Krämpfe im Unterleib beim Mann: Ursachen und Behandlung

Unterleibsschmerzen werden oft fälschlicherweise als ein rein weibliches Leiden betrachtet. Doch auch Männer können betroffen sein. Die Ursachen für diese Schmerzen sind vielfältig und reichen von harmlosen Beschwerden bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen von Unterleibsschmerzen bei Männern, ihre Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Was sind Unterleibsschmerzen beim Mann?

Unterleibsschmerzen beim Mann sind Schmerzen, die im Unterbauch auftreten, also in der Region zwischen den Hüftknochen, den seitlichen Leisten, dem Nabel und dem Schambereich. Diese Schmerzen können in der Mitte, rechts, links oder seitlich im Unterbauch lokalisiert sein und manchmal in den unteren Rücken oder den Genitalbereich ausstrahlen. Die Schmerzen können von verschiedenen Organen ausgehen, darunter der Darm, die harnableitenden Organe (Harnblase, Harnleiter, Harnröhre), die Prostata oder die Hoden.

Mögliche Ursachen von Unterleibsschmerzen beim Mann

Die Ursachen für Unterleibsschmerzen beim Mann sind vielfältig. Besonders bei Männern im höheren Lebensalter treten sie häufig im Zusammenhang mit Erkrankungen der Prostata auf. Im Folgenden werden einige der häufigsten Ursachen aufgeführt:

Erkrankungen der Prostata

  • Prostataentzündung (Prostatitis): Eine Entzündung der Prostata kann akute oder chronische Schmerzen verursachen, die beim Urinieren und Ejakulieren verstärkt werden.
  • Gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie): Mit zunehmendem Alter vergrößert sich bei vielen Männern die Prostata, was den Harnfluss behindern und zu Unterleibsschmerzen führen kann.
  • Prostatakrebs: In seltenen Fällen können Unterleibsschmerzen ein Symptom von Prostatakrebs sein.

Erkrankungen der Harnwege

  • Harnwegsinfekte: Blasenentzündungen und andere Harnwegsinfekte können bei Männern zu Schmerzen im Unterleib, häufigem Harndrang und Brennen beim Wasserlassen führen.
  • Nierensteine: Nierensteine, die sich im Harnleiter befinden, können kolikartige Schmerzen verursachen, die in den Unterleib ausstrahlen.
  • Nierenbeckenentzündung: Eine Entzündung des Nierenbeckens kann ebenfalls Unterleibsschmerzen verursachen, oft begleitet von Fieber und Schüttelfrost.
  • Blasenentzündung: kann sich durch Schmerzen oder ein Ziehen im Unterleib bemerkbar machen. Ebenfalls typisch: Man muss besonders oft oder dringend zur Toilette und hat Schmerzen oder Brennen bei der Blasenentleerung, im Urin kann Blut sichtbar sein.

Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts

  • Magen-Darm-Infekte: Virale oder bakterielle Infekte des Magen-Darm-Trakts können zu Bauchkrämpfen, Durchfall und Erbrechen führen.
  • Verstopfung: Eine Verstopfung kann Druck und Schmerzen im Unterleib verursachen.
  • Reizdarmsyndrom: Das Reizdarmsyndrom ist eine chronische Erkrankung, die mit Bauchschmerzen, Blähungen und verändertem Stuhlgang einhergeht.
  • Divertikulose/Divertikulitis: Ausstülpungen der Darmwand (Divertikel) können sich entzünden (Divertikulitis) und Schmerzen im Unterleib verursachen.
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind chronische Entzündungen des Darms, die mit Bauchschmerzen, Durchfall und Gewichtsverlust einhergehen können.
  • Darmverschluss: Ein Darmverschluss ist ein Notfall, der starke Bauchschmerzen, Erbrechen und Stuhlverhalt verursacht.
  • Blinddarmentzündung: Bei einer Blinddarmentzündung ist der kleine Wurmfortsatz am Blinddarm betroffen. Erste Anzeichen dafür sind Schmerzen um den Bauchnabel herum sowie im Magenbereich. Nach einigen Stunden schmerzt eigentlich nur noch die rechte Bauchseite. Betroffene leiden auch an Übelkeit, Appetitlosigkeit und Fieber.
  • Dickdarmkrebs: kann Unterleibsschmerzen verursachen.

