Taubheitsgefühl im Fuß: Ursachen, Behandlung und Zusammenhang mit einem Bandscheibenvorfall

Ein Bandscheibenvorfall kann sich auf vielfältige Weise äußern. Während manche Betroffene ihn kaum bemerken, leiden andere unter starken Beschwerden. Zu den häufigsten Symptomen gehören Schmerzen, die ins Bein und bis in die Füße ziehen, sowie Taubheitsgefühle oder Kribbeln. In vielen Fällen verschwinden diese Beschwerden innerhalb weniger Wochen von selbst. Bis dahin ist es wichtig, die Schmerzen zu behandeln und aktiv zu bleiben, soweit es geht. Es ist jedoch zu beachten, dass die Informationen in diesem Artikel keinen Arztbesuch ersetzen und nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden sollten.

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden. Ihre genaue Ursache ist oft schwer zu bestimmen. Wenn die Schmerzen jedoch über das Bein bis in den Fuß ausstrahlen, kann ein Bandscheibenvorfall die Ursache sein. Glücklicherweise lassen die Schmerzen bei den meisten Betroffenen innerhalb von sechs Wochen nach.

Die Bandscheiben fungieren als Puffer zwischen den Wirbelkörpern der Rückenwirbel. Sie bestehen aus einem gelartigen Kern (Gallertkern), der von einer elastischen Knorpelfaserhülle umgeben ist. Ein Bandscheibenvorfall liegt vor, wenn Bandscheibengewebe zwischen den Wirbelkörpern hervortritt und auf angrenzende Nerven im Bereich der Wirbelsäule drückt, was zu starken Beschwerden führen kann.

Symptome eines Bandscheibenvorfalls

Ein plötzlich einschießender Schmerz oder starke Schmerzen im unteren Rücken sind häufige Symptome eines Bandscheibenvorfalls. Typisch sind Schmerzen, die über ein Bein bis in den Fuß ausstrahlen, bekannt als Ischialgie oder umgangssprachlich Ischias. Diese werden meist durch Bandscheibenvorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule ausgelöst. Bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule können die Schmerzen auch in den Armen auftreten.

Gefühlsstörungen im Gesäßbereich oder Lähmungserscheinungen können auf eine Nervenschädigung hindeuten, was jedoch selten vorkommt. Es ist wichtig zu wissen, dass Bandscheibenvorfälle nicht immer Beschwerden verursachen. Studien haben gezeigt, dass viele Menschen mit vorgewölbten Bandscheiben keine Schmerzen haben.

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Zusammenfassend lassen sich folgende Symptome festhalten:

  • Schmerzen
  • Kribbeln
  • Gefühlsstörung
  • Lähmungen/Taubheitsgefühl
  • Funktionslosigkeit

Je nach betroffenem Bereich der Wirbelsäule können die Symptome variieren:

  • Halswirbelsäule (HWS): Beschwerden im Hals- und Nackenbereich, die in Schulter, Arm, Hand und Finger ausstrahlen können.
  • Brustwirbelsäule (BWS): Dumpfer Rückenschmerz, der gürtelförmig über den Brustkorb ausstrahlen kann.
  • Lendenwirbelsäule (LWS): Stechende Schmerzen, die auf den Rücken begrenzt sein können oder bis in die Beine und Füße ausstrahlen. In schweren Fällen können auch Inkontinenz von Stuhl und Urin sowie Lähmungserscheinungen auftreten.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Bandscheiben wirken wie Stoßdämpfer zwischen den Wirbeln und federn Belastungen der Wirbelsäule ab. Wenn diese Funktion eingeschränkt ist, kann es zu einem Bandscheibenvorfall kommen. Schmerzen entstehen vermutlich dadurch, dass Bandscheibengewebe auf Nerven im Bereich des Rückenmarks drückt.

Am häufigsten entstehen Bandscheibenvorfälle aufgrund von Verschleißerscheinungen, die zum normalen Alterungsprozess gehören, aber individuell unterschiedlich ausgeprägt sind. Mit zunehmendem Alter verlieren die Bandscheiben an Elastizität, werden spröde und können Risse bekommen. Besonders die typischen Ischiasschmerzen entstehen, wenn Bandscheibengewebe auf eine Nervenwurzel im Bereich der Lendenwirbelsäule drückt, wo der Ischiasnerv verläuft, der die Beine versorgt.

