Wadenkrämpfe nach Impfung: Ursachen und Behandlung

Die Corona-Impfung hat sich als ein wichtiger Pfeiler im Kampf gegen die Pandemie erwiesen und rettet Leben. Jedoch können in sehr seltenen Fällen andauernde Krankheitssymptome auftreten, die als Post-Vac-Syndrom bekannt sind. Es ist wichtig zu betonen, dass das Risiko für starke Nebenwirkungen nach einer durchgemachten COVID-19-Erkrankung deutlich höher ist als nach der Impfung. Studien belegen, dass ein Post-Vac-Syndrom nur in 0,01 bis 0,02 Prozent aller Impfungen auftritt. Bei 176 Millionen verabreichten Impfdosen entspricht dies etwa 25.000 Fällen. Das Risiko ist also sehr gering, und Expertinnen und Experten vermuten, dass es vor allem Menschen betrifft, die auch durch eine echte Infektion ähnliche oder schwerere Symptome entwickeln würden.

Das Post-Vac-Syndrom und mögliche Ursachen

Obwohl genaue Zahlen noch fehlen, fällt auf, dass jüngere, sportliche Frauen besonders häufig von Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung betroffen sind. Dies wurde von Medizinern der Uniklinik Marburg festgestellt, wo es die bisher einzige Ambulanz für das Post-Vac-Syndrom gibt.

Die Ursachen für langandauernde Beschwerden nach der Corona-Impfung sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt mehrere Theorien:

  • ACE2-Molekül: Forschende in Marburg haben ein Molekül namens ACE2 im Visier, das eine wichtige Rolle bei der Blutdruckregulierung spielt und als Rezeptor für Coronaviren dient. Jüngere, sportliche Frauen haben besonders viel ACE2, was sie möglicherweise anfälliger für das Post-Vac-Syndrom macht.
  • Immunsystem: Die Impfung aktiviert das Immunsystem stark, was zu überschießenden Reaktionen führen kann. Dabei entstehen Autoantikörper, die körpereigenes Gewebe angreifen und Autoimmunkrankheiten auslösen können.

Es ist wichtig zu wissen, dass die Beschwerden nach der Impfung laut Medizinern heilbar sind, auch wenn Geduld erforderlich ist. Ein Therapieverfahren, die Immunapherese (eine Art Blutwäsche), kann krankmachende Bestandteile des Immunsystems aus dem Blut filtern. Diese Therapie wird jedoch noch nicht überall durchgeführt und es gibt bislang keinen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis.

Wadenkrämpfe: Was sind das?

Wadenkrämpfe sind plötzliche, schmerzhafte Zusammenziehungen der Muskulatur im Unterschenkel. Sie entstehen durch eine unwillkürliche Anspannung einzelner Muskeln oder ganzer Muskelgruppen, die sich anschließend nicht wieder entspannen. Die Muskulatur fühlt sich dann verhärtet an. Krämpfe können beim Sport oder im Schlaf auftreten und dauern in der Regel nur wenige Minuten. Sie verschwinden entweder von alleine oder nach Dehnung beziehungsweise Massage. Manchmal können auch Krämpfe im Fußgewölbe und in den Zehen auftreten.

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Ursachen von Wadenkrämpfen

Wadenkrämpfe sind weit verbreitet. Rund 40 Prozent der Deutschen leiden hin und wieder darunter. Oft treten sie nach sportlicher Betätigung, bei Flüssigkeitsmangel oder nachts auf. In manchen Fällen können sie jedoch auch durch ernsthafte Erkrankungen ausgelöst werden. Medizinisch werden Wadenkrämpfe in drei Kategorien unterteilt:

  1. Paraphysiologische Krämpfe: Diese sind meist auf ein Ungleichgewicht der Elektrolyte (Magnesium, Kalzium, Natrium) zurückzuführen und treten gelegentlich während der Schwangerschaft oder nach sportlicher Betätigung auf.
  2. Idiopathische Krämpfe: Die Ursache dieser Krämpfe ist unklar. Betroffene können erblich veranlagt sein oder es besteht eine noch nicht diagnostizierte Erkrankung wie Diabetes mellitus.
  3. Symptomatische Krämpfe: Diese Krämpfe werden durch verschiedene Erkrankungen des Nervensystems, des Herzens, der Muskeln oder des Stoffwechsels ausgelöst. Auch Vergiftungen oder Medikamente können symptomatische Krämpfe verursachen.

