Krämpfe in den Händen, die sich als Pfötchenstellung äußern, können beunruhigend sein. Oft sind sie ein Symptom für Hyperventilation, eine Störung der Atemregulation, bei der Betroffene unbewusst schneller und tiefer atmen, als es der Körper benötigt. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Krämpfen in den Händen im Zusammenhang mit Hyperventilation und anderen möglichen Ursachen.
Was ist Hyperventilation?
Hyperventilation ist definiert als eine gestörte Atemregulation, bei der eine Person schneller und tiefer atmet, als der Körper benötigt. Bei einem Erwachsenen liegt die normale Atemfrequenz zwischen 12 und 20 Atemzügen pro Minute. Eine erhöhte Atemfrequenz wird als Tachypnoe oder beschleunigte Atmung bezeichnet. Das Hyperventilationssyndrom beschreibt das Krankheitsbild mit den typischen Symptomen, die mit der Hyperventilation verbunden sind.
Symptome der Hyperventilation
Meist beginnt eine Hyperventilation mit einer beschleunigten Atmung. Betroffene haben oft das Gefühl von Atemnot und beginnen, immer tiefer und schneller zu atmen. Nach wenigen Minuten können verschiedene körperliche Symptome auftreten, darunter:
- Kribbeln in Fingern, Wangen, Lippen oder Ohrläppchen
- Taubheitsgefühl im Mund und an der Zunge, was das Sprechen erschwert
- Sehstörungen
- Zittern
- Hoher Puls
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Brustschmerzen
- Herzklopfen
- Bewusstlosigkeit (Synkope)
In extremen Fällen kann sich das Kribbeln von den Fingern auf die Hände ausweiten und zu Muskelkrämpfen führen, die als Pfötchenstellung bekannt sind. Auch Füße und Mund können verkrampfen. Wenn die Beschwerden den ganzen Körper betreffen, sprechen medizinische Fachleute von einer Tetanie.
Ursachen der Hyperventilation
Hyperventilation hat verschiedene Ursachen. Häufig liegen psychische Gründe vor, wie starker Stress, Angst, Aufregung oder Panik. Hyperventilation ist am ehesten bei Menschen zu beobachten, die Angst, Aufregung, Stress oder Panik verspüren. Die dadurch ausgelösten Symptome können sehr beunruhigend wirken, verursachen aber keine bleibenden Schäden. Manchmal können aber auch körperliche Ursachen eine Hyperventilation auslösen. Dazu gehören:
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- Hirnentzündung (Enzephalitis)
- Lungenerkrankungen
- Herzschwäche
- Erkrankungen des Gehirns
- Fieber
- Hormonelle Störungen
- Bestimmte Medikamente
Es ist wichtig, organische Ursachen auszuschließen, insbesondere wenn die Hyperventilation plötzlich und ohne erkennbaren psychischen Auslöser auftritt.
Die Pfötchenstellung der Hände
Die Pfötchenstellung der Hände ist ein typisches Symptom der Hyperventilationstetanie. Sie entsteht durch einen Mangel an freiem Kalzium im Blut, der durch die veränderte Kohlendioxidkonzentration verursacht wird. Das Mineral Kalzium bindet bei hohen pH-Werten vermehrt an Bluteiweiße und steht dem Körper nicht mehr zur freien Verfügung. Dieser vorübergehende Kalziummangel hat zur Folge, dass Muskel- und Nervenzellen leichter erregbar sind. Betroffene berichten dann über Krämpfe in Händen und Füßen. Typischerweise verharren die Hände in der sogenannten Pfötchenstellung, bei der das Handgelenk tendenziell nach unten gewinkelt ist und die Finger aneinandergelegt sind.
Diagnose der Hyperventilation
Die Diagnose einer Hyperventilation kann in akuten Fällen mithilfe einer Blutgasanalyse erfolgen. Diese Analyse bestimmt die Kohlendioxid-Konzentration und den pH-Wert des Blutes. Eine weitere Möglichkeit ist, das Hyperventilationssyndrom zu Diagnosezwecken künstlich hervorzurufen. Hierzu muss der Patient drei Minuten lang schneller und tiefer atmen als normal. Wenn dieser Hyperventilationsversuch dieselben Beschwerden hervorruft, die auch im Alltag bei einem Hyperventilationsanfall auftreten, gilt die akute Hyperventilation als sicher diagnostiziert.
Bei chronischer Hyperventilation ist die Krankengeschichte in der Regel wichtiger für die Diagnose als bei der akuten Form, da der Körper sich bereits an das ständige Hyperventilieren gewöhnt hat. Der Arzt wird Fragen zu Art und Dauer der Symptome, Vorerkrankungen und eingenommenen Medikamenten stellen.