Erkrankungen der Geschlechtsorgane

  • Hodenverdrehung (Hodentorsion): Eine Hodentorsion ist ein Notfall, bei dem sich der Hoden um den Samenstrang dreht und die Blutzufuhr unterbrochen wird. Dies verursacht starke Schmerzen im Hoden und Unterleib.
  • Hodenentzündung (Orchitis) oder Nebenhodenentzündung (Epididymitis): Entzündungen der Hoden oder Nebenhoden können Schmerzen im Unterleib und Hoden verursachen.
  • Samenblasenentzündung: kann Unterleibsschmerzen verursachen.

Weitere mögliche Ursachen

  • Erkrankungen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS): Probleme mit der Lendenwirbelsäule können Schmerzen verursachen, die in den Unterleib ausstrahlen.
  • Leistenbruch (Hernie): Ein Leistenbruch kann Schmerzen und Beschwerden im Unterleib verursachen.
  • Psychische Ursachen: Stress, Angst und Depressionen können sich auch in körperlichen Symptomen wie Unterleibsschmerzen äußern.
  • Fibromyalgie: (Muskel- und Gelenkschmerzen)
  • Bandscheibenvorfall: (unter anderem ziehende Schmerzen, die vom Rücken bis ins Bein ausstrahlen können)
  • Wirbelsäulenschäden: (Schmerzen können sich bis in den Unterbauch erstrecken)

Diagnose von Unterleibsschmerzen beim Mann

Um die Ursache von Unterleibsschmerzen beim Mann zu ermitteln, ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich. Diese umfasst in der Regel die folgenden Schritte:

  • Anamnese (Arzt-Patient-Gespräch): Der Arzt wird Fragen zu den Schmerzen stellen, wie zum Beispiel:

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    • Seit wann bestehen die Schmerzen?
    • Wo genau treten die Schmerzen auf?
    • Strahlen die Schmerzen aus?
    • Gibt es Begleitsymptome wie Fieber, Übelkeit, Erbrechen oder Veränderungen des Stuhlgangs?
    • Welche Mahlzeiten wurden eingenommen, bevor die Unterleibsschmerzen zum ersten Mal auftraten?
    • Gab es in der Vergangenheit Operationen im Unterleib?
    • Bessern sich die Unterbauchschmerzen durch eine Schonhaltung?
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird den Bauch abtasten und abhören, um druckschmerzhafte Stellen, Schwellungen oder Verhärtungen zu erkennen. Auch der Rücken und der Genitalbereich werden untersucht.

  • Urologische Beurteilung: Eine Tastuntersuchung der Prostata kann Hinweise auf eine Prostataentzündung oder -vergrößerung geben.

  • Laboruntersuchungen: Blut-, Urin- und Stuhlproben können auf Entzündungen, Infektionen oder andere Erkrankungen hinweisen.

  • Bildgebende Verfahren: Ultraschalluntersuchungen, Röntgenaufnahmen oder Computertomographien können helfen, die Ursache der Schmerzen zu identifizieren.

  • Darmspiegelung: Sie hilft ebenfalls, Erkrankungen und Störungen in den Verdauungsorganen als Auslöser der Unterleibsschmerzen zu identifizieren.

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  • Bauchspiegelung: Eine Laparoskopie ist nötig, wenn durch die anderen Untersuchungen die Ursache für die Schmerzen nicht abzuklären ist.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Starke, plötzlich auftretende oder länger anhaltende Unterleibsschmerzen müssen ernst genommen werden. In Kombination mit Fieber, Erbrechen, ungewöhnlichem Ausfluss, Blut im Urin oder Stuhl, Schmerzen beim Wasserlassen oder unerklärlichem Gewichtsverlust können sie auf Erkrankungen wie Blinddarmentzündung, Eierstockzysten, Nierensteine oder Krebs hinweisen. Bei solchen Anzeichen sollte sofort ein Arzt konsultiert werden.