Detailierte Ursachen im Überblick

  • Störung des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes: Ein Mangel an Salzen wie Magnesium oder Natrium kann zu einer gestörten Erregbarkeit der Muskelfasern und damit zu unkontrollierbaren Verkrampfungen führen. Dies kann durch falsche Ernährung, Diabetes mellitus, Darm- und Nierenerkrankungen, Alkoholmissbrauch, Schwangerschaft oder die Einnahme entwässernder Medikamente verursacht werden.
  • Störung des Hormonhaushaltes und des Stoffwechsels: Hormonelle und Stoffwechselveränderungen können ebenfalls Muskelkrämpfe auslösen. Beispiele hierfür sind Schwangerschaft, Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion, Nebenschilddrüsenunterfunktion, Erkrankungen der Nebennierenrinde und Nierenerkrankungen.
  • Muskelerkrankungen: Eine Muskelerkrankung (Myopathie) kann zu einer Schwächung der Muskeln und krampfartigen Muskelschmerzen führen. Myopathien können erblich bedingt sein oder durch Entzündungen, hormonelle Störungen oder Vitamin-D-Mangel ausgelöst werden.
  • Erkrankungen des Nervensystems: Störungen der Nervenimpulsübertragung auf die Muskeln (Myasthenie) oder andere Erkrankungen des Nervensystems wie Dystonien, Polyneuropathien, Wundstarrkrampf (Tetanus), Radikulopathien, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und das Stiff-Man-Syndrom können Wadenkrämpfe verursachen.
  • Medikamente und Gifte: Einige Medikamente wie Cholesterinsenker, Blutdrucksenker, hormonelle Verhütungsmittel, Asthmasprays, Insulin, Chemotherapeutika und Gifte können Wadenkrämpfe hervorrufen.

Wadenkrämpfe nach Impfung: Ein möglicher Zusammenhang

Obwohl Wadenkrämpfe nicht explizit als häufige Nebenwirkung von Impfungen genannt werden, gibt es verschiedene Mechanismen, durch die sie indirekt mit einer Impfung in Verbindung stehen könnten:

  • Immunreaktion: Die Aktivierung des Immunsystems durch die Impfung kann vorübergehende Entzündungen und Stoffwechselveränderungen auslösen, die möglicherweise zu Muskelkrämpfen beitragen.
  • Elektrolytverschiebungen: In seltenen Fällen könnten Impfreaktionen zu vorübergehenden Elektrolytverschiebungen führen, die Muskelkrämpfe begünstigen.
  • Indirekte Effekte: Stress oder Unwohlsein nach der Impfung könnten zu Verspannungen und Muskelkrämpfen führen.

Es ist wichtig zu betonen, dass ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Impfungen und Wadenkrämpfen in den meisten Fällen nicht nachgewiesen werden kann. Treten Wadenkrämpfe jedoch kurz nach einer Impfung auf, sollte dies mit einem Arzt besprochen werden, um mögliche Ursachen abzuklären und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

In den meisten Fällen sind Wadenkrämpfe harmlos. Ein Arzt sollte jedoch aufgesucht werden, wenn:

  • die Krämpfe sehr häufig auftreten
  • die Krämpfe nachts den Schlaf rauben oder sich tagsüber bemerkbar machen
  • die Krämpfe sich trotz Dehnen oder sanfter Massagen nicht auflösen
  • zusätzliche Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen auftreten

Diagnose von Wadenkrämpfen

Der Arzt wird sich die Beschwerden genau erläutern lassen und Fragen zu den Umständen des Auftretens, familiären Hintergründen, möglichen Schwangerschaften und Medikamenteneinnahme stellen. Eine körperliche Untersuchung, insbesondere des Nervensystems und der Muskelfunktionen, schließt sich dem Gespräch an.