Weitere Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall sind:

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  • Ungesunde Ernährung und unzureichende Flüssigkeitsaufnahme
  • Rauchen
  • Mangelnde Bewegung
  • Sitzende Tätigkeiten
  • Fehlhaltung und -belastung
  • Schwäche der Rumpfmuskulatur
  • Übergewicht

Schweregrade eines Bandscheibenvorfalls

Fachleute unterscheiden beim Bandscheibenvorfall drei Schweregrade:

  1. Vorwölbung (Protrusion): Die Bandscheibe tritt in einer Wölbung zwischen den Wirbelkörpern hervor, wobei die äußere Hülle noch intakt ist.
  2. Vorfall (Prolaps): Die äußere Hülle der Bandscheibe weist Risse auf, und Bandscheibengewebe kann austreten, ist aber noch mit der Bandscheibe verbunden.
  3. Ablösung (Sequester): Das Bandscheibengewebe ist in den Wirbelkanal ausgetreten und hat keine direkte Verbindung zur Bandscheibe mehr.

Vorfall und Ablösung von Bandscheibengewebe führen häufiger zu Beinbeschwerden als eine Vorwölbung.

Bandscheibendegeneration

Die Bandscheibendegeneration ist ein Rückgang der normalen Bandscheibenfunktion, meist aufgrund einer Störung im Stoffwechsel. Eine Degeneration der Bandscheibe betrifft bereits 30 Prozent der 30- bis 35-Jährigen, dabei sind die meisten in diesem Alter noch beschwerdefrei.

Die Bandscheibendegeneration verläuft in mehreren Stadien. Bei der intakten Bandscheibe ist der flüssige Bandscheibenkern (Nucleus pulposus) von dem zähen Anulus fibrosus umgeben. Gibt diese zähe Bandscheibenhülle unter dem Druck des Gallertkernes nach, liegt eine Bandscheibenprotrusion vor: Die Bandscheibe wölbt sich vor. Erst wenn das gallertartige Innere der Bandscheibe nach außen tritt, spricht man von einem Bandscheibenvorfall. Im letzten Stadium bildet sich ein Sequester. Der Nucleus pulposus hat sich dann vollständig aus dem Inneren der Bandscheibe gelöst.

Diagnose

Meist können Ärzte nach einer Befragung und einer körperlichen Untersuchung eine Diagnose stellen. Die genaue Diagnosestellung erfolgt zum einen klinisch. Hierbei führen Ärzt:innen körperliche Untersuchungen im Bereich der Wirbelsäule und der Extremitäten durch, um Auffälligkeiten zu finden. Außerdem erfolgt eine neurologische Untersuchung. Zum anderen werden bildgebende Verfahren eingesetzt, zum Beispiel eine Magnetresonanztomographie (MRT) und gegebenenfalls eine Computertomographie (CT).

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Bei Rückenschmerzen gibt es wenig gute Gründe für andere aufwendige Untersuchungen. Röntgenaufnahmen sind kaum geeignet, da sie auch bei Menschen ohne Beschwerden häufig Bandscheibenschäden zeigen. Bildgebende Untersuchungen können also eine vermeintliche Ursache für die Kreuzschmerzen zeigen, die in Wirklichkeit nicht die Beschwerden auslöst.

Behandlung

Im Vordergrund steht die schmerzlindernde Behandlung der Beschwerden, damit man so aktiv wie möglich bleiben kann. Die Genesung lässt sich durch die Schmerztherapie zwar nicht beschleunigen, aber auch heftige Ischiasbeschwerden klingen meist allmählich von allein wieder ab. Eine Operation ist nur selten nötig.

Wenn die Nerven so stark beeinträchtigt sind, dass die Funktion von Darm oder Blase gestört ist oder erhebliche Lähmungen auftreten, ist eine Operation notwendig.

Konservative Behandlung

Der größte Anteil der Bandscheibenvorfälle wird konservativ behandelt, also ohne Operation. Zu den Therapiemaßnahmen gehören vor allem Bewegung, Entspannung und Entlastung, schmerzstillende Medikamente sowie manuelle und physikalische Therapien. Bei letzterer werden beispielsweise Druck, Zug, Wärme, Kälte oder Elektrizität für die Behandlung genutzt.

Medikamentöse Behandlung

Zur Linderung von Ischiasbeschwerden können verschiedene Medikamente eingesetzt werden, darunter:

  • Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR): Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen wirken schmerzstillend und entzündungshemmend.
  • Paracetamol: Eine gut verträgliche Alternative für Menschen, die NSAR nicht vertragen.
  • Opioide: Starke Schmerzmittel, die nur kurzfristig und unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden dürfen.
  • Antikonvulsiva: Werden normalerweise bei Epilepsie eingesetzt, sind aber auch zur Behandlung von Nervenschmerzen zugelassen.
  • Antidepressiva: Einige dieser Mittel sind auch zur Behandlung von Schmerzen zugelassen.