Ein sofortiges ärztliches Handeln ist in manchen Fällen zwingend notwendig. Eine verhärtete und berührungsempfindliche Bauchdecke ist ein Warnhinweis für den Notfall „akuter Bauch“ (akutes Abdomen).

Ein Arzt sollte auch immer dann konsultiert werden, wenn zu den Unterleibsschmerzen diese weiteren Symptome dazukommen:

  • Fieber, Erbrechen, Übelkeit, Stuhlverhalt
  • harte und angespannte Bauchdecke
  • Blut im Stuhl oder Blut im Urin
  • niedriger Blutdruck bei schnellem Puls (kann ein Anzeichen für Schock sein, zum Beispiel bei hohem Blutverlust)

Behandlung von Unterleibsschmerzen beim Mann

Die Behandlung von Unterleibsschmerzen beim Mann richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Im Folgenden werden einige der häufigsten Behandlungsoptionen aufgeführt:

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  • Antibiotika: Bei bakteriellen Infektionen wie Prostataentzündung, Hodenentzündung oder Nebenhodenentzündung werden Antibiotika eingesetzt, um die Erreger zu bekämpfen.

  • Entzündungshemmende Medikamente: Bei Entzündungen können entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac eingesetzt werden, um die Schmerzen zu lindern.

  • Schmerzmittel: Zur kurzfristigen Linderung von Bauchschmerzen können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Metamizol eingesetzt werden.

  • Krampflösende Mittel: Gegen krampfartige Beschwerden im Unterleib (z. B. bei Magen-Darm-Infekten) helfen krampflösende Mittel.

  • Wärme: Wärme (z. B. Wärmflasche) kann bei krampfartigen Beschwerden im Unterleib helfen.

  • Ernährungsumstellung: Bei Verstopfung oder Reizdarmsyndrom kann eine Ernährungsumstellung mitBallaststoffen helfen.

  • Physiotherapie: Je nach Auslöser können bei Rückenschmerzen Wärmeanwendungen, abschwellende Schmerzmittel oder Physiotherapie helfen.

  • Operation: In einigen Fällen, wie z. B. bei einer Hodentorsion, einem Leistenbruch oder einem Darmverschluss, ist eine Operation erforderlich.

  • Stoßwellentherapie oder Harnwegsspiegelung: Sind Nierensteine die Ursache der Unterbauchschmerzen, können nach ärztlicher Absprache schmerz- und krampflindernde Mittel zum Einsatz kommen. Scheiden Betroffene die Steine nicht mit dem Urin aus, versuchen Fachleute mithilfe von Stoßwellen, diese zu zertrümmern. In manchen Fällen müssen größere Steine bei einer Harnwegsspiegelung entfernt werden.

Hausmittel und Selbsthilfe bei Unterleibsschmerzen

Bei leichten Unterleibsschmerzen, denen keine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegt, können auch Hausmittel und Selbsthilfemaßnahmen Linderung verschaffen:

  • Wärme: Eine Wärmflasche oder ein warmes Bad können krampfartige Schmerzen lindern.
  • Tee: Kräutertees wie Fenchel-, Anis- oder Kümmeltee können bei Verdauungsbeschwerden helfen. Bei Harnwegsinfektionen werden Tees aus Bärentrauben- oder Birkenblättern empfohlen.
  • Schonkost: Bei Magen-Darm-Beschwerden sollte leichte Kost gegessen werden, wie z. B. Haferbrei, Zwieback oder Reis.
  • Bewegung: Sanfte Bewegungen wie leichte Spaziergänge können bei krampfartigen Beschwerden helfen.
  • Bauchmassage: Eine sanfte Massage im Uhrzeigersinn kann Blähungen lösen und Schmerzen lindern.
  • Krampflösende Medikamente oder Schmerzmittel einnehmen: Bei starken Menstruationsbeschwerden hilft unter anderem Ibuprofen.

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