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Je nach Verdacht kann der Arzt weitere Untersuchungen veranlassen:

  • Elektromyografie (EMG): Messung der elektrischen Muskelaktivität, um Muskelerkrankungen oder Nervenstörungen zu erkennen.
  • Elektroneurografie: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um Nervenschädigungen festzustellen.
  • Dopplersonografie: Zum Nachweis von Thrombosen.
  • Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT): Bei Verdacht auf Rückenbeschwerden als Ursache.
  • Laboruntersuchung: Analyse des Blutes zur Bestimmung von Elektrolyten, Blutzucker, Leber- und Nierenwerten sowie Hormonspiegeln.

Behandlung von Wadenkrämpfen

Die Behandlung von Wadenkrämpfen richtet sich nach der Ursache. Bei Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes wird eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene Ernährung mit mineralstoffreichen Lebensmitteln empfohlen. Bei starkem Durchfall können Elektrolytlösungen helfen. Magnesiummangel kann durch entsprechende Präparate behoben werden. Bei regelmäßigen, schweren Wadenkrämpfen kann bei Erwachsenen Chininsulfat (Chinin) nach ärztlicher Rücksprache in Betracht gezogen werden. Bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse können Vitamin D oder Kalzium verschrieben werden. Bei durch Muskelerkrankungen ausgelösten Krämpfen sind physiotherapeutische Maßnahmen hilfreich. Bei Dystonien können Medikamente wie Botulinum-Toxin oder Benzodiazepine verordnet werden. Bei Erkrankungen des Nervensystems können durchblutungsfördernde Arzneien helfen. Wenn die Krämpfe als Nebenwirkung eines Medikamentes auftreten, kann möglicherweise ein anderes Präparat gewählt werden.

Homöopathie und Akupunktur

In der Homöopathie werden verschiedene Mittel zur Entspannung und Schmerzlinderung bei Muskelkrämpfen eingesetzt. Bei der Akupunktur werden dünne Nadeln auf Akupunkturpunkte der Energieleitbahnen von Leber und Milz gesetzt, um eine ausgewogene Muskelfunktion zu fördern.

Erste Hilfe bei akuten Wadenkrämpfen

  • Dehnen: Die Zehen nach oben ziehen und die Ferse fest in den Boden drücken.
  • Massieren: Den verkrampften Muskel leicht massieren, um die Durchblutung zu fördern.
  • Bewegung: Einige Schritte gehen und eine kleine Trainingspause einlegen.
  • Trinken: Ausreichend trinken und den Elektrolythaushalt ausgleichen.
  • Wärme: Bei kalten Temperaturen wärmende Strümpfe und eine lange Hose tragen. Bei nächtlichen Wadenkrämpfen kann eine kurze Fuß- oder Wadendusche helfen.
  • Kälte: Bei manchen Menschen können kalte Auflagen die Krämpfe lösen.

Beinödeme nach COVID-Impfung

In einigen Fällen wurde nach COVID-Impfungen über Beinödeme (Schwellungen) berichtet. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein:

  • Lymphödeme: Schädigung des Lymphdrainagesystems durch Entzündungen oder Thrombosen der Kapillaren, Hautvenen und tiefen Venen.
  • Phlebödeme: Venenerkrankungen wie Varikosis, Thrombosen oder Venenentzündungen, die zu einem erhöhten venösen Gefäßdruck führen.
  • Lipödeme: Fettverteilungsstörung, die zumeist Frauen betrifft und sich durch eine symmetrische, druck- und schmerzempfindliche Akkumulation von Fettgewebe unterhalb des Beckenkamms auszeichnet.

Diagnostik und Therapie von Beinödemen

Die Diagnose von Beinödemen umfasst Anamnese, Inspektion, Palpation, duplexsonografische Untersuchungen von Venen und anderen ödemfördernden Organen sowie szintigrafische Untersuchungen der Lymphbahnen.

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Die Standardtherapie ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE), die aus Hautpflege, manueller Lymphdrainage, Kompressionstherapie und entstauungsfördernder Sport-/Bewegungstherapie besteht. In einigen Fällen kann eine operative Therapie in Betracht gezogen werden.

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