Weitere konservative Maßnahmen

  • Krankengymnastik: Hilfreich bei schmerzbedingt eingeschränkter Mobilität zur Korrektur von Fehlhaltung und Muskeltonus.
  • Wirbelsäulennahe Spritzen: Können Nebenwirkungen wie Nachblutungen, Infektionen und Nervenverletzungen haben.
  • Training und Beratung unter physiotherapeutischer Aufsicht nach der Operation
  • Bewegung: Bewegung unterstützt die Behandlung. Bei Entlastung nehmen die Bandscheiben Nährflüssigkeit auf und geben sie bei Belastung wieder ab.
  • Physiotherapie und Bewegungsprogramm: In der Physiotherapie erlernen Betroffene, sich rückengerecht zu bewegen, um Ihren Rücken bestmöglich zu entlasten. Kräftigungsübungen dienen dazu, die geschwächte Rückenmuskulatur, besonders die Tiefenmuskulatur, gezielt aufzubauen.
  • Anwendungen: Ergänzend können Massagen oder Wärme- beziehungsweise Kältebehandlungen hilfreich sein.
  • Interventionelle Therapie: Dabei spritzt der Arzt zum Teil mit Unterstützung bildgebender Verfahren Schmerzmittel, Kortison oder eine Mischung aus beidem direkt an den Schmerzausgangspunkt.
  • Liebscher & Bracht Übungen: Können helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu fördern.

Operative Behandlung

Wenn die konservative Therapie nicht zu einer zufriedenstellenden Beschwerdelinderung führt oder Lähmungen, Inkontinenz sowie Sexualfunktionsstörungen vorliegen, ist die Gefahr einer bleibenden Nervenschädigung sehr groß. Dann wird eine Operation in Erwägung gezogen.

Es gibt verschiedene operative Verfahren:

  • Mikrochirurgische Bandscheibenoperation: Hierbei wird das vorgefallene Bandscheibengewebe entfernt und die Nervenwurzel vom Druck befreit.
  • Endoskopische Bandscheibenoperation: Ein minimalinvasives Verfahren, bei dem das Bandscheibengewebe mit speziellen Zangen und anderen Instrumenten abgetragen wird.
  • Bandscheibenprothese: In seltenen Fällen kann eine defekte Bandscheibe durch eine künstliche Bandscheibe ersetzt werden.
  • Versteifung der Wirbelsäule (Spondylodese): Dabei werden Wirbelkörper miteinander verschraubt.

Verlauf

Bei manchen Menschen treten die Schmerzen plötzlich auf und verschwinden ähnlich plötzlich von selbst wieder. Einige haben über längere Zeit Schmerzen, andere wiederholte Schmerzattacken. Ein Bandscheibenvorfall kann also ganz unterschiedlich verlaufen.

Bei etwa 90 Prozent der Menschen mit einem Bandscheibenvorfall lassen die Beschwerden innerhalb von sechs Wochen von selbst nach. Vermutlich beseitigt der Körper einen Teil des ausgetretenen Gewebes oder es verschiebt sich so, dass die Nerven nicht mehr gereizt werden.

Vorbeugung

Einem Bandscheibenvorfall können Sie mit verschiedenen Maßnahmen effektiv vorbeugen:

  • Übergewicht abbauen
  • Aktivitätslevel erhöhen
  • Muskulatur aufbauen
  • Körperhaltung verbessern
  • Ergonomischer Arbeitsplatz
  • Gesunder Schlaf
  • Regelmäßige Bewegung und gezielte Übungen wie die Liebscher & Bracht Übungen

Taubheitsgefühl im Fuß als Symptom

Taubheitsgefühle im Fuß können auf einen Bandscheibenvorfall hindeuten, insbesondere wenn sie zusammen mit Rückenschmerzen auftreten, die ins Bein ausstrahlen. Die Nerven, die die Zehen versorgen, sitzen als Spinalnerven in der Lenden- und Sakralregion der Wirbelsäule. Ein Bandscheibenvorfall in diesem Bereich kann Druck auf diese Nerven ausüben und zu Taubheitsgefühlen führen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Taubheitsgefühle im Fuß auch andere Ursachen haben können, wie z. B. Polyneuropathien (z. B. durch Diabetes mellitus), Spinalkanalstenosen oder andere neurologische Erkrankungen. Daher ist eine sorgfältige Untersuchung durch einen Arzt erforderlich, um die genaue Ursache der Beschwerden festzustellen.

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