Therapie bei Hyperventilation
Die Behandlung einer Hyperventilation hängt von der Ursache ab. Beim psychisch bedingten akuten Hyperventilationssyndrom ist es wichtig, sich beziehungsweise die betroffene Person zu beruhigen. Es kann helfen, sich daran zu erinnern, dass Hyperventilieren an sich harmlos ist und keine gefährliche Krankheit hinter den Beschwerden steckt.
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Akutmaßnahmen
- Beruhigung: Sprechen Sie ruhig und langsam mit der betroffenen Person.
- Atemfokus: Bitten Sie die Person, ruhig zu atmen und sich besonders auf das Ausatmen zu konzentrieren. Atme bewusst langsam durch die Nase ein und wieder aus. Konzentriere dich dabei darauf, mit dem Zwerchfell zu atmen. Die Zwerchfellatmung erkennst du daran, dass sich dein Bauch hebt und senkt.
- Tütenrückatmung: Bei Kribbeln oder Pfötchenstellung kann eine kurzzeitige Tütenrückatmung helfen. Dazu wird die Öffnung einer Plastik- oder Papiertüte über Mund und Nase gehalten, und ruhig und gleichmäßig in die Tüte ein- und ausgeatmet. So klingen die Beschwerden in aller Regel rasch ab. Denn bei der Rückatmung nimmt man das Kohlendioxid aus der ausgeatmeten Luft wieder auf. Dadurch steigt die Kohlendioxid-Konzentration im Blut, welche durch das Hyperventilieren gesunken ist, schnell an - und die Symptome klingen wieder ab. Achtung: Eine Rückatmung mit Beutel darf nur erfolgen, wenn es sich eindeutig um eine psychogene Hyperventilation handelt. Bei einer echten Atemnot infolge einer körperlichen Ursache (z. B. Asthmaanfall, akute Herzschwäche, etc.) würde man damit die Situation zusätzlich verschlechtern.
- Medikamentöse Therapie: Schaffen es Betroffene nicht, ihre Atmung zu beruhigen und kommt es zu Krämpfen (Hyperventilationstetanie), können bei einem akuten Anfall Beruhigungsmittel aus der Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine (etwa mit dem Wirkstoff Diazepam) gespritzt werden.
Langfristige Therapiemöglichkeiten
- Atemschulung: Für Personen, die häufiger hyperventilieren, kann eine Atemschulung ratsam sein. Hier lernen sie spezielle Atemtechniken, um weitere Anfälle zu verhindern. Betroffene können etwa eine Hand auf den Bauch legen und probieren, diese durch die Atmung wegzudrücken.
- Entspannungstechniken: Das Erlernen von Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Yoga kann helfen, Stress abzubauen und Hyperventilationsanfällen vorzubeugen.
- Psychotherapie: Wenn psychische Probleme die Ursache für die Hyperventilation sind, kann eine Psychotherapie sinnvoll sein.
Weitere Ursachen für Krämpfe in den Händen
Neben der Hyperventilation können auch andere Erkrankungen Krämpfe in den Händen verursachen. Dazu gehören:
- Nebenschilddrüsen-Unterfunktion (Hypoparathyreoidismus): Eine seltene Erkrankung, bei der die Nebenschilddrüsen nicht genügend Parathormon produzieren. Dies führt zu einem Mangel an Kalzium im Blut und kann Krampfanfälle auslösen. Typisch ist eine sogenannte Pfötchenstellung der Hände.
- Somatoforme Störungen: Psychische Probleme, die sich in körperlichen Beschwerden äußern, für die keine organische Ursache gefunden werden kann.
- Akute organische Psychose: Eine schwere Störung des Gehirns, die durch eine Schädelverletzung, einen Tumor, eine Hirnhautentzündung oder einen Schlaganfall verursacht werden kann.
Vorbeugung von Hyperventilationsanfällen
- Stressmanagement: Vermeiden Sie Stress und lernen Sie Entspannungstechniken.
- Regelmäßige Bewegung: Sport und Bewegung können helfen, Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
- Ausreichend Schlaf: Schlafmangel kann Stress verstärken und das Risiko für Hyperventilationsanfälle erhöhen.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann helfen, den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen und das Nervensystem zu stärken.
- Vermeidung von Angstauslösern: Wenn Sie wissen, welche Situationen bei Ihnen Angst auslösen, versuchen Sie, diese zu vermeiden oder sich darauf vorzubereiten.
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