiert es häufiger, dass die Muskeln schmerzhaft verkrampfen. Wadenkrämpfen kann man mit einfachen alltagstauglichen Mitteln vorbeugen. Wichtig: Bei Lähmungserscheinungen im Bein, Kribbeln und Taubheitsgefühlen sowie häufigen oder plötzlichen Schmerzen im Bein, Fuß oder in der Leiste ist sofort zu handeln. Sie sollten zudem mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen, wenn Symptome und Auffälligkeiten dazukommen wie:
- Schwellungen an Bein oder Fuß
- Rückenschmerzen, Nachtschweiß
- Muskelkrämpfe in anderen Körperteilen
- Ein Schwächegefühl in den Muskeln
- Gang- oder Bewegungsunsicherheiten
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Hautveränderungen und Fieber
Die Ärztin oder der Arzt sollte Muskelkrämpfe zudem immer abklären, wenn Sie schon Vorerkrankungen haben, wie:
- Einen zu hohen Blutdruck
- Diabetes
- Eine Nierenkrankheit
Erste Anlaufstelle bei häufigen Wadenkrämpfen ist die hausärztliche Praxis. Je nach Befund wird die Ärztin oder der Arzt Sie selbst behandeln oder in eine fachärztliche Praxis überweisen.
Schmerzen nach Wadenkrampf - was tun?
Schmerzen nach einem Wadenkrampf resultieren aus den weiterhin verhärteten Muskeln. Manchmal dauern sie einige Tage an. Je stärker diese sind und je häufiger sie auftreten, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten eines Muskelfaserrisses als Folge der ständigen Überlastung. Es kann zu Durchblutungsstörungen kommen, da die Blutgefäße ebenfalls stark zusammengedrückt werden. Verspüren Sie immer wieder Schmerzen nach einem Wadenkrampf in den Muskeln, ist der Gang zum Arzt unerlässlich. Der symptomatische Cramps des Muskels in den Beinen könnte ein Anzeichen für eine Krankheit sein. Zu den wichtigsten Erkrankungen in diesem Zusammenhang zählen Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion und Nierenschwäche, aber auch verschiedene Muskelerkrankungen wie Parkinson. Im Rahmen der Untersuchung kann ein Blutbild Aufschluss über die Ursache der krampfartigen Muskelanspannung geben. Zu den untersuchten Blutwerten zählen:
- Elektrolytwerte
- Blutzuckerspiegel
- Nieren- und Leberwerte
- Schilddrüsenhormone
Was tun, wenn der Wadenkrampf immer noch weh tut?
Wenn der Wadenkrampf immer noch weh tut, können folgende Maßnahmen helfen:
- Dehnen: Dehnen Sie die Wadenmuskulatur mehrmals täglich, um die Muskeln zu entspannen und die Durchblutung zu fördern.
- Massieren: Massieren Sie die Wade sanft, um die Muskeln zu lockern und die Schmerzen zu lindern. Ein leichtes Massieren des verkrampften Muskels bringt Linderung - die Muskulatur wird gelockert, die Durchblutung gesteigert. Auch ein sanftes Massieren mit Latschenkiefernöl wirkt beim Wadenkrampf besonders wohltuend. Das ätherische Öl fördert die Durchblutung, wärmt und lindert Muskel- und Gelenksbeschwerden.
- Wärme: Legen Sie eine warme Kompresse oder eine Wärmflasche auf die Wade, um die Muskeln zu entspannen und die Schmerzen zu lindern. Gegen nächtliche Wadenkrämpfe am besten eine kurze Fuß- oder Wadendusche nehmen oder warme Socken oder Strümpfe tragen.
- Kälte: Bei einigen Menschen kann Kälte die Krämpfe lösen. Dann hilft es, kalte Auflagen auf die harte Muskulatur zu bringen.
- Schmerzmittel: Bei Bedarf können Sie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol einnehmen, um die Schmerzen zu lindern.
- Arzt aufsuchen: Wenn die Schmerzen trotz dieser Maßnahmen nicht besser werden oder wenn sie sehr stark sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um die Ursache der Schmerzen abzuklären.